Kreisarchiv Lippe

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Das Kreisarchiv Lippe ist das Archiv des Kreises Lippe.

GND http://d-nb.info/gnd/16260030-6
Andere Namen
Vorgänger
Nachfolger
Leitung
  • 2001-2024 Dr. Hansjörg Riechert
  • 2024- Dr. Sarah Masiak
Wikipedia

Geschichte

Seit der nordrheinwestfälischen Kommunalreform Anfang der 1970er Jahre gibt es den Kreis Lippe als eigene Gebietskörperschaft, entstanden im wesentlichen aus der Zusammenlegung der beiden Kreise Lemgo und Detmold. Die Bewahrung der Verwaltungsüberlieferung lag zunächst in den Händen des Staatsarchivs Detmold als Nachfolger des Fürstlich-Lippischen Landesarchivs. Ende der 90er Jahre mahnte das Staatsarchiv eine Trennung zwischen staatlicher und kommunaler Überlieferung an. Dazu kamen seitens des Staatsarchiv organisatorische Erwägungen, da Personalabbau und vermehrte Aufgaben angesichts der beginnenden Digitalisierung das Staatsarchiv vor neue Herausforderungen stellten. Neben dem Kreis Lippe galt die Aufforderung zur künftigen archivischen Selbständigkeit auch der Stadt Detmold, deren Überlieferung wie die des Kreises als Depositum im Staatsarchiv lagen und dort bis dahin bearbeitet wurden. Die Stadt Detmold stellte zum 1. November 2000 einen eigenen Archivar ein.

Zum 1. Juli 2001 wurde Dr. Hansjörg Riechert als Kreisarchivar bei der Kreisverwaltung Lippe eingestellt und dem Dezernat Kultur zugeordnet. Als Gründungsbestand ergab sich für das Archiv die bislang als Depositum im Staatsarchiv bewahrte Verwaltungsüberlieferung des Kreises. Sie bestand aus den analog verzeichneten Beständen der beiden Altkreise Detmold und Lemgo, rund 3.700 Verzeichnungseinheiten, außerdem kleinere Bestände der Amtmänner in Blomberg, Brake und Schötmar mit 580 Verzeichnungseinheiten, dem Bestand des Gesundheitsamtes Lemgo mit rund 400 Verzeichnungseinheiten sowie nicht erschlossenem Bestand aus den Kreissonderhilfsausschüssen Detmold und Lemgo (=Entschädigungsakten), etwa 1.700 Verfahrensfälle. Insgesamt umfasste der Bestand etwa 80 laufende Meter. Das Kreisarchiv entschied sich, seine Bestände mit einem Signaturenschema zu erschließen, das aus dem Buchstaben "K" plus Bestandsnummer gebildet ist. Etwa 2004/2005 wurde das Kreisarchiv in der Kreisverwaltung dem Bereich Zentrale Dienste zugeordnet und neben dem Archivar eine zweite Vollzeitkraft eingestellt.

Räumlich blieb das Kreisarchiv (wie das Stadtarchiv Detmold) im Gebäude des Staatsarchivs Detmold beheimatet. Damit teilten die beiden neuen Archive neben dem Magazinplatz für ihre Bestände auch die Organisation der Archivbenutzung wie z.B. den Lesesaaldienst. Daraus ergaben sich für die beteiligten Archive Synergien etwa in der Personalplanung für die Benutzungsdienste. Diese von den beteiligten Archiven gern »Archiv-WG« genannte Zusammenarbeit zwischen Landesarchiv, Stadtarchiv und Kreisarchiv ist die größte ihrer Art in der deutschen Archivlandschaft.

2003 übernahm das Kreisarchiv eine kreiseigene Diasammlung zu verschiedenen lippischen Motiven aus den 1980er Jahren; der Aufbau einer Bilddatenbank zählt seitdem zu den Aktivitäten des Kreisarchivs. Um das Kreisarchiv sowohl im öffentlichen Bewusstsein als auch im Bewusstsein der Kreisverwaltung präsenter zu machen, konzipierte Kreisarchivar Riechert mehrere Ausstellungen, deren größte IkarusMaschinen 2006 auf dem Gelände des Westfälischen Freilichtmuseums gezeigt wurde.

Während das Kreisarchiv anfänglich das Archivsystem des staatsarchivs VERA nutzte, stellte es 2013 auf das Verzeichnungssystem ACTApro um.

Kreisarchiv als interkommunaler Dienstleister

Mit der Zeit übernahm das Kreisarchiv Bestände kreisangehöriger Gemeinden als Deposita. Den Anfang machte die Übernahme des Stadtarchivs Horn, angeregt durch den Verein Horn e.V., der die schlechte Lagerung und die unprofessionelle Bereitstellung von Archivbeständen der Gemeinde Horn-Bad Meinberg beklagte. Im Rahmen einer öffentlich-rechtlichen Vereinbarung übernahm das Kreisarchiv Pflege, Bearbeitung und Lagerung der Bestände, die durch eine regelmäßige Kostenerstattung abgegolten werden sollte. Während der Kreis Lippe bereit war, diese Dienstleistung auf alle kreiseigenen Kommunen auszudehnen, regte sich Widerstand bei den bereits mit eigenen professionell arbeitenden Archiven ausgestatteten größeren Städten. 2009 stellte der Kreis Lippe in einer Pressemitteilung am 20. November klar, dass das Angebot sich auf die kleineren Kommunen beziehe, sie nicht in der Lage oder nicht willens seien, sich um ihre Archivbestände selbst zu kümmern. Bis April 2013 gaben die Städte Barntrup, Horn-Bad Meinberg, Lügde, Schieder-Schwalenberg und die Gemeinden Leopoldshöhe und Schlangen ihre Überlieferungspflege in die Hände des Kreises Lippe; im November 2013 kamen die Stadt Dörentrup und die Gemeinde Oerlinghausen hinzu; zuletzt die Gemeinde Augustdorf und im Jahr 2023 die Gemeinde Kalletal. Die derzeitige Laufzeit der Vereinbarung endet 2025. Seit 2020 fungiert das Kreisarchiv zudem als Archiv des Kommunalen Rechenzentrums Minde-Ravensberg / Lippe in Lemgo.

Stand 2024

Heute arbeiten sieben Personen im Team des Kreisarchivs Lippe, von denen zwei über die beteiligten Kommunen finanziert werden. Das Archiv umfasst etwa 62.000 Verzeichniseinheiten, die auf 1,5 km Regal bewahrt werden. Der Bestand ist zu 38% Überlieferung des Kreises, der Rest aus den beteiligten Kommunen und dem kommunalen Rechenzentrum. Mit dem Ruhestand von Dr. Hansjörg Riechert ging die Leitung des Kreisarchivs an Dr. Sarah Masiak über.


Literatur

  • Kreisarchiv Lippe: Seine Entstehung und Entwicklung. - in: Archivpflege in Westfalen-Lippe 100 (2024), S. 45-52.

Weblinks


Status der Seite

Quelle: Riechert / Masiak 2024

3.05.2024 angelegt

Fußnoten