Nolting, Wilhelm (1912-1942)

Aus lippelex.de
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Wilhelm Nolting (* 27. September 1912 in Rehme; † 31. Mai 1942 in Zwischenanstalt Eichberg) war ein NS-Verfolgter in Lemgo.

GND Kein Eintrag
Andere Namen
Geburtsdatum 27.9.1912
Geburtsort Rehme
Sterbedatum 31.5.1942
Sterbeort Eichberg
Religion
Staatsangehörigkeit
Beruf
Beziehung zu Personen

Leben

Wilhelm Nolting wurde am 27. September 1912 in Rehme geboren, war evangelisch getauft und hatte einen Bruder. Schon wenige Jahre später starben beide Eltern an Lungentuberkulose, seine Mutter 1918 und sein Vater 1921. Der Tod des Vaters war offenbar der Anlass, den neun Jahre alten Wilhelm am 29. Oktober 1921 der evangelischen Pflegeeinrichtung Eben-Ezer mit der Diagnose »angeborene Imbezillität« zu übergeben.

In Eben-Ezer wurde er in der anstaltseigenen Hilfsschule aufgenommen, machte dort »einige Fortschritte«, wo er auch am Konfirmationsunterricht teilnahm. Darüber heißt es im Schulbericht am 14. März 1928: »Er ist in der Lage die 10 Gebote, das Glaubensbekenntnis, das Vaterunser und viele Liederverse fehlerlos aufzusagen.« Am 29. April 1928 wurde er konfirmiert. Darüber hinaus besuchte er die Fortbildungsschule. Im Anschluss wurde er zwischen 1931 und 1935 bei Maurerarbeiten eingesetzt. Einen Intelligenztest nahm der Anstaltsarzt im März 1935 vor. Da Wilhelm für den Einsatz in Familienpflege durchaus in Frage kam, entschied der Anstaltsarzt seine Sterilisation, die am 14. Juni 1935 im Krankenhaus von Lemgo durchgeführt wurde. Infolge dieses operativen Eingriffs litt er jedoch fortwährend unter Schmerzen, Entzündungen und anderen Beeinträchtigungen, die noch Ende 1936 auftraten, so dass er nicht mehr im Maurerhandwerk arbeiten konnte.

Aus dem der Bewohnerakte beiliegenden kurzen Briefwechsel des Jahres 1937 zwischen dem Onkel Wilhelm Noltings, der denselben Namen wie sein Neffe trug und 1933 zu seinem »Pfleger« bestellt worden war, und dem damaligen Anstaltsleiter Eben-Ezers Heinrich Diehl geht hervor, dass der Onkel über die Verlegung seines Neffen nach Warstein am 8. April 1937 ebenfalls nicht informiert worden war. Denn er forderte am 7. September 1937 die Verantwortlichen der Einrichtung auf, ihm mitzuteilen, »wie es meinem Neffen Willi Nolting geht.« Der Anstaltsleiter informierte den Onkel am 9. September über die Verlegung seines Neffen im März nach Warstein und fügte hinzu: »Wir konnten leider aus Zeitmangel nicht die Angehörigen der überführten Pfleglinge benachrichtigen. Es tut uns leid, dass dies nicht anderweitig geschehen ist.«


Verfolgung

Verfolgungsgrund: Euthanasie

Am 8. April 1937 wurde Wilhelm Nolting mit den Vermerken »Idiotie, angeborener Schwachsinn« und »ungeheilt« in die Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt Warstein verlegt und verbrachte dort vier Jahre. Dann erfolgte eine weitere Verlegung in die Zwischenanstalt Eichberg am 27. Juli 1941, wo er bereits nach etwa zehn Monaten Aufenthalt im Alter von 30 Jahren am 31. Mai 1942 an »Herzstillstand« starb.

Gedenkstein

Quellen in Eben-Ezer

  • Unverzeichnete Bewohnerakte Eben-Ezer in Lemgo (Altregistratur, Keller der Hauptverwaltung)
  • Aufnahmebuch Männer, Nr. 365 (AEE, Best. Verwaltung, Nr. 137)
  • Entlassbuch Männer, Nr. 507 (AEE, Best. Verwaltung, Nr. 140)
  • LWV-Archiv Kassel, Best. Opferdatenbank: Opferliste 1941
  • LWL-Archiv Münster, Best. 660 (Warstein, Bewohnerakten)
  • Treise Kapelle in Warstein, Gedenktafel, Nr. 626
  • Sterbebuch Eichberg, Nr. 345.


  • Digitales Gedenkbuch Stiftung Eben-Ezer
https://www.eben-ezer.de/eben-ezer/geschichte/digitales-gedenkbuch/euthanasie/biographien.html

Literatur

Weblinks

Status der Seite

Quelle: Stadtarchiv Lemgo

8.11.2023 angelegt

Fußnoten