Müller, August (1832-1906)

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August Müller (* 13. November 1832 in Detmold; † 14. Februar 1906 in Detmold) war der Wirt und Gründer des Hotels Lippischer Hof in der Hornschen Straße Nr. 1 in Detmold.

GND Kein Eintrag
Andere Namen Müller, Christian August Bernhard (voller Name)
Geburtsdatum 13.11.1832
Geburtsort Detmold
Sterbedatum 14.2.1906
Sterbeort Detmold
Bekannt als (Tätigkeitsfeld) Gastwirt, Hotelier
Lippe-Bezug
Beziehung zu Personen
Beziehung zu Institutionen

Hotel Lippischer Hof

Wikipedia Kein Eintrag

Leben

Verfasser: Martin Sagebiel

Geboren am 13. November 1832 in Detmold. Der Vater stammte aus Leopoldstal und war der herrschaftliche Stalldiener (Reitknecht) Johann Bernhard Konrad Müller, seine Mutter Wilhelmine Sophie Dorothea Elisabeth geb. Althof (meist Luise genannt) aus Hummersen. August war das fünfte von acht Kindern.[1] Die erste feststellbare Wohnung der Eltern ist eine Mietwohnung bei der Witwe Dornheim vor dem Lemgoer Tor.[2] Der Name des Vaters findet sich nicht in der Bürgerrolle.

August Müller ließ sich am 1.3.1860 als Bürger vereidigen und zahlte dafür den Betrag von 6 Rth 15 Sgr.[3] Sein Bruder Hermann Müller hatte sich bereits 1856 eintragen lassen. Hermann heiratete eine Tochter des Theaterkassierers Christian Gottlieb Süersen und ließ sich als Ressourcen-Wirt nieder.[4] August Müller heiratete am 25. März 1860 die Schwester der Frau seines Bruders, Caroline Josephine Charlotte Süersen (* 21.11.1831).[5]


Tätigkeit als Gastwirt

Müller übernahm am 17. April 1860 von Gastwirt Lohmann das Haus Quartier B Nr. 29, das spätere Odeon (Hornsche Straße Nr. 32, das Haus ist inzwischen abgerissen). Aus Anzeigen im Fürstlich-Lippischen Regierungs- und Anzeigeblatt[6] lässt sich ablesen, dass der Müllersche Gastwirtschaftsbetrieb — unter den Gästen befinden sich auswärtige Kaufleute, die sicher auch dort übernachtet haben[7] — innerhalb weniger Jahre an gesellschaftlichem Ansehen gewonnen hat und daß Müller mit dem Erwerb des Hauses Hornsche Straße 1 im Jahr 1865, mit welchem sich fortan der Name »Lippischer Hof« verbindet, seinen Betrieb erweitern konnte.

1862 trat Gastwirt Müller dem Naturwissenschaftlichen Verein bei.[8] Sein Bruder wird grundsätzlich als Ressourcen-Wirt bezeichnet und des öfteren in Vereins-Versammlungen erwähnt. Im Jahr 1862 lädt der Anwalts-Verein dreimal zu Mitgliederversammlungen »im Müllerschen Gasthause« ein.[9] Die Versammlungen der Ökonomen, mit welchen sich ein Ball zu verbinden pflegte, fanden statt »bei Gastwirt Müller«,[10] ebenso ein Maskenball »beim Gastwirt Müller«.[11]

Gründung des Lippischen Hofs

Der Name »Lippischer Hof« taucht das erste Mal im September 1864 auf,[12] als sich ein Automaten-Theater ankündigt. Billets seien beim Gastwirt zu haben. Der Name stammt also noch vom alten Gasthof. Im März 1864 sucht »A. Müllers Hotel« einen Kellnerlehrling.[13] Ebenfalls 1864 beteiligt sich Gastwirt Müller an der Spendensammlung für das Hermannsdenkmal, den der Hauptverein durch die Gastwirte im Lande sammeln ließ; in den Gaststuben haben offenbar auch Sammelbüchsen gestanden. Unter den namentlich genannten Gästen, die eine Spende gaben, werden u.a. Gäste des »Gastwirt[s] Müller (Lippischer Hof)« genannt. Sie zahlten 10 oder 5 Groschen. Gäste mit durchweg höheren Spenden, nämlich 1 oder 1/2 Taler (= 15 Silbergroschen) findet man bei den Gastwirten Losch und Wülker in Lemgo, mit meist 1/2 Taler beim Gastwirt des Hotels Stadt Frankfurt.[14] Unter dem 9. November 1865 annonciert Müller im Regierungs- und Anzeigeblatt:

