Stadtgymnasium Detmold

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Das Stadtgymnasium Detmold ist eines von derzeit drei Detmolder Gymnasien und wurde 1830 als Höhere Töchterschule in Detmold gegründet.

GND http://d-nb.info/gnd/7555845-2
Andere Namen
  • 1830- Höhere Töchterschule
  • 1893- Städtische Höhere Mädchenschule Detmold
  • 1912- Lyzeum Detmold
  • 1928- Oberlyzeum Detmold
  • 1969- Stadtgymnasium Detmold
Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Stadtgymnasium_Detmold

Geschichte

Gegründet 1830 als Höhere Töchterschule, auf Initiative des Generalsuperintendenten Ferdinand Weerth, der Fürst Leopold II. von der Notwendigkeit einer Schule für die bessere Bildung von Mädchen überzeugte. Fürst Leopold erlaubte die Schule und stattete sie mit einem Zuschuss von 300 Thalern aus der Landrentei aus.[1]

Bei ihrer Gründung war die Schule einem Direktorium unterstellt, das aus dem Kammerdirektor Eschenburg, dem Generalsuperintendenten Weerth und dem Kammerrat Rohdewald bestand. Rohdewald übernahm das Management der Finanzen.

Der Unterricht begann in der Woche nach Ostern 1830. Anfangs bestand die Schule aus zwei Klassen zu je drei Jahren, sah also eine Schulzeit von 6 Jahren vor. Das vorgesehene Schuleintrittsalter war 8 Jahre. Jede der beiden Klassen sollte etwa 15 Schülerinnen haben. Zu den Unterrichtsfächern gehörten u.a. mit Französisch eine Fremdsprache, die jedoch nur mit einer oder zwei Wochenstunden unterrichtet wurde. Das zeitlich umfangreichste Fach waren die Handarbeiten.[2]

Das erste Lehrerkollegium bestand aus dem Pastor Althaus, den Lehrern Berthold, Nieländer, Dresel und Kotzenberg sowie dem Fräulein Pustkuchen für Handarbeiten. Das Schulgeld bestand aus 3 Thalern im Quartal. Dafür hatte die Schule an die Mädchenbürgerschule für jede Schülerin eine Entschädigung zu zahlen, da dieser ansonsten eine Einnahme entging.[3] Im Herbst 1835 hatte die Schule insgesamt 26 Schülerinnen, im Winter 1837/38 in beiden Klassen zusammen 40, und 1845 bereits 53 Schülerinnen. Ende des Jahres 1840 wurde eine für Lehrer und Eltern verbindliche Schulordnung erlassen, die lehrerseits sicherstellen sollte, dass die Lehrkräfte ihr Amt Ernst nahmen, und schüler*innenseits dafür sorgen sollte, dass der Schulbesuch regelmäßiger wurde. Von etwa 1840 bis 1845 war Sophie Rosen als Französischlehrerin an der Schule tätig.

Ostern 1855 übernahm Fürstin Elisabeth die Schirmherrschaft. Die Schule wurde auf drei Klassen erweitert; jede Klasse hatte ein zweijähriges Kurrikulum; die vorgesehene Schulzeit betrug also weierhin sechs Jahre. In die Unterklasse wurden Mädchen im Alter von 8 Jahren aufgenommen. Die Fächer waren Religion, Deutsch, Französisch, Englisch, Geschichte, Geographie, Rechnen, Naturgeschichte, Zeichnen, Gesang, Handarbeiten. Turnunterricht kam erstmals 1862 unter Leitung des Hauptmanns Pustkuchen hinzu, verschwand aber nach einem Jahr wieder vom Lehrplan mangels geeigneter Lehrer.[4]

Ostern 1871 zog die Töchterschule in das eigens gebaute Haus am Wall und gliederte sich nunmehr in 4 Klassen. Für die 4. Klasse gab es ein dreijähriges Kurrikulum, so dass die Schulzeit nun auf neun Jahre stieg; dafür wurde das Schuleintrittsalter auf das 6. Lebensjahr gelegt. Ostern 1875 bestand die Schule aus 5 Klassen mit insgesamt neunjährigem Kurrikulum; die 1. Klasse einjährig, die anderen zweijährig. Die Schülerinnenzahl war stark gestiegen; Ende 1873 betrug sie 124 Schülerinnen, davon 52 in der Einstiegsklasse. Bereits 1874 beschloss die Stadt Detmold eine jährliche finanzielle Unterstützung der Schule mit 350 Talern, nachdem Generalsuperintendent Koppen gezeigt hatte, dass die Schule zu einem Drittel Töchter von Detmolder Gewerbetreibenden und zu einem weiteren Drittel Töchter von Zugezogenen unterrichtete; das letzte Drittel waren Töchter von Beamten und Militärangehörigen.[5] Mit der finanziellen Unterstützung nahm die Stadt Einfluss auf die Schule, indem sie zwei Personen in das Direktorium entsandte, welches nunmehr aus fünf Personen bestand.

