Lügde-Elbrinxen
Autor: Herbert Stöwer
Elbrinxen ist seit 1970 ein Ortsteil der Stadt Lügde .
Elbrinxen | |
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GND | http://d-nb.info/gnd/4218859-3 |
Teil von | Gemeinde Lügde |
Wikipedia |
Geschichte
Historische Entwicklung | |
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Gemeindefläche | 4,46 qkm (1961); 4,52 qkm (1968); 11,56 qkm (1990) |
Ehemaliges Amt | paderbornisch-lippisches Samtamt Schwalenberg (1358-1808); dann Amt Schwalenberg (1808-1879) |
Kirchengemeinde | Elbrinxen (1875 und früher) |
Einwohnerzahl | 190 (1617*), 542 (1776), 841 (1939), 1.378 (1950), 1.147 (1968), 1.391 (1991), 1.423 (2001), 1.356 (2004), 1.312 (2006) |
Urkundliche Überlieferung und Siedungsgeschichte
Die Siedlung Elbrinxen am Rande der Sabbenhauser Mulde, die zu den »-hausen«-Orten zählt, dürfte – das zeigen auch Keramikfunde – im 9. Jahrhundert entstanden sein, doch ist sie im 15. Jahrhundert völlig zerstört und dann im 16. Jahrhundert neu besiedelt worden. Siedlungsspuren sind nördlich und westlich der Kirche gefunden worden. Es fanden sich aber auch Hinweise auf mittelalterliche Einzelhöfe »auf dem Brinke«, im Vennerbruch und zwischen der Kreisstraße 66 und dem landwirtschaftlichen Weg von Elbrinxen nach Sabbenhausen in Form von Keramik und Eisenschlacken. Für das 17. Jahrhundert ist ein Eisenhammer in Elbrinxen nachgewiesen.
Das Geschlecht der von Elmerinchusen (Helmerinchhusen) wird bereits in Urkunden der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erwähnt. Bei den 1113, 1281 und 1295 genannten Elfrinchusen, Elferinghusen bzw. Elfferinchosen dürfte Elbrinxen nicht gemeint sein. Das 1361 in einem Vertrag über die Teilung der Grafschaft Schwalenberg zwischen Bernhard V. und Simon III. zur Lippe genannte Elmerinckhusen ist die älteste sichere Erwähnung des Ortes Elbrinxen. Dorf und Güter zu Elmerinckhusen mit allem Zubehör einschließlich des Kirchlehens wurden 1439 von der Familie von Elmerinckhußen, die sie und ihre Eltern zu Lehen besessen haben, an die Familie von Haxthausen erblich überlassen. Gerking nimmt an, dass zu diesem Zeitpunkt das Dorf noch intakt war, die Zerstörung also nicht schon in der Eversteiner Fehde erfolgt sein kann, sondern erst in der Soester Fehde.
Mit allen Gütern zwischen Emmer und Warmende u.a. mit Gütern zu Elmerinckhusen belehnte 1482 der Bischof von Paderborn den Grafen Moritz von Pyrmont. 10 Jahre später belehnte der Paderborner Bischof seinen Bruder Bernhard VII. zur Lippe u. a. mit Elmeringhausen. Bernhard VII. sollte nach dem Tode des Grafen Moritz von Pyrmont davon Besitz ergreifen.
In der Soester Fehde (1444-1447) haben nachweislich böhmische Truppen unter dem Herzog Wilhelm von Sachsen bei ihrem Kriegszug Elbrinxen durchstreift. Entweder in dieser oder in der Eversteiner Fehde (1404-1409) ist Elbrinxen restlos zerstört worden. Das heutige Dorf ist eine Neusiedlung des beginnenden 16. Jahrhunderts. Das geht eindeutig aus einem Bericht des Pastors Enckenius vom Jahre 1614 hervor, der besagt, dass Elbrinxen nur aus 45 Feuerstätten bestünde, die alle nicht älter als 100 Jahre seien. Die Kirche sei vor 80 Jahren wiederhergestellt worden. Vorher sei sie eine verfallenen Klause gewesen. Man kann davon ausgehen, dass der Turm weitgehend unzerstört geblieben ist und die Kirche so die Zerstörung des Dorfes überdauert hat. Pfarrrechte wurden auch am Ende des 15. Jahrhunderts noch beansprucht. Das geht aus dem Registrum contributionis sedis Stenhem von ca. 1480 hervor, in dem Elmerinchusen als Kirchort erwähnt wird.
Die Angaben des Pfarrers Enckenius korrespondieren in etwa mit den Eintragungen in den lippischen Landschatzregistern, wo Elmerinckhusenn erstmalig 1523 nach vermutlich sechs Freijahren mit vier Bauernhöfen genannt wird. Die Höfe entstanden nicht an der alten Dorfstelle, sondern beiderseits des Ilsebaches. Möglicherweise ist das neue Dorf bereits zwischen 1536 und 1548 von einem Großbrand heimgesucht worden. In den Landschatzregistern ab 1538 setzt sich allmählich schon der Ortsname Elbrinxen durch. 1553 verpflichtete sich das Kloster Falkenhagen gegenüber dem Grafen von Spiegelberg-Pyrmont, jährlich 20 Taler von den Gütern in Elmbruckhusen (Elbrinxen) und Zabbenhusen zu geben, wenn die wüsten Güter wieder besetzt würden.
