Uhle, Karoline (1904-1944)

Aus lippelex.de
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Karoline Uhle (* 10. Juli 1904 in Westheim (Kreis Büren); † 16. November 1944 in Tötungsanstalt Hadamar) war ein NS-Verfolgter in Lemgo.

GND Kein Eintrag
Andere Namen
Geburtsdatum 10.7.1904
Geburtsort Westheim (Kreis Büren)
Sterbedatum 16.11.1944
Sterbeort Hadamar
Religion
Staatsangehörigkeit
Beruf
Beziehung zu Personen

Leben

Karoline Uhle wurde am 10. Juli 1904 in Westheim im Kreis Büren geboren, war evangelisch getauft und hatte zwei Geschwister, nämlich die deutlich jüngere Schwester Maria und den ebenfalls jüngeren Bruder Karl.

Ihr Vater litt an Epilepsie und ihre Mutter soll »schwachsinnig« gewesen sein; letztere verstarb zwischen 1916 und 1919. Ihre älteste Tochter Karoline wurde am 2. November 1916 in der evangelischen Pflegeeinrichtung Eben-Ezer in Lemgo mit der Diagnose »Schwachsinn« aufgenommen.

In Eben-Ezer war Karoline Uhle vor allem in der Schälküche beschäftigt, verrichtete zudem des Morgens Hausarbeit und zeigte auch Interesse an Zimmermannsarbeiten. Besonders erwähnenswert scheint »ihr ausgesprochenes Zahlengedächtnis« gewesen zu sein. Denn am 9. August 1934 wird berichtet: Sie »weiss die Geburtstage der meisten Pfleglinge und des Personals auswendig« und sie »spricht schon tagelang vorher davon.« Trotzdem wurde sie im März 1936 »im grossen und ganzen als Verwahrfall« beurteilt und auch nicht nach Hause zu ihrem Vater entlassen, da dort »keine weibliche Person« mehr anwesend sei. Von einer Sterilisation sah der Anstaltsarzt ab, während ihre am 3. September 1929 in Eben-Ezer aufgenommene, 13 Jahre alte Schwester Maria am 9. Oktober 1934 auf Veranlassung des Erbgesundheitsgericht Arnsberg sterilisiert wurde; daher konnte sie vorübergehend in Familienpflege gegeben werden. Infolge dieser Entscheidung blieb ihr das Schicksal ihrer Schwester Karoline erspart und überlebte das NS-Regime.

Ihr Bruder Karl war nicht über ihren Tod informiert worden. Er hatte seit 1943 nichts mehr von seiner Schwester Karoline gehört, so dass er befürchtete, sie könne »im Zuge der seinerzeit nationalsozialistischen Maßnahmen umgekommen« sein. Deshalb beauftragte er einen Rechtsanwalt mit der Recherche nach ihrem Verbleib, der sich seinerseits mit der evangelischen Pflegeeinrichtung Eben-Ezer am 13. Juni 1959 in Verbindung setzte. Der damalige Anstaltsleiter Herbert Müller antwortete ihm am 19. Juni 1959, dass seine Schwester Karoline am 8. April 1937 in die »Landesheil- und Pflegeanstalt Warstein verlegt« worden sei. Er empfahl dort nachzufragen und schloss seinen Brief mit den Worten: »Vielleicht ist es ihnen möglich, über ihren weiteren Verbleib etwas Näheres zu erfahren.«

Ihre 17 Jahre jüngere Schwester Maria überlebte hingegen das NS-Regime in der Anstalt Warstein und wohnte dort bis Anfang Dezember 1955. Dann soll sie in die Landesheilanstalt Münster verlegt worden sein, wo sie nach den bisherigen Recherchen wahrscheinlich noch Mitte der 1970er Jahre wohnte.


Verfolgung

Verfolgungsgrund: Euthanasie

Karoline und Maria Uhle wurden am 8. April 1937 in die Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt Warstein verlegt, Karoline mit den Vermerken »Idiotie« und »ungeheilt«, Maria mit den Vermerken »Imbezillität« und »ungeheilt«. Dort verbrachte Karoline vier Jahre, wo sie leichte Hausarbeit verrichtete und in der Schälküche tätig war. Zwar erwog man in Warstein am 25. März 1939 ihre Sterilisation, es wurde letztlich aber kein Antrag gestellt. Darüber hinaus wurde sie im anstaltseigenen Laboratorium eingehend untersucht. Am 17. Juli 1941 wurde sie der Zwischenanstalt Weilmünster übergeben, wo sie drei Jahre verbrachte, bevor Karoline im August 1944 in die Tötungsanstalt Hadamar verlegt wurde. Dort verstarb sie am 16. November 1944 im Alter von 40 Jahren offiziell an »Lungenentzündung«; eine menschliche Einwirkung kann bisher nicht ausgeschlossen werden. Ihre Beisetzung fand am 20. November 1944 statt.

Gedenkstein

Quellen in Eben-Ezer

  • Verzeichnete Bewohnerakte Eben-Ezer in Lemgo (AEE, Best. Bewohnerakten, Nr. 285)
  • Aufnahmebuch Frauen, Nr. 279 (AEE, Best. Verwaltung Nr. 136)
  • Entlassbuch Frauen, Nr. 456 (AEE, Best. Verwaltung, Nr. 141)
  • LWV-Archiv Münster, Best. 660 (Warstein, Bewohnerakten), Best. 658 (Klinik Münster), Patientenakten, Nr. 291
  • LWV-Archiv Kassel, Best. Opferdatenbank: Opferliste: 1942-1945
  • Gedenkstätte Hadamar, Best. Akten, Nr. 2084
  • Treise Kapelle in Warstein, Gedenktafel, Nr. 485


  • Digitales Gedenkbuch Stiftung Eben-Ezer
https://www.eben-ezer.de/eben-ezer/geschichte/digitales-gedenkbuch/euthanasie/biographien.html

Literatur

Weblinks

Status der Seite

Quelle: Stadtarchiv Lemgo

7.11.2023 angelegt

Fußnoten