Tappe, Wilhelm (1769-1823)

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Wilhelm Tappe (* 23. Dezember 1769 in Lüdenscheid; † 20. Dezember 1823 in Dortmund) war Landbaumeister in Lippe und Architekt.


GND http://d-nb.info/gnd/117613991
Andere Namen Tappe, Heinrich Wilhelm
Geburtsdatum 23.12.1769
Geburtsort Lüdenscheid
Sterbedatum 20.12.1823
Sterbeort Dortmund
Bekannt als (Tätigkeitsfeld) Architekt
Lippe-Bezug 1813-1819 Fürstlich lippischer Baumeister in Detmold
Beziehung zu Personen
Beziehung zu Institutionen
Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Tappe

Leben

Geboren 1769 als Sohn eines evangelischen Küsters. Als Zeichner war er Autodidakt. Tappe studierte in den Winterhalbjahren 1790/91 und 1791/92 an der Berliner Architektonischen Lehranstalt, der Vorläuferin der Bauakademie.[1] 1797 bis 1806 betrieb er in Lüdenscheid eine Zeichenschule[2] und förderte den Zeichenunterricht in den Höheren Bürgerschulen der Grafschaft Mark durch ein Übungsbuch.[3] 1801 erhielt er eine Ministerische Auszeichnung für nach Berlin gesandte Schülerzeichnungen. Er wirkte auch als Werbefachmann (Knopfindustrie).

1810 bis 1813 war er Baumeister in Hagen. Er plante und führte Privataufträge für Neugestaltung von Häusern aus.

Tätigkeit als Landbaumeister in Lippe 1813-1819

Aus Hagen wurde er 1813 von Fürstin Pauline nach Detmold berufen, als Nachfolger von Christian Teudt. Pauline führte mit Tappe auch einen Schriftwechsel.[4]

In Lippe entwickelte Tappe seine Lehmbauweise und errichtete unter anderem einen Lehmkuppelbau in Hiddesen.[5] 1823 entwarf Tappe ein bogenförmiges Hermannsdenkmal.[6] Seine organische, von ihm selbst »Ellipsenbogenstil« genannte Bauweise blieb singulär und ist am ehesten mit der Revolutionsarchitektur zu vergleichen. Aber Tappe entwarf durchaus auch konventionelle Gebäude in Massivbauweise, etwa Schulen und Pfarrhäuser. Stiewe nennt Beispiele in Berlebeck und Augustdorf.[7]

Die Dienstanweisung für Tappe enthält einige Punkte, welche die seines Vorgängers ergänzen.[8] So wurde präzisiert, dass alle herrschaftlichen Gebäude jährlich bis Michaeli (29. September) zu inspizieren und eventuell notwendige Reparaturen bis Dezember zu veranschlagen seien. Auch findet sich die Instruktion, über »alle und jede von den Pächtern, Aufsehern und Bewohner Herrschaftl. Gebäude angegebene und nur etwa zu ihrer Bequemlichkeit abzielende Bauten« die Kammer entscheiden zu lassen. Bei den unaufschiebbaren, von der Kammer genehmigten Reparaturen müsse »derselbe aber dahin sehen, daß alles tüchtig und dauerhaft, jedoch mit möglichst geringem Kostenaufwand ausgeführt« werde. Auch das genaue Verzeichnis des Bestandes sowie der Zu- und Abgänge aus dem Baumagazin wurde befohlen. Ebenso hatte Tappe darauf zu achten, dass alle Baumaterialien pünktlich geliefert wurden, damit die Handwerker keine Wartegelder fordern konnten.

Eine umfangreiche Erweiterung des Arbeitsumfangs war für Tappe der hinzukommende Wasserbau, vor allem an Weser, Werre, Bega und Emmer, besonders die etwa 40 m lange »Schlagde« des lippischen Weserhafens in Erder. Außerdem behielt sich die Kammer vor, von Tappe Anschläge und Risse zur Saline in Salzuflen zu fordern, wenn auch das »Bau und Maschienenwesen« eigentlich zum Aufgabenbereich des Kunstmeisters Johann Henrich Culemann zählte.

