Schieder-Schwalenberg-Wöbbel
Autor: Herbert Stöwer
Wöbbel ist seit 1970 ein Ortsteil der Stadt Schieder-Schwalenberg .
Wöbbel | |
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GND | http://d-nb.info/gnd/4637671-9 |
Teil von | Stadt Schieder-Schwalenberg |
Wikipedia |
Geschichte
Historische Entwicklung | |
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Gemeindefläche | 4,73 qkm (1961); 4,73 qkm (1968); 4,73 qkm (1990) |
Ehemaliges Amt | Amt Blomberg (vor 1789); dann Amt Schieder (1789-1879) |
Kirchengemeinde | Wöbbel (1875 und früher) |
Einwohnerzahl | 122 (1648*), 419 (1776), 681 (1939), 1.091 (1950), 1.100 (1968), 1.134 (1991), 1.113 (2001), 1.066 (2004), 1.110 (2007) |
Urkundliche Überlieferung und Siedungsgeschichte
Wöbbel im Emmertal gehört mit seinen ältesten Namensformen wie Belle zur frühesten Siedlungsschicht und ist daher auch älter als die ersten Erwähnungen. Sehr wahrscheinlich wird Wöbbel in den älteren Corveyer Traditionen aus der Zeit von 826-876 zweimal genannt, und zwar mit folgenden Schenkungen: 1. Folchard übergibt für das Seelenheil seines Bruders ½ Manse in Bulihem und in Wegballidi (Tr. 192), 2. Abbi schenkt für seinen Bruder Haruth ½ Manse in »Wegballithi et II homines, I litum et I servum« (Tr. 277). Auch in der ältesten Corveyer Heberolle von etwa 1070 wird ein Ort Weplide aufgeführt. Wenngleich Corveyer Besitz in Wöbbel später nicht nachweisbar ist, besteht kaum ein Zweifel, dass in den genannten Fällen Wöbbel gemeint ist.
Bereits 1231 wird eine zum Archidiakonat Steinheim gehörige Kirche in Wicbilethe genannt. Es spricht einiges dafür, dass die St. Johannes dem Täufer geweihte Kirche vom Kirchspiel Steinheim abgetrennt worden ist. Etwa gleichzeitig ist eine Familie von Wicbilde bezeugt. 1350 belehnte Graf Heinrich VIII. von Schwalenberg die Töchter eines Hermann von Webbelde u. a. mit dem Hof zu Webbelde und acht Kotten. Nach Aussterben der Familie von Wöbbel trugen 1447 die Brüder Johann und Jordan von Wessendorp dieselben Güter mit dem Essenberg (Nessenberg) von Bernhard VII. zur Lippe zu Lehen. Ab 1464 belehnte Bernhard zur Lippe Jordan von Torne, auch von Wessendorp genannt, und Johann Ekmann zum Mitbehuf seiner Brüder mit diesen Gütern. 1489 stellte Bischof Erich von Paderborn eine Belehnungsurkunde über die gleichen Güter zur Hälfte für Johan Wessentorp gen. Torn und seinen Bruder aus. Nach den Lippischen Regesten waren 1553 die Familien von Offen, 1614 die von der Lippe Lehnsnachfolger.
Im Zuge der Vertauschung von Lehngütern trug Albert von Amelunxen 1308 Güter in Wicbilde Simon I. zu Lehen auf. Das Dorf zu Webbelde mit dem Zehnten und der Fischerei auf der Emmer verpfändete 1368 Junker Simon III. an Johann Osen. 1420 bescheinigten die Brüder Ludolf von Osen und Cord von Lasterhusen, dass sie das Dorf Webbelde mit Zubehör Arnd, Johann und Sander Eikmann zur Einlösung weitergegeben haben. 1421 erhielten die Ekmanne das Dorf Wicbelde, Zehnten, Fischerei - wie vorher die Familie von Osen - vom Landesherrn zu Lehen. Das Dorf Wöbbel mit Zubehör und Gericht gaben die Eikmanns 1498 den Fresmersen (Freismissen) vermutlich bis 1517 in Pfandschaft. 1528 schenkte Graf Simon VI. seiner Gemahlin die Eikmannschen Güter zu Wöbbel. 1549/1550 verpfändete der Landesherr die Güter an Anton von Donop und gab sie ab 1584 der Familie von Donop zu Lehen. Aus dem Grundbesitz entstand das Eikmannsche Adelsgut, dann Rittergut zu Wöbbel mit dem von Donopschen Schloss. Zu Webbelde befanden sich auch königsfreie Güter »dusser gude underwind seck Floreke von Wethberch« (vgl. Freivogteiregister von 1442).
Der Zehnt zu Wöbbel war zur Hälfte Paderborner Lehen der Familie von Schwartze, die ab 1410 von Wessentorp damit belehnten und 1477 dem Verkauf der Hälfte des Zehnten durch Jordan von Wessendorp an Sander Eikmann zustimmten. 1510 verkaufte das Stift Obernkirchen alle Rechte, die es an dem Zehnten wegen der Mitschwester Alheyd Eikmann hatte, an Gertrud Holtsadel. Seit 1612 hatten die Donops den Wöbbeler Zehnten in Pfandschaft. Sie trugen ihn 1672 dem Grafen Casimir zu Brake zu Lehen auf.
