Knoch, Johann Ludwig (1712-1808): Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Knoch, Johann Ludwig (1712-1808) 001.jpg|300px|thumb|right|Archivrat Johann Ludwig Knoch (1712-1808)]]
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[[Datei:Knoch, Johann Ludwig (1712-1808) 001.jpg|300px|thumb|right|Archivrat Johann Ludwig Knoch (1712-1808)<br />Lippische Landesbibliothek, LPe 71]]
  
'''Johann Ludwig Knoch''' (* 18. Dezember 1712 in St. Goar; † 2. Mai 1808 in [[Detmold]]) war Archivar.
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'''Johann Ludwig Knoch''' (* 18. Dezember 1712 in St. Goar; † 2. Mai 1808 in [[Detmold]]) war Archivar und Baumeister.
  
  
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==Leben==
 
==Leben==
  
Geboren 1712 als Sohn des Kantors der reformierten Kirche in St. Goar am Rhein. Er studierte an der Universität Marburg und war
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Geboren 1712 als Sohn des Kantors der reformierten Kirche in St. Goar am Rhein, Johann Conrad Koch, und seiner Frau Anna Constantia von Ixen. Er studierte an der Universität Marburg, wo er 1733 immatrikuliert war, Jura und möglicherweise Mathematik (Grundlage für seine spätere Bautätigkeit).
  
Er begann seine berufliche Laufbahn als Schreiber im gräflichen Hause Wittgenstein; bei dieser Tätigkeit eignete er sich die Grundlagen der Archivwissenschaften seiner Zeit an. Drei Jahre war er praktisch im Baufach tätig und anschließend 18 Jahre als Archivar bei den Grafen von Solms-Braunfels. Dort sorgte er für eine Neueinrichtung des Archivs. Dann beriefen ihn die Grafen von Leiningen-Westerburg nach Westerburg, ebenfalls zur Neueinrichtung des Archivs. Hier blieb er acht Jahre tätig. Am 21. Oktober 1745 heiratete er in Westerburg Marie Eleonore Schwarz.<ref>Die biographischen Angaben stammen aus dem Artikel in ''Menschen ...'' 1936. Allerdings gehen die angegebenen Daten nicht auf: Wenn Knoch seine Laufbahn mit vielleicht 18 Jahren begonnen hat, dann war das etwa 1730. Nach drei Jahren "im Baufach" plus weiteren 18 Jahren im Dienst des Hauses Wittgenstein wäre er etwa im Jahr 1751 41 Jahre alt gewesen. Er hat seine Frau Marie aber bereits sechs Jahre früher in Westerburg kennengelernt. Wenn er nach acht Jahren in Westerburg nach Detmold berufen wurde, und das im Jahr 1762 geschah, hätte er von 1754-1762 in Westerburg sein müssen; dann ist der Abstand zur Hochzeit mit Marie noch größer. Umgekehrt, wenn er bereits 1744/45 in Westerburg war, dann ergibt sich zwischen den acht Jahren im Dienst der Westerburger (bis 1752) und der Berufung nach Detmold (1762) eine zehnjährige Lücke.</ref>
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Er begann 1733 seine berufliche Laufbahn als Schreiber und Archivar des Grafen Casimir von Sayn-Wittgenstein in Wittgenstein. Daneben war er praktisch im Baufach tätig. Von 1736 bis 1754 war er als Archivar im Dienst des Grafen Friedrich Wilhelm I. zu Solms-Braunfels in Braunfels an der Lahn beschäftigt. Zu seinen wesentlichen Aufgaben gehörte die Neuordnung des Archivs. Nebenbei wirkte er als Prinzenerzieher und Baurat. In Braunfels lernte er die acht Jahre jüngere Marie Eleonore Schwarz kennen, die er im Oktober 1745 heiratete. Das Paar hatte drei Töchter und einen Sohn. Am 1. Juli 1754 wurde Knoch Archivrat bei dem Grafen Leiningen-Westerburg. Auch hier war er wesentlich mit der Neuordnung des Archivs beschäftigt.  
  
