Keysser, Adolf (1850-1932)

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Adolf Keysser (1850-1932) in seinem 72. Lebensjahr
Bild: aus Noerrenberg 1933

Dr. jur. Adolf Keysser (* 15. Mai 1850 in Rinteln; † 5. Juni 1932 in Hiddesen) war Jurist und Direktor der Universitäts- und Stadtbibliothek in Köln.


GND http://d-nb.info/gnd/116153474
Andere Namen Keysser, Adolf Rabanus Ludwig Emil
Geburtsdatum 15.5.1850
Geburtsort Rinteln
Sterbedatum 5.6.1932
Sterbeort Hiddesen
Bekannt als (Tätigkeitsfeld) Bibliotheksdirektor
Lippe-Bezug gestorben in Hiddesen
Beziehung zu Personen
Wikipedia Kein Eintrag

Leben

Adolf Keysser wurde als zweitjüngstes von 11 Kindern des kurhessischen Rentmeisters und Domänenrates Karl Keysser in Rinteln geboren; seine adlige Mutter, eine geborene Spiegel zu Peckelsheim, verlor er bereits als Fünfjähriger. Im Jahre 1856 wurde Keysser in die Rintelner Bürgerschule eingeschult und kam nach erfolgreich absolvierter Aufnahmeprüfung und zusätzlichem privaten Unterricht bereits Ostern 1859 in die Oberquinta des Rintelner Gymnasiums. Auf Betreiben des überstrengen Vaters, der ihn zurückstellen ließ, bestand er mit sechsmonatigem Verzug im Herbst 1868 das in Rinteln „Maturus“ genannte Abitur.

Er trat unmittelbar nach der Reifeprüfung in das Schlesische Füsilier-Regiment Nr. 38 in Schweidnitz in Niederschlesien ein. Als aktiver Seconde-Leutnant nahm er am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 teil und wurde mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Zwei Jahre später nahm er seinen Abschied vom Militär und wurde nach kurzem Interim als „Diätar“ (= Behördenangestellter auf Zeit) beim Oberpräsidenten in Straßburg am 1. Mai 1874 als wissenschaftlicher Hilfsbibliothekar im Vorbereitungsdienst bei der Universitäts- und Landesbibliothek Straßburg angenommen. Parallel dazu studierte er Rechts- und Staatswissenschaften und wurde 1878 in Erlangen mit einer Arbeit aus dem römischen Privatrecht zum Dr. jur. promoviert. Noch im selben Jahr, am 15.10.1878, trat er in den Dienst der wissenschaftlichen Stadtbibliothek in Köln, wurde 1887 offiziell zum Stadtbibliothekar und am 1.4.1900 zum Direktor ernannt; 1903 verlieh man ihm aufgrund seiner Verdienste den Professorentitel.

Es gelang ihm, die auf eine lange Tradition zurückblickende, mittlerweile ins Abseits geratene Stadtbibliothek aus der bisherigen organisatorischen und personellen Verbindung mit dem Stadtarchiv herauszulösen und im Laufe seiner Amtszeit so auszubauen, dass sie nach Ende des Ersten Weltkrieges geeignet war, zum bibliothekarische Zentrum der neugegründeten Kölner Universität aufzusteigen; die Universitätsbibliothek Köln führt noch heute den Doppelnamen „Universitäts- und Stadtbibliothek“.

Seinen alljährlichen Urlaub verlebte der Junggeselle aus Köln, über dessen Privatleben ansonsten ausgesprochen wenig bekannt ist, im lippischen Dudenhausen bei Alverdissen und damit unweit zur schaumburgischen Grenze. Dort pflegte er mit seinem Schwager zweiten Grades Wilhelm Pape (1819-1899) auf die Jagd zu gehen, eine Leidenschaft, die ihn bereits seit seiner Jugendzeit nicht mehr losgelassen hatte.

Gemeinsam mit seinem Düsseldorfer Kollegen Constantin Nörrenberg gründete er 1906 den „Verband Rheinischer (seit 1928: Rheinisch-Westfälischer) Bibliotheken“, dem er anfangs selbst vorstand und der als Vorgänger des heutigen nordrhein-westfälischen Bibliotheksverbandes gelten kann. Als er Ende Mai 1915 aus dem Dienst schied, konnte er auf ein erfülltes und erfolgreiches Berufsleben zurückblicken, in der die von ihm geleitete und geprägte Stadtbibliothek in Köln von ursprünglich 35.000 Bänden (1878) auf rund 250.000 Bände angewachsen war.

Nach seiner Pensionierung ließ Keysser sich in Hiddesen bei Detmold nieder. Er starb am 5. Juni 1932 nach einem schweren Schlaganfall.

