Weber, Marianne (1870-1954)

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Marianne Weber geb. Schnitger (* 2. August 1870 in Oerlinghausen; † 14. März 1954 in Heidelberg) war Frauenrechtlerin, Rechtshistorikerin und Schriftstellerin. Ihr Mann war der bekannte Philosoph Max Weber.

GND http://d-nb.info/gnd/11948711X
Andere Namen Schnitger, Marianne (Geburtsname)
Geburtsdatum 2.8.1870
Geburtsort Oerlinghausen
Sterbedatum 14.3.1954
Sterbeort Heidelberg
Bekannt als (Tätigkeitsfeld) Schriftstellerin
Lippe-Bezug geboren in oerlinghausen, Kindheit in Lemgo
Beziehung zu Personen
Beziehung zu Institutionen
Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Marianne_Weber_(Frauenrechtlerin)

Leben

Kindheit und Jugend

Geboren am 2. August 1870 in Oerlinghausen als Tochter des Arztes Dr. Eduard Schnitger und seiner Frau Anna geb. Weber, älteste Tochter des Leinenfabrikanten Carl David Weber. Ihre Mutter starb früh. Der Vater litt unter psychischen Problemen[1] und gab die Tochter zur Erziehung in den Haushalt der Großmutter Dorothee Schnitger und der unverheirateten Schwester Florentine in Lemgo. Er selbst wohnte in Lage.

Bis zum siebzehnten Lebensjahr besuchte Marianne die höhere Mädchenschule in Lemgo, der die Tante Florentine (genannt Flora) vorstand. In den Ferien war sie öfter in Oerlinghausen bei den Großeltern mütterlicherseits und ihrer Tante Alwine Möller. Nach der Lemgoer Schule besuchte sie zwei Jahre ein Mädchenpensionat in Hannover. Die schöngeistige Ausbildung umfasste Fremdsprachen, Literatur, Klavier- und Tanzunterricht sowie den Besuch von Konzerten und Kunstausstellungen.

Mit 19 Jahren zog sie zu der Tante Alwine nach Oerlinghausen, wo sie dank der ökonomischen Unabhängigkeit der Familie keiner Erwerbstätigkeit nachzugehen brauchte. Da sie keine andere Aufgabe hatte, langweilte sie sich. Im Winter 1890/1891 besuchte sie für einige Wochen ihre Verwandte Helene und Max Weber (sen ior) in Berlin. Von diesem Aufenthalt angeregt entschloss sie sich zu einer Zeichenausbildung in Berlin, die sie im Frühjahr 1892 begann.

Ehe mit Max Weber, wissenschaftliche Arbeit, Frauenbewegung

Sie wohnte bei den Berliner Verwandten. Bei dieser Gelegenheit verliebte sie sich in den Sohn Max Weber (junior), den sie am 20. September 1893 in Oerlinghausen heiratete. Das Paar lebte zunächst in Berlin; 1894 erhielt Max Weber einen Ruf an die Universität Freiburg im Breisgau und 1897 nach Heidelberg. In Freiburg besuchte sie philosophische Veranstaltungen bei Aloys Riehl und Heinrich Rickert. In Freiburg lernte sie Else von Richthofen kennen, mit der das Paar Weber sich anfreundete; Else von Richthofen wurde im Jahr 1900 die erste weibliche Fabrikinspektorin in Deutschland und war Max Webers erste weibliche Doktorandin.

In Heidelberg schloss sich Marianne der Frauenbewegung an und gründete den Verein zur Ausbreitung der modernen Frauenideale. Zu den Forderungen des Vereins zählte die Zulassung von Frauen zum Universitätsstudium; in Heidelberg waren Frauen ab 1901 zum Studium zugelassen. Im Jahr 1900 erschien ihre Arbeit Fichtes Sozialismus und die Marxsche Doktrin, herausgegeben von ihrem Mann Max Weber.

Max Weber litt seit dem Beginn der Heidelberger Zeit an Schlaflosigkeit und Depressionen. 1903 legte er seine Professur nieder aus gesundheitlichen Gründen. Regelmäßig waren Sanatoriumsaufenthalte erforderlich. (Erst 1918 nahm er einen Lehrauftrag in Wien an und 1919 in München.) Vor dem ersten Weltkrieg unternahm das Paar zahlreichen Auslandsreisen, u.a. in die USA und nach Italien, England, Spanien. In siebenjähriger Arbeit entstand ihre rechtsgeschichtliche Studie Ehefrau und Mutter in der Rechtsentwicklung, die 1907 erschien.