»Hiermit die ergebene Anzeige, daß ich am heutigen Tage meine Gastwirtschaft in das früher vom Präsident von Meien bewohnte Haus verlegt habe. Indem ich meinen verehrten Gästen für das mir bisher erwiesene Wohlwollen danke, bitte ich, mir dasselbe ferner zu erhalten und empfehle meinen Gasthof unter Zusicherung prompter und reeller Bedienung ergebenst. Detmold, den 9. November 1865. A. Müller. Hotel zum Lippischen Hofe.«[15]

Müller übernahm das Haus unmittelbar von Major Hornhardt.[16] Die heute gültige Adresse ist Willy-Brandt-Platz 1, davor war die Adresse Hornsche Straße 1, und der Name Lippischer Hof blieb mit diesem Haus verbunden. Das spätere Odeon, die alte Müllersche Gaststätte, ist erst 1872 an Lüdeking gegangen, so dass Müller offenbar 7 Jahre lang beide Häuser besessen hat.[17]

Zur Zeit des Erwerbs war das Haus Hornsche Straße Nr. 1 ein einfacher Putzbau mit nur einem Obergeschoss — inzwischen sind es zwei. Um 1870 bis 1880 wurde das Haus durch Umbau stark verändert.[18] Die Umbauten fallen also in die Zeit, in der Müller das Haus führte.

Am 20.7.1896 erhielt Müller den Titel »Hoftraiteur«. Zum 8. Oktober 1896 übergab er die Geschäftsführung an seinen Sohn Carl Müller.[19]

Bandel-Freund

Müller ist bekannt für seine Bandel-Sammlung, da er freundschaftlichen Kontakt mit der Familie gepflegt hatte. Die Familie schenkte ihm daher das »Original-Modell des Hermannsdenkmals« und die Werkzeuge, »welche der Alte vom Berge beim Bau des Denkmals benutzt hatte«.[20] Müller pflegte diese in einem eigens eingerichteten Bandel-Zimmer in seinem Hotel Lippischer Hof auszustellen.

Er starb am 14. Februar 1906 in Detmold, nachdem er bereits zwei Jahre schwer krank gewesen war.

Literatur

Weblinks

Status der Seite

Quelle: Martin Sagebiel, Archivar im Landesarchiv NRW, erteilte am 4.8.1976 brieflich Auskunft zu »Biographischen Angaben über den Hotelier August Müller vom Lippischen Hof«. Die Auskünfte sind hier (nur leicht redaktionell überarbeitet) vollständig übernommen.

06.09.2024 angelegt

Fußnoten

  1. Quelle: LAV NRW OWL, L 112 Detmold (Kirchenbuch).
  2. Quelle: LAV NRW OWL, L92 Z IV, Nr. 34, Volkszählung von 1828.
  3. D 106 Detmold Nr. 3, S. 194v.
  4. LAV NRW OWL, L 112 A Detmold Bd. 15 und D 106 Detmold Nr. 3, S. 185.
  5. LAV NRW OWL, L 112 A Detmold Bd. 12 und 15). Vgl. auch Todesanzeige für eine Tochter Auguste, https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/5272184?query=suersen%20m%C3%BCller. — Durch die Heirat wird Müller auch Schwager des Arztes Wilhelm Süersen.
  6. Ausgewertet wurden Annoncen der Jahrgänge 1862-1864/1865.
  7. Ebd. 1864, S. 304.
  8. Fürstlich Lippisches Regierungs- und Anzeigeblatt 1862, S. 400.
  9. Ebd 1862, S. 53,442, 662.
  10. Ebd. 1862, S. 777; 1863 heißt es »bei dem Herrn Gastwirt Müller«, ebd. 1863, S. 840.
  11. Ebd. 1863, S. 159; Weitere Erwähnungen: Verlustanzeige, 1863, S. 49; Ankündigung von Tanzkursen durch Tanzlehrer E. Moldt, ebd. 1863, S. 711f.; Konzerte »im Saale des Herrn Gastwirt Müller«, ebd. 1863, S. 612, 631, 657. 1864 wird ein Maskenball angekündigt, ebd. 1864, S. 204.
  12. Ebd. S. 677f.
  13. Ebd. 1864, S. 288.
  14. Ebd. 1864, S. 303f.
  15. Ebd. 1865, S. 893.
  16. L 101 C I Stadt Detmold, Nr. 8.
  17. L 101 C I Stadt Detmold Nr. 8.
  18. Otto Gaul: Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, Teil 1: Stadt Detmold, Münster 1968, S. 396.
  19. Fritz Verdenhalven: Gaststätten, Kneipen und Herbergen im Detmold des 19. Jahrhunderts. - In: Lippische Mitteilungen 52 (1983), S. 135ff, hier S. 169. https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/5760851.
  20. LLZ Nachruf 20.2.1906.