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===Tätigkeit in Lippe ab 1761===
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Am 25. September 1761 beruft ihn Graf Simon August zur Lippe nach Detmold, um dort das gräfliche Archiv neu bzw. überhaupt zu ordnen. Die Biographen rätseln, warum Knoch mit seiner Familie seine gute Stelle verließ, um sich des »in jeder Hinsicht völlig verwahrlosten« lippischen Archivs anzunehmen. Mit der Instruktion vom 14.12.1762 wurde ihm neben der Archivarbeit auch die Zuständigkeit für die öffentliche Bibliothek (die spätere Lippische Landesbibliothek) übertragen, die er bis 1771 wahrnahm.
  
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Statt den in der Instruktion aufgetragenen Arbeitszeiten von vormittäglich montags bis samstags drei Stunden und nachmittäglich bis auf mittwochs und samstags zwei Stunden (also insgesamt 26 Wochenstunden) war er jedoch bald täglich 10 bis 12 Stunden beschäftigt. In Lippe erhielt er als Regierungsrat 400 Reichstaler Jahressalär, das waren nur 2/3 der Westerburger Besoldung. Als finanzieller Ausgleich wurden ihm daher Nebenämter übertragen. 1864 bis 1866 ist er Landbaumeister,<ref>LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 1986: Anstellung der Landbaumeister, 1764–1847; LAV NRW OWL, L 92 R Nr. 125: Anstellung, Bestallung und Instruktionen usw. der Landbaumeister in der Grafschaft Lippe, 1765–1775</ref> darüberhinaus zuständig für die Landesvermessung (1768-1783), das Wegekommissariat (1763-1774)<ref>LAV NRW OWL, L 37 Nr. 245.</ref> und das Zuchthauskommissariat (1763-1801). Vermutlich in diesen Funktionen hatte er Anlass die kolorierten Federzeichnungen von Barntrup, Falkenhagen, Schwalenberg u. a. anzufertigen, die sich heute u.a. im Besitz der Landesbibliothek befinden.
  
1762 auf Einladung d. Grafen Simon August zur Lippe Archivrat in Detmold: der eigentliche Begründer d. heutigen Landesarchivs; tägl. 10-12 Stunden mühsame Archivarbeit unter schwierigen Bedingungen, ständig Geldprobleme; Daher auch Nebenfunktionen als Kommissar d. Zuchthauses, Mitglied d. Armen- u. Weisenhauskommission; 1763-66 auch verantwortlicher Landbaumeister; Anfertigung kolorierter Federzeichnungen v. Barntrup, Falkenhagen, Schwalenberg u. a.; 1792 an d. Staatsanwaltschaft übergeben, weil er sich weigerte, seine Pensionierung anzufordern; 1795 Freispruch durch d. Göttinger Juristenfakultät, Weiterarbeit im aufgebauten Archiv; 1804 noch nachweisliche Spuren seiner Archivarbeit; † 2.5.1808 Detmold.
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Im Jahr 1774 erwarb er das von ihm bereits gemietete Burgmannenhaus der von Exterde (zwischen Stadtmauer und Exterstraße) mit Ländereien und Gerechtsamen, für 1.565 Reichstaler. Zum Besitz gehörte das Fischereirecht am durch Detmold fließenden Teil der Berlebecke. 1787 verkaufte für 2.000 Reichstaler er den Besitz an seinen Sohn, mit lebenslangem Wohnrecht für ihn und seine Frau.
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===Beteiligung an der Regierungskrise 1790===
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Nach dem Tod des Grafen Simon August hatte Knoch einen zunehmend schwereren Stand. In der Regierungskrise von 1790 stand er »auf der falschen Seite«. Er war nicht nur Schwiegervater des Regierungsrates Rotberg, und Großvater von Leopolds Mätresse Eleonore Kaiser, sondern hatte auch im Auftrag der Regierung belastendes Material gegen den vorherigen Regierungschef von Hoffmann zusammengestellt. Nach der Rückkehr von Hoffmanns in das Amt des lippischen Regierungspräsidenten und der Vormundschaftsregelung für Leopold I. wurde seine Beteiligung an der Krise untersucht und ihm die Pensionierung angetragen. Im Juli 1792 vom Amt entbunden, sprach ihn ein Gutachten der Juristenfakultät der Universität Göttingen im Mai 1795 von den Vorwürfen frei; im Juli des gleichen Jahres wurde er wieder als Archivar eingesetzt.  
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1797 starb seine Frau nach 52 Jahren »vergnügter Ehe«.<ref>Lippische Intelligenzblätter 1797, 21. Stück vom 27.5.1797. https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/158249</ref>. Unverdrossen war er weiter im Archiv tätig; Spuren seiner Arbeit finden sich noch im Jahr 1804. Er starb im Alter von 95½ Jahren am 2. Mai 1808.<ref>Lippische Intelligenzblätter 1808, 19. Stück vom 7.5.1808. https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/163163</ref>
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===Knoch als Archivar===
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Knoch gilt als Vater des modernen lippischen Haus- und Landesarchivs. Seine Ordnungsarbeit mündete in rund 100 in Leder gebundene Repertorien, von denen drei Viertel heute immer noch als Findbücher dienen.<ref>Bender 2006, S. 26.</ref>
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===Nachkommen===
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* Tochter Johannette heiratete den Arzt Dr. Simon Henrich Kaiser
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* Tochter Dorothea Friederike heiratete den Regierungsrat Theodor Christian Rotberg
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* Tochter Christine Luise heiratete den Archivassessor [[Clostermeier, Christian Gottlieb (1752-1829)|Christian Gottlieb Clostermeier]]
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* Sohn [[Knoch, Friedrich Georg (1751-1827)|Friedrich Georg]]
  
