Lügde-Falkenhagen

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Autor: Herbert Stöwer

Falkenhagen ist seit 1970 ein Ortsteil der Stadt Lügde .

Falkenhagen
GND http://d-nb.info/gnd/4250047-3
Teil von Gemeinde Lügde
Wikipedia


Geschichte

Historische Entwicklung
Gemeindefläche 3,24 qkm (1961); 3,24 qkm (1968); 5,70 qkm (1990)
Ehemaliges Amt paderbornisch-lippisches Samtamt (1358-1808); dann Amt Schwalenberg (1808-1879)
Kirchengemeinde Falkenhagen (vor 1875)
Einwohnerzahl 164 (1925), 155 (1939), 321 (1950), 404 (1968), 440 (1991), 414 (2001), 416 (2004), 400 (2006)

Urkundliche Überlieferung und Siedungsgeschichte

Das Verzeichnis der Archidiakonate von 1231 nennt sowohl eine Kirche in Burghagen als auch in Valkenhagen. Wo die Kirche in Burghagen gelegen hat, konnte bisher nicht schlüssig nachgewiesen werden. Noch 1246 ist ein Kloster Borchhagen (Patron: Johannes Bapt.) bezeugt, das bald (1247) als Zisterzienserinnenkloster »vallis liliorum« (Lilienthal) nach Falkenhagen verlegt wurde, wo es 1249 vom Papst als Kloster der Jungfrau Maria in seinen Schutz aufgenommen und mit Privilegien ausgestattet wurde. Die Klostergründung geht auf die Schwalenberger Grafen zurück. Die Stifterfamilie stellte Äbtissinnen, sie bestätigte 1294 aber, dass sie keine Rechte und Ansprüche an dem Kloster habe. Trotz reicher Ausstattung und Unterstützung ist die kurze Blütezeit schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts beendet. Vermutlich in der Eversteiner Fehde 1407 ist das teilweise schon vorher baufällige Kloster zerstört worden. Die letzten Nonnen flüchteten nach Kloster Brenkhausen.

1427 kamen auf Wunsch des Kölner Erzbischofs Dietrich von Moers, der zugleich Paderborner Administrator war, Mönche des Wilhelmitenordens aus Witzenhausen nach Falkenhagen, um das verfallene Kloster wieder aufzubauen, doch schon 1432 wurden sie nach der Einweisung durch den Erzbischof von Kreuzbrüdern abgelöst. Der ausdrückliche Verzicht der Zisterzienser erfolgte jedoch erst 1442, während Bernhard VII. zur Lippe 1446 den Übergang an die Kreuzbrüder bestätigte, ein Jahr bevor das Kloster 1447 in der Soester Fehde geplündert und verwüstet wurde. 1479 wurde das Kloster durch einen Brand schwer geschädigt. Auch die Kirche musste wieder aufgebaut werden. Insbesondere 1484 und 1555 forderte die Pest viele Opfer unter den Mönchen. Dennoch erreichten sie noch in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts und zu Beginn des 16. Jahrhunderts eine wirtschaftliche Blüte. Die Pest im Jahre 1555 überlebten jedoch nur zwei Mönche.

Das Kreuzbrüderkloster sorgte seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts auch für die Wiederbesiedlung der wüstgefallenen oder in den Fehden des 15. Jahrhunderts zerstörten Ortschaften im östlichen Teil des Amts Schwalenberg. Der noch zu Sabbenhausen gehörende Ortsteil Henkenbrink taucht allerdings erstmalig 1590 in den lippischen Landschatzregistern unter der Bezeichnung Henkenberg auf.

Das Kloster Falkenhagen gilt als Ursprungsort für die lippische Ziegelbrennerei. Im 16. Jahrhundert wurden auch Bergbauversuche (Kupfer, Silber, Gold) unternommen, die jedoch wenig erfolgreich waren.

Nach Aufhebung des Klosters Falkenhagen diente die Klosterkirche ab 1606 als reformierte Pfarrkirche. Der Paderborner Anteil des 1596 zwischen Paderborn und Lippe geteilten Klosterbesitzes ging 1604 in die Hände der Jesuiten über, die für die Fortsetzung des katholischen Gottesdienstes in Falkenhagen sorgten. Während des 30jährigen Krieges (1626) und erneut 1720 setzten sich die Jesuiten widerrechtlich in den Besitz auch des lippischen Anteils. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens im Jahre 1773 wurde 1794 das Klostergut endgültig an Lippe abgetreten. Es sollte weiterhin kirchlichen und schulischen Zwecken und der Unterhaltung der von den Jesuiten neu belebten katholischen Pfarrei dienen. Die Meierei wurde staatliche Domäne.


