Langenberg, Willy (1910-1944)

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Willy Langenberg (* 17. Dezember 1910 in Lemgo; † 31. März 1944 in Sonneborn) war Sportler, kommunistischer Widerstandskämpfer gegen das NS-Diktatur und NS-Verfolgter in Lemgo.

GND http://d-nb.info/gnd/121831620
Andere Namen
  • Wilhelm, Willi
Geburtsdatum 17.12.1910
Geburtsort Lemgo
Sterbedatum 31.3.1944
Sterbeort Sonneborn
Religion evangelisch
Staatsangehörigkeit
Beruf
Beziehung zu Personen

Leben

Geboren am 17.12.1910 in Lemgo als drittes Kind des Installateurs August Langenberg und seiner Frau Juliane geb. Goldfuß. Die Mutter starb 1912, der Vater heiratete im September 1913 Karoline (Lina) geb. Dombrowski aus Düsseldorf; das Paar bekam drei weitere Kinder.

Die Familie lebte in Lemgo in der Neuen Graben-Straße Nr. 15. Der Vater nahm am ersten Weltkrieg teil und kehrte 1917 als Invalide zurück. Von 1920 bis 1927 war er in Lemgo zusammen mit seinem Bruder Wilhelm Geschäftsführer der Zigarrenfabrik Gebrüder Langenberg; 1927 ging die Firma in Konkurs, und für den Vater blieben nur Gelegenheitsarbeiten. Seine »Trunksucht« wirkte sich nachteilig auf das Klima in der Familie aus.

Willy besuchte seit vom Frühjahr 1917 bis Ostern 1925 die Volksschule in Lemgo. Anschließend begann er eine Lehrer beim Scheiderbetrieb Heinrich Wisseroth in Lemgo. Kurz vor Ende der Lehrzeit, im Sommer 1927, ging Wisseroth in Konkurs, und die Ausbildung blieb unvollendet. Nach acht Wochen Untätigkeit nahm Langenberg eine Aushilfstätigkeit im Sägewerk und Holzhandel Hugo Sonntag auf. Dort verletzte er sich an einer Maschine die Hand und war zwanzig Wochen arbeitsunfähig. Anschließend kehrte er zu Sonntag zurück, wo er bis zum Ende des Jahres 1930 berufstätig war, als die Firma geschlossen wurde.

In den 1920er Jahren wurde Langenberg vermutlich Mitglied der Freien Turnerschaft Lemgo, einem Arbeitersportverein. 1931 war er Mitglied im TV Fichte Lemgo, einem »KPD-orientierten Rotsportverein«.[1] Anfang der 1930er Jahre wurde Langenberg zunehmend politisch und war vielleicht seit 1931 Mitglied im Antifa Lemgo,[2] 1932 war er als Kassierer für die Rote Hilfe in Lemgo tätig.

KPD-Tätigkeit und Haft

Im April 1932 nahm Langenberg an einer kommunistischen Aktion teil, Hakenkreuzfahnen von zwei Fabrikgebäuden in Lemgo zu holen. Da die SA Lemgo davon erfahren hatte, kam es zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen beiden Gruppen; in der Folge wurden die Kommunisten, darunter Langenberg, wegen Landfriedensbruch angeklagt. Vom Schnellschöffengericht in Lemgo verurteilt, wurden Langenberg und ein Freund bei der Berufungsverhandlung in Detmold freigesprochen, da ihnen die Teilnahme an der Schlägerei nicht nachgewiesen werden konnte. Im Juli 1932 war Langenberg Teil einer Schießerei, die ihm eine erneute Anklage einbrachte. Während sein Freund Eduard Menze schließlich wegen Waffenmissbrauchs verurteilt wurde (statt wegen Mordversuchs, wie die ursprüngliche Anklage lautete), entzog sich Langenberg dem Verfahren und floh am 20. August 1932 aus der Untersuchungshaft.[3] Bis zur politischen Amnestie im Dezember 1932 wurde er von KPD-Genossen in Bielefeld versteckt. Anschließend kehrte er nach Lemgo zurück, um im Wahlkampf der Lippischen Landtagswahl mitzuwirken. Am 3. Januar 1933 wurde er bei Zusammenstößen der KPD und der SA erneut verhaftet und anschließend zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Er wurde jedoch in »Schutzhaft« genommen und im Oktober 1933 entlassen. Er engagierte sich weiter politisch für die nunmehr verbotene KPD.

