Woldemar, Lippe, Fürst (1824-1895)

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Fürst Woldemar zur Lippe
Bild: Schloss Detmold, Ahnensaal
Fürst Woldemar zur Lippe
Bild: Lippische Landesbibliothek, BA LP 31-6A
Fürst Woldemar zur Lippe
Bild: Lippische Landesbibliothek, FPS 17
Fürst Woldemar zur Lippe
Bild: Lippische Landesbibliothek, FPS 17,1
Fürst Woldemar und Fürstin Sophie zur Lippe
Bild: Lippische Landesbibliothek, FPS 17,1A

Woldemar Fürst zur Lippe (* 18. April 1824 in Detmold; † 20. März 1895 ebenda) regierte von 1875-1895 im Fürstentum Lippe.


GND http://d-nb.info/gnd/17398407X und http://d-nb.info/gnd/136724558
Andere Namen Günther Friedrich Woldemar
Geburtsdatum 18.4.1824
Geburtsort Detmold
Sterbedatum 20.3.1895
Sterbeort Detmold
Familienzugehörigkeit Lippe, Familie, 11. Jahrhundert-
Bekannt als
Ehepartner von: Sophie, Lippe, Fürstin (1834-1904)
Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Woldemar_(Lippe-Detmold)

Leben

Geboren als zweiter Sohn des Fürsten Leopold II. und der Fürstin Emilie am 18. April 1824.

Er erhielt zusammen mit seinen Brüdern Privatunterricht. Anschließend trat er in den Hannoverschen Militärdienst und diente später in der preußischen Kavallerie. Im Krieg gegen Dänemark 1849 führte Woldemar als Oberst das 2. Lippische Bataillon. Am 14. August 1849 brachte ihm das eine im Anzeigeblatt veröffentlichte Dankadresse seines Vaters bzw. der Regierung ein.[1]

Später wurde er zum General der Kavallerie befördert und war Chef des in Detmold stationierten Infanterie-Regiments Nr. 55 Graf Bülow von Dennewitz.

Am 9. November 1858 heiratete er Prinzessin Sophie von Baden. »Sie war eine große, stattliche Dame ..., die den ... Fürsten Woldemar "mein kleienr Mann" nannte.«[2] Das Paar blieb kinderlos. Bis zur Thronbesteigung wohnte Woldemar im vormals Ebertschen Haus in der Hornschen Straße (jetzt: Lippische Landesbibliothek), das nach ihm auch das »Prinzen-Palais« genannt wurde, danach im Detmolder Schloss.

Wirken als Regent

Woldemar bestieg den Thron am 8. Dezember 1875, nach dem Tod seines Bruders Leopold III. Er übernahm die Regentschaft in der Zeit eines Verfassungskonflikts, den er durch Einberufung eines provisorischen Landtags im Mai 1876 beenden konnte. Dessen Wahlgesetz führte zur Landtagswahl und im Dezember 1876 zu einem regulären Landtag.

Der Nachruf in der Landes-Zeitung führt eine ganze Reihe von gesetzlichen Regelungen auf, die in seiner Regentschaft erlassen wurden, und behauptet dabei, Woldemar habe »in der Wahl seiner Minister und höchsten Regierungsbeamten stets eine glückliche Hand« gehabt, so dass »trotz der verschiedensten, hier nicht näher zu erörternden Schwierigkeiten« »sehr wichtige und einschneidende Gesetze« erlassen werden konnten. Genannt sind

  • Regelung der kirchlichen und Gemeinde-Verhältnisse
  • Regelung der Verhältnisse von Beamten, Lehrern und Witwen
  • (1876) Gesetz zur Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer
  • (1876) Verordnung über Kirchenvorstände, Wahl der Prediger etc.
  • Einkommenssteuergesetz
  • (1886) Städteordnung
  • (1893) Dorfgemeindeordnung
Lippische Regierungschefs unter Woldemar
1876-1885 August Eschenburg
1885-1889 Hugo von Richthofen
1889-1895 Friedrich Otto Hermann von Wolffgramm

