Paulsen, Wilfried (1828-1901): Unterschied zwischen den Versionen

Aus lippelex.de
Zur Navigation springen Zur Suche springen
(Die Seite wurde neu angelegt: „Datei:Paulsen, Wilfried (1828-1901) 001.jpg|300px|thumb|right|Kartoffelzüchter und Schachmeister Wilfried Paulsen<br />Bild: Lippische Landesbibliothek, BA…“)
 
Zeile 43: Zeile 43:
 
==Leben==
 
==Leben==
  
Geboren im Juli 1828 als ältester Sohn des Gutsbesitzers Dr. phil. Carl Johann Paulsen auf Gut Nassegrund bei Blomberg. Er absolvierte die Rektoratsschule in Blomberg und ging anschließend auf Gut Hovedissen in die landwirtschaftliche Lehre. Mit 19 Jahren übernahm er die elterliche Wirtschaft in Nassegrund und die zum Gut gehörende Brennerei.  
+
Geboren im Juli 1828 als ältester Sohn des Gutsbesitzers Dr. phil. Carl Johann Paulsen auf Gut Nassengrund bei Blomberg, seinerseits Sohn des Oberförsters Paulsen in Schieder und Biesterfeld.
  
Paulsen spezialisierte sich auf die Kartoffelzüchtung. 1874 gliederte er seinem Gut eine "Zucht- und Prüfungsstation für Kartoffelraritäten" an. Die von ihm gezüchteten Kartoffelsorten (darunter Anderssen, Aspasia, Athene, Simson, Blaue Riesen, Phöbus, Juli) wurden vielfach ausgezeichnet. Fürst Woldemar zur Lippe verlieh Paulsen in Anerkennung seiner Leistungen den Titel "Oekonomierath".  
+
Er absolvierte die Rektoratsschule in Blomberg bis 1845  und ging anschließend auf Gut Hovedissen (bei Herrn Cronemeier) in die landwirtschaftliche Lehre. Nebenbei bemühte er sich autodidaktisch um die Verbesserung seiner Allgemeinbildung. Mit 19 Jahren übernahm er die elterliche Wirtschaft in Nassengrund und die zum Gut gehörende Brennerei, während der Vater "seinem Studium und der Schriftstellerei" lebte.<ref>Menschen, S. 345.</ref> Die Arbeit mit der Brennerei stellte er ein, als sie infolge des Zollvereins durch die außerlippische Konkurrenz unwirtschaftlich wurde.
  
Paulsen war wie sein Bruder Louis Schachspieler. Er gewann das Turnier des Westdeutschen Schachverbandes in Köln 1867 und gewann den ersten Preis auf dem 10. Kongress des Westdeutschen Schachverbandes in Düsseldorf 1876. Zu seinen größten Erfolgen zählt ein Sieg gegen Schachvizeweltmeister Johann Zuckertort.
+
Paulsen spezialisierte sich auf die Kartoffelzüchtung, nachdem eine Kartoffelkrankheit Anfang der 1840er Jahre bis auf wenige anscheinend widerstandsfähige Pflanzen die Ernte vernichtete. Er begann mit der Auswahl verschiedener Sorten zu experimentieren und mit Verfahren der Erzeugung von Sämlingen – Kartoffeln pflanzen sich in der Regel eingeschlechtlich durch Knollenteilung fort. 1855 übernahm er die Leitung des Guts vollständig von seinem Vater. 1856 heiratete er die Tochter des Amtsphysikus in Blomberg, Charlotte Lellmann.
  
Paulsen starb im Februar 1901.  
+
1864 gelang es ihm, die ersten Sämlinge zu ziehen, die sich widerstandsfähiger zeigten. Die erste erfolgreich auf den Markt gebrachte Züchtung erhielt den Namen "Erste von Nassengrund". Nach weiteren Erfolgen gründete Paulsen 1874 seinem Gut eine ''Zucht- und Prüfungsstation für Kartoffelraritäten'' an. Die von ihm gezüchteten Kartoffelsorten (darunter Anderssen, Aspasia, Athene, Simson, Blaue Riesen, Phöbus, Juli<ref>Juli sei "noch heute [1936] als großartige Frühkartoffel weit über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt", Menschen, S. 346.</ref>) wurden vielfach ausgezeichnet. Nassengrund wurde bei der ersten Wirtschaftsbesichtigung 1894 durch die ''Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft'' mit der silbernen Preismedaille ausgezeichnet.
 +
 
 +
Fürst Woldemar zur Lippe verlieh Paulsen in Anerkennung seiner Leistungen den Titel »Oekonomierath«. Paulsen vermochte es jedoch nicht, seine Zuchterfolge in wirtschaftlichen Erfolg seiner Produktion zu überführen.
 +
 
 +
Paulsen war wie sein Bruder Louis Schachspieler. Er gewann das Turnier des Westdeutschen Schachverbandes in Köln 1867 und gewann den ersten Preis auf dem 10. Kongress des Westdeutschen Schachverbandes in Düsseldorf 1876. Zu seinen größten Erfolgen zählt ein Sieg gegen Schachvizeweltmeister Johann Zuckertort und gegen Weltmeister Anderssen.
 +
 
 +
Paulsen starb im Februar 1901. Seine Ehefrau Charlotte überlebte ihn um 22 Jahre und starb am 22.1.1923 im Alter von 96 Jahren.<ref>Siehe Lippischer Kalender 1924.</ref>
  
 
==Literatur==  
 
==Literatur==  

Version vom 20. Februar 2023, 10:06 Uhr

Kartoffelzüchter und Schachmeister Wilfried Paulsen
Bild: Lippische Landesbibliothek, BA LP-17-35

Wilfried Paulsen (* 31. Juli 1828 auf Gut Nassegrund bei Blomberg; † 2. Februar 1901 ebenda) war Kartoffelzüchter und Schachmeister.

