Lage-Hagen
Autor: Herbert Stöwer
Hagen ist seit 1970 ein Ortsteil der Stadt Lage .
Hagen | |
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GND | http://d-nb.info/gnd/4503948-3 |
Teil von | Stadt Lage |
Wikipedia |
Geschichte
Historische Entwicklung | |
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Gemeindefläche | 4,37 qkm (1961), 4,37 qkm (1968) |
Ehemaliges Amt | Amt Detmold, Vogtei Lage (vor 1823); Amt Lage, Vogtei Lage (1823-1879) |
Kirchengemeinde | Stadt Lage (1875 und früher) |
Einwohnerzahl | 152 (1609), 247 (1776), 798 (1939), 1.096 (1950), 1.098 (1968), 1.600 (1991), 1.720 (2000), 1.993 (2006) |
Urkundliche Überlieferung und Siedungsgeschichte
Das Dorf Hagen ist, wenn der Name auch den Anschein erwecken könnte, keine Hagen- oder Waldhufensiedlung. Es ist wesentlich älter. Die Fluraufteilung zeigte bis zur Flurbereinigung im Jahre 1955 Gemengelage in Block- und Streifenform und im Osterfeld auch lange und schmale Besitzstreifen. Der neuzeitliche Ausbau erfolgte zunächst im Dorfkern mit der Besitzerklasse der Hoppenplöcker und Straßenkötter.
Es ist wahrscheinlich, dass mit dem in der ältesten Corveyer Heberolle von ca. 1070 genannten Nagun dieses Hagen gemeint ist. Schon Mönch Johannes hat in seiner Abschrift der Heberolle am Rande vermerkt: »Nagen forte Hagen«. Im Salbuch von ca. 1617 wird zwar nur »Scheffer« (Hagen Nr. 11) als dem Gut Iggenhausen gehörig bezeichnet. Doch Pachtabgaben anderer Höfe deuten ebenfalls auf ein Abhängigkeitsverhältnis zum Haus Iggenhausen hin. St. Vitifreie und Abgaben an Corvey sind auch in den Salbüchern des 18. Jahrhunderts nachzuweisen.
Nach einer als Neuausfertigung des 14. Jahrhunderts erhaltenen Urkunde von 1251 belehnte Heinrich I., Graf von Sternberg, die Gebrüder Gottschalk und Reiner de Wendt mit dem Gute zu Hagen (Ernsting Nr. 4). Ritter Heinrich von Ickenhusen verkaufte 1315 dem Marienkloster in Lemgo seine Kurie in Hagen. Es handelt sich um den Hof Engeler (Nr. 5). Seinen Anteil aus dem Zehnten zu Hagen überließ 1348 Sander von Byssendorpe seinem Ohm Heinrich de Wendt von »Stenem«. 1354 verkaufte er sein Drittel aus dem halben Zehnten zu Hagen an de Wendt. 1437 veräußerte der Lemgoer Bürger Heinrich de Pawes den Ernestingschen Hof zu Hagen an den Kleriker Sander von Horn. Der Hof war Wendtsches Lehen, mit dem 1516 Kleinsorge zu Lemgo belehnt wurde. Den Zehnten zu Hagen verkaufte Erasmus von der Lippe 1540 an Simon de Wendt.
Lagerbücher der Abtei Herford nennen von 1333 bis 1802 einen Hof zu Hagen (Heumann, Hagen Nr. 2). 1449 gehörten der Familie von der Borch drei Höfe zu Hagen, die später in den Besitz Lemgoer Bürgerfamilien kamen (Krietenstein Nr. 6, Stüker Nr. 11 und Jacob ?). Der Hof Rieke (Nr. 1) war dem Domkapitel zu Paderborn eigen und nach Kiewning ein Hof der Grafschaft Hahold von 1011.
Bevölkerungsentwicklung, Wirtschaft
Butterweck schreibt, dass Hagen 1587 eine Kapelle besessen hat. Das Kolonat Kerckhof Nr. 17 ist im Jahre 1692 auf der alten Kapellenstätte errichtet worden. Im Dreißigjährigen Krieg war fast die Hälfte der 17 Höfe oder Stätten abgebrannt bzw. verwüstet.