Den Esseneberg (Nessenberg) mit Zubehör, außer was zu Wöbbel gehörte, verpfändete Simon III. zur Lippe 1363 an Hermann von Freismissen. 1442 übergaben die Freismissens den noch immer nicht eingelösten Schuldbrief an die Familie von Donop.
Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert wurde zu Wöbbel ein besonderes Gogericht abgehalten, bei dem die Donops als Gerichtsjunker fungierten. Die Familie von Donop hatte mehrere Landdrosten, Landes- und Hofbedienstete gestellt. Die Einwohner Wöbbels unterzeichneten 1568 ein Schreiben an den Drosten Gabriel von Donop wegen der Schatzung mit: »die ganße gemeinhe Burgere zu Woebbelde«. Schon wegen der mittelalterlichen Namensform Wicbelethe möchte Kroeschell ein Weichbild par excellence erwarten, während Kittel den zweiten Namensbestandteil mit dem Ortsnamen Belle in Verbindung bringen möchte, »wobei Wik als Bezeichnung für einen sich heraushebenden Ortsteil zu verstehen ist«. Immerhin nahmen die Wöbbeler auch beim Landschatz eine Sonderstellung ein, weil sie nicht einzeln zur Steuer veranlagt wurden, sondern in einer Summe, wie z. B. die Städte oder andere Orte mit einer rechtlichen Sonderstellung. Eine wesentliche Umgestaltung des Dorfbildes geschah Ende des 18. Jahrhunderts durch Verlegung der früher südlich an Wöbbel vorbeiführenden Beller Straße.
Bevölkerungsentwicklung, Wirtschaft
Die sog. Populationstabelle von 1766 verzeichnet neben der Schule, dem Krug und der Mühle: 3 Vollmeier, 7 Halbmeier, 5 Großkötter, 1 Kleinkötter und 35 Hoppenplöcker. Nach der von Donopschen Landesbeschreibung befanden sich 1790 zu Wöbbel außer der Pfarrkirche, dem Pfarrhof, dem Küsterhaus (Schule), einem Krug sowie dem in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts von Levin von Donop erbauten Schloss mit dem dazugehörigen landtagsfähigen Gut 52 Kolonate, und zwar 4 Meier, 6 Halbmeier, 5 Kötter, 6 Halbkötter und 31 Eigenhäuser.
Die Teilung der Wöbbeler Gemeinheit erfolgte um 1867/68. In der Zeit von 1950 bis 1964 ist eine Flurbereinigung über eine Fläche von ca. 362 ha durchgeführt worden, an der 145 Eigentümer beteiligt waren. 1961 zählte man in Wöbbel 43 nichtlandwirtschaftliche Betriebe mit 125 Beschäftigten. Drei Bauernhöfe waren 2003 noch im Vollerwerb tätig.
Das bis dahin selbstständige Rittergut wurde 1919 eingemeindet. Nach der Währungsreform im Jahre 1948 zog eine Möbelfachschule in das Schloss Wöbbel ein. Da die Fachschule nach Köln verlegt wurde, kaufte im Jahre 1958 der Schwede Kay Edwindsson das Schloss von der Familie von Donop.
Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten
- Dorfkirche, Johannes dem Täufer geweiht, mit romanischem Turm, Renaissanceportal von 1613, barockem Kirchenschiff, Westempore und Chor von 1700
- Das bedeutende Barockschloss Wöbbel, 1691 von Simon Moritz von Donop erbaut, früheres Wasserschloss, Gräften um 1870 zugeschüttet, Adelssitz; dreiseitig umbauter Wirtschaftshof von 1720/21 (und älteren Bauteilen)
- Fachwerkhäuser, darunter die ehem. Schule (1835, als »Sängerhaus« in Eigeninitiative renoviert)
- Schloss: Drehort für den Film »Der tolle Bomberg« (1957)
Literatur
Alte Ansichten und Pläne
- Plan vom adligen Gut Wöbbel, Heiınburg, ca. 1 : 7000, 1757 [StAD].
- Flurkarte der Bauerschaft Wöbbel, Maertens, ca. 1 : 3840, 1817/18 [StAD].
- Zeichnungen der Kirche und des Schlosses Wöbbel von Emil Zeiß, ca. 1852, 1864 (LLB, LLM, Privat), - siehe Meier/Scheef/ Stiewe, 2001, WV 888-893.
Ortsgeschichte
- Broder, Heinrich: Aus der Geschichte des Dorfes Wöbbel. Oldenburg 2003.
- Brannolte, Friedrich: Gesamtchronik des Kirchspiels Wöbbel, Mskr. Kirchengemeinde Wöbbel. In: Die Kulturgeschichte der Kirchengemeinde der Klasse Blomberg, Detmold 1950, S. 62-71.
- (Quelle) Herbert Stöwer: Lippische Ortsgeschichte : Handbuch der Städte und Gemeinden des ehemaligen Kreises Detmold. - Lemgo: Landesverband Lippe, 2008. - 600 S. : zahlr. Ill., Kt. - ZXIU 101. - S. XXX
Weblinks
Status der Seite
Quelle: Stöwer 2008
21.10.2024 angelegt
Fußnoten
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