Lippische Landes-Zeitung (1878-)

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Die Lippische Landes-Zeitung ist eine lippische Tageszeitung, deren Vorläufer als »Intelligenzblätter« seit 1767 erschienen. Sie ist damit die älteste noch erscheinende Zeitung in Nordrhein-Westfalen.

Lippische Landes-Zeitung
Alternative Schreibung
Abkürzung LLZ, LZ
Typ Tageszeitung
GND 1127363549
ZDB 1060893-X
LLB-Bestand LZ 35.2°
Digitalisat Link
Erscheinungsweise
Vorgänger
Verlauf 1878- 170.1936,24.3.; 183.1949,19.11.-
Nachfolger
Frequenz montags-samstags
Verbreitung
Ort, Verlag Detmold
Verantwortliche*r
Parteilichkeit ab 1920: Deutsche Volkspartei (liberal)

Vorgeschichte

Die Lippische Landes-Zeitung erschien mit einer Probenummer erstmals am 1. Januar 1878, die „No. 1“ dann am 2. Januar. Die Zeitung war hervorgegangen aus dem Fürstlich Lippischen Regierungs- und Anzeige-Blatt (1843-1877), welches seinerseits Nachfolger des Fürstlich Lippischen Intelligenzblattes (1809-1842) bzw. der Lippischen Intelligenzblätter (1767-1808) war. Diesen Traditionsbezug betonte das Blatt in seinem Kopf seit dem 15. März 1890 durch den Vermerk „gegründet als Intelligenzblatt 1767“ und seit dem 1. November 1897 mit der Zählung „130. Jahrgang“.

Das Anzeige-Blatt war zwischen 1863 und 1872 von einer wöchentlichen Erscheinungsweise zu einer täglichen Erscheinungsweise gewechselt. Das inhaltliche Profil hatte sich erst in den 1870er Jahren zu einem Nachrichtenblatt erweitert. Vorher diente das Blatt in offizieller Funktion den amtlichen Veröffentlichungen und Bekanntmachungen sowie der Verbreitung von Werbung und privaten Anzeigen aller Art. Das Anzeigewesen hatte nach und nach die Aufsätze und unterhaltenden und gelehrten Artikel im Intelligenzblatt verdrängt.

Mit dem Übergang zur Tageszeitung ging die Funktion des Amtsblattes an das ab 1878 wöchentlich erscheinende „Amtsblatt für das Fürstenthum Lippe“ über.

Geschichte

Die Landes-Zeitung erscheint täglich montags bis samstags. Von 1878-1885 erschien sie im Format 28 x 43 cm, von 1886-1912 im Rheinischen Format (35 x 53 cm) und 1912-1936 im Format 41x56. Die letzte Formatänderung soll auf den Wunsch des Verlegers zurückgehen, sein Produkt als „größte Tageszeitung in Lippe“ anpreisen zu können.

Seit den 1880er Jahren hatte die Landes-Zeitung in Berlin einen Mitarbeiter, der eigene Korrespondenz-Berichte aus der Hauptstadt schickte. Außerdem informierten die telegraphischen Depeschendienste über Neuigkeiten, welche schon das Vorgängerblatt in Anspruch genommen hatte. Das Blatt hatte zudem eine Rubrik »Sprechsaal«, die von Leserbriefschreibenden gern genutzt wurde.

Für die inhaltliche Entwicklung der Zeitung war der lippische Erbfolgestreit 1895/1896 eine Initialzündung. Gern hätte man aus Bückeburg die Landes-Zeitung übernommen, um ein publizistisches Organ zur Verfügung zu haben, welches die Perspektive der Schaumburger vertrat. Daran hatte die Zeitung kein Interesse und blieb auf Biesterfelder Seite. Nun wurde als Konkurrenz die Lippische Tageszeitung ins Leben gerufen, die sich inhaltlich am Profil der Landes-Zeitung orientierte, aber den Anspruch der Schaumburger unterstützte. In der Folge belebte die Konkurrenz für beide Zeitungen das Geschäft.[1] 1904 erregte die Landes-Zeitung in Lippe und überregional Aufsehen durch die Veröffentlichung einer privaten Depesche des Kammerherrn Kekulé von Stradonitz, die der damalige Berlin-Korrespondent der Zeitung, Max Staercke, durch Bestechung eines Postbeamten erlangt haben soll, und die Schaumburger Seite in ungünstiges Licht rückte.[2]

Seit 1899 wurde die Landes-Zeitung von Adolf Neumann-Hofer (1867-1925) geleitet, der zugleich als Politiker wirkte und 1901 die Lippische liberale Volkspartei gründete (1910 aufgegangen in der Lippischen Fortschrittlichen Volkspartei). Er war Abgeordneter im Lippischen Landtag und wurde 1919 nach der Revolution Mitglied des Lippischen Landespräsidiums. Die Landes-Zeitung war mit ihm ein linksliberales Publikationsorgan.