Anfang 1884 hatte die Schule 150 Schülerinnen, neben dem Rektor und einem Lehrer waren vier Lehrerinnen und zwei Hilfslehrer an der Schule tätig. Das Schulgeldaufkommen betrug jährlich etwa 10.000 M; außerdem erhielt die Schule von der Landrenteikasse einen Zuschuss von 1.404 M und von der Stadt Detmold 1050 M. Außerdem besaß die Schule ein Eigenkapital von 13.000 M, das jährlich 3½ % Zinsen brachte, also 455 M. 1885 erließ das Ministerium ein neues Statut für die Schule, das dieses zu einer eigenen Rechtspersönlichkeit machte. Damit konnte die Schule nach Drüners Tod Ende Januar 1885 das Schulgebäude am Wall von der Witwe kaufen. Damit waren freilich die finanziellen Verpflichtungen der Schule erheblich gewachsen. 1886 profitierte die Schule von einer Großspende von Franz Krohn, der 1889 zudem der Schule den Garten vor 10.000 M abkaufte und dann zur unentgeltlichen Nutzung überließ.

1890 wurde die Schule von Direktor Dammann aus Halle an der Saale im Auftrag des Staatsministeriums beurteilt. Dammanns Vorschlag, die Schule in staatliche Trägerschaft zu geben, widersprach jedoch der Lippische Landtag. Daher übernahm Ostern 1893 die Stadt Detmold die Trägerschaft der Schule; zum Leiter wurde Konrektor Lindner aus Potsdam berufen. Damit war die Schule offiziell in öffentlicher Trägerschaft; in seinem geschichtlichen Rückblick sieht der spätere Schulleiter Bonwetsch die Schule durch die enge Anbindung an die Regierung und die finanzielle Unterstützung durch die Landrentei von vornherein als »halböffentliche« und nicht als private Schule.

Da es sich nun um eine städtische Schule handelte, wurden die Statuten wurden vom Magistrat formuliert und im August 1895 von der Regierung genehmigt. Das Statut sah eine zehnjährige Schulzeit vor, die sich auf 9, später 10 Klassen verteilte. Im Anschluss an die Organisation der preußischen höheren Mädchenschulen wurde der Schulleiter mit dem Titel »Direktor« versehen und die beiden ersten Lehrerinnen mit dem Titel »Oberlehrerin«. In der Folge passte Rektor Lindner den Lehrplan an preußische Gepflogenheiten an.

Gebäude

Als Räumlichkeiten waren zwei Zimmer im Erdgeschoss in einem Haus am Hornschen Tor angemietet, das früher der Kammerrätin Garbe gehörte.[6] Da der neue Besitzer dort einen Kramladen mit Branntweinausschank eröffnete und zudem den Schülerinnen das Betreten des Gartens untersagte, suchte man das Quartier zu wechseln und fand im November 1831 Schulräume im Spießschen Haus vor dem Schülertor (später Leopoldstraße 23).[7] Als das Spießsche Haus 1840 verkauft wurde, musste die Schule erneut umziehen und fand Räumlichkeiten in der verlängerten Exterstraße in einem Haus, das sich jedoch noch im Bau befand (heute Exterstraße Nr. 30).[8] Bis zum Einzug im Herbst 1941 fand der Unterricht den Sommer 1841 über vorübergehend in Räumlichkeiten in der »Burg« statt, d.h. im Neuen Palais.

