Gruber, Lydia (1908-1943)

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Lydia Gruber (* 12. Februar 1908 in Bednoren (Ostpreußen)); † 4. Dezember 1943 in Zwischenanstalt Weilmünster) war ein NS-Verfolgter in Lemgo.

GND
Andere Namen
Geburtsdatum 12.2.1908
Geburtsort Bednoren (Ostpreußen)
Sterbedatum 4.12.1943
Sterbeort Weilmünster
Religion
Staatsangehörigkeit
Beruf
Beziehung zu Personen

Leben

Lydia Gruber wurde am 12. Februar 1908 in Bednoren in Ostpreußen geboren, war baptistisch getauft und hatte zwei Geschwister. Wann sie in dem Waisenhaus Martaheim in Gladbeck untergebracht wurde, ist nicht bekannt. Als sie 19 Jahre alt war, wurde sie am 30. Juli 1927 von besagtem Waisenhaus in die Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt Eickelborn verlegt.

Zu diesem Zeitpunkt war ihre Mutter als Heilpraktikerin selbständig tätig, während ihr wesentlich älterer Vater wegen Invalidität bereits in einem Altersheim wohnte und ihr zwei Jahre jüngerer Bruder Johannes in der evangelischen Pflegeeinrichtung Eben-Ezer in Lemgo lebte, in der er am 6. April 1925 aufgenommen worden war. Daher wurde Lydia am 23. Januar 1928 auf Veranlassung ihrer Mutter – eine bekennende Baptistin – ebenfalls dorthin verlegt, wo ihr die Diagnose »Schwachsinn ziemlichen Grades« gestellt wurde.

In den ersten Jahren in Eben-Ezer besuchte sie die anstaltseigene Hilfsschule. Im Anschluss wurde sie 1931 im Nähsaal und in der Schälküche, sodann von 1932 bis 1937 mit Federschleißen beschäftigt, um die Federkiele zu entfernen. Von einem Einsatz in der Familienpflege riet der Anstaltsarzt 1933 wegen ihres »angeborenen intellektuellen und ethischen Schwachsinns« ab, so dass er eine Sterilisation vorläufig für nicht nötig erachtete.

Am 6. Juni 1943 erkundigte sich eine Tante von Lydia bei dem damaligen Anstaltsleiter der evangelischen Pflegeeinrichtung Eben-Ezer, dem Sonderpädagogen Herbert Müller, nach dem Befinden ihrer Nichte. Der Anstaltsleiter teilte ihr am 8. Juni 1943 mit, dass ihre Nichte bereits am 8. April 1937 in die Heilanstalt Warstein verlegt worden sei. Es ist überliefert, dass ihr Bruder Johannes sein Leben lang davon ausgegangen sein soll, dass seine Schwester »vergast worden sei«. Diese Auskunft stammt von Manfred Monzlinger, der sich im Dienst des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe mit der Psychiatriegeschichte Warsteins beschäftigt und Angehörige der Pflegefamilie persönlich gekannt hat, bei der Johannes Gruber gelebt und gearbeitet hatte.


Verfolgung

Verfolgungsgrund: Euthanasie

Zusammen mit ihrem Bruder Johannes wurde Lydia Gruber am 8. April 1937 mit den beiden Vermerken »ungeheilt« und »Idiotie« in die Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt Warstein verlegt, wo sie vier Jahre verbrachte, während ihr Bruder bereits am 14. März 1939 vor Ort bei einer Bauernfamilie in Pflege kam; dort soll er noch zu Beginn der 1970er Jahren gelebt und gearbeitet haben. Dagegen wurde seine Schwester Lydia am 22. Juli 1941 erneut verlegt und zwar in die Zwischenanstalt Weilmünster, wo sie am 4. Dezember 1943 im Alter von 35 Jahren aus bisher nicht bekannten Gründen verstarb.

Gedenkstein

Quellen in Eben-Ezer

  • Unverzeichnete Bewohnerakte Eben-Ezer in Lemgo (Altregistratur, Keller der Hauptverwaltung)
  • Aufnahmebuch Frauen, Nr. 424 (AEE, Best. Verwaltung, Nr. 136)
  • Entlassbuch Frauen, Nr. 469 (AEE, Best. Verwaltung, Nr. 141)
  • LWL-Archiv Münster, Best. 660 (Warstein, Bewohnerakten)
  • Treise Kapelle in Warstein, Gedenktafel, Nr. 528


  • Digitales Gedenkbuch Stiftung Eben-Ezer
https://www.eben-ezer.de/eben-ezer/geschichte/digitales-gedenkbuch/euthanasie/biographien.html

Literatur

Weblinks

Status der Seite

Quelle: Stadtarchiv Lemgo

8.11.2023 angelegt

Fußnoten