 
==Werke==  
 
==Werke==  
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''veröffentlichte Werke -- es gibt zahlreiche unveröffentlichte historische Abhandlungen''
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===Bauten und Pläne===
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* Umbau im Detmolder Schloss zu Münzstube und Silberkabinett, 1763
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: LAV NRW OWL, L 31 Nr. 47
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* Projekt Anbau von Gefängnissen an die Schlosswache, 1763/64
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: LAV NRW OWL, L 86 Nr. Allg. 38
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* Bebauungsplan vorderer Schlossplatz Detmold, um 1764
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: LAV NRW OWL, L 18 Nr. 145
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* Gefängnisentwurf Detmold, 1765
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: LAV NRW OWL, L 86 Nr. Allg. 18
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* Musterentwürfe für Bauernhöfe, 1768
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: LAV NRW OWL, L 37 Nr. 563
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* Gutachten zur Anlage des Sennedorfs Augustdorf, 1780
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: LAV NRW OWL, L 92 T 1 Nr. 1293
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* Entwurf für eine Hermannssäule auf der Grotenburg, um 1785
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: LAV NRW OWL, D 72 Knoch 24
  
 
===Selbständige Veröffentlichungen===
 
===Selbständige Veröffentlichungen===
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* Von d. Gräfl. Lipp. Wappen u. dessen eigentlichen Beschaffenheit (Intbll. 1769, St. 46)
 
* Von d. Gräfl. Lipp. Wappen u. dessen eigentlichen Beschaffenheit (Intbll. 1769, St. 46)
  
