Brune, Ferdinand (1803-1857)

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Ferdinand Brune um 1850

Ferdinand Brune (* 18. Juli 1803 in Halle (Westfalen); † 28. Juli 1857 in Detmold) war von 1830-1857 Lippischer Landbaumeister, ab 1847 Baurat.

GND https://d-nb.info/gnd/123274834
Andere Namen Brune, Ferdinand Wilhelm (voller Name)
Geburtsdatum 18.7.1803
Geburtsort Halle (Westfalen)
Sterbedatum 28.7.1857
Sterbeort Detmold
Bekannt als (Tätigkeitsfeld) Landbaumeister
Lippe-Bezug in lippischen Diensten
Beziehung zu Personen ⚭ 2.11.1829 Wilhelmine Friederike Ernestine Henriette Reuter (* 10. November 1804, † 13.3.1857)
Beziehung zu Institutionen
  • Mitglied des Gesellschaftsvereins Ressource seit 1831
  • Mitglied (zeitweise Sekretär und Rechnungsführer) des Naturwissenschaftlichen Vereins seit 1835
  • 1850/51 Stadtverordneter
  • Vorstand des Sterbekassen-Vereins
  • Kuratoriumsmitglied der allgemeinen Witwenkasse
  • Revisor der Kirchenrechnungen im Kollegium der Kirchenrepräsentanten
  • stellvertretendes Vorstandsmitglied im 1848 gegründeten Friedensverein
  • ab 1850 Rechnungsführer im Vorstand des wegen des Krieges gebildeten Detmoldischen Hülfsvereins für Schleswig-Holstein
  • 1855 Vorstandsmitglied der Denkmal-Stiftung für Ober-Regierungsrat Piderit
Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_Wilhelm_Brune

Leben

Geburtshaus von Ferdinand Brune in Halle (Westfalen)
Bild: Lippische Landesbibliothek, BA PK-AL-22

von Joachim Kleinmanns

Geboren am 18. Juli 1803 in Halle in Westfalen als achtes Kind von Henriette Louise Benigna Tiemann, ältester Tochter des Bielefelder Tribunalpräsidenten Johann Ernst Tiemann, und des Justizrats Christian Ferdinand Brune.[1]

Ausbildung

Über Brunes Kindheit und frühe Jugend wissen wir weiter nichts. Als 16jähriger bereitete er im westfälischen Münster seine Bewerbung an der Berliner Bauakademie vor. Er besuchte die Bauakademie zunächst von Ostern 1820 bis Michaelis (29. September) 1821, also drei Semester, und dann wieder vom Wintersemester 1824/25 bis Ende des Sommersemesters 1826.[2] Unterbrochen war das Studium durch das vorgeschriebene Militärdienstjahr, das er von Januar bis Dezember 1822 in Minden ableistete, und ein anschließendes Baupraktikum in Detmold bei Baurat Theodor von Natorp bis Ende August 1824. Er hielt sich nach den obligatorischen vier Semestern Hauptstudium spätestens seit Juli 1826 wieder in Detmold zur Anfertigung seiner Abschlussarbeiten auf. Dort vertrat er zugleich auf Honorarbasis den erkrankten Oberbaurat von Natorp bei einigen Bauprojekten, etwa der Planung und Bauleitung eines neuen Schlammbades in Meinberg. Als am 25. März 1827 von Natorps Mitarbeiter, der Baukondukteur Vogeler um seine Entlassung nachsuchte, bewarb sich Brune schon am folgenden Tag um dessen Stelle, die er am 26. April antrat. Daneben war er gelegentlich auf Honorarbasis für den Magistrat, das Konsistorium, die Militärbauverwaltung und Private tätig.

Tätigkeit als Landbaumeister

Wegen von Natorps Dienstunfähigkeit wurde Brune zum 1. Januar 1830 fest als Baumeister angestellt, denn er hatte seit dem Frühjahr 1827 die Geschäfte von Natorps »fast ganz allein und zur Zufriedenheit der Cammer« besorgt.[3] Als von Natorp am 30. Juli 1830 starb, folgte Brune ihm im Amt des Lippischen Landbaumeisters.

