Lage-Kachtenhausen
Autor: Herbert Stöwer
Kachtenhausen ist seit 1970 ein Ortsteil der Stadt Lage .
Kachtenhausen | |
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GND | http://d-nb.info/gnd/4437537-2 |
Teil von | Stadt Lage |
Wikipedia |
Geschichte
Historische Entwicklung | |
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Gemeindefläche | 5,02 qkm (1951); 4,33 qkm (1961), 4,33 qkm (1968) |
Ehemaliges Amt | Amt Detmold, Vogtei Oerlinghausen (vor 1746), Amt Oerlinghausen (1746-1879) |
Kirchengemeinde | Oerlinghausen (1875 und früher) |
Einwohnerzahl | 202 (1609), 422 (1776), 1.359 (1939), 2.064 (1950), 1.334 (1968), 1.682 (1991), 1.828 (2000), 1.804 (2006) |
Urkundliche Überlieferung und Siedungsgeschichte
Außer den neuzeitlichen »-heide«-Siedlungen besteht Kachtenhausen aus den beiden alten Bauerschaften Wellentrup und Kachtenhausen. Beide Bauerschaften werden bis zum Ende des 16. Jahrhunderts in den Landschatzregistern noch getrennt geführt. Es handelt sich bei beiden Orten um Gruppensiedlungen (Haufenweiler). Dennoch dürfte Wellentrup als »-trup«-Siedlung früher entstanden sein und bis ins frühe Mittelalter zurückreichen. Friedrich Brand vermutet, dass es sich bei Wellentrup ursprünglich um eine Zweihöfesiedlung handelt, wobei der Hof Riekehof Nr. 2 zum Kern der Gruppensiedlung wurde, während der Hof Haverig Nr. 4 (früher Havergo) sich daneben als geschlossener Besitz erhalten hat. Ebenfalls geschlossenen Besitz weisen die Höfe Gruttmann Nr. 8 und Vogelsang am Haferbach (Nr. 12) auf. Bei Kachtenhausen liegen die Höfe näher zusammen. Lediglich die Höfe Erfling (Nr. 1) und Beckmann (Nr. 5) östlich des Haferbaches haben in Hofnähe größeren geschlossenen Besitz. Sonst sind Kurz- und Breitstreifen dominierend.
Die Übereignung des Besitzes in Haverga durch einen Mann namens Volcmarus an das Kloster Corvey um 1001/1010 mag sich auf Müssen beziehen, deren Höfe, darunter auch der Meierhof sowie der Meier zu Müssen in den ältesten Landschatzregistern von 1467 und 1488 unter »tom Haverga(e)« aufgeführt werden. Haverga ist eine Gaubezeichnung, die für verschiedene Bauerschaften in der Umgebung des in Währentrup entspringenden Haferbaches üblich war. Im Jahre 1011 schenkte Kaiser Heinrich II. dem Paderborner Domkapitel die Haholdsche Grafschaft, die sich u. a. auf die Gaue Haverga, Limga, Thiatmalli, Aga und Patherga erstreckte. Güter in Wellentrup werden mit dem Gau Haverga in Verbindung gebracht. Nach der Vita Meinwerci überwies Bischof Meinwerk im Jahre 1031 das Gut Haverga an das Kloster Abdinghof in Paderborn. Ein Abdinghofer Güterverzeichnis von 1374 weist auf Besitz des Klosters in Wellentrup hin. Ein Hof Havergo(e) bzw. Haverga wird ab 1467 unter den Mönchleuten des Klosters Marienfeld genannt. Er wird in den Landschatzregistern später unter Wellentrup geführt. Es handelt sich dabei um den Hof Haverich, Wellentrup Nr. 4. Im Landschatzregister von 1507 wird ferner unter Amt Barkhausen noch ein »Hans tom Havergo« mit einem wesentlich geringeren Steuerbetrag erwähnt.
