Hollo, Heinrich (1887-1967)

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Heinrich Hollo, nach einem Foto in der Lippischen Rundschau 1962
Heinrich Hollo spricht am Grab Grabbes zum 101. Todestag des Dichters
Bild: Lippische Landesbibliothek, BA LP-31-49

Dr. rer. pol. Heinrich Hollo (* 3. Mai 1887 in Minden; † 14. Mai 1967 in Detmold) war ein Lehrer und Gründer und Geschäftsführer der Grabbe-Gesellschaft während des Nationalsozialismus.

GND http://d-nb.info/gnd/1112574409
Andere Namen
Geburtsdatum 3.5.1887
Geburtsort Minden
Sterbedatum 14.5.1967
Sterbeort Detmold
Bekannt als (Tätigkeitsfeld) Lehrer, Grabbe-Propagandist
Lippe-Bezug
Beziehung zu Personen
Beziehung zu Institutionen
Wikipedia Kein Eintrag

Leben

Geboren am 3. Mai 1887 in Minden als Sohn des Bauern Wilhelm Hollo. Er machte 1907 Abitur und studierte anschließend in Berlin fünf Semester Geschichte und Deutsch. Er nahm am ersten Weltkrieg teil und kämpfte bei Verdun und an der Somme. Er wurde zum Leutnant befördert und mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet.

Nach dem Krieg heiratete Hollo 1919 Elfriede Messmann. Er wurde 1922 zum Dr. rer. pol. an der Universität Münster promoviert mit einer Arbeit über die Volksschule »im politischen Kampf der Revolution«. Er trat in den preußischen Schuldienst und war bereits 1924 Rektor einer Schule in Porta-Barkhausen. 1928 rief er die Freilichtbühne Porta (in einem Steinbruch bei Minden) ins Leben.

Von 1923 bis 1929 war er Mitglied der Deutschen Volkspartei, von 1930 bis 1932 der Deutschen Staatspartei.

Kulturpolitisches Engagement während des Nationalsozialismus

1932 trat er in die NSDAP ein und erhielt die Mitgliedsnummer 1.265.520. Nach der Machtübernahme 1933 wurde Hollo von Lehrerkollegen der Zusammenarbeit mit marxistischen Schauspielern bei Veranstaltungen auf der Freilichtbühne Porta beschuldigt und daraufhin aus dem preußischen Schuldienst entlassen (aufgrund des Nazi-Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums). Anschließend fand er 1934 Anstellung als Mittelschullehrer im lippischen Schuldienst, am Detmolder Leopoldinum.[1] Er trat 1933 in den NS-Lehrerbund ein und wurde 1935 Kreisredner der NSDAP in Detmold. Im gleichen Jahr gründete er die Detmolder Gruppe der NS-Kulturgemeinde und wurde deren Ortsobmann.

1936 organisierte Hollo die erste Detmolder Grabbe-Woche[2]. Der Erfolg machte daraus eine jährlich bis 1943 wiederkehrende Veranstaltung und veranlasste Gauleiter Alfred Meyer, Hollo mit der Gründung einer Grabbe-Gesellschaft zu beauftragen,[3] die 1938 ins Vereinsregister eingetragen werden konnte. Hollo betätigte sich als unermüdlicher Propagandist Grabbes und hielt über 300 Vorträge; dabei suchte er jedoch Grabbe für die völkische Ideologie der Nazis als Vorreiter zu begreifen.

Hollo blieb bis Kriegsende im lippischen Schuldienst.

Nachkriegszeit

Nach dem Krieg wurde Hollo zunächst »für mehrere Jahre in ein Lager gesteckt«[4] und dann 1948 im Entnazifizierungsverfahren in die Kategorie IV (»unbelastet«) eingestuft, da es ihm gelang, seine Rolle in der lokalen NS-Kulturpolitik zu verschweigen.[5] Aus dem Schuldienst entlassen, erhielt er eine monatliche Pension von 600 DM. An der Wiedergründung der Grabbe-Gesellschaft 1948 hatte er keinen Anteil.

