Steffann, Emil (1814-1905)

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Emil Steffann (1814-1905)
Bild: Lippische Landesbibliothek, BA LP-23-46

Emil Steffann (* 24. Februar 1814 in Barmen; † 6. Januar 1905 in Bethel) war ein evangelisch-lutherischer Geistlicher und Autor.


GND http://d-nb.info/gnd/1038278813
Andere Namen
  • Steffann, Emil Johann Heinrich
  • Nessel, Gottfried (Pseudonym)
Geburtsdatum 24.2.1814
Geburtsort Barmen
Sterbedatum 6.1.1905
Sterbeort Bethel
Bekannt als (Tätigkeitsfeld) Geistlicher, Autor
Lippe-Bezug
Beziehung zu Personen
Beziehung zu Institutionen
  • Lippische Landeskirche
    • 1849-1854 Lemgo, neue evangelische Gemeinde 1
Wikipedia Kein Eintrag

Leben

(weitgehend zitiert aus Butterweck 1926, S. 500-502)

Geboren am 24.2.1814 in Barmen. Seine Mutter gehörte einer alten Elberfelder Patrizierfamilie an, sein Vater stammte aus Mühlhausen im Elsass, wo seine Vorfahren durch mehrere Generationen sich im Besitz einer Buchdruckerei befanden. Der französische Typus kam bei dem Pastor Steffann stark zum Vorschein. Infolge des frühen Todes seines Vaters, der sich durch die Rettung eines Kindes aus der Loire eine Lungenentzündung zugezogen hatte, fiel ein Schatten auf seine Jugendzeit. Mit 6 Jahren kam er zu seinem Onkel, dem Hofrat Dr. Berghaus in Münster, wo er auch das Paulineum besucht hat. Er bezog die Universität Greifswald, wo er bei den Jägern seiner Militärdienstpflicht genügte, und Berlin.

Nach dem ersten theologischen Examen wurde er Hauslehrer auf einem Rittergute bei Mecklenburg. Nach seiner zweiten Prüfung nahm er 1843 die Stelle eines Hauslehrers und Hilfspredigers bei Pastor Möller in Lübbecke an. Von hier aus pflegte er lebhaften Verkehr mit seinem Onkel, Pastor Dr. Johann Christian Gerhard Berghaus in Stift Berg bei Herford, seinem späteren Schwiegervater. Im Sommer 1845 ordinierte ihn der Superintendent Winzer zu seinem Hilfsprediger an der Martinikirche in Minden. In dem Landbezirk dieser Gemeinde hielt er vielfach Bibelstunden auf den Bauernhöfen. Hier trat er auch in Beziehung mit den bekannten Ravensberger Geistlichen Volkening, Siebold und Huchzermeier. Im Winter 1846/47 wurde er als Hilfsprediger nach Unterbarmen gerufen.

Im Sommer 1849 erschien der Zimmermeister Thoke aus Lemgo mit der Berufungsurkunde in der Hand und ersuchte ihn, die Stelle eines Pastors an der neuen evangelischen Gemeinde zu übernehmen. Steffann sagte zu, und das Konsistorium in Koblenz erteilte ihm für 10 Jahre Dispens für das „Ausland“. Am 1. August 1849 wurde er auf dem Hof des Meier-Herm zu Entrup eingeführt durch den Präsidenten der Evangelischen Gesellschaft namens Feldner, unter Assistenz der Pastoren Schröder aus Bünde, Volkening aus Jöllenbeck, Stockmeyer aus Meinberg, Begemann aus Cappel und Meyer aus Haustenbeck. Seine eigentliche Antrittspredigt hielt Steffann am 5. August des Jahres in einer großen Stiftsscheune zu Lemgo. Am 29. August 1849 vermählte er sich mit Maria Johanne Sophie Berghaus, Tochter seines inzwischen verstorbenen Onkels Pastor Dr. Berghaus in Stift Berg bei Herford. Mit seinem Pfarramt übernahm er die Stelle eines Agenten der evangelischen Gesellschaft für Lippe. 1850 wurde er Redakteur (zs. mit Begemann) bei „Licht u. Recht. Ein ev. Volksblatt für d. Fürstentum Lippe“.