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===Zeichnungen===
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* Ansicht Barntrup von Süden, 1764
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: LLB, 2 B 3 https://bilder.llb-detmold.de/detail/155
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* Ansicht Barntrup von Norden, 1764
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: LLB, 2 B 2 https://bilder.llb-detmold.de/detail/154
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* Ansicht Domäne Biesterfeld, um 1764
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: LLB, 7 B 1 https://bilder.llb-detmold.de/detail/223
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* Ansicht Haus Weißenfeld b. Schwalenberg, um 1764
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: LLB, AL 1 W 1  https://bilder.llb-detmold.de/detail/4616
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* Ansicht Schloss Varenholz, 1764, getuschte Federzeichnung
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: LLB, 1 V 2 https://bilder.llb-detmold.de/detail/919
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* Ansicht Burg und Flecken Schwalenberg, um 1764, getuschte Federzeichnung
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: LLB, 4 S 3 https://bilder.llb-detmold.de/detail/826
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* Ansicht Kloster Falkenhagen, um 1765, getuschte Federzeichnung
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: LLB, 2 F 2 https://bilder.llb-detmold.de/detail/470
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* Lageplan Burg Blomberg, um 1780, kolorierte Federzeichnung
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: LLB, 8 B 4 https://bilder.llb-detmold.de/detail/230
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* Grundriss und Ansicht der Falkenburg-Ruine, 1786, kolorierte Federzeichnung
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: LLB, 1 F 2 https://bilder.llb-detmold.de/detail/439 (Kopien von Emil Zeiß, 1863, LLB, 1 F 1 https://bilder.llb-detmold.de/detail/440, 1 F 3 https://bilder.llb-detmold.de/detail/437; und von Carl Dewitz, 1880 LLB, HV 17,2-30v https://bilder.llb-detmold.de/detail/9431).
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* Entwurf zu einem dauerhaften Meierhof, wohl 1789
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: LAV NRW OWL, L 92 A Nr. 2799
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* Ansicht des ehem. Augustinerinnenklosters mit Bürgerturm, um 1790, Federzeichnung
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: Repro-Fotografie Ferdinand Düstersiek, vor 1911, LLB, HSA 6, 502 https://bilder.llb-detmold.de/detail/230
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* Bruchtor mit Hospital zum Heiligen Geist und Strafwerkhaus, um 1790, Federzeichnung
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: Kopien von Paul Böhmer, 1883, LLB, 1 D 36 https://bilder.llb-detmold.de/detail/1123;  Druck, um 1930, LLB, GA B 349; aquarellierte Kopie Fritz Günther, nach 1933, GA B 109 https://bilder.llb-detmold.de/detail/1127
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* Hospital zum Heiligen Geist, mit Schlossbastion, Strafwerkhaus und Bruchtor, um 1790, Federzeichnung
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: Kopie von Paul Böhmer, 1883, LLB, 1 D 36,1 https://bilder.llb-detmold.de/detail/1128; aquarellierte Kopie Fritz Günther, nach 1933, GA B 110 https://bilder.llb-detmold.de/detail/1124
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* Residenzschloss Detmold, Vogelschau von Osten, 1792, kolorierte Federzeichnung
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: LLB, 1 D 22 https://bilder.llb-detmold.de/detail/1094
  
 
==Literatur==  
 
==Literatur==  
 +
* Fessmeyer, Hans: Johann Ludwig Knoch, der verdienstvolle Geschichtsschreiber der ehemaligen in der Pfalz gelegenen Grafschaft Leiningen-Westerburg im 18. Jahrhundert. - In: Neue Leininger Blätter 6 (1932) Nr. 5.
 
* Kiewning, Hans: Ludwig Knoch <1712-1808>. Begründer des Lipp. Haus- u- Landesarchivs (Menschen vom lipp. Boden. 1936)
 
* Kiewning, Hans: Ludwig Knoch <1712-1808>. Begründer des Lipp. Haus- u- Landesarchivs (Menschen vom lipp. Boden. 1936)
 
: https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/content/pageview/6432239
 
: https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/content/pageview/6432239
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* Erich Kittel: Der Archivarius Knoch und die Externsteine. "Figuren sehr übel geraten". - In: Unsere lippische Heimat Nr. 11a (1960), S. 3-4.
 +
: LZ 187.2° (11a)
 
* Meier, Karl Ernst: Geschichte der Stadt Lemgo (1952)
 
* Meier, Karl Ernst: Geschichte der Stadt Lemgo (1952)
 
* Schaefer, Hermann Ludwig: Johann Ludwig Knoch (LLZ. 190.1956, Nr. 82)
 
* Schaefer, Hermann Ludwig: Johann Ludwig Knoch (LLZ. 190.1956, Nr. 82)
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* Blankenheim, Ludwig: Johann Ludwig Knoch, dem ersten und bedeutendsten Leininger Heimatforscher in memoriam. - In: Blätter für pfälzische Kirchengeschichte und religiöse Volkskunde 25 (1958), S. 101-102.
 
* Wolfgang Bender: Archivar aus Leidenschaft – Johann Ludwig Knoch (1712–1808). In: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde 75 (2006), S. 15–35.  
 
* Wolfgang Bender: Archivar aus Leidenschaft – Johann Ludwig Knoch (1712–1808). In: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde 75 (2006), S. 15–35.  
 
: https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/7301281
 
: https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/7301281
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* Bender, Wolfgang: Johann Ludwig Knoch (1712-1808) - der Schöpfer des modernen lippischen Haus- und Landesarchivs und seine Bedeutung für die regionale genealogische Forschung. - In: Beiträge zur westfälischen Familienforschung. - 70/71 (2012/2013), S. 189-200 : Ill.
 