Nach dem ersten Weltkrieg begannen die Webers, sich politisch zu betätigen. Die Revolution 1918 hatte in Deutschland den Frauen das Wahlrecht gebracht. Die Webers gehörten zu den Mitbegründern der Deutschen Demokratischen Partei (DDP), und Marianne Weber wurde in die verfassungsgebende Nationalversammlung von Baden gewählt. 1919 wurde sie zudem Vorsitzende des Bundes Deutscher Frauenvereine (BDF).

Am 14. Juni 1920 starb Max Weber plötzlich, und der Tod ihres Ehemanns löste eine Krise aus. Marianne zog sich aus öffentlichen Tätigkeiten und dem gesellschaftlichen Leben zurück. Das Paar hatte keine Kinder gehabt, aber vier Pflegekinder angenommen, die Marianne weiter betreute.

Schriftstellerin

Marianne widmete sich nach dem Tod ihres Mannes der Herausgabe seiner Schriften und verfasste seine Biographie. 1922 erhielt sie den juristischen Ehrendoktor der Heidelberger Universität. Ab Mitte der zwanziger Jahre organisierte sie in Heidelberg einen regelmäßigen, formlosen Gesprächskreis, der als Marianne-Weber-Kreis bekannt wurde. Sie trug auch wieder öffentlich vor über soziale und sexualethische Fragen.

Mit der Selbstauflösung der Frauenvereine nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 endeten auch Mariannes öffentliche Aktivitäten; den Gesprächskreis suchte Marianne jedoch weiterzuführen. 1935 erschien ihr Buch Die Frauen und die Liebe. Nach dem Selbstmord ihrer jüdischen Freundin Anna Neumeyer wurde Marianne selbst depressiv. Nach dem Krieg erschienen 1948 ihre Lebenserinnerungen. Bis 1952 unterhielt sie den Heidelberger Gesprächskreis.

Sie starb am 14. März 1954 in Heidelberg.


Ehrungen

Nach Marianne Weber ist das Marianne-Weber-Gymnasium in Lemgo benannt.

Werke

Selbständige Veröffentlichungen

  • Ehefrau und Mutter in der Rechtsentwicklung : eine Einführung. - Tübingen : Mohr, 1907. - XVI, 573 S.
03-Tn 12
  • Frauenfragen und Frauengedanken : gesammelte Aufsätze. - Tübingen : Mohr, 1919. - IV, 279 S.
01-St 901
  • Max Weber : ein Lebensbild. - Tübingen : Mohr, 1926. - 719 S. : Ill.
01-Lg 1528
  • Die Frauen und die Liebe. - Königstein im Taunus [u.a.] : Langewiesche, 1936. - 282 S.
01-Ps 538
  • Erfülltes Leben. - Heidelberg : Schneider, 1946. - 351 S.
02-18 L 8648
  • Lebenserinnerungen. - Bremen : Storm, 1948. - 492 S.
01-Lg 1535f , 02-18 L 8650
  • Wege einer Freundschaft : Briefwechsel Peter Wust - Marianne Weber ; 1927 - 1939. - Heidelberg : Kerle, 1951. - 278 S. : Ill.
01-H 13520


Literatur

Lippische Bibliographie II 9879, 13486-13498

  • Marianne Weber. - In: Lexikon Westfälischer Autorinnen und Autoren
https://www.lexikon-westfaelischer-autorinnen-und-autoren.de/autoren/weber-marianne/
  • Monika Lenniger: »Ich stand wieder vor einer Aufgabe ...« : Marianne Weber (1870-1954) ; Wissenschaftlerin und Frauenrechtlerin. - In: Ann Brünink, Helga Grubitzsch (Hg.): »Was für eine Frau!« : Porträts aus Ostwestfalen-Lippe. - Bielefeld : Westfalen-Verlag, 1992, S. 153-170.
  • C. Krüger: Max und Marianne Weber: Tag- und Nachtansichten einer Ehe. Zürich 2001
  • B. Meurer: Marianne Weber: Beiträge zu Werk und Person. Tübingen 2004
  • B. Meurer: Marianne Weber. Leben und Werk. Tübingen: Mohr Siebeck 2010
  • B. Meurer: Max und Marianne Weber und ihre Beziehung zu Oerlinghausen. Bielefeld: Aisthesis-Verlag 2013

Weblinks

Status der Seite

Quelle: Lenniger 1992

05.07.2023 angelegt

Fußnoten

  1. Möglicherweise war die psychische Erkrankung des Vaters erblich bedingt; in den 1880er Jahren wurden zwei Brüder des Vaters in eine Nervenheilanstalt überwiesen.