Volckhausen, Carl (1822-1899)

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Carl Volckhausen (1822-1899)
Bild: Fotografie eines Ölgemäldes von Adele Volckhausen

Carl Volckhausen (* 23. Oktober 1822 in Haustenbeck; † 29. Oktober 1899 in Düsseldorf) war Lehrer, Autor, Journalist und engagierte sich politisch auf der Seite der Demokraten.


GND http://d-nb.info/gnd/121396088
Andere Namen
  • Volckhausen, David Friedrich Carl Philipp Louis
  • Volkhausen[1]
Geburtsdatum 23.10.1822
Geburtsort Haustenbeck
Sterbedatum 20.10.1899
Sterbeort Düsseldorf
Bekannt als (Tätigkeitsfeld) Pädagoge, Journalist
Lippe-Bezug
Beziehung zu Personen
Beziehung zu Institutionen
  • Lehrer am Gymnasium Leopoldinum Detmold
Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Volckhausen

Leben

Volkhausen stammt aus einer lippischen Pfarrerdynastie. Sein Urgroßvater väterlicherseits war der Meinberger Pfarrer Christoph Moritz Peter Volkhausen. Auch Großvater und Vater waren Pfarrer, der Vater Ludwig Volckhausen war seit 1818 Pfarrer in Haustenbeck. Er war seit dem 11. Juli 1820 verheiratet mit Karoline Henriette Johanne Christine geb. Wülfing (* 1801 † nach 1864) aus Kleve.

Carl besuchte das Gymnasium und studierte anschließend 1842-1845 Theologie an den Universitäten Tübingen und Jena. Am 12. Mai 1845 beantragte er beim lippischen Konsistorium in Detmold die Zulassung zum Predigerexamen, die ihm gewährt wurde, obwohl seine vorgelegten Studiennachweise nicht vollständig die erforderlichen Kenntnisse umfassten.[2] Nach der schriftlichen Arbeit, der Predigt und der mündlichen Prüfung wurde Volkhausen im November unter die Landeskandidaten aufgenommen.[3]

Er war befreundet mit Theodor Althaus, mit dem zusammen er im Winter 1845/46 einen demokratischen Leseverein unterhielt, welcher oppositionelles Schrifttum den Interessierten zur Verfügung stellte. »Beamte, Advocaten, Aerzte, Kaufleute, Gutsbesitzer, vor Allem Lehrer, waren an dem Verein betheiligt, der dem Mitgliede für den kleinen Betrag von zwei Thalern jährlich, wöchentlich einen Band oder ein Bändchen lieferte.«[4]

Im Winter 1847 entschloss sich Carl, bei der Detmolder Scholarchats-Kommission (=Schulbehörde) um eine Anstellung als Lehrer nachzusuchen, da er auf eine Pfarrstelle als jüngster der Kandidaten lange würde warten müssen (und eine verkündende Tätigkeit wohl auch nicht mehr seinen Überzeugungen entsprach). Da ihm jedoch die erforderlichen altsprachlichen Kenntnisse fehlten, wurde er aufgefordert, diese im Selbststudium zu erwerben. Als im Herbst 1847 am Detmolder Gymnasium eine Sexta eingerichtet werden sollte, wurde Volkhausen dafür als Klassenlehrer in Betracht gezogen. Er legte eine schriftliche Prüfungsarbeit ab und gab einige Stunden Probeunterricht, welche Direktor Schierenberg befriedigten. Zum 1.10.1847 wurde er mit einem Gehalt von 300 Talern jährlich angestellt.

In der Revolutionszeit 1848/49

Als im März 1848 die Revolution auch in Lippe angekommen war, wollte Volkhausen für seine demokratischen Überzeugungen arbeiten. Er beteiligte sich an der Redaktion der ersten lippischen Zeitschrift, welche die neue Pressefreiheit ausnutzte, die in Lemgo ab dem 25. März erscheinende fortschrittlich gesinnte Wage. In Detmold wurde er Vizepräsident des neu gegründeten Bürgervereins (bald in Volksverein umbenannt). Er war mit Theodor Althaus und Malwida von Meysenbug befreundet.

Im August 1848 verhandelte die Scholarchatskommission, nachdem in der Schülerschaft des Gymnasiums demokratische Versammlungen festgestellt worden waren, auch über die Person Volkhausens. Dabei setzte sich die Ansicht durch, dass man sein Engagement für Volksverein und Wage unterbinden müsse, auch wenn solch Engagement formal betrachtet in Ordnung sei, da beide nicht illegal wären, schließlich würde er als Lehrer sicher die Jugend in eine unerwünschte Richtung beeinflussen. Darüber informiert, trat Volkhausen noch im August aus der Redaktion der Wage zurück und legte am 27. August auch die Vizepräsidentschaft im Volksverein nieder.

