Lippische Intelligenzblätter (1767-1808)

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Die Lippischen Intelligenzblätter sind ein Anzeigeblatt und der Vorläufer der Lippischen Landes-Zeitung.

Lippische Intelligenzblätter : vom Jahre ... nebst vermischten Abhandlungen
Alternative Schreibung
Abkürzung
Typ Anzeiger
GND 4228486-7
ZDB 276599-8
LLB-Bestand LZ 31.4°
Digitalisat https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:51:1-22
Erscheinungsweise
Vorgänger
Verlauf 1767-1808
Nachfolger Fürstlich Lippisches Intelligenzblatt (1809-1842)
Frequenz wöchentlich: samstags
Verbreitung
Ort, Verlag Lemgo, Meyer
Verantwortliche*r
Parteilichkeit

Geschichte

Vor der Gründung der Intelligenzblätter wurden amtliche Mitteilungen wie Landesverordnungen und öffentliche Bekanntmachungen in der Kirche von der Kanzel verlesen. Zur Verbesserung und Beschleunigung des Mitteilungswesens erlaubte die lippische Regierung dem Verleger Christian Friedrich Helwing die Gründung der Lippischen Intelligenzblätter, deren erste Ausgabe "auf gnädigst-landesherrlichen Befehl" am 7. Februar 1767 erschien. Das Intelligenzblatt erschien samstags im Quartformat, im Umfang von einem Druckbogen; das Abonnement kostete jährlich 1 Rthlr 18 mgr.[1] Redaktionsschluss war am Donnerstag.

Der erste Redakteur, Johann Albert Hermann Heldman, Stadtsekretär in Lemgo, legte über das inhaltliche Profil der Zeitschrift in der ersten Nummer Rechenschaft ab. Ziel sei es, über „1. Staatssachen, 2. gerichtliche Sachen, 3. vermischte Sachen, 4. gelehrte Sachen“ zu informieren. „Staatssachen“ waren landesherrliche Edikte und Verordnungen. „Gerichtliche Sachen“ waren Nachrichten über „Entweichung von Gefangenen, öffentliche Feierlichkeiten, Auktionen und Subhastationen“ (=Zwangsversteigerungen). Die „Vermischten Sachen“ sind, neben Informationen über behördliche Preisbeobachtungen wie z. B. die sogenannte Brottaxe, vor allem private Anzeigen über Angebote, Gesuche und Stellenanzeigen, z.B.:

„In hiesiger Lederfabrik sind folgende Sorten in gehöriger Güte und um beigesezte Preise zu haben: Gegerbet Rindleder das Pf zu 9 mgr., Zugerichtetes Rindleder zu 11, 11 1/2 bis 12 mgr. Sohl-Leder 8 1/2 bis 9 mgr. Schwarze Kalbfelle 13-14 mgr.“ (21. Februar 1767)

Die „Gelehrten Sachen“ waren Abhandlungen unterschiedlichen Inhalts. Redakteur Heldman wünschte sich dafür Einsendungen der Leser, die praktischen Charakter hätten, und wollte auch Lektürefunde weitergeben. Die gelehrten Sachen sollen außerdem „dem gemeinen Haufen … ein guter Geschmak, eine Kentnis der nüzlichsten Wahrheiten, ein Trieb zu neuen Entdeckungen und Untersuchungen“ eingeben. Von den acht Seiten eines Hefts der „Intelligenzblätter“ entfielen anfangs rund fünf auf die „Gelehrten Sachen“. Für manche Interessenten scheinen sie der eigentliche Kaufgrund zu sein, so dass der Verlag um 1780 für eine kurze Zeit deren separates Abonnement anbietet. Aber zum Ende des 18. Jahrhunderts nimmt die Mitteilung der „Gelehrten Sachen“ ab und die „Vermischten Sachen“, also die privaten Anzeigen, beanspruchen immer mehr Platz.