Wellentrup
Vom Ritter Arnold von Wicbiledhe erhielt 1239 das Kloster Marienfeld freie Güter in Welpincdhorpe in Pfandschaft. Zwei Mansen in Welpinctorpe cum casis, die Burghard von Wicbelede als Lehnsherr gehörten, verkaufte 1307 Heinrich von Iggenhausen an das Kloster Marienfeld. Der Hof Riekehof (Nr. 2) war 1366 im Besitz der Familie von Iggenhausen. Diesen Hof und Bökelen Haus in Wellentrup, Kirchspiel Oerlinghausen, die schon sein Vater vom Kloster Marienfeld zu Lehen besaß, verkaufte Knappe Albert von Iggenhausen dem Kloster im Jahre 1431.
Der Zehnt zu Welpincthorp wurde 1183 vom Papst Lucius III. als Besitz des Klosters Abdinghof bestätigt. Mit diesem Zehnten, Henke Holmans Haus daselbst (Nr. 9) und dem Haus »uppe der Grud« (Gruttmann Nr. 8) belehnte das Kloster 1432 Johann Havergo wie vorher schon seine Eltern. 1411 erhielt Alf von der Lippe, der illegitime Sohn eines lippischen Edelherrn, das Gut als Lehen, wie es Taschenmacher hinterlassen hatte, der der Bielefelder Bürgerfamilie von Havergo angehörte. Nach einem Erbfolgestreit wurde 1470 Gheyske Alves, als die älteste Angehörige des Geschlechts von Havergo, mit dem Gut tom Havergo im Kirchspiel Oerlinghausen vom Abt des Klosters Abdinghof belehnt, wie es die von Havergo von altersher in Besitz gehabt hatten. Sie musste den Besitz jedoch mit der Verwandten Horner Burgerfamilie Gobbelen zur Hälfte teilen. 1477 erhielten auch Hinrick Gobbelen und seine Frau vom Abt eine Lehnsurkunde über den Hof thom Havergo und darüber hinaus den Zehnt zu Welpentorp, die Mühle zum Vogelsang, den Hof »up der Grudt« und alle Kottstätten, die die von Havergo »unter sich hatten«.
Kachtenhausen
Bischof Bernhard III. zu Paderborn bestätigte 1213/1215 dem Kloster Marienfeld die Übertragung von Gütern zu Kachtenhosen, die der Domküsterei des Stifts Paderborn gehörten. Marienfeld sollte jeweils im Herbst, wenn von der zuständigen Pfarrkirche in Orlinchusen der Sent (das Sendgericht) gehalten werde, 2½ Schilling entrichten und dafür von Abgaben und Diensten befreit sein. Ferner trat 1219 auch der Domküster Volrad die zur Stelle gehörenden Güter zu Kachtenhusen dem Kloster Marienfeld gegen eine Abgabe ab. Den Zehnt zu Kachtenhusen überließen 1225 die Grafen von Schwalenberg als Lehnsherrn dem Kloster Marienfeld. Den Zehnt trug einst Konrad von Dasle zu Lehen, der Wilhelm von Schildesche damit belehnt hatte. 1230 wurde zwischen dem Thesaurar des Paderborner Domkapitels und dem Kloster Marienfeld ein Vergleich wegen der Güter in Kachtenhusen verabredet.
Bevölkerungsentwicklung, Wirtschaft
Von den Höfen in der Bauerschaft lag als Folge des Dreißigjährigen Krieges im Jahre 1652 noch ein Hof (Langmann) wüst, nachdem 1642 außerdem zwei andere Höfe erhebliche Brandschaden erlitten hatten. Ein 1730 als öffentlicher Besitz genannter Flurname »Kerckhoff« (ca. 200 m nordwestlich von Kachtenhausen) könnte auf die Existenz einer mittelalterlichen Kapelle hinweisen.
Das Salbuch von 1780 nennt bei insgesamt 34 Höfen folgende Besitzerklassen: 1 Vollmeier, 8 Halbmeier, 2 Großkötter, 4 Mittelkötter, 2 Kleinkötter, 2 Hoppenplöcker, 13 Straßenkötter, 1 Kötter und 1 kontributionsfreie Stätte. Auf dem Hof Brinkmann Nr. 3 befand sich eine Bauernburg.