Im Oktober 1854 folgte er einem Ruf nach Berlin an die neu zu gründende Bartholomäusgemeinde. Eingeführt wurde er zunächst in der Georgenkirche. Der Abschied von Lippe war ihm schwer geworden, und der Gedanke, dass er seine „Brautgemeinde“ verlassen hatte, bewegte ihn. Im zweiten Jahr seines Berliner Aufenthaltes wurde die Kapelle, die nach den Plänen des Rats-Zimmermeisters Jaeckel erbaut war, eingeweiht. Der Altarraum wurde mit 3 lebensgroßen Bildern von Dresdener Künstlern geschmückt: in der Mitte der Gekreuzigte, zu beiden Seiten Bartholomäus und St. Stephanus. Angeblich hatte es König Friedrich Wilhelm IV. so gewünscht, der Kapelle auch den Namen des Märtyrers Stephanus gegeben.

Bald war er eine so bekannte Persönlichkeit Berlins, dass sich der Kladderadatsch oft mit ihm befasste. In diese Zeit fiel auch auch die erste schriftstellerische Tätigkeit Steffanns, ein Roman „Die Leokadie“ erschien bei Naumann in Leipzig und eine Predigtsammlung „Der Dreieinige“ bei Liesching in Stuttgart. In der Leokadie geißelt St. das soziale und kirchliche Leben Berlins. – Die Kirchenbehörde versetzte ihn auf dem Disziplinarwege der Leokadie halber nach Raben bei Belzig. Hier erschienen von ihm die Predigtsammlungen „Das Ende der Zeiten“, eine Novelle „Die Freigemeindler“, worin der die Gründung der neuen evangelischen Gemeinde in Lippe und seine Erlebnisse daselbst schilderte, und endlich die kleine Erzählung „Elsbeth“. Nach vierjähriger Amtstätigkeit in Raben trat er in den Ruhestand und zog nach Tübingen, wo er regelmäßig zu den Zuhörern Becks gehörte. Dort erschien in verschiedenen Zeitschriften „Pastor Treue“, „Eine Gründergeschichte“ und andere kleine Erzählungen. Nach einigen Jahren übernahm er dann die Pfarre zu Morbach bei Feuchtwangen, darauf wurde er während 4 Winter Kurzprediger in Palenza (Italien), ferner Verweser der Verwaisten Pfarre zu Herrnberchtheim an der Eisenbahn Würzburg-Ansbach und zu Weißenbronn. Dann zog er sich wieder in sein Heim nach Tübingen zurück, hielt in mammheim im Vereinshaus zeitweilig Bibelstunden, reiste häufiger nac Berlin, wo ihn Stöcker gern zu allerlei Anregungstätigkeit heranzog. Am 30. September 1899 durfte er das Fest der goldenen Hochzeit feiern und zwar auf dem Schloss Wiesenburg reisen wollte, machte er in Bielefeld bei seinem Sohn, Chefarzt in Bethel, Station. Am 6. Januar 1905 ereilte ihn in Bethel der Tod, am 10. Januar wurde er in Bergkirchen zur letzten Ruhe gebracht.

Steffann wirkte neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit auch als Maler. Er ist der Großvater des Architekten Emil Steffann.