* Bender, Wolfgang: Johann Ludwig Knoch (1712-1808) - der Schöpfer des modernen lippischen Haus- und Landesarchivs und seine Bedeutung für die regionale genealogische Forschung. - In: Beiträge zur westfälischen Familienforschung. - 70/71 (2012/2013), S. 189-200 : Ill.
 
: Hz 229-70/71(2012/13)
 
: Hz 229-70/71(2012/13)
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==Quellen==
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* LAV NRW OWL, D 72 Knoch, Nachlass.
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* LAV NRW OWL, L 92 A Nr. 3519: Baurechnungen für die Münze und das Schloss zu Detmold, 1763–1765.
  
 
== Weblinks==
 
== Weblinks==
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==Status der Seite==
 
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Quelle: Autorenlexikon 2
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Quelle: Autorenlexikon 2; Bender 2006
  
12.3.2021 angelegt
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12.3.2021 angelegt; 13.2.2023 ergänzt.
  
 
==Fußnoten==
 
==Fußnoten==
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[[Kategorie:18. Dezember]]
 
[[Kategorie:18. Dezember]]
 
[[Kategorie:2. Mai]]
 
[[Kategorie:2. Mai]]
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Aktuelle Version vom 28. August 2023, 13:32 Uhr

Archivrat Johann Ludwig Knoch (1712-1808)
Lippische Landesbibliothek, LPe 71

Johann Ludwig Knoch (* 18. Dezember 1712 in St. Goar; † 2. Mai 1808 in Detmold) war Archivar und Baumeister.


GND http://d-nb.info/gnd/141562005
Andere Namen
Geburtsdatum 18.12.1712
Geburtsort St. Goar
Sterbedatum 2.5.1808
Sterbeort Detmold
Bekannt als (Tätigkeitsfeld) Archivar, Baurat
Lippe-Bezug
Beziehung zu Personen
Beziehung zu Institutionen
  • Fürstlich-lippischer Archivar
Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Ludwig_Knoch

Leben

Geboren 1712 als Sohn des Kantors der reformierten Kirche in St. Goar am Rhein, Johann Conrad Koch, und seiner Frau Anna Constantia von Ixen. Er studierte an der Universität Marburg, wo er 1733 immatrikuliert war, Jura und möglicherweise Mathematik (Grundlage für seine spätere Bautätigkeit).

Er begann 1733 seine berufliche Laufbahn als Schreiber und Archivar des Grafen Casimir von Sayn-Wittgenstein in Wittgenstein. Daneben war er praktisch im Baufach tätig. Von 1736 bis 1754 war er als Archivar im Dienst des Grafen Friedrich Wilhelm I. zu Solms-Braunfels in Braunfels an der Lahn beschäftigt. Zu seinen wesentlichen Aufgaben gehörte die Neuordnung des Archivs. Nebenbei wirkte er als Prinzenerzieher und Baurat. In Braunfels lernte er die acht Jahre jüngere Marie Eleonore Schwarz kennen, die er im Oktober 1745 heiratete. Das Paar hatte drei Töchter und einen Sohn. Am 1. Juli 1754 wurde Knoch Archivrat bei dem Grafen Leiningen-Westerburg. Auch hier war er wesentlich mit der Neuordnung des Archivs beschäftigt.

Tätigkeit in Lippe ab 1761

Am 25. September 1761 beruft ihn Graf Simon August zur Lippe nach Detmold, um dort das gräfliche Archiv neu bzw. überhaupt zu ordnen. Die Biographen rätseln, warum Knoch mit seiner Familie seine gute Stelle verließ, um sich des »in jeder Hinsicht völlig verwahrlosten« lippischen Archivs anzunehmen. Mit der Instruktion vom 14.12.1762 wurde ihm neben der Archivarbeit auch die Zuständigkeit für die öffentliche Bibliothek (die spätere Lippische Landesbibliothek) übertragen, die er bis 1771 wahrnahm.