Die von Kammerrat Johann Christian Gerke erstellte Liste der von Tappe zu betreuenden herrschaftlichen Bauten ist bei weitem nicht so umfangreich, wie die ältere für Teudt. So fehlen die Brücken, Wasserleitungen und Teiche, hinzu gekommen waren jedoch Einzelbauten wie in Detmold die Kanzler-Wohnung (Lange Straße, am Lemgoer Tor), die Friedamadolphsburg (Schloss Favorite), das Chaussee-Haus gegenüber der Grotte und die Hiddeser Ziegelei wie auch die Ziegeleien zu Rutensiek (Amt Horn) und auf dem Mörth bei Schwalenberg, die Meinberger Brunnen, in Falkenhagen die Klostergebäude, die Meierei und der Krug sowie sämtliche herrschaftliche Bauten in den Ämtern Schieder und Sternberg.

Freier Baumeister

1819 ging Tappe als freier Baumeister nach Soest und Dortmund. 1821 wurde er vom Oberpräsidenten von Westfalen in Münster beauftragt, die Schlachtlinie der Hermannsschlacht zu bereisen und darüber zu berichten. Er führte weiter kleinere Bauaufträge durch. Seine architektonischen Ideen veröffentlichte er in mehreren Schriften. Er ist der Verfasser der frühesten Geschichte der westfälischen Architektur und machte sich einen Namen als Bauhistoriker, Denkmalpfleger und Inventarisator. Er starb am 20. Dezember 1823 in Dortmund.

Werke

Bauten

  • o. J. Umbau Haus Hemer
  • 1814 Möllerdenkmal, Hohenlimburg
  • 1815 Schulhaus, Berlebeck
  • 1816 Möllerdenkmal, Hohenlimburg
  • 1818 Pfarrhaus, Augustdorf
  • 1818 Lehmkuppelbauten (Hütte und Gartenhaus), Hiddesen
  • 1818 Wassermühle (Mahl- und Schrotmühle), Oesterholz
  • 1818 Wassermühle, Gut Niederntalle
  • 1823 Entwurf für ein Hermannsdenkmal


Selbständige Veröffentlichungen

  • Vorübungen zum Schreiben u. Zeichnen, mit 12 Kpfrn. (1805)
  • Allgemeine erste Uebungen im mathematischen Zeichnen, nebst Anweisung zum Aufnehmen u. Berechnen einzelner Grundstücke, mit 24 Steintafeln (1806)
  • Zweite Uebungen für Planzeichner. Für Schulen u. Selbstuebung (1806)
  • Musikkarten v. märkischen u. bergischen Metallwaren. 5 Hefte (1807)
  • Der Sonntag am Brunnen zu Schwelm (1807)
  • Handbuch f. Freunde d. verschönerten Natur. Dritte Uebungen zur Bildung junger Gartenkünstler, mit Kupfern (1807)
  • Anleitung zur Landkarten- u. Planenschriften mit 16 Vorbildern (1807)
  • Dritte Uebungen im Zeichnen für Kaufleute u. Fabrikanten, d. ihre Geschäfte in Metallwaren haben. Auch für Schmiede oder andere Metall arbeitende Handwerker. Mit 8 Kpfrn. (1809)
  • Die Grubenfahrt : dichterisch geschildert. - Schwelm, 1809. - 48 S.
02-FP 806 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:51:1-7748
  • Allgemeine erste Uebungen im freien Zeichnen (1. u. 2. Aufl. 1816; 3. Aufl. 1820)
02-FP 832 https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:51:1-9663
  • Darstellung einer neuen äußerst wenig Holz erfordernden u. höchst feuersicheren Bauart. 8 Hefte mit Steinabdrücken (1818-1823)
02-TB 92.4°
  • Die wahre Gegend u. Linie d. dreitägigen Hermannsschlacht mit einer Karte (1820)
G 781a http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:51:1-23734
  • Nachtrag zu d. wahren Gegend u. Linie d. dreitägigen Hermannsschlacht mit 2 Blättern Steinzeichnungen (1822)
  • Die Alterthümer d. dt. Baukunst in d. Stadt Soest. Erste Hälfte, oder d. Bauwerke bis zum 12. Jahrhundert. Mit 3 Blättern Steinzeichnungen (1823)
02-TB 116i.4° https://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/hd/content/titleinfo/4639779
  • Die Alterthümer d. dt. Baukunst in d. Stadt Soest. Zweite Hälfte oder d. Bauwerke nach d. 11. Jahrhundert. Mit 3 Blättern Steinzeichnungen (1824)