Das Wort "Anzeige" erscheint erstmals als Überschrift am 26.2.1780, gebraucht ebenso für Nachrichten wie für "Avertissements". Am 9. Oktober 1790 erscheint die erste Todesanzeige (30 Tage nach dem Tod), am 9. Juli 1796 die erste Heiratsanzeige (sechs Tage nach der Hochzeit), am 17. Mai 1800 die erste Geburtsanzeige (sieben Tage nach dem Ereignis).[2]

Unter Menschings Redaktion ändert sich das Profil, die "Gelehrten Sachen" verschwinden; unter den "Vermischten Sachen" finden sich neben den Anzeigen lokal- und heimatgeschichtliche Aufsätze. Wie Schröder bilanziert, haben die Intelligenzblätter (mit der Namensänderung 1809) ihren ursprünglichen Charakter nach und nach verloren: »Die Fülle der Anzeigen gab dem Blatte ein ganz anderes Gepräge, und es ist erklärlich, daß wir vergebens nach dem suchen, was das Leben der Menschen in lippischen Landen während jener Epoche bewegt hat.«[3]

Wirtschaftlichkeit

Für das Jahr 1806 ist eine Bilanz überliefert. Die Einnahmen von 420 Rthl 25 g setzen sich zusammen aus:

  • 107 Rthl Gehalt von Landkasse und Affairenkasse
  • 50 Rthl Gehalt, jeweils 10 Rthlr pro Stadt, von 5 lippischen Städten
  • 68 Rthl 9 g Einnahmen für Inserate
  • 195 Rthl 9 g Einnahmen für 133 zahlende Abonnements

Dem stehen Ausgaben gegenüber von 189 Rthl 15 g, deren größter Anteil die Druckkosten von 171 Rthl 15 g sind, weitere 4 Rthl gehen an den Detmolder Boten, und 1 Rthl 18 g an den Setzer.[4]

Entwicklung der Auflage

Die Verbreitung unterstützte die Regierung mit entsprechenden Verordnungen: jeder Beamte und jede Kirche hätten das Intelligenzblatt zu halten. Benzler klagt jedoch in seiner Redakteurszeit, dass er von den Einnahmen der 94 abonnierten Exemplare kaum leben könne.[5]

Jahr gedruckte Exemplare
1772 91
1792 240
1806 317
1842 656

Angaben nach Schröder 1932, S. 37, der darauf hinweist, dass nur etwa die Hälfte der Exemplare kostenpflichtige Abonnements waren; die andere Hälfte wurde gratis geliefert. 1806 seien von den 317 Exemplaren 133 bezahlt worden; 1810 gab es 175 gezahlte Abonnements.

Literatur

  • Moritz Leopold Petri: Rückblick auf die Geschichte des Fürstlich Lippischen Intelligenzblattes. - In: Vaterländische Blätter (1843) 1.
https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/1718254
  • Arno Schröder, Geschichte des Zeitungswesens in Lippe, Detmold 1932, S. 28ff.
https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:51:1-13921
  • Friedrich Huneke: Die "Lippischen Intelligenzblätter" (Lemgo 1767-1799) : Lektüre und gesellschaftliche Erfahrung. - Bielefeld : Verlag für Regionalgeschichte, 1989. (Forum Lemgo. Schriften zur Stadtgeschichte, Heft 4).
ZXHJ 101
  • Michael Dahl, Die Geschichte der Lippischen Landes-Zeitung, Detmold 2017. (Kulturlandschaften, 35)
01-18 L 9733
  • Titelblätter 1767-2017. 250 Jahre Zeitungsgeschichte, Detmold 2017.
01-18 L 9685
  • Joachim Eberhardt: Der weite Weg zur Tageszeitung : Bemerkungen zu 250 Jahren Geschichte der Lippischen Landes-Zeitung. - In: Lippische Mitteilungen (2022), S. 103ff.

Weblinks


Status der Seite

Quelle: Schröder 1932, ZDB, LippBibl

9.11.2022 angelegt

Fußnoten

  1. Schröder 1932, S. 29.
  2. Schröder 1932, S. 36.
  3. Schröder 1932, S. 39.
  4. Schröder 1932, S. 38.
  5. Schröder 1932, S. 33.