Im August 1830 wurde Brune zusätzlich zu seinem Jahresgehalt von 500 Talern die von ihm selbst geplante großzügige Wohnung im Offiziantengebäude im Rosental „zur freien Benutzung“ bewilligt.[4] Lange musste er auf eine Beförderung warten, doch 1847 wurde er in Anerkennung seiner Verdienste um den Umbau des Neuen Palais zum Baurat ernannt.[5]

Am 13. März 1857 starb Brunes Frau im Alter von nur 52 Jahren an einer Herzkrankheit; vier Tage darauf wurde sie auf dem Friedhof im Weinberg begraben.[6] Brune trat zu einer dringend nötigen Kur am 25. Juni eine Reise ins Schweizer Jura an. Er überlebte seine Frau nur um wenige Monate und erlag, eine Woche nach seiner Rückkehr aus der Schweiz, am 28. Juli auf der Detmolder Neustadt einem Schlaganfall, zehn Tage nach Vollendung seines 54. Lebensjahres.[7] Am 1. August 1857 wurde er neben seiner Frau beigesetzt. Er hinterließ ein reiches Werk. Die Gestalt der Stadt, die seit seiner Anstellung 1828 von 3.500 Einwohnern auf 5.000 gewachsen war, hatte er in drei Jahrzehnten maßgeblich und bis heute sichtbar geprägt. Sein Nachlass wurde vom Justizkanzleisekretär Ullrich im Auftrag des Nachlassverwalters Advokat August Falkmann vom 24. bis 27. August versteigert.

Brunes Nachfolge übernahmen für getrennte Geschäftsbereiche der Wegebaumeister Wilhelm von Meien für den Hofbau und der Baumeister Ferdinand Merckel, der viele Jahre als Gehilfe Brunes tätig gewesen war, für den Domänenbau.

Werke (Auswahl)

  • 1826/27, Bad Meinberg, Russisches Bad und Schlammbad hinter dem Kurhaus zum Stern (abgängig)
  • 1826–1831, Detmold, Strafwerkhaus
  • 1827/28, Detmold, Schauspielhaus, Portikus
  • 1827/28, Meierei Oelentrup (Dörentrup), Dreschhaus
  • 1829/30, Detmold, Rosental 21, Offiziantengebäude
  • 1829/30, Vorwerk Fahrenbreite (Lemgo), Dreschhaus
  • 1829–1831, Lothe (Schieder-Schwalenberg), Mühle
  • 1829–1833, Detmold, Leopoldstraße 15, Kaserne (abgängig)
  • 1830–1832, Detmold, Schülerstraße 35, Bürgertöchterschule (abgängig)
  • 1830–1832, Lipperode, Bismarckstraße, Pfarrhaus II (abgängig)
  • 1830–1834, Detmold, Theaterplatz, Theatermagazin mit Probesaal (abgängig)
  • 1830–1834, Vallentrup (Extertal), Mühle
  • 1831/32, Lemgo-Brake, Finkenpforte, Säge-, Bohr-, Boke- und Graupenmühle
  • 1831–1833, Rittergut Patthorst (Steinhagen), Pferdestall
  • 1832/33, Detmold, Leopoldstraße 5, Gymnasium Leopoldinum
  • 1832/33, Detmold, Leopoldstraße 7, Lehrerwohnhaus (versetzt in Hornsche Straße 33)
  • 1832–1834, Schieder, Im Kurpark 3 u. 6, Schloss, Wagenhaus und Pferdehaus
  • 1835/36, Detmold, Neustadt, Bierkeller am Büchenberg
  • 1835/36, Falkenhagen (Lügde), Katholische Schule
  • 1836/37, Detmold, Krummes Haus, Fasanerie Friedrichstal
  • 1836–1839, Oerlinghausen, Hauptstraße 32, Amthaus
  • 1837, Rittergut Patthorst (Steinhagen), Dreschhaus und Schafstall
  • 1837/38, Detmold, Leopoldstraße 10, Pfarrhaus der zweiten Pfarre
  • 1839, Rittergut Patthorst (Steinhagen), Verwalter- und Viehhaus
  • 1839–1844, Schieder, Keßlerstraße 5, Neues Amthaus
  • 1840, Schieder, Pyrmonter Straße 11, Schulhaus (abgängig)
  • 1840/41, Schieder, Kahlenbergturm
  • 1840–1842, Lage, Hindenburgstraße, Amtsgefängnis (abgängig)
  • 1840–1849, Meierei Schieder, Keßlerstraße 4 u. 6, Schafställe
  • 1841–1843, Meierei Dorotheenthal (Barntrup), Vorwerk
  • 1842–1845, Detmold, Karlstraße 20, Spritzenhaus
  • 1843, Schieder, Im Kurpark 7, Prinzenhaus
  • 1843/44, Vorwerk Herborn (Barntrup), Schafstall
  • 1845–1854, Detmold, Neustadt 22, Umbau der Friedamadolphsburg zum Fürstlichen Palais
  • 1847, Schloss Schieder, Domäne 4, Wagenremise
  • 1847–1851, Meierei Büllinghausen (Lemgo), Schafstall mit Pferdehaus
  • 1850–1853, Meierei Barntrup-Sevinghausen
  • 1851, Detmold, Orangerie im Lustgarten (abgängig)
  • 1849–1853 Meierei Oelentrup (Dörentrup), Dreschhaus
  • 1853–1855, Detmold-Heiligenkirchen, Alter Mühlenweg 12, Mühlenwohnhaus
  • 1855, Detmold-Heiligenkirchen, Am Grotenhof 27, Säge- und Bokemühle
  • 1855/56, Detmold, Wiesenstraße, Untere Mühle, Sägemühle (abgängig)
  • 1856/57, Detmold, Wiesenstraße 8, Untere Mühle, Mahlmühle

