Volksblatt (1920-1933)

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Das Volksblatt. Lippische Zeitung war das Parteiorgan der SPD in Lippe und erschien von 1920 bis zum Verbot im März 1933.

Volksblatt. Lippische Zeitung
Alternative Schreibung
Abkürzung
Typ Tageszeitung, Parteizeitung
GND
ZDB https://ld.zdb-services.de/resource/1376113-4
LLB-Bestand LZ 40.2° 3.1922,1.Jan. - 14.1933,2.März
Digitalisat Link
Erscheinungsweise
Vorgänger
Verlauf

1.1920,2.Febr. - 14.1933,18.März[1]

Nachfolger
Frequenz täglich ohne Sonn- und Feiertage
Verbreitung
Ort, Verlag Detmold: Verlags-Anstalt Volksblatt
Verantwortliche*r
Parteilichkeit SPD

Vorgeschichte

Die Anfänge der lippischen SPD gehen in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Das erste Parteiorgan war die seit 1890 in Bielefeld erscheinende Volkswacht, welche sich im Untertitel »Organ der Sozialdemokratie für das östliche Westfalen und die Lippischen Freistaaten« nannte und die entsprechend auch in Lippe verteilt und gelesen wurde. Die Partei sei in Lippe noch »mehr Sekte als Bewegung« gewesen.[2]

Mit dem Erstarken der Bewegung nach 1900 wurde in Lippe hin und wieder nach einer eigenen SPD-Zeitung verlangt, während andererseits lippische Autoren für die Volkswacht schrieben, darunter zum Beispiel Heinrich Drake.[3] Als nach dem ersten Weltkrieg die lippische SPD bei der Landtagswahl die absolute Mehrheit errungen hatte, erachtete die Parteiführung die Zeit für reif, eine lippische SPD-Zeitung zu gründen.

Geschichte

Kopf am 1.1.1922

Im Herbst 1919 beschloss die SPD, eine lippische Parteizeitung erscheinen zu lassen. Dafür wurde ein privater Druckunternehmer gesucht, den man in Heinrich Meyer aus Vlotho fand.[4] Da er keine geeignete Druckmaschine besaß, besorgte die Partei eine gebrauchte Doppelschnellpresse, die man in einem Gebäude am Wall (hin zur Weinbergstraße) aufstellte. Im Gebäude gab es mit dem Dichter Friedrich Fischer-Friesenhausen einen weiteren Mieter, der jedoch bald die Wohnung wechselte.[5] Im Herbst 1920 wurde der private Druckunternehmer geschasst und die Zeitung auf eigene wirtschaftliche Verantwortung gedruckt. An das Gebäude wurde zweimal angebaut.[6]

Anfangs erschien die Zeitung »täglich morgens, mit Ausnahme an den Tagen nach einem Sonn- oder Feiertag«, passte sich später jedoch dem üblichen Erscheinen an und erschien täglich außer an Sonn- und Feiertagen. 1930 beträgt der monatliche Abonnementspreis 2,20 Mk; die Auflage liegt bei 8.800 Exemplaren.[7]

Kopf am 4.7.1932 mit den Drei Pfeilen der Einheitsfront

Dass sich Anfang der 1930er Jahre der parteiliche Kampf erhitzt, schlägt sich auch inhaltlich im Volksblatt nieder. Seit dem 28. Juni 1932 erscheint unregelmäßig die Glosse Nazi-Jüsken aus der Feder von Felix Fechenbach. Seit dem 4. Juli 1932 erscheint der Kopf ergänzt um die drei Pfeile der Eisernen Front; der Aufmacher lautet »Platz dem freien Deutschland! : Eiserne Front und Sozialdemokratie haben den Wahlkampf eröffnet!«[8]

Verbot der Zeitung März 1933

Nach dem Brand des Reichstagsgebäudes am 27./28. Februar 1933. Bereits am 28. Februar wurde die Verordnung des Reichspräsidenten gegen Verrat am deutschen Volke und hochverräterische Umtriebet erlassen, welche das Volksblatt am 2. März 1933 auf Seite 3 abdruckt. Die Titelseite macht an diesem Tag auf: »Wir protestieren abermals! Sozialdemokratie und Gewerkschaften haben nichts mit verbrecherischen Brandstiftern zu tun«. Darüber weist eine Ergänzung des Kopfes darauf hin, die Zeitung erscheine »unter der Notverordnung der Regierung Hitler-Papen-Hugenberg« [9] Es ist die letzte Nummer des Volksblatts, die erscheinen kann. Am 4. März meldet die Lippische Tageszeitung:

