Natorp, Theodor von (1777-1830)

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Theodor von Natorp (* 30. November 1777 in Altenbeken; † am 30. Juli 1830 in Paderborn) war von 1812-1819 Lippischer Bergfaktor und von 1819 bis 1830 Lippischer Landbaumeister.

GND http://d-nb.info/gnd/139979530
Andere Namen Natorp, Johann Theodor von (voller Name)
Geburtsdatum 30.11.1777
Geburtsort Altenbeken
Sterbedatum 30.7.1830
Sterbeort Paderborn
Bekannt als (Tätigkeitsfeld) Landbaumeister
Lippe-Bezug in lippischen Diensten
Beziehung zu Personen verheiratet mit Dorothea geb. Tasche († Detmold 4.8.1819)
Beziehung zu Institutionen
Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Theodor_von_Natorp

Leben

Geboren am 30. November 1777 in Altenbeken.

Über Schule und Ausbildung ist bislang nichts bekannt.

Tätigkeit als lippischer Bergfaktor

Theodor von Natorp war schon 1812 von Fürstin Pauline zur Lippe als Bergfaktor[1] für den Kohlen-Bergbau in Oerlinghausen angestellt worden.[2] Die entsprechende Instruktion wurde trotz mehrfacher Mahnung erst Ende 1818 entworfen. Vorbild war die von Obernkirchen.

Am Tönsberg bei Oerlinghausen war seit dem Ende des 16. Jahrhunderts immer wieder einmal Kohle gefunden und abgebaut worden. Kohlenbergbau konnte hier aber nie wirtschaftlich betrieben werden. Um den teuren Import zu ersetzen, hatte Fürstin Pauline eine Prämie von 500 Reichstalern für den Nachweis eines abbaufähigen Flözes ausgesetzt. Von Natorp fand zwar an mehreren Stellen Kohle, so in einem Stollen, der von der Grüte Richtung Tönsberg gegraben wurde, doch kein Flöz war so ergiebig, dass sich der Abbau gelohnt hätte.[3] Schon 1815 war ihm zusätzlich die Aufsicht über die Meinberger Bauten übertragen worden.[4] Wohl aus diesem Grund war sein Gehalt damals von 400 auf 500 Taler jährlich erhöht worden.[5] Aus dieser Zeit dürfte eine technische Zeichnung Profil des Trinkbrunnens im Brunnenhause zu Meinberg stammen.[6]

Tätigkeit als Landbaumeister

1819 folgte Johann Theodor von Natorp dem ausgeschiedenen Wilhelm Tappe als Landbaumeister.[7] Ende 1818 hatte Kammerrat Gerke festgestellt, dass alle angewandten Kosten und Bemühungen in Oerlinghausen vergeblich gewesen seien und von Natorp deshalb eine andere Beschäftigung wünsche. Da er seine Geschäfte bis dahin »mit Akkuratesse und Treue verrichtet« und bei den Meinberger Bauten gezeigt hatte, dass er im Baufach einige praktische Kenntnisse besaß, schlug Gerke vor, ihm die Revision der Baurechnungen zu übertragen. »Zu einem ordentlichen theoretisch und praktischen Baumeister scheinen ihm aber die wissenschaftlichen Kenntnisse zu fehlen. Diese sind aber für eine Revision der Baurechnungen nicht so sehr erforderlich, weshalb ich glaube, daß sich derselbe bei seiner Accuratesse dazu qualificiren würde.«[8] Von Natorp erhielt also zunächst nur einen verwaltenden, keinen entwerfenden und bauenden Aufgabenbereich innerhalb des Baudepartements. Auch der zweite Bewerber für die Nachfolge Tappes, der Lemgoer Heinrich Overbeck, hatte keine Bauakademie besucht, bekam aber auf der Grundlage seines Selbststudiums eine Anstellung im Wasserbau mit einzelnen Verträgen.[9]