Beiträge

Ein 1837 verfasster »Aufs[atz] fürs Lipp. Magazin« mit dem Titel »Die Grotenburg«  wurde nicht gedruckt, was nicht weiter verwundert, da Brune sich darin gegen Bandels Denkmal wandte und (anonym) seine eigene Idee eines 100 Fuß hohen Turmes ins Spiel bringen wollte.[9]

Literatur

Lippische Bibliographie 1083, 1454, II 10209-10210

Joachim Kleinmanns, Preußischer Klassizismus in Lippe. Der lippische Landbaumeister Ferdinand Brune 1803–1857. Leben und Werk, Petersberg 2024

Quellen

  • LAV NRW OWL, L 92 R Nr. 134: Anstellung des Baugehilfen Brune aus Halle [in Westfalen].
  • LAV NRW OWL, L 92 R Nr. 135: Anstellung der Baukondukteure Vogeler und Brune.
  • LAV NRW OWL, L 92 R Nr. 136: Anstellung des Baumeisters, später Baurat Brune, Band 1.
  • LAV NRW OWL, L 92 R Nr. 137: Anstellung des Baumeisters, später Baurat Brune, Band 2.

Weblinks

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Fußnoten

  1. Hans von Müller, Johann Ernst Tiemann in Ravensberg und Minden, in: 53. Jahresbericht des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg zu Bielefeld (1939), S. 1–128, bes. S. 103–106.
  2. Zu einzelnen Lehrveranstaltungen und Noten vgl. Joachim Kleinmanns, Preußischer Klassizismus in Lippe. Der lippische Landbaumeister Ferdinand Brune (1803–1857). Leben und Werk, Petersberg 2024.
  3. LAV NRW OWL, L 92 R Nr. 136, fol. 1.
  4. LAV NRW OWL, L 92 R Nr. 822, fol. 173.
  5. Fürstlich-Lippisches Regierungs- und Anzeigeblatt, Nr. 38, 18.9.1847. https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/2197097.
  6. Todesanzeige in Fürstlich-Lippisches Regierungs- und Anzeigeblatt, Nr. 12, 21.3.1857, S. 234. https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/2525024.
  7. Todesanzeige in Fürstlich-Lippisches Regierungs- und Anzeigeblatt, Nr. 31, 1.8.1857, S. 545 f. https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/2525381.
  8. Zuschreibung nach Gerhard Peters, Das Fürstliche Palais in Detmold. Architektur und Geschichte 1700 bis 1950, Detmold 1984, S. 323.
  9. 15-seitiges Manuskript enthalten in Landesarchiv NRW OWL, L 92 A Nr. 4979, fol. 13–20.