Bekannt war Woldemar als leidenschaftlicher Jäger, der nicht nur in den lippischen Wäldern jagte, sondern auch in gepachteten Jagden in Steiermark und Tirol. Otto Franzmeier erinnert sich: »Mehr als einmal hörte ich von meinem Vater, daß für den Fürsten Woldemar in erster Linie die Hirsche, in zweiter die Pferde und erst in dritter die "Untertanen" kamen.«[3]

Er litt an einem Gehörschaden, worin der Nachrufer der Landes-Zeitung den Grund sieht, dass Woldemar weniger die schönen Künste förderte. Tatsächlich ließ Woldemar direkt nach Regierungsantritt 1875 die Hofkapelle schließen und beschränkte die künftige finanzielle Förderung für das Hoftheater auf die Überlassung des Gebäudes, freie Heizung und die Zahlung einer Miete für die fürstliche Loge.

Insgesamt wurde er in der Bevölkerung »wegen seines autokratischen Stils, seiner Unnahbarkeit und seines kulturellen Desinteresses eher negativ beurteilt«.[4]

Seit Mitte der 1880er Jahre strebte Woldemar danach, eine Thronfolgeregelung zu finden, als absehbar war, dass er keine Nachkommen haben würde und der jüngere Bruder Alexander wegen seiner Geisteskrankheit als Regent nicht in Frage kam. Da Woldemar kein gutes Verhältnis zur Biesterfelder und Weißenfelder Verwandtschaft hatte, favorisierte er eine Regelung, welche die ältere Nebenlinie Schaumburg-Lippe (früher: Lippe-Alverdissen) einsetzte. Eine gesetzliche Regelung scheiterte jedoch am Widerstand des Landtags, und so schloss Woldemar mit dem Haus Schaumburg-Lippe 1886 einen Geheimvertrag, dessen Regelungen schließlich nach seinem Tod zum Lippischen Thronfolgestreit führten.

Woldemar starb, »ueberraschend für jeden Lipper«,[5] am 20. März 1895, nachdem sich seit Februar eine gesundheitliche Verschlechterung abgezeichnet hatte, die aber vor der Öffentlichkeit verborgen worden war. Er wurde am 26. März im Mausoleum beigesetzt; die Trauerandacht fand vorher in der Schlosskapelle statt.[6]

Rezeption

Literatur

  • Lippische Bibliographie II 351, 365, 1366
  • Fürst Woldemar †. - In: Lippische Landes-Zeitung (1895) Nr. 68 vom 21.3.1895.
https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/20055387
  • Fürst Woldemar †. - In: Lippische Post 48 (1895) Nr. 47 vom 22.3.1895.
https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/18802699
  • Goethe, Friedrich: Atlaswild im lippischen Wald : über die Einbürgerungsversuche des Fürsten Woldemar mit Afrikanischen Mähnenschafen. - In: Mitteilungen aus der lippischen Geschichte und Landeskunde. - 25 (1956), S. 249-255 : Ill.
  • Otto Franzmeier: Fürst Woldemar und seine Zeit : aus seinem Manuskript "Kindheitserinnerungen aus einer kleinen Residenz". - in: Heimatland Lippe 55 (1962) 1, S. 19-22.
https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/5794183
  • Eilts, Axel: Fürst Woldemar - Ein Landes-Stiefvater : als Paulines Enkel 1875 Landesfürst wurde, begann ein scharfer Wind durch Lippe zu wehen. - In: Lippische Blätter für Heimatkunde. - 1997,3, S. 4 : Ill.
LZ 152.4-1997

Weblinks

Status der Seite

Quelle: Lippische Bibliographie

30.4.2021 angelegt

Fußnoten

  1. Fürstlich Lippisches Regierungs- und Anzeige-Blatt (1849) No 33 vom 18.8.1849, S. 439-440. https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/2220316.
  2. Franzmeier 1962, S. 19. https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/5794183.
  3. Franzmeier 1962, S. 20. https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/5794184.
  4. Wiesekopsieker 2019, S. 182.
  5. Lippische Post am 22.3.1895 https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/18802699. Die Zeitung stellt fest: »War es doch keineswegs bekannt worden, daß unser Fürst leidend, gescheige denn so leidend war, daß dessen Ableben zu befürchten gewesen wäre! Weßhalb eine solche Geheimhaltung beim Erkranken eines Landesvaters?«
  6. https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/18802710.