Werke

Selbständige Veröffentlichungen

  • Das Verbot der Schenkung unter Ehegatten nach römischem Rechte, Straßburg 1878, Diss. Erlangen
  • Die Stadtbibliothek in Köln (1886)
02-Bc 163-1
  • Die Büchererwerbungen der Kölner Stadtbibliothek (1890)
02-Bc 163-3
  • Zur Begründung einiger Mehrforderungen für den Haushaltsetat 1891/92 (1890)
02-Kps 06.344
  • Zur geschichtlichen und landeskundlichen Bibliographie der Rheinprovinz (1891)
02-Bc 163+1
  • Frieden im Kriege (1893)
01-Kps 06.37
  • Der alte Pape (1895)
02-LC 58a; 02-LC 58
  • Mitteilungen über die Stadtbibliothek in Cöln (1902)
01-Bc 163-Beih. 4
  • Die oeffentlichen Bibliotheken und die schoene Literatur (1903)
01-Bc 163-Beih.5
  • Mitteilungen über die Stadtbibliothek in Coeln 1602 – 1902 (1904)
01-Bc 163-Beih.4 (3)
  • Das Bibliothekswesen als Gegenstand der öffentlichen Verwaltung (1905)
01-Bc 34+1
  • Die rheinische Landesliteratur (1907)
01-Bc 89+1
  • Oberst Weiß 1796 – 1875 (1910)
01-H 1444
  • Das Moorwichtlein zu Meinberg (1917)
02-LM 13
  • Der alte Pape (1924)
01-LC 59+1
  • Die Jugendtage eines Kleinstädters( 1927)
01-H 1313+1


Beiträge

  • Der Burchard’sche internationale uniforme Katalogzettel. – In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 48 (1881), Nr. 222, S. 4123-4125
  • Die Kölner Stadtbibliothek, Köln 1881; Über die Einrichtung der alphabetischen Hauptkataloge öffentlicher Bibliotheken. – In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 2 (1885), S. 1-19
  • Die Stadtbibliothek in Köln. Ihre Organisation und Verwaltung; Beiträge zu ihrer Geschichte (Veröffentlichungen der Stadtbibliothek in Köln, 1), Köln 1886; Die Stadtbibliothek. – In: Köln. Festschrift für die Mitglieder und Theilnehmer der 61. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte. Köln 1888, S. 589-593Der „alte Pape“. (Charakterköpfe aus Deutschlands Wäldern, V). – In: Das Waidwerk in Wort und Bild 5 (1895), Nr. 4 vom 15.11., S. 51-55
  • Die Landesliteratur und die öffentlichen Bibliotheken mit besonderer Beziehung auf die Rheinprovinz. – In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 25 (1908), S. 348-355
  • Die Stadtbibliothek. – In: Die Stadt Cöln im ersten Jahrhundert unter preußischer Herrschaft 1815-1915, Bd. 2, Cöln 1915, S. 143-149
  • Die Standortskataloge der Kölner Stadtbibliothek. – In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 33 (1916), S. 172-182.
01-Bb 322
  • Zur Erinnerung an Hermann Weibezahn (1820-1909, Numismatiker. – In: Hessenland 34 (1920), Nr. 7/8, S. 56-57
  • Die Lippische Landesbibliothek. – In: Lippische Landeszeitung 156 (1922), Nr. 18 vom 21. Jan.

Literatur

  • Constantin NÖRRENBERG, Adolf Keysser. Ein Nachruf, Leipzig 1933 (Kurzfassung auch in: Zentralblatt für Bibliothekswesen 50 (1933), S. 322-325)
  • Keysser, Adolf. – In: Alexandra HABERMANN (Hg.), Lexikon deutscher wissenschaftlicher Bibliothekare 1925-1980 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, Sonderh. 42), Frankfurt/Main 1985, S. 156-158
  • Wolfgang BRÜSKE, Adolf Keysser. – In: Severin CORSTEN (Hg.), Lexikon des gesamten Buchwesens, 2. Aufl., Bd. 4, Stuttgart 1995, S. 205-206
  • Rudolf JUNG, Adolf Keysser, Direktor der Stadtbibliothek Köln 1880-1915: Eine Annäherung über seine Publikationen. – In: Gernot GABEL (Hg.), De officio bibliothecarii. Beiträge zur Bibliothekspraxis. Hans Limburg zum 65. Geburtstag gewidmet, Köln 1998, S. 232-260
  • Detlev HELLFAIER, Aus der Frühzeit der regionalbibliographischen Theorie: die Vorstellungen Adolf Keyssers von einer Rheinischen Bibliographie. – In: Ludger SYRÉ, Heidrun WIESENMÜLLER (Hg.), Die Regionalbibliographie im digitalen Zeitalter. Deutschland und seine Nachbarländer (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, Sonderbd. 90), Frankfurt/Main 2006, S. 15-31
http://www.llb-detmold.de/wir-ueber-uns/aus-unserer-arbeit/texte/2006-2.html
  • Detlev HELLFAIER, „Freund des Lipperlandes“. Adolf Keysser, Bibliothekar in Köln, Pensionär in Hiddesen. – In: Heimatland Lippe 102 (2009), S. 197-199
http://www.llb-detmold.de/wir-ueber-uns/aus-unserer-arbeit/texte/2009-13.html
  • Detlev HELLFAIER, Adolf Keysser (1850-1932) – Bibliothekar, Waidmann, Pensionär. – In: Detlev HELLFAIER, Helwig SCHMIDT-GLINTZER, Wolfgang SCHMITZ (Hg.), Der wissenschaftliche Bibliothekar. Festschrift für Werner Arnold (Wolfenbütteler Schriften zur Geschichte des Buchwesens, 44), Wiesbaden 2009, S. 79-105.
http://www.llb-detmold.de/wir-ueber-uns/aus-unserer-arbeit/texte/2009-16.html .
  • Detlev Hellfaier: Keyser, Adolf (Schaumburger Profile 2, 2016)
http://www.llb-detmold.de/wir-ueber-uns/aus-unserer-arbeit/texte/2016-4.html


Weblinks

Status der Seite

Quelle: Hellfaier 2016 (gekürzt).

12.3.2021 angelegt

Fußnoten

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