Statt den in der Instruktion aufgetragenen Arbeitszeiten von vormittäglich montags bis samstags drei Stunden und nachmittäglich bis auf mittwochs und samstags zwei Stunden (also insgesamt 26 Wochenstunden) war er jedoch bald täglich 10 bis 12 Stunden beschäftigt. In Lippe erhielt er als Regierungsrat 400 Reichstaler Jahressalär, das waren nur 2/3 der Westerburger Besoldung. Als finanzieller Ausgleich wurden ihm daher Nebenämter übertragen. 1864 bis 1866 ist er Landbaumeister,[1] darüberhinaus zuständig für die Landesvermessung (1768-1783), das Wegekommissariat (1763-1774)[2] und das Zuchthauskommissariat (1763-1801). Vermutlich in diesen Funktionen hatte er Anlass die kolorierten Federzeichnungen von Barntrup, Falkenhagen, Schwalenberg u. a. anzufertigen, die sich heute u.a. im Besitz der Landesbibliothek befinden.

Im Jahr 1774 erwarb er das von ihm bereits gemietete Burgmannenhaus der von Exterde (zwischen Stadtmauer und Exterstraße) mit Ländereien und Gerechtsamen, für 1.565 Reichstaler. Zum Besitz gehörte das Fischereirecht am durch Detmold fließenden Teil der Berlebecke. 1787 verkaufte für 2.000 Reichstaler er den Besitz an seinen Sohn, mit lebenslangem Wohnrecht für ihn und seine Frau.

Beteiligung an der Regierungskrise 1790

Nach dem Tod des Grafen Simon August hatte Knoch einen zunehmend schwereren Stand. In der Regierungskrise von 1790 stand er »auf der falschen Seite«. Er war nicht nur Schwiegervater des Regierungsrates Rotberg, und Großvater von Leopolds Mätresse Eleonore Kaiser, sondern hatte auch im Auftrag der Regierung belastendes Material gegen den vorherigen Regierungschef von Hoffmann zusammengestellt. Nach der Rückkehr von Hoffmanns in das Amt des lippischen Regierungspräsidenten und der Vormundschaftsregelung für Leopold I. wurde seine Beteiligung an der Krise untersucht und ihm die Pensionierung angetragen. Im Juli 1792 vom Amt entbunden, sprach ihn ein Gutachten der Juristenfakultät der Universität Göttingen im Mai 1795 von den Vorwürfen frei; im Juli des gleichen Jahres wurde er wieder als Archivar eingesetzt.

1797 starb seine Frau nach 52 Jahren »vergnügter Ehe«.[3]. Unverdrossen war er weiter im Archiv tätig; Spuren seiner Arbeit finden sich noch im Jahr 1804. Er starb im Alter von 95½ Jahren am 2. Mai 1808.[4]

Knoch als Archivar

Knoch gilt als Vater des modernen lippischen Haus- und Landesarchivs. Seine Ordnungsarbeit mündete in rund 100 in Leder gebundene Repertorien, von denen drei Viertel heute immer noch als Findbücher dienen.[5]

Nachkommen

  • Tochter Johannette heiratete den Arzt Dr. Simon Henrich Kaiser
  • Tochter Dorothea Friederike heiratete den Regierungsrat Theodor Christian Rotberg
  • Tochter Christine Luise heiratete den Archivassessor Christian Gottlieb Clostermeier
  • Sohn Friedrich Georg

Werke

veröffentlichte Werke -- es gibt zahlreiche unveröffentlichte historische Abhandlungen

Bauten und Pläne

  • Umbau im Detmolder Schloss zu Münzstube und Silberkabinett, 1763
LAV NRW OWL, L 31 Nr. 47
  • Projekt Anbau von Gefängnissen an die Schlosswache, 1763/64
LAV NRW OWL, L 86 Nr. Allg. 38
  • Bebauungsplan vorderer Schlossplatz Detmold, um 1764
LAV NRW OWL, L 18 Nr. 145
  • Gefängnisentwurf Detmold, 1765
LAV NRW OWL, L 86 Nr. Allg. 18
  • Musterentwürfe für Bauernhöfe, 1768
LAV NRW OWL, L 37 Nr. 563
  • Gutachten zur Anlage des Sennedorfs Augustdorf, 1780
LAV NRW OWL, L 92 T 1 Nr. 1293
  • Entwurf für eine Hermannssäule auf der Grotenburg, um 1785
LAV NRW OWL, D 72 Knoch 24