Von Natorp erhielt am 29. April 1819 die Instruktion für seine Geschäfte beim Bauwesen. Paragraf 1 verpflichtete ihn allgemein zu Treue und Gehorsam gegenüber der Landesherrschaft, die übrigen regelten seine speziellen Pflichten. Diese bestanden in der Inspektion der herrschaftlichen Bauten und dem daraus folgenden Bauetat der Reparaturen und Neubauten mit Kostenanschlägen und Baurissen sowie einer genauen Rechnungsführung.[10] Zur Einarbeitung erhielt von Natorp die Kostenanschläge der Jahre 1815 bis 1819 ausgehändigt. Eine gewisse Entlastung brachte die neue Hofordnung vom 27. März 1819, denn danach zählten zum Arbeitsbereich des Kammerjunkers von Funk die »Beachtung der Baufälligkeiten, nöthigen Verbesserungen, die Anzeige deshalb und Rücksprache mit dem Baudepartement« bei allen Bauten des Schlossbezirks.[11] Am 25. Juli 1820 wurde von Natorp, da er seine Arbeit zur völligen Zufriedenheit erledigt hatte, zum Landbaumeister ernannt. Bis dahin hatte er auch den Bergbau in Oerlinghausen noch verantwortet, doch schlug Gerke nun vor, dies einem geschickten Steiger zu übertragen, da die Baugeschäfte zu umfangreich wären. Schon einen Monat zuvor hatte von Natorp wegen der ausgedehnten Dienstgeschäfte um einen Gehilfen gebeten, welcher seine Entwürfe zu Baurissen ausarbeiten und die Kostenanschläge vorbereiten, das Buch über Baumagazin-Eingänge führen, Kostenanschläge abschreiben und bei der Bauaufsicht in der Residenz und Umgebung helfen sollte.[12] Dazu wurde der 29jährige Sergeant August Krücke eingestellt.[13] Von Natorps Gehalt betrug jährlich 500 Taler zuzüglich 50 Taler für die Wohnung und 52 Scheffel Hafer für sein Pferd. Für Reisekosten wurden, bei 2 Talern pro Reisetag, jährlich 150 Taler veranschlagt.[14]

Ab Mitte 1823 wurde der von Krankheit geplagte von Natorp dadurch entlastet, dass dem Salzufler Kunstmeister Culemann neben dessen Geschäften bei der Saline versuchsweise auch das Bauwesen in den Ämtern Oerlinghausen, Schötmar, Varenholz, Brake, Sternberg und Barntrup übertragen wurde.[15] Ab 1823 wurde von Natorp außerdem durch den Baupraktikanten Ferdinand Brune entlastet, der nach drei Semestern an der Berliner Bauakademie sein Feldmesser-Examen bestanden hatte und nun ein Praktikum absolvieren musste. Nach zwei Jahren – Brune ging zum Hauptstudium an die Berliner Akademie zurück – folgte ihm Anfang 1825 Ludwig Vogeler als Baukondukteur.[16] Die Einstellung des fachlich weit über einem Baugehilfen wie Krücke stehenden Baukondukteurs ist darauf zurückzuführend, dass der Bau des Schauspielhauses (1825–1828) einen stetig anwesenden Fachmann erforderte, von Natorp aber allein 1825 über fünf Monate in Kur weilte.[17] Als Vogeler 1827 eine feste Stelle im Preußischen antrat, wurde Brune sein Nachfolger, auch wenn er sein Abschluss-Examen noch nicht abgelegt hatte. Kammer-Assessor Carl Wilhelm Stein machte sich 1829 dafür stark, dass der kranke von Natorp in herrschaftlichen Diensten gehalten wurde. Er begründete dies mit von Natorps Eifer und Erfahrung, auch wenn er die Geschäfte nie wieder allein würde versehen können, zumal sie sich vermehrt hätten. Durch diese Argumentation konnte Stein sowohl von Natorp halten als auch Brunes Festanstellung zum 1. Januar 1830 als Baumeister befördern, da „ein zweiter Bau-Officiant jederzeit erforderlich seyn wird“. Brune hatte seit dem Frühjahr 1827 die Geschäfte von Natorps „fast ganz allein und zur Zufriedenheit der Cammer“ besorgt.[18] Er folgte ihm nach dessen Tod im Amte des Landbaumeisters.