Beiträge

  • Ihm, der d. Vaterlande angehört, dem Minister v. Stein (im November 1814) (Westfälischer Anzeiger. 1815, Nr. 1)
  • Lied zurückkehrender Krieger. („Hermann“, Ztschr. v. u. f. Westfalen: 1816, Nr. 20)
  • Zum 18ten d. Weinmonds 1816. Als erste Feier dieses Tages bei d. Vereinigung d. Westfalen („Hermann“, Ztschr. v. u. f. Westfalen. 1816, St.79)
  • Hermanns Ehrenbogen (zu d. Steinzeichnung) („Hermann“, Ztschr. v. u. f. Westfalen. 1823, St. 1)
  • Ein Lied von d. Baukunst („Hermann“, Ztschr. v. u. f. Westfalen. 1824, Nr. 64)
  • Die Gegend d. Hermann-Schlacht (Hermann. 1818)

Literatur

1334-1335, II 13317-13319, 14196-14197, 14200


  • Meusel: Gelehrtes Teutschland (Bd16.1812; Bd.21.1827)
  • Rassmann: Pantheon Deutscher jetzt lebender Dichter (1823) (Häh?)
  • Wilhelm Tappe (Der Sprecher oder Rhein.-westphäl. Anzeiger. 41.1824)
  • Denkmal. Nachruf auf W. Tappe (Rhein.-westphäl. Anzeiger. 1824, Nr. 1)
  • Neuer Nekrolog d. Deutschen (1.1824, H. 2)
http://opacplus.bsb-muenchen.de/title/6051413/ft/bsb10070844?page=450
  • Silhouetten aus d. lutherischen Kirche (LippVolksBl. 1849, Nr.27)
https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/2126711
  • Schreiner, Ludwig: Der Lüdenscheider Baumeister Wilhelm Tappe <1769-1823>. Ein Architekturtheoretiker d. 19. Jahrhunderts (Der Reidemeister. Lüdenscheid. 1970; Nr. 49/50)
https://www.ghv-luedenscheid.de/download/der-reidemeister/Der-Reidemeister_049-050_28.04.1970.pdf
  • Schreiner, Ludwig: Der Lüdenscheider Baumeister Wilhelm Tappe <1769-1823>. Ein Architekturtheoretiker d. 19. Jahrhunderts (Niederdt. Beiträge zur Kunstgeschichte. 9.1970)
  • Kracht, August: Unbekannte Entwürfe d. Landesbaumeisters Wilhelm Tappe zur Erinnerung d. Hauses Hemer im Jahre 1812 (Der Märker. 1977, H. 5)
  • Kracht, August: Vielseitiger Anreger: Landbaumeister Wilhelm Tappe (Lüdenscheid/Märkischer Kreis – Kreisstadt im Grünen. 1978)
  • Güntzel, Jochen Georg: Landbaumeister Wilhelm Tappe : vor 200 Jahren entstand die "Hütte" in Hiddesen. - In: Heimatland Lippe. - 112 (2019),9, Seite 212-213 : 5 Illustrationen
https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/9505386
  • Roland Linde und Heinrich Stiewe: Lippe zur Zeit der Fürstin Pauline. - Detmold, 2020. - (Lippische Kulturlandschaften; 46)- S. 12f.

Quellen

  • GStA PK, I. HA Rep. 76 alt, III Nr. 157: Errichtung einer Zeichenanstalt durch den Conducteur Tappe in Lüdenscheid, 1797–1806.
  • LAV NRW OWL, L 77 B Nr. 561: Briefe der Fürstin Pauline an den Landbaumeister Tappe (Originale und Abschriften), 1813–1819.
  • LAV NRW OWL, L 92 R Nr. 129: Annahme und Instruktion des Landesbaumeisters Tappe, 1813.


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Quelle: Autorenlexikon 2,

Durchgesehen: Opac, Regiodok

22.4.2021 angelegt

Fußnoten

  1. Christiane Salge, Baukunst und Wissenschaft. Architektenausbildung an der Berliner Bauakademie um1800, Berlin 2021, S. 384.
  2. GStA PK, I. HA Rep. 76 alt, III Nr. 157.
  3. Wilhelm Tappe, Allgemeine erste Uebungen im freien Zeichnen. Duisburg o. J.
  4. LAV NRW OWL, L 77 B Nr. 561.
  5. Roland Linde und Heinrich Stiewe, 2020, S. 12 f.
  6. »Hermanns Ehrenbogen«, in: Hermann. Eine Zeitschrift von und für Westfalen, 2. Juli 1823.
  7. Stiewe 2011, S. 637; auch Linde/Stiewe 2020, S. 13.
  8. LAV NRW OWL, L 92 R Nr. 129.