Selbständige Veröffentlichungen

  • Lemgoischer Ehrenspiegel oder Sammlung d. Betragens d. Stadt Lemgo gegen ihren Landesherrn (1774)

Beiträge

  • Nachricht von d. Gräflich Lipp. Canzlern (Intbll. 1768, St.12)
  • Vom d. alter hergebrachten Titulatur d. Hochgräfl. Lipp. Hauses: Von Gottes Gnaden (Intbll. 1768, St. 21)
  • Von d. Vergnügen großer Herren, Kinder u. Nachkommen zu haben (Intbll. 1768, St. 25)
  • Von d. Glaubwürdigkeit Johan Piderits Lippischen Chronik (Intbll. 1768, St. 29)
  • Von d. ehemaligen Gräfl. Lipp. Hofämtern (Intbll. 1768, St. 37, 38)
  • Von d. alten Gerichtsstätten in d. Grafschaft Lippe (Intbll. 1768, St.48)
  • Von d. Externsteinen bei d. Stadt Horn (Intbll. 1768, Nr. 53)
  • Vom Ursprunge d. Stadt Salzuflen (Intbll. 1769, St. 15)
  • Merkwürdiger alter Lipp. Münzvalor (Intbll. 1769, St. 17, 18)
  • Von d. zu Heidenoldendorff gefundenen Urnen u. Grabmälern (Intbll. 1769, St. 22)
  • Urteil über Rixners Turnierbuch, u. Erläuterung d. Frage: ob anno 933 ein Eberhard Herr zur Lippe u. Anno 1042 Andreas Edler zur Lippe gelebt haben, u. woher die Familiennamen erwachsen? (Intbll. 1769, St.23)
  • Ob das Gräfl.-Lipp. General-Consistorium ein gemeinschaftliches Gericht sey? (Intbll. 1769, St. 29)
  • Von d. Besatzungsrechte auf d. Leibeigenen Meierstättischen Gütern d. Grafschaft Lippe (Intbll. 1769, St. 33, 34)
  • Von d. Gräfl. Lipp. Wappen u. dessen eigentlichen Beschaffenheit (Intbll. 1769, St. 46)

Zeichnungen

  • Ansicht Barntrup von Süden, 1764
LLB, 2 B 3 https://bilder.llb-detmold.de/detail/155
  • Ansicht Barntrup von Norden, 1764
LLB, 2 B 2 https://bilder.llb-detmold.de/detail/154
  • Ansicht Domäne Biesterfeld, um 1764
LLB, 7 B 1 https://bilder.llb-detmold.de/detail/223
  • Ansicht Haus Weißenfeld b. Schwalenberg, um 1764
LLB, AL 1 W 1 https://bilder.llb-detmold.de/detail/4616
  • Ansicht Schloss Varenholz, 1764, getuschte Federzeichnung
LLB, 1 V 2 https://bilder.llb-detmold.de/detail/919
  • Ansicht Burg und Flecken Schwalenberg, um 1764, getuschte Federzeichnung
LLB, 4 S 3 https://bilder.llb-detmold.de/detail/826
  • Ansicht Kloster Falkenhagen, um 1765, getuschte Federzeichnung
LLB, 2 F 2 https://bilder.llb-detmold.de/detail/470
  • Lageplan Burg Blomberg, um 1780, kolorierte Federzeichnung
LLB, 8 B 4 https://bilder.llb-detmold.de/detail/230
  • Grundriss und Ansicht der Falkenburg-Ruine, 1786, kolorierte Federzeichnung
LLB, 1 F 2 https://bilder.llb-detmold.de/detail/439 (Kopien von Emil Zeiß, 1863, LLB, 1 F 1 https://bilder.llb-detmold.de/detail/440, 1 F 3 https://bilder.llb-detmold.de/detail/437; und von Carl Dewitz, 1880 LLB, HV 17,2-30v https://bilder.llb-detmold.de/detail/9431).
  • Entwurf zu einem dauerhaften Meierhof, wohl 1789
LAV NRW OWL, L 92 A Nr. 2799
  • Ansicht des ehem. Augustinerinnenklosters mit Bürgerturm, um 1790, Federzeichnung
Repro-Fotografie Ferdinand Düstersiek, vor 1911, LLB, HSA 6, 502 https://bilder.llb-detmold.de/detail/230
  • Bruchtor mit Hospital zum Heiligen Geist und Strafwerkhaus, um 1790, Federzeichnung
Kopien von Paul Böhmer, 1883, LLB, 1 D 36 https://bilder.llb-detmold.de/detail/1123; Druck, um 1930, LLB, GA B 349; aquarellierte Kopie Fritz Günther, nach 1933, GA B 109 https://bilder.llb-detmold.de/detail/1127
  • Hospital zum Heiligen Geist, mit Schlossbastion, Strafwerkhaus und Bruchtor, um 1790, Federzeichnung
Kopie von Paul Böhmer, 1883, LLB, 1 D 36,1 https://bilder.llb-detmold.de/detail/1128; aquarellierte Kopie Fritz Günther, nach 1933, GA B 110 https://bilder.llb-detmold.de/detail/1124
  • Residenzschloss Detmold, Vogelschau von Osten, 1792, kolorierte Federzeichnung
LLB, 1 D 22 https://bilder.llb-detmold.de/detail/1094

