Quillfeldt, Wilhelm von (1882-1971)

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Wilhelm von Quillfeldt (* 14. Mai 1882 in Eberswalde; † 1971 ) war ein Jurist, Bruder in der Deutschen Sängerschaft und NS-Verfolgter.

GND https://d-nb.info/gnd/126874301
Andere Namen
Geburtsdatum 14.5.1882
Geburtsort Eberswalde
Sterbedatum
Sterbeort Detmold
Bekannt als (Tätigkeitsfeld)
Lippe-Bezug
Beziehung zu Personen
Beziehung zu Institutionen
Wikipedia Kein Eintrag

Leben

Die Vorfahren stammten aus Norddeutschland bzw. Schweden; Samuel Netzelius (1672-1749) war 1739 geadelt worden und führte dann den Namen »von Quillfeldt«. Die Familie war evangelisch.

Dr. med. Hugo Franz Richard von Quillfeldt, geboren am 21. Januar 1855 in Stettin, gestorben in Eberswalde am 18. Juli 1903, war praktischer Arzt in Eberswalde. Preußen hatte seinen Adel am 8.7.1878 anerkannt. Er heiratete am 3. Juni 1881 Linna geb. Hirschel, jüdischen Glaubens, geboren in Breslau am 11. Mai 1857, gestorben in Eberswalde am 3. Mai 1906.

Das Paar hatte einen Sohn, Wilhelm Franz Paul von Quillfeldt, der am 14. Mai 1882 in Eberswalde geboren und evangelisch getauft wurde. Er besuchte das humanistische Gymnasium in Eberswalde und machte dort 1902 Abitur.[1] Aschließend studierte er Jura an der Universität Göttingen und nach dem Tod seines Vaters 1903 in Breslau und Berlin. Im Lebenslauf für die Dissertation gibt er an, »aufgrund [s]einer musikalischen Bestrebungen« sich nicht zum Staatsexamen gemeldet zu haben. Das Studium beendete er zum 11.12.1908 mit der juristischen Promotion. Zuvor hatte er in Landeshut in Schlesien am 15. Mai 1907 Helene Meta Richter (* Süßwinkel, Kreis Öls 18.5.1882) geheiratet. Das Paar lebte zunächst in Eberswalde und hatte zwei Kinder, nämlich Leonore (* 25.5.1908) und Joachim Friedrich Wilhelm (* 31.5.1908).

Er wurde dann in Berlin Vizechef einer großen Weinhandlung; 1928 arbeitete er in Köln als Prokurist in einem Brauhaus.

Seine spätere zweite Frau Elly geb. Strauß stammte aus Wesel und hatte Klavier studiert. Die beiden hatten sich bei einem Konzert in Dortmund kennengelernt. 1928 erkrankte er an Asthma und entschloss sich, sich nur noch der Musik zu widmen. Nach Auskunft seiner Frau spielte er alle klassischen Streichinstrumente, dazu Klavier, Orgel und Gitarre. Als 1929 in Bückeburg ein Musiker gesucht wurde, bewarb er sich; im Herbst 1929 wechselte er nach Lage (Lippe). Dort bauten seine Lebenspartnerin und er unter ihrem Namen die Musikschule Strauß auf. Wilhelm holte sein Musikexamen für die Violine nach und unterrichtete als Angestellter an der Musikschule seiner Partnerin. Ab 1930 leitete er die Arbeiterchöre in Lage und Hagen.

Verfolgung

Schon 1934 wird er in Lage als »Rechts- und Steuerberater« genannt.[2] Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten lehnte Quillfeldt ein nationalsozialistisches Engagement und eine NSDAP- Mitgliedschaft ab. Da seine Mutter jüdischen Bekenntnisses war, wurde er am 17.8.1935 aus der Reichsmusikkammer ausgeschlossen und ihm als »Halbjude« eine weitere Unterrichtstätigkeit untersagt. Im Juli 1936 wurde ihm als Musiker Berufsverbot erteilt, außerdem die Heirat mit Lebenspartnerin Elly verboten. 1938 nach der Reichspogromnacht zog das Paar nach Hohenbuchen, dann nach Detmold. Er arbeitete in dieser Zeit in der Lebensmittelgroßhandlung Avenhaus in Detmold.

Nach Kriegsende

Nach der Befreiung heiratete das Paar am 28. September 1945 in der lutherischen Kirche in Detmold. Sie waren beide weiter als Musikpädagogen tätig, ohne jedoch wieder eine eigene Musikschule aufzubauen. Im Dezember 1948 wurde ihm der Status als »Opfer des Faschismus« aberkannt, da er weder aus rassischen Gründen zu einer Freiheitsstrafe verurteilt noch durch erhebliche Verfolgung Schäden an Körper und Geist erlitten habe.[3]

Für die Kommunalwahl am 9.11.1952 kandidierte Wilhelm vergeblich für die SPD für den Stadtrat in Detmold.[4] Als Beruf gab er dabei »Helfer in Steuersachen« an.

Später erkrankte er, und das Paar zog als Ruheständler 1961 nach Bad Oeynhausen. Wilhelm starb 1971, Elly 1986 in Detmold.

Werke

Selbständige Veröffentlichungen

  • Altrömisches Landwirtschaftsrecht. - (Heidelberg, Univ., Diss.), 1909. - 45 S.

Bearbeiter

  • Handbuch der Deutschen Sängerschaft (Weimarer CC). - Dresden : Limpert, 1928.
http://digital.slub-dresden.de/id495728608

Literatur

  • Gothaisches genealogisches Taschenbuch der briefadeligen Häuser 10 (1916), S. 738ff., hier S. 739.
http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/periodical/pageview/1237342
  • Martin Hankemeier: Zur Geschichte der Juden in Lage : eine Materialsammlung. - 2. veränderte u. erheblich erw. Aufl.. - Detmold, Ges. für Christl.-Jüd. Zsarb. in Lippe, 2003. - 300 S., [19 Bl.] : Ill. - (Panu derech ; 12). Seite 285-295.
ZXNU 102(2)
  • Manfred Kröger, Anneliese Kröger-Block: Das schwere Schicksal unseres Verbandsbruders von Quillfeldt. - In: Deutsche Sängerschaft 126 (2021) Heft 111, S. 3-4.

Weblinks

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Quelle:

10.05.2023 angelegt

Fußnoten

  1. Lebenslauf Diss.
  2. So im Alt-Herren-Verzeichnis der Deutschen Sängerschaft. bearbeitet von Paul Meißner, Leipzig : Verband Alter Sängerschafter e.V., 1934.
  3. Dokumente lt. Kröger, Kröger Block 2021, S. 5.
  4. Für diese Angabe bei Hankemeier 2003 habe ich allerdings keinen Beleg finden können bei Durchsicht der Ausgaben der Freien Presse etwa von Mitte Oktober 1952 bis zur Wahl; dort sind sonst die Kandidaten der SPD vorgestellt.