Bevölkerungsentwicklung, Wirtschaft

Die politische Gemeinde Falkenhagen ist erst 1921 aus Teilen der Gemeinden Rischenau und Sabbenhausen und aus dem selbstständigen Gutsbezirk Falkenhagen neu gebildet worden. Von der Gemeinde Sabbenhausen wurde der Ortsteil Henkenbrink, von der Gemeinde Rischenau die evangelische Pfarre, Küsterei, Kirche, das Totengräberhaus und die Stellmacherei abgetrennt und mit dem Gutsbezirk Falkenhagen vereinigt, der aus dem Gut, der Oberförsterei (später Forstamt), der katholischen Kirche, Pfarrei, Küsterei, der Krugstätte und der sogenannten Glashütte bestand. 1931 begann die Auflösung der Meierei. Die 1834 angelegte, für den Ortsteil namengebende Glashütte hat das 19. Jahrhundert nicht überdauert.

1961 gab es in Falkenhagen 11 nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten mit 194 Beschäftigten. Von 205 ortsansässigen Erwerbspersonen waren 102 im produzierenden Gewerbe tätig. Besonders zu erwähnen ist die Firma Oldemeier, ein Unternehmen der lippischen Holzindustrie, das 1946 gegründet wurde und zeitweilig über 2oo Mitarbeiter beschäftigte, jetzt aber seine Produktion einstellen musste. 1997 war noch ein Landwirt im Vollerwerb tätig.


Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten

  • Klosteranlage, Klosterkirche von 1479 bis 1497, innen 1896 restauriert und verändert, spätgotisches Chorgestühl und Zelebrantenstuhl, spätgotische Glasmalereien und Chorfenster erhalten, Grabplatte des Priors Heinrich von Bocholt (1457-1495), Kreuzgang von 1533, gotische Kanzel von 1554 (heute im Lippischen Landesmuseum in Detmold)
  • Evangelisch-reformiertes Pfarrhaus (ehemaliges Dormitorium von 1509, ältester inschriftlich datierter Fachwerkbau in Lippe)
  • Katholisches Pfarrhaus seit 1929 (Fachwerkbau, ehem. Priorat, erbaut 1581)
  • Katholische Kirche St. Michael (erbaut 1695 als Jesuitenresidenz)
  • Gedenktafel für den Jesuiten Friedrich Spee von Langenfeld (1591-1635) an der katholischen Kirche, dessen Aufenthalt in Falkenhagen für 1631 bezeugt ist
  • Gemeinschaftshaus (1983, weitgehend in Eigenleistung)

Literatur

Alte Ansichten und Pläne

  • Kloster Falkenhagen, Kupferstich von Elias van Lennep, um 1663 [LLB]., Wiedergabe in Originalgröße, in: Stöwer, 1983, Nr. 15.
  • Falkenhagen, lavierte Federzeichnung von Johann Ludwig Knoch, um 1764 [LLB].
  • Flurkarte der Meierei Falkenhagen, Lindinger, ca. 1 : 4000, 1795, desgl. Maertens, ca. 1 : 1800, 1823, desgl. Wagener, ca. 1 : 2900, 1846 [StAD].
  • Kloster Falkenhagen, u. a. Ansicht, Details, Zeichnungen von Emil Zeiß, 1860-1894 [LLB, LLM, Stadtarchiv Bad Salzuflen], siehe Meier/ Scheef / Stiewe, 2001, WV 342-346.

Ortsgeschichte

  • Festing, Heinrich: Kloster und katholisches Kirchspiel Falkenhagen, Paderborn 2005.
  • Gerking, Willy: Die landesherrliche Meierei Falkenhagen. In: Lippische Mitteilungen 73 (2004), S. 187-206. - https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/7326730
  • Gerking, Willy (Hrsg): 750 Jahre Kloster Falkenhagen, Festschrift zur 750jährigen Wiederkehr der Klostergründung und zum 500jährigen Jubiläum der Kirchweihe, Leopoldshöhe 1997 (Sonderveröffentlichung des NHV 49).
  • Wehlt, Hans-Peter: Falkenhagen – Zisterzienserinnen, Falkenhagen – Kreuzherren. In: Westfälisches Klosterbuch, Teil 1, Münster 1992, S. 299-306.
  • Hengst, Karl: Falkenhagen – Jesuiten. In: Westfälisches Klosterbuch, Teil 1, Münster 1992, S. 306-309.
  • Kirchengemeinde Falkenhagen. In: Die Kulturgeschichte der Kirchengemeinden der Klasse Blomberg in Lippe, Detmold 1950, S. 32-44.


  • (Quelle) Herbert Stöwer: Lippische Ortsgeschichte : Handbuch der Städte und Gemeinden des ehemaligen Kreises Detmold. - Lemgo: Landesverband Lippe, 2008. - 600 S. : zahlr. Ill., Kt. - ZXIU 101. - S. XXX

Weblinks

Status der Seite

Quelle: Stöwer 2008

21.10.2024 angelegt

Fußnoten