Literatur

  • Fessmeyer, Hans: Johann Ludwig Knoch, der verdienstvolle Geschichtsschreiber der ehemaligen in der Pfalz gelegenen Grafschaft Leiningen-Westerburg im 18. Jahrhundert. - In: Neue Leininger Blätter 6 (1932) Nr. 5.
  • Kiewning, Hans: Ludwig Knoch <1712-1808>. Begründer des Lipp. Haus- u- Landesarchivs (Menschen vom lipp. Boden. 1936)
https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/content/pageview/6432239
  • Erich Kittel: Der Archivarius Knoch und die Externsteine. "Figuren sehr übel geraten". - In: Unsere lippische Heimat Nr. 11a (1960), S. 3-4.
LZ 187.2° (11a)
  • Meier, Karl Ernst: Geschichte der Stadt Lemgo (1952)
  • Schaefer, Hermann Ludwig: Johann Ludwig Knoch (LLZ. 190.1956, Nr. 82)
  • Blankenheim, Ludwig: Johann Ludwig Knoch, dem ersten und bedeutendsten Leininger Heimatforscher in memoriam. - In: Blätter für pfälzische Kirchengeschichte und religiöse Volkskunde 25 (1958), S. 101-102.
  • Wolfgang Bender: Archivar aus Leidenschaft – Johann Ludwig Knoch (1712–1808). In: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde 75 (2006), S. 15–35.
https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/7301281
  • Bender, Wolfgang: Pertinenzprinzip im "Hühnerhauß" : Johann Ludwig Knoch (1712 - 1808) und sein Wirken im Detmolder Haus- und Landesarchiv. - In: Der Archivar. - 61 (2008),4, S. 438 - 445 : Ill.
https://www.archive.nrw.de/sites/default/files/media/files/ARCHIVAR-04-2008_Internet.pdf
  • Bender, Wolfgang: Johann Ludwig Knoch (1712-1808) - der Schöpfer des modernen lippischen Haus- und Landesarchivs und seine Bedeutung für die regionale genealogische Forschung. - In: Beiträge zur westfälischen Familienforschung. - 70/71 (2012/2013), S. 189-200 : Ill.
Hz 229-70/71(2012/13)

Quellen

  • LAV NRW OWL, D 72 Knoch, Nachlass.
  • LAV NRW OWL, L 92 A Nr. 3519: Baurechnungen für die Münze und das Schloss zu Detmold, 1763–1765.

Weblinks

Status der Seite

Quelle: Autorenlexikon 2; Bender 2006

12.3.2021 angelegt; 13.2.2023 ergänzt.

Fußnoten

  1. LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 1986: Anstellung der Landbaumeister, 1764–1847; LAV NRW OWL, L 92 R Nr. 125: Anstellung, Bestallung und Instruktionen usw. der Landbaumeister in der Grafschaft Lippe, 1765–1775
  2. LAV NRW OWL, L 37 Nr. 245.
  3. Lippische Intelligenzblätter 1797, 21. Stück vom 27.5.1797. https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/158249
  4. Lippische Intelligenzblätter 1808, 19. Stück vom 7.5.1808. https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/163163
  5. Bender 2006, S. 26.