Seit 1907 war Max Staercke Chefredakteur, ebenfalls Liberaler, der 1912 den Verlag und 1920 auch die Landes-Zeitung kaufte. Die Zeitung stellte sich parteipolitisch hinter das Programm der Deutschen Volkspartei, da die ursprünglich favorisierte Deutsche Demokratische Partei mit ihrer Forderung nach einem deutschen Einheitsstaat der Heimatverbundenheit der lippischen Leserschaft widersprach.[3]


1936 musste Staercke den Verlag und die Druckmaschinen an die NSDAP verkaufen, die diese Infrastruktur zum Ausbau der parteieigenen Lippischen Staatszeitung nutzte. Die letzte Ausgabe der Landes-Zeitung vor dem zweiten Weltkrieg erschien am 24. März 1936. Das Konkurrenzorgan, die deutschnationale Lippische Tages-Zeitung, stellte ihr Erscheinen zum 31.7.1938 ein. Die Staatszeitung verblieb als einzige lokale Tageszeitung und erschien bis zum 29. März 1945.

Nach 1945

Nach Kriegsende erschien als erstes Blatt in der Region die Neue Westfälische Zeitung, im Untertitel „Nachrichtenblatt der alliierten Militärbehörde“ in Bielefeld, bereits ab dem 1.6.1945 als Westfalen-Zeitung mit einer Lokalausgabe im Untertitel „Neue lippische Rundschau für Politik und christliche Kultur“ (die Lippische Rundschau erschien bis 2003). Die neugewonnene Freiheit nach Kriegsende äußerte sich in einer kurzen Blüte der Tagespublizistik: das Westdeutsche Volks-Echo (ab dem 7.5.1946) und die Freie Presse (ab dem 3.4.1946, bis 1967); die Westfalen-Zeitung erhielt zudem eine Lemgoer Lokalausgabe; und ein Westdeutsches Tageblatt. Lippische Zeitung erschien von Januar 1947 bis November 1949.

Der traditionsreiche Name Lippische Landes-Zeitung wurde erst 1949 wieder aufgegriffen. Verantwortlich war der erfahrene Verleger Hermann Bösmann, der 1945 mit seiner Familie nach Detmold gekommen war und im April des Jahres die Erlaubnis erhalten hatte, den Druckereibetrieb der Lippischen Staatszeitung zu pachten. 1946 darf er Zeitungen für lizenzierte Verleger drucken. Zwischen der CDU-nahen Westfalen-Zeitung und der SPD-nahen Freien Presse sieht Bösmann Raum für ein liberales Blatt. Mit finanzieller Unterstützung eines Dortmunder (FDP-nahen) Verlegers erscheint die erste Nachkriegsausgabe der Lippischen Landes-Zeitung am 19.11.1949; der Traditionsbezug wird auf der Titelseite deutlich markiert. Es ist die No. 1 des „183. Jahrgangs“.

Schon 1953 übertrifft die Auflage der LZ die der Konkurrenzblätter deutlich; 22.000 verkaufte Exemplare in den Kreisen Detmold und Lemgo stehen 12.300 (FP) und 7.600 (WZ) gegenüber. Bösmanns Schwiegersohn Helmut Giesdorf leitet inzwischen den Verlag, der bis heute im Familienbesitz ist. 1965 kann der Dortmunder Teilhaber ausgezahlt werden.

Zum 1. Januar 1966 geht die LZ eine Kooperation mit der Westfälischen Zeitung in Bielefeld ein, von der sie fortan den Mantelbogen übernimmt. Zum 1. Juli 1967wird aus der Westfälischen Zeitung durch Fusion mit der Freien Presse die Neue Westfälische; die Kooperation bleibt bestehen, zum Vorteil der LZ: Die lippischen Abonnenten der Freien Presse erhalten künftig die LZ, womit deren Abonnentenzahl um rund 10.000 Leser*innen steigt.

Seit der Einstellung der Lippischen Rundschau Ende 2003 ist die LZ die einzige lippische Tageszeitung.

Entwicklung der Auflagenhöhe

Jahr gedruckte Exemplare
1899 8.750
1900 10.250
1901 10.700
1902 11.000
1903 11.000
1904 11.800
1905 12.000
1906 13.350
1907 14.200
1908 14.200
1909 14.400
1910 15.000
1911 15.500
1912 16.100
1913 16.100
- -
1917 16.000-17.000
- -
1930 17.000

Beilagen

Literatur

  • Arno Schröder, Geschichte des Zeitungswesens in Lippe, Detmold 1932 https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:51:1-13921
  • Thomas Trappmann, Lippische Landes-Zeitung, in: Bernhard Boll u.a. (Hg.), Zeitungsland Nordrhein-Westfalen. Geschichte – Profile – Struktur, Bonn 1993, S. 319-329.
  • Michael Dahl, Die Geschichte der Lippischen Landes-Zeitung, Detmold 2017. (Kulturlandschaften, 35)
  • Titelblätter 1767-2017. 250 Jahre Zeitungsgeschichte, Detmold 2017.
  • Joachim Eberhardt: Der weite Weg zur Tageszeitung. Bemerkungen zu 250 Jahren Geschichte der Lippischen Landes-Zeitung. – In: Lippische Mitteilungen (2022), im Druck.

Weblinks

Fußnoten

  1. Vgl. Schröder 1932, S. 85 und dort Fn. 3.
  2. Vgl. Schröder 1932, S. 92-93.
  3. Vgl. Schröder 1932, S. 103.