Er wohnte wohl erst seit etwa 1962 in Heiligenkirchen in einem Haus auf dem Büchenberg. In diesem Jahr will er ein »dramatisches Volksspiel« So lange die Erde stehet für die Freilichtbühne Porta geschaffen haben (über Minden im Jahr 1530), ein Romanmanuskript Gehen - aber nicht untergehen und eine Arbeit Demokratie als Lebensform beendet haben. Veröffentlicht ist davon nichts. Von 1960 bis 1965 lehrte er an der Heeresfachschule Augustdorf.[6]

Nach Broer starb er 1967 bei einer Reise auf der Insel Korsika; die Todesanzeige in der Lippischen Landes-Zeitung formuliert, er sei am 14. Mai »entschlafen«.[7]

Werke

Selbständige Veröffentlichungen

  • Die Volksschule im politischen Kampfe nach der Revolution. - Essen a. d. R. : G. D. Baedeker, 1922. - X, 123 S. ; 8°. - (Staatswissenschaftliche Beiträge ; H. 8). - Zugl.: Münster, R.- u. staatswiss. Diss., 1922 u. d. T.: Der Kampf um die Schulartikel der Reichsverfassung
  • Christian Dietrich Grabbe: die Detmolder Grabbe-Woche 1936 im Urteil der deutschen Presse / hrsg. vom Reichspropagandaamt Westfalen-Nord. Bearb. von Dr. Hollo, Detmold. - Detmold, 1936. - 48 S. : Ill. - 02-LC 300
  • Grabbe-Worte aus den Dichtungen, Abhandlungen und Briefen / hrsg. vom Oberpräsidenten d. Provinz Westfalen. Bearb. v. H[einrich] Hollo. - [Detmold]: [Lipp. Staatszeitung], [1937]. - 31 S. ; 8-o. - 01-D 861m
  • Fischer-Friesenhausen und sein Lebenswerk: anläßlich seines 65. Geburtstages ; 16. November 1951 / von Kurt Baumert und Heinrich Hollo. - Soltau [u.a.]: Friesen, 1951. - 20 S. : Notenbeisp. - 01-Lg 995

Beiträge

Zahlreiche weitere Beiträge und Vorträge zu Grabbe, siehe Verfasserteil der Lippischen Bibliographie

  • Der Kampf um Christian Dietrich Grabbe. - Aus: Der Westfälische Erzieher. - 4 (1936),18 vom 15.9 : S. 471 - 475 - 02-LC 266.4°

Herausgabe

  • Jahrbuch der Grabbe-Gesellschaft
1939-1940 https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:51:1-23350


Literatur

  • Er schuf die Freilichtbühne Porta : zum 75. Geburtstag von Dr. Heinrich Hollo. - In: Lippische Rundschau 3. Mai 1962.
  • Dr. Hollo zum Gedenken. - In: Lippische Rundschau 22 (1967) 117 vom 23.5.
  • Wissig, Heinz: In memoriam Dr. Heinrich Hollo. - In: Lippische Blätter für Heimatkunde. - 1987, S. 7. - LZ 152.4(1987)
  • Werner Broer: Die Grabbe-Gesellschaft in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft. - In: Nationalsozialismus in Detmold : Dokumentation eines stadtgeschichtlichen Projekts / hrsg. von der Stadt Detmold ... Bearb. von Hermann Niebuhr ... - Bielefeld: Aisthesis-Verl, 1998. -887 S. : Ill., S. 589-610. - ZXJI 124
  • Steffen Roland Kathe: Die NS-Kulturgemeinde in Detmold. - In: Lippische Mitteilungen 68 (1999). - https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/5789405
  • Steffen Kathe: Die Detmolder Grabbe-Gesellschaft : Vorgeschichte und Gründung. - In: Rosenland Nr. 3, Februar 2006, S. 2-15. - https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/7336183
  • Stefan Hüpping: Verwaltung des Vermächtnisses. Grabbe-Pflege im "Dritten Reich". - In: Grabbe-Jahrbuch 30/31 (2011/12), S. 123ff. - https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/7578668

Weblinks

Status der Seite

Quelle:

09.01.2024 angelegt

Fußnoten

  1. LLZ 1962.
  2. Kathe 2006, S. 9. https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/7336190.
  3. Kathe 1999, S. 250 und Kathe 2006, S. 10.
  4. Broer 1998, S. 607.
  5. Kathe 1999.
  6. Wissig 1987.
  7. LLZ 20. Mai 1967.