GND https://d-nb.info/gnd/138717664
Andere Namen
Geburtsdatum 31.7.1828
Geburtsort Nassegrund
Sterbedatum 2.2.1901
Sterbeort Nassegrund
Bekannt als (Tätigkeitsfeld) Kartoffelzüchter, Schachspieler
Lippe-Bezug
Beziehung zu Personen
  • Bruder von Louis Paulsen
  • Sohn von Carl Johann Paulsen
Beziehung zu Institutionen
Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_Paulsen

Leben

Geboren im Juli 1828 als ältester Sohn des Gutsbesitzers Dr. phil. Carl Johann Paulsen auf Gut Nassengrund bei Blomberg, seinerseits Sohn des Oberförsters Paulsen in Schieder und Biesterfeld.

Er absolvierte die Rektoratsschule in Blomberg bis 1845 und ging anschließend auf Gut Hovedissen (bei Herrn Cronemeier) in die landwirtschaftliche Lehre. Nebenbei bemühte er sich autodidaktisch um die Verbesserung seiner Allgemeinbildung. Mit 19 Jahren übernahm er die elterliche Wirtschaft in Nassengrund und die zum Gut gehörende Brennerei, während der Vater "seinem Studium und der Schriftstellerei" lebte.[1] Die Arbeit mit der Brennerei stellte er ein, als sie infolge des Zollvereins durch die außerlippische Konkurrenz unwirtschaftlich wurde.

Paulsen spezialisierte sich auf die Kartoffelzüchtung, nachdem eine Kartoffelkrankheit Anfang der 1840er Jahre bis auf wenige anscheinend widerstandsfähige Pflanzen die Ernte vernichtete. Er begann mit der Auswahl verschiedener Sorten zu experimentieren und mit Verfahren der Erzeugung von Sämlingen – Kartoffeln pflanzen sich in der Regel eingeschlechtlich durch Knollenteilung fort. 1855 übernahm er die Leitung des Guts vollständig von seinem Vater. 1856 heiratete er die Tochter des Amtsphysikus in Blomberg, Charlotte Lellmann.

1864 gelang es ihm, die ersten Sämlinge zu ziehen, die sich widerstandsfähiger zeigten. Die erste erfolgreich auf den Markt gebrachte Züchtung erhielt den Namen "Erste von Nassengrund". Nach weiteren Erfolgen gründete Paulsen 1874 seinem Gut eine Zucht- und Prüfungsstation für Kartoffelraritäten an. Die von ihm gezüchteten Kartoffelsorten (darunter Anderssen, Aspasia, Athene, Simson, Blaue Riesen, Phöbus, Juli[2]) wurden vielfach ausgezeichnet. Nassengrund wurde bei der ersten Wirtschaftsbesichtigung 1894 durch die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft mit der silbernen Preismedaille ausgezeichnet.

Fürst Woldemar zur Lippe verlieh Paulsen in Anerkennung seiner Leistungen den Titel »Oekonomierath«. Paulsen vermochte es jedoch nicht, seine Zuchterfolge in wirtschaftlichen Erfolg seiner Produktion zu überführen.

Paulsen war wie sein Bruder Louis Schachspieler. Er gewann das Turnier des Westdeutschen Schachverbandes in Köln 1867 und gewann den ersten Preis auf dem 10. Kongress des Westdeutschen Schachverbandes in Düsseldorf 1876. Zu seinen größten Erfolgen zählt ein Sieg gegen Schachvizeweltmeister Johann Zuckertort und gegen Weltmeister Anderssen.

Paulsen starb im Februar 1901. Seine Ehefrau Charlotte überlebte ihn um 22 Jahre und starb am 22.1.1923 im Alter von 96 Jahren.[3]

Literatur

  • Oekonomierat Paulsen †. In: Deutsche Landwirtschaftliche Presse, Jg. 28 (1901), S. 159 (mit Bild).
  • Dr. Quante: Wilfried Paulsen, Gutsbesitzer, Ökonomierat. In: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog, Bd. 6, 1901 (1904), S. 423–424.
  • Kurt Ueberschär: Geschichte der Kartoffelzüchtung in Deutschland zugleich ein geschichtlicher Beitrag zur Sortenkunde. Dissertation, Landwirtschaftliche Hochschule, Berlin 1929, S. 37–40
  • XX : Wilfried Paulsen : der Kartoffelzüchter. - In: Max Staerke (Hg.): Menschen vom lippischen Boden. - Detmold : Meyer, 1936, 345-347.
https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/content/pageview/6432595
  • Platenau, Fritz: Soll das vergessen werden? (Schluß). - in: Heimatland Lippe 66 (1973) 4, 129-142, hier S. 139-141 über Kartoffelanbau in Lippe und die Kartoffelzuchtanstalt.
  • Horst Paulussen: Wilfried Paulsen, ein weltbekannter Pflanzenzüchter des vorigen Jahrhunderts - In: Heimatland Lippe 74 (1981)3, S. 96-97.

Weblinks

Status der Seite

Quelle: Autorenlexikon 1

21.12.2021 angelegt

Fußnoten

  1. Menschen, S. 345.
  2. Juli sei "noch heute [1936] als großartige Frühkartoffel weit über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt", Menschen, S. 346.
  3. Siehe Lippischer Kalender 1924.