Im Oktober 1934 wurde er erneut verhaftet und wegen Hochverrats angeklagt. Am 9. April 1935 wurde er zu einer Haftstrafe von 4½ Jahren verurteilt und anschließend im Gefängnis Münster inhaftiert und im März 1939 entlassen.

Widerstandskämpfer

Nach seiner Haftentlassung war Langenberg als Uniformschneider bei dem Schneider Maßberg in Lemgo tätig.[4] Am 28. Juni 1941 kündigte er. Für die Behörden hatte sich Langenberg wieder kommunistischer Betätigung angenähert. Im Juli 1941 versuchte die Polizei ihn zu verhaften und Langenberg floh. In den Folgejahren blieb er untergetaucht, unterstützt von politischen Freunden und seiner Verlobten Anneliese Ilert. Im Januar 1942 begann Langenberg mit »gezielten Widerstandsaktionen« gegen den Nationalsozialismus.[5] Zu diesen gehörten neben dem Kleben von Parolen auch der Versuch, einen Militärtransportzug zum Entgleisen zu bringen, der jedoch misslang. Im April 1943 verübte er einen Brandanschlag auf eine Garage in Lemgo.[6] Im Januar 1944 brachen er und der jüngere Christian Bausch in ein Waffen- und Ausrüstungsdepot ein, das im Luftschutzkeller der Volksschule Brake untergebracht war, und stahlen Pistolen, zwei Maschinenpistolen, einen Karabiner, Munition und Kleidungsstücke.

Am 21. März 1944 wurde der Sprengmeister Willi Meier in seiner Arbeitshütte im Steinbruch in Barntrup Sonneborn erschossen aufgefunden; in einem Keller der Hütte hatten sich Langenberg und Ilert versteckt. Es ist bis heute unklar, ob Langenberg Meier erschossen hat; in den ursprünglichen Ermittlungen wurde zunächst auf Selbstmord Meiers, dann nach dem Tod Langenbergs auf Mord durch ihn erkannt.[7]

Langenberg wurde schließlich am 31. März 1944 von einer Gruppe Polizisten und Soldaten im Steinbruch in Sonneborn gestellt. Der Gendarmeriemeister Hellweg trennte sich dabei von der Gruppe. Langenberg entdeckte ihn und erschoss ihn. Die anderen Einsatzkräfte kamen, um Langenberg festzunehmen. Der entzog sich der Festnahme durch Selbstmord. Die Lippische Staatszeitung vermeldete am 1. April 1944 »Das Ende des Mörders Langenberg«.[8]

Verfolgung

Verfolgungsgrund: politisch

Quellen im Stadtarchiv Lemgo

  • Findbuch-S. 1626, S. 1628
  • Signatur K 2 Lippe BEG, Nr. 1381, Nr. 1382

Literatur

  • Volks-Echo vom 28.5. bis 11.6.1946
LZ 141.2°
  • Eike Stiller: Willy Langenberg: Arbeitersportler im Widerstand in Lippe. - Bielefeld: Verl. für Regionalgeschichte, 2000. - 331 S. : Ill., graph. Darst. ; 1 Kt.-Beil.
ZXDQ 127

Weblinks

Status der Seite

Quelle: Stadtarchiv Lemgo

6.11.2023 angelegt

Fußnoten

  1. Stiller 1999, S. 30.
  2. Ebd. S. 41.
  3. Ebd., S. 70-71; 75.
  4. Ebd. 120.
  5. Ebd. 137.
  6. Ebd. 146.
  7. Darstellung bei Stiller 1999, S. 164-174.
  8. https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/20331465 .