Biernat, Friedrich (1914-1942)

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Friedrich Biernat (* 28. Dezember 1914 in Rauxel (Kreis Castrop-Rauxel); † 3. Januar 1942 in der Landesheilanstalt Eichberg (Hessen)) war ein NS-Verfolgter in Lemgo.

GND Kein Eintrag
Andere Namen
Geburtsdatum 28.12.1914
Geburtsort Rauxel
Sterbedatum 3.1.1942
Sterbeort Eichberg
Religion
Staatsangehörigkeit
Beruf
Beziehung zu Personen

Leben

Friedrich Biernat war evangelisch getauft und litt seit seiner Geburt an einer »cerebralen Kinderlähmung« und an einer »linksseitigen spastischen Lähmung«. Er soll die »Volksschule ein Jahr ohne Erfolg besucht« haben, bevor er am 7. Juli 1922 im Alter von sieben Jahren in der evangelischen Pflegeeinrichtung Eben-Ezer in Lemgo mit der Diagnose »zerebrale Kinderlähmung mit Schwachsinn erheblichen Grades« und »epileptische Anfälle« aufgenommen wurde.

In Eben-Ezer besuchte er zwischen 1928 und 1931 die »Vorschule« der Anstaltsschule, wo er zwar »ohne Erfolg« am Unterricht teilgenommen hatte, der ihm aber sichtlich »Freude« bereitet habe, so der Wortlaut im Schulbericht vom 14. April 1930. Ende März 1931 wurde er der anstaltseigenen »Knabenpflegestation« übergeben, um im Mattenflechten unterwiesen zu werden; ein Jahr später wurde er auch bei »Hausreinigungsarbeiten« eingesetzt, jedoch belasteten ihn häufig auftretende epileptische Anfälle, die erst zu Beginn der 1930er Jahre infolge des gezielten Einsatzes von Medikamenten deutlich verringert werden konnten. Wiederholte Bitten seiner Eltern um Urlaub ihres Sohnes bei ihnen zu Hause beantwortete der Anstaltsarzt abschlägig, weil er »tiefschwachsinnig, reizbar und ausserordentlich pflegebedürftig« sei. Eine Sterilisation hielt der Arzt für nicht erforderlich.


Verfolgung

Verfolgungsgrund: Euthanasie

8. April 1937 Verlegung von Friedrich Biernat in die Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt Warstein mit den Vermerken »Epilepsie, Idiotie« und »ungeheilt«. 31. Juli 1941 Verlegung in die Landesheilanstalt Eichberg. Dort am 3. Januar 1942 im Alter von 25 Jahren offiziell an »Siechtum bei Schwachsinn und cerebraler Kinderlähmung« verstorben.

Offenbar waren die Eltern über die Verlegung ihres Sohnes in die Anstalt Warstein Anfang April 1937 nicht informiert worden. Denn zu Beginn des Jahres 1938 wollten sie ihn in der Anstalt Eben-Ezer besuchen, trafen ihn dort aber nicht mehr an. Daraufhin beschwerten sie sich beim Oberpräsidenten der Provinz Westfalen in Münster, der seinerseits den Anstaltsleiter Eben-Ezers, den ehemaligen Missionar Heinrich Diehl, um nähere Auskünfte bat. Der Anstaltsleiter teilte dem Oberpräsidenten in seinem Antwortschreiben vom 14. Februar 1938 u. a. mit: „Im übrigen hielt ich es nicht für meine Pflicht, an alle 78 Familien und Verwandte die Verlegung der Pfleglinge nach Warstein bzw. Wittekindshof mitzuteilen. Meines Erachtens hätte die Benachrichtigung der Angehörigen von derjenigen Behörde aus geschehen müssen, auf deren Veranlassung die Verlegung stattgefunden hat.“

Gedenkstein

Quellen in Eben-Ezer

  • Unverzeichnete Bewohnerakte Eben-Ezer in Lemgo (Altregistratur, Keller der Hauptverwaltung)
  • Aufnahmebuch Männer, Nr. 393 (AEE, Best. Verwaltung, Nr. 137)
  • Entlassbuch Männer, Nr. 493 (AEE, Best. Verwaltung, Nr. 140)
  • LWL-Archiv Münster, Best. 660 (Warstein, Bewohnerakten)
  • Treise Kapelle in Warstein, Gedenktafel, Nr. 644
  • Sterbebuch Eichberg, Nr. 13.
  • Digitales Gedenkbuch Stiftung Eben-Ezer
https://www.eben-ezer.de/eben-ezer/geschichte/digitales-gedenkbuch/euthanasie/biographien.html


Literatur

Weblinks

Status der Seite

Quelle: Stadtarchiv Lemgo

7.11.2023 angelegt

Fußnoten