Damit war Volkhausens politisches Wirken jedoch nicht aus dem Sinn der Scholarchatskommission. Als 1849 Direktor Heinrich Schierenberg an das Leopoldinum zurückkehrte, der zuvor Lippes gewählter Vertreter in der Nationalversammlung in der Paulskirche gewesen war, sah man dort die Notwendigkeit, einen von zwei am Leopoldinum widerruflich eingestellten Lehrer zu entlassen. Das war eine Möglichkeit, Volkhausen als Lehrer wieder loszuwerden, und auch hier setzten sich die konservativen Kräfte in Scholarchats-Kommission und Regierung durch. Allerdings erhielt Volkhausen ein gutes Zeugnis Schierenbergs.

Tätigkeit als freier Schriftsteller und Journalist

Nach der Entlassung aus dem lippische Schuldienst gelang es Volkhausen nicht, eine andere schulische Anstellung zu finden. Im Januar 1850 reiste er nach Leipzig, um dort als freier Schriftsteller zu arbeiten, fand dann jedoch Mitte Februar 1850 eine Anstellung als Lehrer an einer Privatschule in Hoya. Im Sommer 1851 wechselte er nach Hamburg, um dort nach Vermittlung von Malwida von Meysenbug Lehrer an der Gemeindeschule der Deutschkatholiken zu werden, welche der Hochschule für das weibliche Geschlecht zugeordnet war. Hier lernte er auch seine künftige Frau Adeline Voigt kennen. 1853 wurde er zudem in den Vorstand des Schulwissenschaftlichen Vereins gewählt; zudem engagierte er sich im Arbeiterbildungsverein. Volkhausens Schule wurde im März 1854 vom Hamburger Senat geschlossen.

Am 18. Mai 1854 heiratete Volkhausen die dann dreißigjährige Adeline geb. Voigt in Elberfeld, wo Adelines Eltern wohnten, eine wohlhabende Kaufmannsfamilie (ursprünglich aus Solingen), die ihrer Tochter die Verbindung mit einem »armen Literaten« nicht verziehen. Schon am 12. März 1854 hatte das Paar eine Tochter Adele bekommen.

Das Paar wohnte zunächst in Hamburg. Vermutlich hat Volkmann weiter als Privatlehrer seinen Lebensunterhalt verdient. Ab Januar 1857 gab Volkhausen mit Ludwig Walesrode zusammen die Wochenschrift Kompaß heraus, die nur bis zum November des Jahres erschien. Auch in den weiteren Jahren war Volkhausen weiter gelegentlich als Schriftsteller tätig; seine Frau Adeline veröffentlichte mehrere Romane.

1866 wurde Volckhausen Mitglied der Hamburger Bürgerschaft, blieb dies aber nur bis zum Februar 1868. Seit Anfang 1867 bis 1873 wirkte er in Frankfurt am Main als Chefredakteur der Frankfurter Zeitung. Nach seinem Austritt aus der Redaktion war er in Mannheim journalistisch tätig als Redakteur der Neuen Badischen Landeszeitung. Im November 1875 zog er nach Düsseldorf, um sich im Alter der freien Schriftstellerei und privaten Studien zu widmen. Inzwischen hatte das (ererbte) Vermögen seiner Frau die Familie der finanziellen Sorgen enthoben. Im höheren Alter litt er zunehmend an Verwirrung. Seine Frau starb ab 17. März 1895; er selbst vier Jahre später, am 29. Oktober 1899, in einer Anstalt.

Adele Volkhausen

Das einzige Kind von Carl und Adeline ist die Tochter Adele, die in Hamburg am 12. März 1854 geboren wurde, rund zwei Monate vor der Hochzeit ihrer Eltern. Sie ließ sich als Malerin ausbilden und malte vornehmlich Porträts; ein Selbstporträt von ihr und ein Porträt des Vaters Carl sind überliefert.[5] Im Alter von 45 Jahren bekam Adele ein Muskelleiden im rechten Arm, das sie daran hinderte, weiter zu malen. Da sie Vermögen geerbt hatte, litt sie keine wirtschaftliche Not und bewohnte weiter das elterliche Haus in der Duisburger Straße 45. in Düsseldorf. Sie war nicht verheiratet, sondern lebte mit Therese Düllberg zusammen, die ihr den Haushalt führte und deren Tochter nach ihr Adele benannt wurde. Adele Volckhausen starb am 19. März 1924; ihr Vermögen war in der Wirtschaftskrise verloren gegangen. Das Übriggebliebene erbte Therese Düllberg.

