Bracht, Auguste (1875-1939)
Auguste Bracht (* 17. Juli 1875 in Oerlinghausen; † 30. Mai 1939 in Bielefeld) war Näherin, SPD-Politikerin und die erste weibliche Abgeordnete im Lippischen Landtag. Sie wirkte dort 1919-1921.
GND | http://d-nb.info/gnd/189551127 |
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Andere Namen | |
Geburtsdatum | 17.7.1875 |
Geburtsort | Oerlinghausen |
Sterbedatum | 30.5.1939 |
Sterbeort | Bielefeld |
Bekannt als (Tätigkeitsfeld) | Politikerin |
Lippe-Bezug | |
Beziehung zu Personen |
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Beziehung zu Institutionen |
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Wikipedia | https://de.wikipedia.org/wiki/Auguste_Bracht |
Leben
Geboren als Tochter des Zieglers und Zigarrensortieres August Bracht 1875 in Oerlinghausen. Ihr Vater war ein Sozialdemokrat der ersten Stunde; auch ihr älterer Bruder Karl engagierte sich für die SPD.
Bracht besuchte die Volksschule und lernte danach den Beruf der Wäschenäherin. Sie war tätig in der Firma Benkelberg an der Detmolder Chaussee 16 in Oerlinghausen und arbeitete später in Heimarbeit.[1] Sie engagierte sich politisch und war Kassiererin im Vorstand des Wäschearbeiterinnenverbandes, dann auch Vorsitzende.[2] Sie war befreundet mit dem Ziegelmeister Hermann Niebuhr aus Oerlinghausen, mit dem sie im Jahr 1900 das Schützenkönigspaar bildete.[3]
Als nach der Revolution 1918 Frauen das aktive und passive Wahlrecht erhielten, trat Bracht als Kandidatin für die SPD an und wurde (auf dem Listenplatz 2) als erste Frau unter den 21 Abgeordneten in den Lippischen Landtag gewählt. Sie blieb jedoch nur eine Legislaturperiode aktiv und trat bei der nächsten Wahl 1921 nicht wieder an; möglicherweise, weil sie keine Mittel hatte, die Entfernung zwischen ihrem Wohnort in Oerlinghausen und dem Landtag in Detmold bequem zurückzulegen. Die Protokolle des Landtags enthalten von ihr keine Äußerungen,[4] die Volkswacht berichtet, Bracht habe sich für die weitere Erwerbstätigkeit von Frauen eingesetzt, auch wenn die männlichen Kriegsheimkehrer Arbeitsplätze bräuchten.[5]
In Oerlinghausen lebte sie mit ihrem Vater zusammen, den sie bis zu seinem Tod 1927 versorgte. Ihre Wohnung war in der Holter Straße 30. Sie starb am 30. Mai 1939 an Krebs in einem Bielefelder Krankenhaus.
Seit dem 17. Juli 2023 erinnert eine Gedenktafel am Haus Holter Straße 30 in Oerlinghausen an Auguste Bracht.
Literatur
- Aus dem Leben der Mitglieder des verfassungsgebenden Lippischen Landtages. - In: Lippischer Kalender 1920, S. 93-95, S. 93.
- Werner Höltke: Auguste Bracht - die erste Frau im Lippischen Landtag. - In: Heimatland Lippe 97 (2004) 8, S. 174.
- Bärbel Sunderbrink: Aufbruch der Frauen im revolutionären Lippe. - In: Julia Schafmeister, Bärbel Sunderbrink, Michael Zelle (Hg.): Revolution in Lippe : 1918 und der Aufbruch in die Demokratie. - Bielefeld : Verlag für Regionalgeschichte, 2018. - S. 100-117.
- Beckmann, Jana: Auguste Bracht war die Pionierin : Revolution in Detmold: Die Landtagswahl am 26. Januar 1919 war die erste in Lippe, bei der auch Frauen zur Urne gehen durften : eine Politikerin zog in das Parlament ein, weitere rückten nach : bis heute überwiegt in politischen Gremien aber der Anteil der Männer. - In: Lippische Landes-Zeitung. - 253 (2019),22 vom 26./27.01., Seite 12 : 3 Illustrationen
- Horst Biere: Eine Näherin macht Karriere : Stadtgeschichte: Die Oerlinghauser Schützenkönigin Auguste Bracht zieht als erste Frau in den lippischen Landtag ein : als Vorsitzende des Wäschearbeiterinnenverbandes setzt sich die lupenreine Sozialdemokratin vor allem für die Belange berufstätiger Frauen ein. - In: Lippische Landes-Zeitung. - 254 (2020),102 vom 1./2.5., Seite 23 : 1 Fotografie
- Horst Biere: Auguste Bracht, die frühe Kämpferin. - In: Lippische Landes-Zeitung vom 27.7.2023, S. 22.
Weblinks
- Biografie von Auguste Bracht. In: Wilhelm H. Schröder: Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs- und Landtagen 1876–1933 (BIOSOP)
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Quelle: Biere 2023, Höltke 2004, Sunderbrink 2018
28.07.2023 angelegt