Die Wellentruper Müller »in Vogelsangh« (Nr. 12) wird 1437 erstmals erwähnt. Seit 1616/17 ist in Wellentrup ein Schmied tätig. Der Krug zu Kachtenhausen (heute Niemann) wird ebenfalls etwa zu dieser Zeit mit dem Ausschank begonnen haben. Eine zu Kachtenhausen gehörige Mühle am Haferbach entstand zwischen 1507 und 1528. Sie wurde als Mühlenhof 1665 besonders privilegiert. 1840 wurde der Hof parzelliert, zu dem seit 1734 auch ein Krug gehörte. 1830 erfolgte bereits die Teilung der Gemeinheitsflächen der Kleinen Kachtenhauser Heide (241½ Scheffelsaat), 1834 der Osterheide (886½ Scheffelsaat).
1961 befanden sich in der Gemeinde 48 nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten mit 688 Beschäftigten. Der Anteil der 1962 in der Landwirtschaft tätigen Personen war bereits unter 15% gesunken. Überwiegend waren die Erwerbspersonen im produzierenden Gewerbe tätig. Besonders zu erwähnen ist die 1903 in Lage gegründete, 1909 nach Kachtenhausen verlegte Möbelfabrik Bergmann. Mit dem inzwischen aufgegebenen Bahnhof Ehlenbruch war seit 1902 der Anschluss ans Eisenbahnnetz gegeben.
Ein Teil der Gemeinde Wellentrup, die im 19./20. Jahrhundert zu einem besonderen Zentrum entwickelte Osterheide und der Vogelsang, wurde 1957 zur Neubildung der Gemeinde Helpup abgetreten. Der Schulverband Helpup-Wellentrup mit der seit 1924 bestehenden Volksschule Kachtenhausen existiert seit dem 1. April 1957 nicht mehr. Die 1660/70 zuerst genannte Kachtenhauser Heide entwickelte sich mehr und mehr zum Dorfzentrum von Kachtenhausen. 1963 erhielt die bis dahin Wellentrup genannte Gemeinde den Namen Kachtenhausen. Mit Ausnahme der westlichen Randgebiete wurde Kachtenhausen zum 1. Januar 1970 der Stadt Lage und damit vom Kreis Lemgo dem Kreis Detmold eingegliedert.
Bis 1905 gehörte die Gemeinde zur Kirchengemeinde Oerlinghausen, dann zu Helpup, bis 1961 eine zweite Pfarrstelle für Greste und Wellentrup geschaffen wurde. 1987 wurde eine Pfarrstelle aus den Gemeinden Ohrsen-Ehlenbruch, Wellentrup und einem Teil von Wissentrup gebildet. 1995/1996 erhielt die seit 1992 selbstständige Kirchengemeinde eine eigene Kirche. Die Johanneskirche wurde 1996 eingeweiht.
Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten
- Verschiedene mit Inschriften des 17./18. Jahrhunderts versehene Fachwerkhäuser, u. a. Leibzucht von 1760 mit Bauteilen von 1553 auf dem Haverichschen Hof in Wellentrup (vormals Kachtenhausen Nr. 4)
- Zentrum für Sport, Freizeit und Gesundheit als Begegnungsstätte für die Bevölkerung
- Spazierwege am Haferbach und in der Osterheide
- Flurname Münterburg 1721 (auch Münterberg)
Literatur
Alte Ansichten und Pläne
- Flurnamen und Besitzverteilung in Wellentrup um 1770, rekonstruiert, - siehe Brand, 1967, Abb. 14.
- Flurnamen und Besitzverteilung in Kachtenhausen um 1770, rekonstruiert, - siehe Brand, 1967, Abb. 15.
Ortsgeschichte
- Linde, Roland: Kachtenhausen - eine lippische Ortsgeschichte einschließlich des Dorfes Wellentrup. Mit einem Beitrag von Heinrich Stiewe, Lage 2004 (Beiträge zur Geschichte der Stadt Lage 17).
- Brand, Friedrich: Zur Genese der ländlich-agraren Siedlungen im lippischen Osning-Vorland. Detmold 1967. (Sonderveröffentlichungen des NHV 17), insb. S. 39-49.
- (Quelle) Herbert Stöwer: Lippische Ortsgeschichte : Handbuch der Städte und Gemeinden des ehemaligen Kreises Detmold. - Lemgo: Landesverband Lippe, 2008. - 600 S. : zahlr. Ill., Kt. - ZXIU 101. - S. XXX
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