Werke

Selbständige Veröffentlichungen

  • Der russische Hof von Peter I. bis auf Nikolaus I. mit einer Einleitung: Russland vor Peter I. von Magnus Jacob von Crusenstolpe. Fortges. von C. Volckhausen. 9 Bde. Hamburg: Hoffmann und Campe 1858-1860
    • Nikolaus I. Die polnische Revolution (Bd7.1858)
    • Nikolaus I. Von d. polnischen Revolution bis zur Intervention in Ungarn (Bd.8.1859)
    • Nikolaus I. Von s. Intervention in Ungarn bis zum Tode d. Zaren (Bd.9.1860)
  • Drei Reden über Gewissensfreiheit. I.: Das Schutz- und Predigtsystem auf dem Gebiete der Religion. II.: Geschichtliche Studien über Gewissensfreiheit. III.: Ist ein Glaubenszwang für das Volk notwendig? Gehalten am 6. December 1858, 17. Januar und 7. Februar 1859 für das Comite zur Förderung der Gewissensfreiheit. Hamburg: Hoffmann und Campe 1859
  • Zur Geschichte eines kleinen Staates. Die Revolution von 1848 in Lippe. Bielefeld: Aisthesis 1862.

Beiträge

  • Nach Amerika. Ein Lebensbild von d. rothe Erde. Feuilleton (Kompaß 1857, Nr. 23-25)
  • Drei Reden über Gewissensfreiheit. Vorträge (1859)
  • Friedrich Schiller, der Dichter der Ideale : Festrede, gehalten am 12. November 1859 im Bildungs-Verein für Arbeiter in Hamburg. - Hamburg : Fischer, 1859. - 8 S.
Bibliothek der Humboldt-Universität
  • Zur Geschichte eines kleinen Staates (Demokratische Studien. Hrsg. Ludwig Walesrode. Bd.2.1861)
02-LH 80
  • Aus einem dt. Kleinstaate (Gartenlaube 1877)
  • Fünfzehn Briefe Carl Volkhausens an Malvida v. Meysenburg aus d. Jahren 1849-1852. Hrsg. u. mit einem Kommentar versehen von Alfred Bergmann (MittlippGesch. Bd.23.1954)
https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/5577348

Herausgabe / Redaktion

  • Die Wage (Lemgo, 1848)
  • Kompaß (Hamburg 1857)
  • Frankfurter Zeitung (Frankfurt am Main 1867-1873)

Übersetzungen

  • S. Sidney: Australien. Geschichte und Beschreibung der australischen Kolonien. Neu-Süd-Wales, Victoria und Süd-Australien. Hamburg: Meißner 1854

Literatur

1258, 1342 II 13463-13465

  • Volkhausen (David Philipp Carl Friedrich Louis). - In: Schröder, Hans: Lexikon der hamburgischen Schriftsteller bis zur Gegenwart. Hamburg : Perthes. Bd. 7 (1879), S. 528-529.
https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11388926?page=538,539
  • Fricke, W.: Ein Sprachgenie d. lipp. Landes (Carl Volkhausen) (BllippHeim. 1902, Nr. 11)
  • Bergmann, Alfred: Carl Volkhausen. Der Lebensgang eines lipp. Demokraten (MittlippGesch. Bd.24.1955)
https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/5577612
  • Reissner, Eberhard: Alexander Herzen in Deutschland (1963)
  • Annegret Tegtmeier-Breit: Carl Volkhausen. Erinnerungen eines Demokraten. In: Lippe 1848. Von der demokratischen Manier eine Bittschrift zu überreichen. Detmold : Lippische Landesbibliothek, 1998, S. 247–255.
https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/content/pageview/7442879
  • Carl Volckhausen
https://www.lexikon-westfaelischer-autorinnen-und-autoren.de/autoren/volckhausen-carl/
  • IB: Volckhausen, (David Philipp) Carl (Friedrich Louis). In: Deutsches Literatur-Lexikon begr. von Wilhelm Kosch. Bern [u.a.]: Francke. Bd. 26 (2006), S. 218-219.

Weblinks

Status der Seite

Quelle: Autorenlexikon 2, Bergmann 1955.

26.4.2021 angelegt, 17.11.2023 ergänzt

Fußnoten

  1. Zur Schreibung Volkhausen / Volckhausen vgl. Bergmann 1955, S. 81, Fn. 2. Bergmann gibt einen Brief Carls an seine Verlobte Adeline wieder, dass er eigentlich Volckhausen sich schriebe. Jedoch habe der Pfarrer, der den Taufschein für die Anmeldung in Hamburg ausgefertigt habe, versehentlich Volkhausen geschrieben, und die Korrektur sei ihm zu lästig gewesen.
  2. Bergmann S. 9.
  3. Anzeige im Fürstlich-lippischen Regierungs- und Anzeigeblatt (1845) Nr. 47, vom 22.11. 1845, S. 494 https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/2190301.
  4. So die Erinnerung von Theodors Bruder Friedrich Althaus, hier zitiert nach Bergmann, S. 12-12.
  5. Bergmann notiert, das Gemälde sei dem Naturwissenschaftlichen und Historischen Verein für das Land Lippe von der Eigentümerin Frau Düllberg aus Düsseldorf geschenkt worden. Es befindet sich heute im Bestand