Die Landesregierung hat das in Detmold erscheinende ‚Volksblatt‘ mit sofortiger Wirkung bis zum 11. d. M. einschließlich verboten wegen wiederholter Beschimpfung und böswilliger Verächtlichmachung des Reichmsministers und Reichskommissars Goering und wegen der in deiner der Nummern 51 vom 1. d. M. enthaltenen Aufforderung zur Bildung der kommunistisch-sozialdemokratischen Einheitsfront.[10]

Die Tageszeitung kommentiert: das Volksblatt habe sich nach dem Reichstagsbrand geäußert, niemand bei klarem Verstand könne annehmen, dass SPD-Vertreter verantwortlich wären für die Brandstiftung. Wenn Strafverfolger annehmen, es habe SPD-Beteiligung gegeben, dann würden sie also vom Volksblatt verunglimpft!

Am 11. März wurde der Redakteur Felix Fechenbach verhaftet und in »Schutzhaft« genommen; er wurde später im August 1933 ermordet.

Im Oktober 1933 übernimmt die neue Lippische Staatszeitung die Räumlichkeiten in der Weinbergstraße und Druckmaschinen des Volksblatts, um nun dort das offizielle NSDAP-Blatt zu drucken.

Inhaltliches Profil

Titelseite der Jubiläumsnummer vom 1.2.1930

In einem programmatischen Artikel führt Felix Fechenbach, Redakteur seit 1929, in der Jubiläumsnummer zum zehnjährigen Bestehen aus, dass die Parteizeitung sich dadurch von Tageszeitungen unterscheide, dass die Redakteure aus der Arbeiterbewegung kämen und daher Anwälte in eigener Sache seien. Da auch die Leserschaft zuallererst dort beheimatet sei, sei die Stärke der Zeitung die enge »Verbindung zwischen Redaktion und Leserschaft«. Natürlich nähmen Parteinachrichten und politische Nachrichten breiten Raum ein, aber man könne nur allgemeine Leserinnen und Leser gewinnen, wenn man denen auch was zu bieten habe. – Dabei hatte Fechenbach als Zielgruppe auch besonders die Frauen im Blick: »Sie verlangen von der Zeitung mehr Unterhaltung, Nachrichten, Familienneuigkeiten und – bedingt durch ihre Aufgaben im Haushalt – Inserate.« Das generelle Profil beschrieb Fechenbach so: »Also viel Unterhaltungsstoff, Nachrichter über alle möglichen Neuigkeiten, über Lokalereignisse, die interessieren, Bilderdienst und dann und wann einen Schuß Humor.«[11]

Beilagen

1929 und 1930 vermerkt das Blatt auf der Titelseite: »Der Zeitung liegen abwechselnd wöchentlich die unentgeltlichen Beilagen … bei:

  • Land- und Hauswirtschaft
  • Unterhaltung, Kunst und Wissen
  • Für unsere Frauen
  • Für unsere Jugend
  • Spiel und Sport
  • Der Lippische Ziegler«

Literatur

  • Arno Schröder, Geschichte des Zeitungswesens in Lippe, Detmold 1932
https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:51:1-13921


Weblinks


Status der Seite

Quelle: Schröder 1932, ZDB, LippBibl, Jubiläumsnummer Volksblatt vom 2.2.1930

20.11.2022 angelegt

Fußnoten

  1. Lt. ZDB sind nur im Berliner Bundesarchiv einige Nummern des Jahres 1920 (Nr. 35-38 und Nr. 55) erhalten geblieben. Der Rest ist erst ab Jahrgang 3 (1922) erhalten.
  2. W. Meier: Zehn Jahre Volksblatt. - In: Volksblatt 11 (1930) Nr. 27 vom 1.2. https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/8776195.
  3. So mitgeteilt im Jubiläums-Artikel von Carl Schreck: Vorkampf für das Volksblatt. - In: Volksblatt 11 (1930) Nr. 27 vom 1.2.1930 https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/8776199.
  4. W. Meier, Aller Anfang ist schwer. - In: Volksblatt 11 (1930) Nr. 27. vom 1.2. https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/8776203.
  5. Nachweis.
  6. W. Meier: Das Volksblatt baut!. - In: Volksblatt 11 (1930) Nr. 27. vom 1.2. https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/8776203.
  7. Schröder 1932, S. 104.
  8. https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/8784144.
  9. https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/8786320.
  10. https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/19958869
  11. Felix Fechenbach: Arbeiterschaft und Presse. - In: Volksblatt. Jubiläumsnummer. 11 (1930) Nr. 27 vom 1.2.1930, S. 9. https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/8776202.