Seine Tätigkeit in Lippe ist vielen Anfeindungen ausgesetzt gewesen. Man vergleiche das lippische Demokratenblatt „Die Wage“ Jahrgang 1849/1851. Seine gleichzeitige Tätigkeit als Agent der Evangelischen Gesellschaft machte ihn in Lippe auch bei den Pastoren missliebig.. Während seine Anhänger unter den Laien ihn vergötterten, verurteilten ihn seine Gegner. Spöttisch nannten ihn die letzteren den „lippischen Tetzel“. Ein Wirt Helmke in Langenholzhausen schenkte einen Branntwei aus, der den Namen „Steffannschnaps“ führte und großen Absatz fand. Hefiten Anstoß erregte sein 1888 erschienenes Buch „Ein Blatt aus der lippischen Rose“. Man vergleiche das Lippische Volksblatt Nr. 106 vom 7. September 1889 und Nr. 109 vom 14. September 1889, wo ihm vorgeworfen wurde, dass er die geschichtliche Objektivität nicht gewahrt hätte.


Werke

Selbständige Veröffentlichungen

  • Karl Heinrich v. Bogatzky’s Leben. – Bielefeld : Velhagen & Klasing, 1845. – 72 S.
03-Bl 1540
  • Des Herrn Gaben für d. Großen durch d. Kleinen. Predigt (1854)
  • Thut Buße! Predigt über Jak. 1, 13-16. Auf Veranlassung eines vierfachen Kindermordes zu Berlin gehalten (1854)
  • Jesus allein : Predigten gehalten im Kirchenjahr 1855-1856. – 3 Bde?
03-Wgaa 97, 1 und 03-Wgaa 97, 1 + 3 [Bandangaben prüfen]
  • Adventsklänge aus alter Zeit. Sieben Adventsbetrachtungen üb er alttestamentliche Texte (1856)
  • Jesus allein. Predigten. 3. Abth. Die heilige Passionszeit. 2 Hefte (1859)
  • Der König, ein Bekenner des Herrn : Predigt zur Gedächtnißfeier weyland Königs Friedrich Wilhelm IV von Preußen. – Berlin : Schultze, 1861. – 16 S.
02-Th 2750m
  • Der Sieg bei Leipzig, eine Sieg über d. Revolution. Predigt … gehalten am 18. Oktober 1863 (1863)
  • Ist Berlin frei? Predigt über Ev. Joh. Cap. 8, V. 36 bei d. Gedenkfeier an d. Schlacht von Großbeeren gehalten am 23. August 1863 in d. St. Bartholomäus-Kirche (1863)
  • Warum durch Kreuz? Predigt … gehalten am Sonntage Sexagesimae in d. St. Bartholomäus-Kirche (1864)
  • Leokadie : Bilder aus der Gesellschaft. – Leipzig : Naumann, 1868. – 472 S.
02-18 L 9136
  • Der Dreieinige : Predigten. – Stuttgart : Liesching, 1868. – 494 S.
03-Wgaa 1650
  • Das Ende der Zeiten : Vorträge über die Offenbarung des heiligen Johannes. –Berlin : Heinersdorff, 1870. – XII, 377 S.
03-Wib 626
  • Die Freigemeindler : Novelle. – Leipzig : Naumann, 1871. – 400 S.
02-18 L 8623 http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb11016008-2
  • Die Waisen aus Morgenland die Strafprediger für d. heutige Christenheit. Vortag gehalten in Fürstenwalde zum Epiphaniefeste am 6.1.1874 (1874)
  • Predigt zur 39. Jahresfeier d. Vereins für d. sieben Goßner’schen Klein-Kinder-Bewahranstalten gehalten in d. Bethlehemskirche zu Breslau (1874)
  • Ein Blick in d. letzte Adventszeit. Vortag gehalten in Berlin am 2.12.1873 (1874)
  • Pastor Treue. Erzählung (zw. 1876-92)
  • Eine Blüthe aus d. Völkerfrühlinge 1848. Erzählung (1878)
  • Die Gleichnisse des Herrn : Fingerzeige zu deren Deutung. – Nördlingen : Beck, 1879. –188 S.
03-Wib 625
  • Aus einem Pfarrerleben (1885)
  • Ein Blatt aus der Lippeschen Rose. – Barmen : Wiemann, 1888. – 122 S.
02-LD 68 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:51:1-11562 [Zur Geschichte d. Gemeinde Bergkirchen]
  • Das Ende kommt. Versuch einer Auslegung d. Kapitels 24 u. 25 nach St. Matthäus (Basel. 1891)