Bevölkerungsentwicklung, Wirtschaft
Etwa 1606/1608 arbeitete in Elbrinxen nachweislich eine Eisenschmelzhütte. Sie stand am Elbrinxer Wennerbruch am Bach. Im Dreißigjährigen Krieg (1637) wurde Elbrinxen völlig ausgeplündert, noch 1652 gab es hier 2 wüste Kolonate: 1 Großkötter und 1 Kleinkötter. In dem noch heute Glashütte genannten Ortsteil hat sich im 18. Jahrhundert eine Glashütte befunden. Sie war eine typische Wanderhütte und hat sich zeitweise am Unteren Harzberg (ab 1646), am Hallenberge (1704) und am Kleinen Pulskopf (1783) niedergelassen. Die Hütte blieb, von kleineren späteren Versuchen abgesehen, bis 1816 in Betrieb.
Neben dem freien Prediger- und Küsterhaus sowie der Feldschützenwohnung befanden sich 1781 in Elbrinxen 74 Kolonate: 2 Halbmeier, 1 Großkötter, 9 Mittelkötter, 19 Kleinkötter, 43 Hoppenplöcker und Straßenkötter. Clostermeier führt in seiner Landesbeschreibung von 1786 noch eine Ober- und eine Unterelbrinxer Mühle auf, die seit 1585 bzw. 1733/1734 nachweisbar sind. Schulunterricht wurde vereinzelt schon 1594 durch den Küster erteilt.
Die Geschichte der Krüge reicht in Elbrinxen bis 1615 zurück.
Die Einwohnerzählung von 1776 führt eine Anzahl handwerklicher und anderer Tätigkeiten auf: 5 Schneider, 5 Schuhmacher, 4 Schmiede, 2 Drechsler, 2 Tischler, 2 Rademacher, 1 Fenstermacher, 1 Zimmermann, 1 Maurer, 1 Böttcher, 2 Bäcker, 3 Müller, 2 Schlachter, 1 Glasmacher, 1 Bademutter (Hebamme), 1 Feldschütze, 1 Schweinehirte, 3 Hirten, 1 Ziegenhirte, 1 Schäfer und 1 Grenzschütze.
1814 und 1873-1885 fanden Gemeinheitsteilungen und Verfahren zur Abfindung der Hudeberechtigungen u. a. im Bereich des unteren und oberen Bruches und des Vennerbruches statt. Seit 1860 wurde der Ortskern nach Norden und 1876 nach Süden durch Neuansiedler erweitert. Von 1953 bis 1966 wurde ein Flurbereinigungsverfahren durchgeführt. 1961 zählte man in Elbrinxen 68 nichtlandwirtschaftliche Betriebe mit 278 Beschäftigten. Von 591 im Ort ansässigen Erwerbspersonen waren 252 in der Land- bzw. Forstwirtschaft tätig. Eine 1956 in Bad Pyrmont-Thalmühle gegründete Fabrik zur Herstellung von Papier, Pappen und Kartons ist 1961 nach Elbrinxen verlagert worden. Viele Arbeitsplätze gingen durch die Insolvenz des Elbrinxer Tiefbauunternehmens Bau-Meier (BM) im Jahre 2004 verloren. Seit 1970 gehört der Sabbenhauser Ortsteil Ratsiek zur Kirche in Elbrinxen.
Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten
- Ev.-ref. Kirche (12. Jahrhundert, romanisch), seit Wüstfallen des Dorfes im 15. Jahrhundert und Wiederbesiedlung im 16. Jahrhundert am Ortsrand gelegen, mit holzgeschnitzter Renaissance-Kanzel von 1562 aus der früheren Burgkapelle in Horn (romanischer Taufstein seit 1970 in der Kirche in Heiden), umgeben vom Friedhof mit sog. »1000-jähriger Linde«
- Martini-Markt seit 1927
- Marktscheune: Zentrum für dörfliche Kultur und Fremdenverkehr, Dorfgemeinschaftshaus und Elbrinxer Dorfbühne, erstellt in Eigenarbeit des Heimat- und Verkehrsvereins 1999-2003
- Vogellehrpfad und Wanderwege (Mühlenwanderweg, restauriertes Mühlrad)
- Weißstorchgehege (1985)
- »Unser Dorf soll schöner werden«: Gold- und Silbermedaillen auf Landes- bzw. Bundesebene (1987)
- Elbrinxer Dorfbühne
- »Schweinerennen«
Literatur
Alte Ansichten und Pläne
- Kirche in Elbrinxen, Zeichnung von Carl Dewitz, 1882 (LLB).
- Landschaft mit Kirche in Elbrinxen, Kirchenlinde und Kirchturm, Zeichnungen von Emil Zeiß, 1871 - 1874, - s. Meier/Scheef/ Stiewe, 2001, WV 304 - 307 [LLB, LLM].
Ortsgeschichte
- Liedtke, Hans: jüdische Friedhöfe in Schieder-Schwalenberg, u. a. auch Ein Judengrab in Elbrinxen. In: Heimatland Lippe 91 (1998), S. 310-311. https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/6140544
- Gerking, Willy: Elbrinxen – Ein lippisches Dorf im Wandel der Zeit, Detmold 1986.
- Kirchengemeinde Elbrinxen. In: Die Kulturgeschichte der Kirchengemeinden der Klasse Blomberg in Lippe, Detmold 1950, S. 25-31.
siehe auch Dallmann, 2000, S. 258-260; Gerking, 1997.
- (Quelle) Herbert Stöwer: Lippische Ortsgeschichte : Handbuch der Städte und Gemeinden des ehemaligen Kreises Detmold. - Lemgo: Landesverband Lippe, 2008. - 600 S. : zahlr. Ill., Kt. - ZXIU 101. - S. XXX
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