Von Natorp war seit 1822 häufig krank, ab Mitte 1827 war er deswegen nicht mehr im Dienst erschienen, sondern hatte immer wieder um Verlängerung seines Urlaubs zu Badekuren und Erholungen bitten müssen. Mitte 1830 verlängerte die Kammer seinen Urlaub ein letztes Mal mit der Bemerkung, dass er in den Ruhestand versetzt würde, wenn er zu Michaelis seinen Dienst nicht wieder aufnähme.[19] Dazu kam es nicht mehr. Anfang August 1830 erreichte die Kammer die Nachricht des Paderborner Obergerichtsrats von Natorp, sein Bruder sei am 30. Juli im Alter von 52 Jahren nach 4½-jähriger Krankheit gestorben. Die Obduktion seines Leichnams ergab eine völlig ausgebildete Lungenschwindsucht mit einer bedeutenden Vergrößerung des Herzens und Verhärtung der Leber.[20]

Werke

Als von Natorps Hauptwerk gilt das 1825 bis 1828 in Detmold erbaute Schauspielhaus (Beratung durch den Kasseler Oberhofbaumeister Brommeis, Säulenvorhalle von Ferdinand Brune), für welche Leistung er am 13. November 1825 zum Oberbaurat befördert wurde.[21] Als Beispiel des Landbauwesens sei für von Natorp die 1826 bis 1828 errichtete Detmolder Mittelmühle genannt.

Beiträge

  • [Vortrag über das Hermannsdenkmal]. - Aus: Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Alterthumskunde. - 2 (1839). - S. 338-347.
LV 11


Quellen

  • LAV NRW OWL, B 405 / Fürstbistum Paderborn, Geheimer Rat, Nr. 307: Verhandlungen zwischen Paderborn und Lippe wegen der Anlage eines Bergwerkes in der Grevenhagener Forst durch den Eisenfaktor Natorp aus Altenbeken, 1783.
  • LAV NRW OWL, L 92 O Abt. I Nr. 39: Anstellung und Gehalt des Bergfaktors von Natorp, 1814.
  • LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 2054: Anstellung des Bergfaktors v. Natorp aus Paderborn, 1815–1819.
  • LAV NRW OWL, L 92 E Nr. 528: Dem Landbaumeister von Natorp übertragene Aufsicht über die Meinberger Bauten und Bedienten, 1815
  • LAV NRW OWL, L 92 R Nr. 132: Anstellung des Landbaumeisters von Natorp, später Oberbaurat, 1820.

Weblinks

Status der Seite

Quelle: Recherche Kleinmanns

29.08.2023 angelegt

Fußnoten

  1. Eine Bergfaktorei war ein Magazin für Gruben- und Hüttenmaterialien, das Bergbauprodukte verkaufte, Material für die Gruben ankaufte und beides lagerte. Bergfaktoren waren kaufmännische Grubenbeamte.
  2. LAV NRW OWL, L 92 O Abt. I Nr. 39.
  3. Dieter Buhrkamp, Der Kohlebergbau hatte keine Zukunft, in: Stadt Oerlinghausen (Hg.), Oerlinghausen. Geschichte und Geschichten, Oerlinghausen 1984, S. 128.; Horst Biere, Stadtgeschichte. Historische Reportagen aus Oerlinghausen, Bielefeld 2017, S. 12.
  4. LAV NRW OWL, L 92 E Nr. 528: Dem Landbaumeister von Natorp übertragene Aufsicht über die Meinberger Bauten und Bedienten, 1815.
  5. LAV NRW OWL, L 92 O Abt. I Nr. 39.
  6. LLB, Signatur 2 M 6 https://bilder.llb-detmold.de/detail/709.
  7. LAV NRW OWL, L 92 R Nr. 132: Anstellung des Landbaumeisters von Natorp, später Oberbaurat; Anstellung des Leutnants Krücke als Baugehilfe, 1820.
  8. LAV NRW OWL, L 92 R Nr. 132, fol. 5
  9. LAV NRW OWL, L 92 R Nr. 132, fol. 12, 14.
  10. LAV NRW OWL, L 92 R Nr. 132, fol. 16.
  11. LAV NRW OWL, L 77 B Nr. 291, fol. 53 f.
  12. LAV NRW OWL, L 92 R Nr. 132, fol. 34.
  13. von Dewall, 1963, S. 62.
  14. LAV NRW OWL, L 92 R Nr. 132, fol. 30.
  15. LAV NRW OWL, L 92 R Nr. 132, fol. 86; LAV NRW OWL, L 92 R Nr. 133.
  16. LAV NRW OWL, L 92 R Nr. 135. .
  17. LAV NRW OWL, L 92 R Nr. 132, fol. 102.
  18. LAV NRW OWL, L 92 R Nr. 136, fol. 1.
  19. LAV NRW OWL, L 92 R Nr. 132, fol. 127.
  20. LAV NRW OWL, L 92 R Nr. 132, fol. 131.
  21. LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 1986.