Beiträge

  • Predigt am 2. Weihnachtstage gehalten Abends 5 Uhr in d. Bretterkirche (Die Wage. 2.1849, Nr. 104; 3.1850, Nr. 1)
  • Predigt gehalten in Uflen (Die Wage. 3.1850, Nr. 23)
  • Aus einer Predigt, gehalten am Charfreitage in d. Bretterkirche zu Lemgo, Abends 7 Uhr (Die Wage. 3.1850, Nr. 27)

Herausgabe

  • Licht u. Recht. Ein ev. Volksblatt f. das Fürstentum Lippe (1850)


Literatur

  • Aus einer Predigt d. Predigers Steffann (Die Wage. 2.1849, Nr. 96/97)
https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/1597488
  • Beleuchtung d. Steffann’schen Glaubens (Die Wage. 3.1850, Nr. 8/9)
https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/1646112
  • Steffann in Lüerdissen, oder „ ein Gnadenwunder Gottes“ (Die Wage. 3.1850, Nr. 9-11)
https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/1646117
  • Ein Krankenbesuch Steffanns (Die Wage. 3.1850, Nr. 26)
https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/1646207
  • Steffann, Schmieding u. d. Teufel (Die Wage. 3.1850, Nr. 45)
https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/1646305
  • Kayser: Bücherlexikon (1853-1894)
  • Leokadie v. Gottfried Nessel < Pastor Steffann> (Sonntpost. 13.1868, Nr. 17)
  • Steffann, immer d. alte (LippPost. 1889, Nr. 91, 92, 94)
  • [Korrespondenz] Lemgo.[Berufung d. Pastors Steffann am 31. Juli 1849] (LippPost. 1892, Nr. 87)
  • Ganz harmlose Erinnerungen aus d. „Erweckungszeit“ (LippPost. 1892, Nr. 89)
  • Über Pastor Steffann (LLZ. 138.1905, Nr. 17)
  • Butterweck, Wilhelm: Die Geschichte d. Lipp. Landeskirche (1926), S. 500-502.
  • Lohmeyer, Werner: Die Erweckungsbewegung in Lippe im 19. Jahrhundert (1932)
  • Neuser, Wilhelm: Der Bischof von Entrup. Ein Bild aus d. Erweckungsbewegung vor hundert Jahren (Neue Kirche 4.1949, Nr. 16, 17)
  • Lange, Andreas: "Ein frisches, fröhliches Gemeindeleben" : innere Mission und Vereinswesen als Faktoren kirchlicher Veränderung in der lutherischen Stadt Lemgo zwischen 1844 und 1886. - Bielefeld : Verlag für Regionalgeschichte, 2018. - 239 Seiten : Illustrationen. - Zugl. Kirchliche Hochschule Wuppertal-Bethel, Dissertation, 2016. - (Sonderveröffentlichungen des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins für das Land Lippe ; Band 91)
ZXKU 115 https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/content/titleinfo/7618830
  • Jürgen Scheffler: Pfarrerwahl, Bekenntniskonflikt und Politik. Lemgo 1840 - 1860. - In: Andreas Lange, Lena Krull und Jürgen Scheffler (Hg.): Glaube, Recht und Freiheit : Lutheraner und Reformierte in Lippe. - Bielefeld : Verlag für Regionalgeschichte, 2017. - 406 Seiten : Illustrationen. - (Schriften des Städtischen Museums Lemgo ; Band 18).
ZXIO 135 https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/content/pageview/7618717

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Quelle: Autorenlexikon 2, Butterweck 1926

22.4.2021 angelegt

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