Piderit, Johann (1559-ca 1639)

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Johann Piderit (* 1559 in Blomberg; † nach 1637 ebenda) war ein evangelischer Geistlicher und Historiker.


GND http://d-nb.info/gnd/128373296
Andere Namen Johannes
Geburtsdatum 1559
Geburtsort Blomberg
Sterbedatum nach 1637
Sterbeort Blomberg
Bekannt als (Tätigkeitsfeld) Verfasser des Chronicon comitatus Lippiae
Lippe-Bezug
Beziehung zu Personen
Beziehung zu Institutionen
  • Lippische Landeskirche
    • 1587-1628 Blomberg 15
Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Piderit

Leben

Geboren in Blomberg 1559 als Sohn des Pfarrers Justus (Jobst) Piderit. Er studierte in Düsseldorf, Helmstedt und Rostock, brach das das Studium aber ab und lebte ohne Anstellung in Blomberg. 1582 gab er die Pestpredigten seines Vaters heraus.

1585 wurde er Kantor an der Schule zu Blomberg und Gehilfe seines Vaters. Am Mittwoch nach Ostern 1587 wurde ihm nach dem Tod seines Vaters von Simon VI. auf Ansuchen der Bürgerschaft und des Rats der Stadt Blomberg die Pfarre übertragen mit der Verpflichtung, die reine Lehre des Evangeliums zu predigen, die heiligen Sakramente nach Christi Einsetzung zu verwalten, einen unsträflichen Wandel zu führen und sich von allen ketzerischen Sekten mit Herz und Mund abzusondern. Der Hofprediger Althof in Detmold schreibt über ihn: „Schon 1582 hat er seines Vaters Diskurse von der Pest in 18 ordentlichen Predigten abgefasst. In der Vorrede bekennt er, dass er wegen seines Vaters Unvermögen von seinem angefangenen Studium abgerufen und noch in keinen Kirchen- und Schuldienst gesetzt sei“. Er ist der Verfasser der Lippischen Chronik, die 1627 in Rinteln erschien.

Piderit gründete zunächst auf seine Kosten „die Kaplanei in Blomberg“ (2. Pfarrstelle). Von seinen Gehilfen sind drei resp. vier bekannt:

  1. Lucas Heidemann
  2. Henrich Hasäus
  3. Franz Humanus († 1616)
  4. Abraham Theopold.

Bei der Einführung des reformierten Bekenntnisses nahm Piderit eine sehr schwankende Stellung ein. Im Visitationsprotokoll von 1615 heißt es sogar: „Piderit hat ehedem die Leute von der Reformation abgehalten“. Dass er sich Ungelegenheiten auf solche Weise bereitete, ist leicht erklärlich. Ein wegen einer Schrift gegen die Paderborner Jesuiten aus Rietberg vertriebener Geistlicher Jakob Sartorius lebte als Schützling des Grafen Simon VI. damals auf dem Schlosse zu Blomberg, wo er auch Gottesdienste abhielt. Er suchte dadurch sich die Gunst seines Herrn zu erhalten, dass er den Pastor Piderit verdächtigte und ihn der Trunksucht beschuldigte. Wahrscheinlich wollte dieser die Pfarrstelle in Blomberg auf diese Weise erschleichen. Es gelang ihm nicht, und er musste schließlich das Land verlassen. Wenn eines Tages die Kanzel der Kirche beschmutzt und mit Galgen bemalt war, so konnte man solches nicht als eine besondere Anhänglichkeit der Gemeinde deuten.

Zu bedenklichen Reibungen kam es zwischen Piderit und seinem Gehilfen resp. Nachfolger A. Theopold. Diese erreichten ihren Höhepunkt, als 1626 die Jesuiten sich in den Besitz des Klosters Falkenhagen setzten. Fortan blieben die von dort bezogenen Einkünfte für A. Theopold aus. Mit Rücksicht auf das Alter Piderits legte man diesem nahe, seinen Abschied zu nehmen, damit Theopold an seine Stelle treten konnte. Piderit bat sich ein Jahr Bedenkzeit aus. Um 1628 trat er tatsächlich in den Ruhestand, bat sich jedoch den ferneren Genuss eines Teils des Stelleneinkommens aus und die Erlaubnis, dann und wann nach seinem Gefallen zu predigen. Um 1629 musste Piderit die Wehme räumen, die nun von Theopold bezogen wurde. Bald kam es zu schweren Konflikten. Schonungslos deckte der eine des andern Fehler und Mängel auf. Im Jahre 1630 kam es endlich zu einem Injurienprozess am Hofgericht.

