Lippisches Volksblatt (1848-1852)

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Lippisches Volksblatt, Titelseite der ersten Ausgabe
Bild: Lippische Landesbibliothek, LZ 90.2°

Das Lippische Volksblatt ist war lippisches konservatives Wochenblatt der Zeit der Märzrevolution.

Lippisches Volksblatt
Alternative Schreibung
Abkürzung
Typ Wochenblatt
GND Kein Eintrag
ZDB https://ld.zdb-services.de/resource/1376144-4
LLB-Bestand LZ 11.4°
Digitalisat https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:51:1-8012
Erscheinungsweise
Vorgänger
Verlauf 1848,28.Sept. - 1852,24.Juni
Nachfolger
Frequenz wöchentlich: Do
Verbreitung
Ort, Verlag Detmold, Meyersche Hofbuchhandlung
Verantwortliche*r
Parteilichkeit konservativ

Vorgeschichte

Die Feststellung der Pressefreiheit in Lippe am 8. März 1848 durch Verordnung des Fürsten Leopold II. führte zu einem Aufschwung des Zeitungswesens. Erste Frucht dessen war das links-fortschrittlich gesinnte Blatt Die Wage, das am 25. März 1848 erstmals erschien. Mit der Nummer vom 1. April 1848 erklärten auch die Vaterländischen Blätter, die zugleich auf eine zweiwöchentliche Erscheinungsweise umstellten, die politischen Ereignisse zu begleiten. Damit hatten auch die Gemäßigten eine publizistische Stimme. Die Position auf der rechten, konservativen Seite des Spektrums nahm ab September 1848 das Lippische Volksblatt ein.

Geschichte

Die erste Nummer des Lippischen Volksblatts erschien am 28. September 1848, gedruckt und verlegt in der Meyerschen Hofbuchhandlung in Detmold. Redakteure waren die Lemgoer Gymnasiallehrer Karl Schnitger und Heinrich Clemen, die »zu den intellektuellen Köpfen der Lemgoer Erweckungsbewegung gehörten.«[1] Anfangs beträgt der Abonnementpreis 20 Silbergroschen jährlich bzw. 5 Silbergroschen vierteljährlich. Es erschien einmal wöchentlich am Donnerstag. Seine politische Haltung machte das Blatt gleich in der ersten Spalte klar; es entwarf seinen Lesern die Alternative zwischen »Bürgerkrieg und ... Aufruhr in den Gauen des deutschen Volkes« oder einem friedlichen Leben der Bürger »unter dem Schutze des Gesetzes und der von Gott verordneten Obrigkeit«.[2]

Um 1848/49 entstanden im linken Spektrum weitere kurzlebige Blätter in Lippe,[3] denen es aber an Reichweite und Einfluss mangelte. Nach der Einstellung der gemäßigten Vaterländischen Blätter blieben daher Wage und Volksblatt als die sozusagen lautesten und meistgelesenen Blätter zurück, welche die Pressefreiheit durch Meinungsäußerung und Kommentar nutzten. »Der Kampf um die lippische Öffentlichkeit entbrannte jetzt zwischen Wage und Volksblatt aufs heftigste. Die übrigen Blätter hatten nur nebensächliche Bedeutung.«[4]

Die letzte Nummer erschien am 24. Juni 1852. Die Redaktion begründete die Einstellung damit, dass die »Zeitverhältnisse sich Gottlob gänzlich wieder verändert« hätten, da »die Vernunft wieder die Oberhand gewonnen und die Democratie überall am Boden« liege, so dass »kein Bedürfniß mehr vorzuliegen (scheine), den Kampf fortzusetzen.«[5] Zu dieser Einschätzung dürfte die Redaktion das Erstarken der konservativen Kräfte nach dem Tod des Fürsten Leopold II. am 1. Januar 1851 und der Übergang der Regentschaft an Fürst Leopold III. gebracht haben. Seine Haltung zeigte sich alsbald, als die fortschrittlichen Landtagsabgeordneten Althof, Hausmann, Kulemann, Echterling und Hagemann am 22.1.1851 den von den Abgeordneten geforderten Huldigungseid auf Leopold III. verweigerten. Leopold reagierte mit der Auflösung des lippischen Landtages und der Ansetzung von Neuwahlen; die genannten Abgeordneten waren zur Wiederwahl nicht zugelassen.[6] Im August 1851 beschloss die Bundesversammlung, die von der Frankfurter Nationalversammlung in Kraft gesetzten Grundrechte und Wahlgesetze aufzuheben, damit war überregional das Rad der Revolution zurückgedreht.