1772 wurde Hagen von einer großen Feuersbrunst heimgesucht, bei der 17 Gebäude eingeäschert wurden. Schon 1799 ereignete sich ein weiteres Großfeuer. Innerhalb einer Stunde brannten 18 Häuser ab. 1838 wurden bereits wieder 7 Gebäude durch Brand zerstört.
Hagen besaß 1781 21 Kolonate, darunter 6 Halbmeier, 1 Großkötter, 3 Mittelkötter, 3 Kleinkötter, 8 Hoppenplöcker und Straßenkötter.
Ein Krug lässt sich in Hagen schon 1598 nachweisen.
An nichtbäuerlichen Tätigkeiten werden 1776 genannt: 1 Schneider, 1 Schäfer, 3 Tagelöhner, 1 Krüger, 1 Diener, 1 Händler, 1 Bauerrichter, 1 Bettler, 23 Personen spannen. Die Krise des Leinengewerbes im 19. Jahrhundert hatte zur Folge, dass man versuchen musste, seinen Lebensunterhalt in der Fremde zu verdienen. Die Wanderarbeit erreichte in Lippe 1905 ihren Zenit. Im Dorf Hagen betrug der Wanderarbeiter-Anteil 47,37% der männlichen Bevölkerung. Nach anderer Berechnung lebten 1901 109 von 172 Familien vom Zieglergewerbe. In dieser Situation gründeten Gustav Beermann und Friedrich Bobe im Grenzbereich Hagen-Waddenhausen-Sylbach 1909 eine Ziegelei, die 1979 ihre Produktion einstellen musste und jetzt als Ziegelei Sylbach zu einem wesentlichen Bestandteil des Westfälischen Industríemuseums, Ziegeleimuseum in Lage, auf der Sprikernheide geworden ist.
1850 wurde die Hagensche Gemeinheit (ca. 895 Scheffelsaat) aufgeteilt. In der Zeit von 1953-1964 erfolgte in einer Fläche von 496 ha unter 199 Beteiligten eine Flurbereinigung. 1961 gab es in Hagen 21 nichtlandwirtschaftliche Betriebe mit 83 Beschäftigten. Mehr als die Hälfte der Erwerbspersonen war im produzierenden Gewerbe tätig. Im Wesentlichen nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden die Neuansiedlungen im sog. Afrika-Maßbruch. Von 1706 bis 1968 besaß Hagen eine Volksschule. Das Schulgebäude wird jetzt als Sonderschule für Lernbehinderte genutzt. Hagen besitzt seit 1955 ein ev.-ref. Gotteshaus, eine Kapelle.
Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten
- LWL-Industriemuseum, Ziegeleimuseum in Lage, Sprikernheide (ehem. Ziegelei Beermann, siehe auch Lage)
- Fachwerkhäuser
Literatur
Alte Ansichten und Pläne
- Flurkarte der Bauerschaft Hagen, Friemel, ca. 1 : 3500, 1730 [StAD], Umzeichnung bei Pfaff/ Kirchhof, 1986, S. 17.
Ortsgeschichte
- Pfaff, Walter; Kirchhof, Erhard; Hankemeier, Martin: Aus Hagens vergangenen Tagen. Ein Bildband mit Fotos aus den Jahren 1890-1988, Lage-Hagen 1988 (Beiträge zur Geschichte der Stadt Lage 5).
- Pfaff, Walter; Kirchhof, Erhard: Aus Hagens vergangenen Tagen 1070-1986, Lage-Hagen 1986 (Beiträge zur Geschichte der Stadt Lage 2).
- (Quelle) Herbert Stöwer: Lippische Ortsgeschichte : Handbuch der Städte und Gemeinden des ehemaligen Kreises Detmold. - Lemgo: Landesverband Lippe, 2008. - 600 S. : zahlr. Ill., Kt. - ZXIU 101. - S. XXX
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Quelle: Stöwer 2008
22.10.2024 angelegt