Nach einem im Lippischen Intelligenzblatt 1768 S. 461 abgedruckten Revokationsschein[1] lebte Piderit noch 1637 in Blomberg. Sein Sohn Hermann war bis 1633 Konrektor zu Detmold, dann Pastor zu Donop und später zu Langenholzhausen. Sein Schwiegersohn war Pastor Humanus zu Barntrup. Sein Sohn Johann war Bürger in Blomberg. Ein Nachkomme des letzteren, namens Johann Friedrich Piderit, geboren 1653 zu Blomberg, war von 1681-1704 Rektor in Salzuflen.

Piderit als Chronist

Über seine Chronik sagt Falkmann in seinen Beiträgen zur Geschichte des Fürstentums Lippe Band I, S. 2: „Piderit, der mit seinem Werke nicht einmal bei seinen Zeitgenossen den Ruf und das Ansehen, welches er doch immer verdiente, gefunden hat –, der Verfasser musste sogar schon 10 Jahre nachher durch einen erzwungenen Revers und Widerruf selbst die Autorität seines mühevollen Werkes untergraben – der wenigstens nirgend anregend oder befruchtend auf seine Zeit und Umgebung gewirkt hat – – wie könnte er in einer späteren, insbesondere in der gegenwärtigen Zeit noch irgend Leser anziehen? Denn auch abgesehen von dem ungenügenden Inhalt, von der notorischen Unzuverlässigkeit seiner Berichte, würde schon die Form seines Buches, welches auf nichts weniger als auf Einfachheit, Klarheit, Verständlichkeit und Eleganz Anspruch machen kann, jeden, selbst den eifrigsten Geschichtsfreund, von vornherein abschrecken“.

Werke

Selbständige Veröffentlichungen

  • Chronicon comitatus Lippiae oder Eigentliche u. ausführliche Beschreibung aller Antiquitäten u. Historien d. alten Grafschaft Lippe (1627)
02-LH 1.4°+1 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:6-85659550558


Beiträge

  • Der dreißigjährige Krieg. Nach einer Pideritschen Handschrift. – Blätter für Lippische Heimatkunde 1 (1900).
Nr. 2, 14- https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/5000055
Nr. 3, 14-

Herausgabe

  • Tractatus von d. Pestilenz in18 Predigten, abgefasst von Justus Piderit (1582)
02-Th 2643 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:51:1-21580


Literatur

  • Zedler: Großes vollständiges Universallexikon
  • Von der Glaubwürdigkeit Johann Piderits Lippischer Chronik. - In: Lippisches INtelligenzblatt 2 (1768), Sp. 457 ff.

https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/123944

  • Jöcher: Allgemeines Gelehrten-Lexicon
  • Puhstkuchen, Friedrich Christoph: Beyträge zu d. Denkwürdigkeiten d. Grafschaft Lippe (1769)
  • Rotermund: Fortsetzung u. Ergänzungen zu Christian Gottfried Jöchers allgemeinem Gelehrten-Lexico (Bd.6.1819)
  • Dreves, August: Geschichte d. Kirchen … d. Lipp. Landes (1881)
  • Butterweck, Wilhelm: Die Geschichte d. Lipp. Landeskirche (1926), S. 329-330.
  • Heldmann, Friedrich Carl: Bürgerliche Genealogie in Lippe in d. 1. Hälfte d. 18. Jh. (1975)


Weblinks

Status der Seite

Quelle: Autorenlexikon 2, Butterweck 1926

31.3.2021 angelegt

Fußnoten