Inhaltliches Profil

Da das Volksblatt nur einmal wöchentlich erschien, waren die dort veröffentlichten nachrichtlichen Mitteilungen in der Regel von geringerer Aktualität als in der zweimal wöchentlich erscheinenden Wage. Trotzdem ist das Volksblatt das erste lippische Periodikum, welches durch eine telegrafische Depesche übermittelte aktuelle Nachrichten bringt, nämlich am 4.12.1851 die am 1.12. in Paris aufgegebene Nachricht von der Thronbesteigung Ludwig Napoleons.[7]

Auf die überregionale Politik (Leitartikel zur Reichspolitik, Berichte zur Innen- und Außenpolitik des Reiches) entfielen etwa 53% des Textteils. Den regionalen Themen (Leitartikel Landespolitik, Lippische Landespolitik, Parlamentsberichterstattung sowie Kommunales und Lokales) widmete das Blatt rund 33% seines Textteils. Der Rest entfiel auf Wirtschaftspolitik, Feuilleton und Vermischtes, wovon das Vermischte etwa die Hälfte ausmachte.

Wirtschaftliche Aspekte

Das Volksblatt warb am 1. Februar 1849 mit der Zahl von 900 Abonnenten, von denen 217 in Detmold und 65 in Lemgo wohnten, um das Schalten von Inseraten.[8] Dabei nahm der Textteil etwa 78% der bedruckten Fläche ein, die Anzeigen etwa 22%. Das Abonnement kostete vierteljährlich 5 Silbergroschen bzw. 7½ Silbergroschen bei Bezug über die Post.

Beilagen

Literatur

  • Arno Schröder, Geschichte des Zeitungswesens in Lippe, Detmold 1932
https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:51:1-13921
  • Annegret Tegtmeier-Breit: ... samt dem Gift, das sie durch ihre gott- und heillose Presse in die Adern unseres Volkes zu bringen so eyfrig beflissen sind. Politische Vereine und die lippische Presse in den Jahren 1848/49. - In: Lippe 1848 : von der demokratischen Manier eine Bittschrift zu überreichen. Hg. von Harald Pilzer und Annegret Tegtmeier-Breit. Lippische Landesbibliothek Detmold, 1998. S. 153-182.
https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/content/pageview/7442778
  • Jürgen Scheffler: Das Fürstentum Lippe im bürgerlichen Zeitalter (1820-1871). - In: Lippische Geschichte, hg. von Heide Barmeyer, Hermann Niebuhr, Michael Zelle. - Petersberg : Imhof, 2019. (Lipische Studien ; 24; Sonderveröffentlichungen des Naturwissenschaftlichen und historischen Vereins für das Land Lippe e.V. ; 90). - Bd. 1, S. 156-179.

Weblinks


Status der Seite

Quelle: Schröder 1932, ZDB, LippBibl

9.11.2022 angelegt

Fußnoten

  1. Tegtmeier-Breit 1998, S. 165.
  2. Lippisches Volksblatt 1 (1848) No 1 vom 28.9.1848 https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/2124855.
  3. Vgl. Schröder 1932, S. 51ff.
  4. Schröder 1932, S. 53.
  5. Zur Nachricht! - In: Lippisches Volksblatt 5 (1852) Nr. 26 vom 24.6., Beilage, Sp. 311-312 https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/2125987.
  6. Scheffler 2019, S. 171.
  7. Schröder 1932, S. 57 https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/content/pageview/6429992.
  8. https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/2120839.