Thelemann, Otto (1828-1898)

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Otto Thelemann
aus: Burre, Das Lippische Lehrer-Seminar

Otto Thelemann (* 20. März 1828 in Hornbach; † 17. Februar 1898 in Detmold) war ein evangelischer Geistlicher, vorübergehend Direktor des Lehrerseminars in Detmold und anschließend Schulrat.

GND http://d-nb.info/gnd/13801454X
Andere Namen Thelemann, Karl Otto August (voller Name)
Geburtsdatum 20.3.1828
Geburtsort Hornbach
Sterbedatum 17.2.1898
Sterbeort Detmold
Bekannt als (Tätigkeitsfeld) Geistlicher, Lehrer, Schulrat
Lippe-Bezug
Beziehung zu Personen
  • Sohn von
  • Bruder von
  • Bruder von
  • verheiratet mit
Beziehung zu Institutionen
  • Lippische Landeskirche
Wikipedia Kein Eintrag


Leben

Geboren 1828 als Sohn eines Apothekers in Hornbach in der Rheinpfalz. Er studierte 1846-1850 Theologie in Erlangen und Halle und war anschließend in der Pfalz Vikar und Pastor. 1861 wurde er als Pastor an die deutsch-reformierte Gemeinde in Erlangen berufen. Dort wurde er zum Präses der reformierten Landessynode in Bayern gewählt; zudem war er Lehrer an der höheren Mädchenschule und wurde von der Stadt zum städtischen Schulinspektor und Schulreferenten gemacht. In seiner Erlanger Zeit war er Mitbegründer der Reformierten Kirchenzeitung.

Thelemann nahm im Juni 1863 an einer in Detmold stattfindenden Konferenz teil, die anlässlich und begleitend zur Gedenkfeier "300 Jahre Heidelberger Katechismus" stattfand. Dort hielt er das Eröffnungsreferat und fiel den als Gast anwesenden Kabinettsminister Alexander von Oheimb und Regierungspräsidenten Otto de la Croix auf, die auf der Suche waren nach einer Nachfolge des im Dezember 1862 verstorbenen Wilhelm Begemann, der das Lehrerseminar geleitet und als Schulrat im Konsistorium mitgewirkt hatte.

Thelemann wurde am 24. Oktober 1863 als Direktor des Lehrerseminars in Detmold eingeführt. Als 1864 die lippische Regierung eine hauptamtliche Schulratsstelle schuf, konnte Thelemann diese Funktion übernehmen; das Seminar wurde dann seit Ostern 1865 von Pfarrer Credé geleitet. 1864 gründete er unter der Schirmherrschaft der Fürstin Sophie die Sophien-Anstalt für "gefährdete Mädchen", 1875 die Kinderheilanstalt in Salzuflen.

Als Schulrat war er für das Volksschulwesen in Lippe zuständig. So besorgte er die Volksschulordnung von 1873; 1876 eine neue Prüfungsordnung für Volksschullehrer; 1895 das Volksschulgesetz. Von 1865 bis 1879 war er zudem Religionslehrer am Gymnasium Leopoldinum. Er war Gründer des Detmolder CVJM, des ersten in Lippe, und sorgte dafür, dass der Zusammenschluss der "Jünglingsvereine" zu einem deutschen im Jahr 1882 "am Fuße des Hermannsdenkmals" erfolgte.[1]

Er war politisch tätig in dem Bemühen, die "konservativen Kreise" zu einer politischen Partei zu sammeln, und gab zu diesem Zweck den Lippischen Volksbote heraus, den er 1868 begründete; aus dem ging später das konservative Volksblatt hervor.


Persönlichkeit

Burre schreibt (S. 85):

Wo Licht ist, ist auch Schatten, und je heller das Licht, desto tiefer der Schatten. DAs gilt auch von dem Konsistorialrat Thelemann. Seine schlimmste Schwäche ar die, daß er seines heftigen Temperaments, welches nicht selten bei unerwarteten, auch geringfügigen Vorfällen urplötlich hervorbrach, nicht Herr zu werden vermochte. So kommt es, daß der sons twohlwollende mann manchen seiner Untergebenen aufs tiefste verletzt und ihn auf lange Zeit hinaus seiner Amtsfreudigkeit beraubt hat. - Kurz und treffend charakterisiert ihn folgendes Wort: "Thelemann ist ein Mann von großen Gaben und großen Fehlern. Er hält mit beiden nicht zurück." - Trotz der Schwächen bewahrt ihm die lippische Lehrerschaft ein dankbares Andenken; denn er hat seine ganze kampfesfreudige Persönlichkeit dafür eingesetzt, die Lage der Lehrer zu heben.