Ostern 1871 bezog die Töchterschule das von Rektor Drüner am Wall erbaute Haus,[9] dem nach 1880 von Drüner ein Erweiterungsbau hinzugefügt wurde, wodurch sich die Miete auf 1.200 M jährlich erhöhte.[10] Nach Drüners Tod kaufte die Schule das Schulgebäude von seiner Witwe, nachdem ein neues Statut in den ersten Januartagen die Schule zu einer juristischen Person gemacht hatte, die selbst Kaufverträge abschließen konnte.[11] Den Kaufpreis von 45.000 M brachte die Schule auf, indem sie 12.000 M bezahlte, 12.000 M von der Stadt Detmold lieht und 21.000 M von Gerichtsassessor Caesar als Hypothek erhielt. Die oberen Räume wurden von der Schule weiter als Wohnug an den jeweiligen Rektor vermietet.

Schulleiter*innen

Schulleiter*innen
1830-1845
1845-1854 Goedeke, Hermann (1819-1890)
1854-1856 Sartorius, Karl Gottlieb (-1868)
1856-1857 Kandidat Gerstung
1857-1868 Cruel, Rudolf (1820-1892)
1868-1884 Drüner, August (-1885)
1884-1887 Amelungk, Wilhelm (1845-)
1887-1889 Behrendt, Franz (1843-)
1889-1892 Sauerländer, Elise (1845-1930) (kommissarisch)
1893-1899 Lindner, Hugo (-1912)
1900-1903 Lange, Otto
1903-1925 Barckhausen, Heinrich (1862-1925)
1925-1950 Bonwetsch, Gerhard (1885-1956)
1950-1957 Sauerbier, Hildegard (1891-1976)
1957-1977 Güther, Elisabeth (1911-1993)
1977-1989 Friedrich Altenhöner
1989-1998 Lore Hollensteiner
1998-2008 Roland Clauß
2010-2014 Jürgen Elfers
2014-2015 Dieter Steen
2015 Carsten Paul (kommissarisch)
2015-2017 Christian Kleist
2017- Carsten Paul

Literatur

  • Gerhard Bonwetsch: Hundert Jahre höhere Mädchenbildung in Detmold 1830–1930. - Detmold, 1930.
  • Wagner, Getrud: Zeitzeugen erinnern sich. Das Detmolder Lyzeum. In: Nationalsozialismus in Detmold. Dokumente eines stadtgeschichtlichen Projekts. Hrsg.: Stadt Detmold in Zusammenarbeit mit dem Naturwissenschaftlichen und Historischen Verein für das Land Lippe. Aisthesis Verlag. Bielefeld: 1998. S. 831–837.
  • 175 Jahre Stadtgymnasium Detmold. 1830–2005, Eigenverlag Stadtgymnasium. 2005.
  • Hrsg.: Hertwig, Ursula: Städtische Oberschule für Mädchen in Detmold : Erinnerungen an die Kriegs- und Nachkriegsjahre; eine ungewöhnliche Schulzeit. - Lage : Lippe-Verlag: 2011.
  • Rohmann, Markus: Evangelische Religionslehrer am Gymnasium: Entstehung eines Berufs rekonstruiert anhand der Beurteilungen evangelischer Religionslehrerinnen und Religionslehrer des Schillergymnasiums Münster, der Freiherr-vom-Stein-Schule Münster, des Leopoldinums Detmold sowie des Lyzeums Detmold im Zeitraum von 1917–1935. WWU Münster, Reihe 2, Band 10: 2019. - https://www.uni-muenster.de/Ebooks/index.php/series/catalog/book/70

Weblinks

Status der Seite

Quelle:

11.05.2023 angelegt

Fußnoten

  1. Als Geburtstag wird der 10. März 1830 genannt, auf den Leopold II. seine Aktennotiz datierte, vgl. Bonwetsch 1930, S. 6. Es handelt sich allerdings nicht um eine öffentliche Verfügung.
  2. Bonwetsch 1930, S. 8-9.
  3. Bonwetsch 1930, S. 8.
  4. Bonwetsch 1930, S. 27.
  5. Bonwetsch 1930, S. 32.
  6. Bonwetsch 1930, S. 6; im Jubiläumsartikel 1905ist die Rede vom "Gerkeschen" Haus.
  7. https://www.lippe-haeuser-wiki.de/index.php?title=Leopoldstra%C3%9Fe_23_(Detmold).
  8. Bonwetsch 1930, S. 7; vgl. https://www.lippe-haeuser-wiki.de/index.php?title=Exterstra%C3%9Fe_30_(Detmold).
  9. https://www.lippe-haeuser-wiki.de/index.php?title=Wall_5_(Detmold).
  10. Bonwetsch 1930, S. 35.
  11. Bonwetsch 1930, S. 37.