Anekdote:

Als Thelemann nun einmal zur fürstlichen Tafel geladen wurde, verlangte der Hofmarschallvon ihm, daß er seine Oberlippe rasiere, weil Seine Durchlaucht Geistliche mit Schnurrbart nicht leiden könne. Thelemann wies das Ansinnen temperamentvoll und empört zurück und verzichtete auf die Freuden der Tafel am Hofe. [Diese Anekdote] wurde in den kreisen der lippischen Geistlichen und Lehrer als ein Beispiel dieses ersten lippischen Schulrats viel erzählt.[2]

Werke

Selbständige Werke

  • Friedrich Adolf Lampe : sein Leben und seine Theologie. - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing, 1868. - X, 390 S.
02-Lg 1191
  • Der Jesuitenorden nach seiner Geschichte und Grundsätzen : ein Vortrag in Herford am 6. März 1873 gehalten. - Detmold : Schenk, 1873. - 59 S.
02-Th 1788
  • Handreichung zum Heidelberger Katechismus : für Prediger, Lehrer und Gemeindeglieder. - Detmold : Schenk, 1888. - VII, 547 S.
02-LD 110
  • Handagende : zum Gebrauch in reformierten und unierten Gemeinden. - Detmold : Schenk, 1890. - VI, 229 S.
02-LD 54

Beiträge

  • Konferenz und Jubelfeier in Detmold. In: Evangelisch-reformirte Kirchenzeitung, 13. Jahrgang, Nr. 33 u. 34, August 1863, S. 257-275.

Herausgabe

  • (Mitherausgeber) Evangelisch-reformierte Kirchenzeitung, von 1862-1877
  • Lippischer Volksbote
LZ 13.4°

Literatur

  • Wie der „Bruder Thelemann“ ein lippischer Consistorialrath geworden ist. In: Die Sonntagspost, Beiblatt zu Nr. 5 vom 2. Februar 1876.
https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/4692793
  • Otto Thelemann. - In: Wilhelm Burre, Das lippische Lehrer-Seminar, Detmold 1925, S. 82-85.
https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/content/pageview/8314965
  • Otto Thelemann (1828-1898). Konsistorial- und Schulrat. - In: Menschen vom lippischen Boden, hg. von Max Staercke, Detmold 1936, S. 277-278.
https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/content/pageview/6432487
  • Martin Wolf: Geschichte der lippischen Volksschule. Ein Beispiel für die Emanzipation der deutschen Volksschule. Lemgo 1964. Darin: Die Ära Thelemann. S. 101ff.
https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/content/pageview/8657931
  • Eine ethische Aufgabe der Gegenwart..." Otto Thelemanns Streitschrieft gegen den Sozialismus. - In: Volker Wehrmann, Das evangelische Pfarrhaus in Lippe, S. 106ff.
https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/content/pageview/7891754
  • Von Otto Thelemann zu August Weßel. - In: Die Lippische Landeskirche 1684-1984, S. 198ff
https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/content/pageview/8068275
  • Reinhold Schneider: Karl Otto August Thelemann : Pfarrer, Konsistorialrat, Seminardirektor. In: Heimatjahrbuch, hg. v. Landkreis Ludwigshafen 1990, S. 74-77.
  • Thomas Bergholz: Der Konsistorialrat Otto Thelemann. Der Vater der modernen Volksschule in Lippe, in: Vestigia. Aufsätze zur Kirchen- und Landesgeschichte zwischen Rhein und Mosel, hg. v. Mathias Gaschott und Jochen Roth. Saarbrücken 2003, S. 205-218.
LZ 237.4-2233
  • Axel F. Wilke: Otto Thelemann und seine Berufung zum Fürstlich Lippischen Konsistorialrat 1863/1865. - In: Rosenland Nr. 7 (2008)
https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/7336402

Status der Seite

Quelle: Butterweck 1926, Staercke 1936

29.12.2022 angelegt

Fußnoten

  1. Thelemann 1936, S. 278.
  2. Lippischer Dorfkalender Neue Folge, 1952, S. 74 https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/9401200