Horn (Stadt)

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Autor: Herbert Stöwer

Horn ist seit 1970 ein Ortsteil der Stadt Horn-Bad Meinberg .

Horn
GND
Teil von Stadt Horn-Bad Meinberg
Wikipedia




Geschichte

Historische Entwicklung
Gemeindefläche 17,21 qkm (1961); 19,15 qkm (1990)
Ehemaliges Amt amtsfrei (vor 1879)
Kirchengemeinde Horn (1875 und früher)
Einwohnerzahl 1.665 (1590*), 1.188 (1776), 3.007 (1939), 4.988 (1950), 6.258 (1968), 6.356 (1970), 6.687 (1991), 6.993 (2001), 7.075 (2004), 6.987 (2007)

Die Stadt an der Wiembecke liegt verkehrsgünstig an der alten wichtigen Verkehrsverbindung, der Kölnischen Landstraße, der heutigen Bundesstraße 1. Der Stadtgrundriss lässt deutlich erkennen, dass Horn zu den lippischen Gründungsstädten gehört. Das bei planmäßigen lippischen Gründungen übliche Dreistraßenschema ist nicht zu übersehen. Es fällt allerdings auf, dass der Grundriss des Stadtkerns im südwestlichen Bereich bei der Johanniskirche etwas von der Norm abweicht. Die Ursache dafür ist die Einbeziehung einer Vorgängersiedlung gleichen Namens in die Stadtplanung, wenn auch beachtet werden muss, dass ein großer Stadtbrand im 19. Jahrhundert die Linienführung der Straßen und die Häuserfronten etwas verändert hat.

Abgesehen von der vorstädtischen Siedlung Horn sind in der Feldmark noch weitere Wüstungsfluren zu suchen. Bekannt ist nur Bosentorp (erw. 1472) im Grenzbereich zu Fromhausen und Morlaghe (erw. 1378) nördlich der Stadt. Bei anderen Flurnamen, die nicht eindeutig als ursprüngliche Ortsnamen zu erkennen sind, kann man nur vermuten, dass sie zu einer ausgegangenen Siedlung gehören könnten. Das trifft z. B. für Vierstädtshöfen, Ackhöfe und Alsum bzw. Malsen in der nördlichen Feldmark, für den Hagen zu Vahlhausen und die Helle in der nordöstlichen sowie Püngelsberg/Wedderlage zwischen Horn und Leopoldstal in der südlichen Flur zu. Auf dem Püngelsberg sind Wölbacker auszumachen. Isermann teilte mit, dass Mauerreste im Bereich Ackhöfe auf eine frühere Besiedlung hindeuten. Die Fluraufteilung zeigt lange bis kurze Streifen und Waldhufen. Unzweifelhaft ist, dass die Dorfsiedlung Horn der zentrale Ort war, der vor der Stadtgründung schon eine Kirche besessen hat. Auf ein hohes Alter verweist der schwer zu deutende kurze Name.

Auch bis in die sächsische Zeit ist der Ort Bosentorp zurückzudatieren, dessen Name mit der späteren Burgmannenfamilie von Bose in Verbindung zu bringen sein wird. Der sog. Hagen zu Vahlhausen könnte als Waldhufensiedlung im 12./13. Jahrhundert entstanden sein, also in der Zeit der ältesten lippischen Stadtgründungen bzw. parallel zur Gründung der Stadt Horn. Archäologische Untersuchungen zur vorstädtischen Besiedlung im Raum Horn stehen noch aus. Die Einwohner der in der Stadtfeldmark wüstgefallenen Orte werden überwiegend in die Stadt gezogen sein. Dass auch der weitere Umkreis Einwohner abgegeben hat, scheint aus der Zusammenfassung von Ortsnamen mit dem Namen der Stadt – wie etwa »Hesten unde bynnen Horne« in den ältesten Landschatzregistern – hervorzugehen, wobei hier die Orte nicht aufgegeben worden sind.

Die dörfliche Vorgängersiedlung Horn war namengebend für den 1093 genannten pagus Hornon. Vielleicht wird sie 1031 als Dorf (Villa) zum ersten Mal in einer Urkunde Kaiser Konrads II. erwähnt, als der Kaiser das von Wicilo eingetauschte Gut Sannanabiki (Sandebeck), gelegen in den Villen Hornan und anderen Orten im Gau Wetiga in der Grafschaft Widukinds, der Kirche in Paderborn übereignete. Es ist jedoch nicht sicher, dass dieses Horn oder ein anderer Ort mit ähnlichem Namen gemeint ist.

Nach dem Güterverzeichnis des Abts Erkenbert (1106 - 1128) erhielt das Kloster Corvey aus Horne auch eine Kornabgabe aus Besitz, der zur curia Meinbergen gehörte. Schöning möchte diese Einnahme des Klosters mit dem Hellerzehnten in Verbindung bringen, der nachweislich seit 1308 von Corvey zu Lehen ging. Güter in Hornen werden auch in einem Heberegister des zur Abtei Werden (an der Ruhr) gehörenden Klosters Helmstedt von 1152/1160 erwähnt. 1177 wird ein zu Malrede gehöriger Sundern »prope Hornen« genannt, der dem Kloster Wilbadessen geschenkt wurde. Es muss offen bleiben, ob damit dieses Horn gemeint ist.

Mit einer Urkunde von 1248 begegnen uns die Städte Lemgo und Horn als Verhandlungsort (»... in oppidis Lemego et Horne«) für einen Güterverkauf an das Kloster Marienfeld. Beide Städte bestätigen den Verkauf durch ihre großen Stadtsiegel. Die Urkunde, in der auch der Richter Johann und die Consuln (der Stadtrat) genannt werden, zeigt, dass zu diesem Zeitpunkt die Stadt schon einige Jahre bestanden haben wird, nach der Größe der Altstadt vielleicht seit 1230-1240. Zur Zeit Bernhards III. zur Lippe (1230-1264) wurde der Kirche in Horn im Einvernehmen mit den Bürgern und Einwohnern Grundbesitz (Land und Wald) zugewiesen. Es könnte sich um eine Neuausstattung nach der Stadtwerdung handeln. Sicher ist, dass Horn an dem wichtigen Gebirgsübergang über den Teutoburger Wald vor 1248 als dritte lippische Stadtgründung nach Lippstadt und Lemgo gegründet worden ist. Die Mittelstraße nahm die Richtung der Passstraße auf. Den Grundriss vervollständigten zwei Parallelstraßen (He(g)erstraße, Burg- mit Pfuhlstraße) sowie eine Querstraße (Nordstraße mit Leopoldstaler Straße). Münzen wurden in Horn nach bisherigem Kenntnisstand erst seit etwa 1280 geprägt. Die Stadt war eine der fünf mittelalterlichen Münzstätten der Lipper.

Für die Stadt war das Lippstädter Stadtrecht maßgebend. Das bestätigte eine Urkunde Simons I. zur Lippe von 1283, wonach der Neustadt Lemgo die gleichen Privilegien verliehen wurden wie den Städten Lippstadt, Lemgo, Horn und Blomberg. 1464 sollte der Rat der Stadt Lippstadt der Stadt Horn z. B. bei der Rechtsfindung helfen.

Im nordwestlichen Bereich wurde die Burg eingeplant. Ein steinernes, d.h. festes Haus des Landesherrn in Horn ist 1326/1330 urkundlich bezeugt. Seit 1326 ist eine Hofkapelle, ab 1330 eine Niederlassung der Herforder Augustiner-Eremiten vorhanden. Als Burgmann wird Konrad Bose bereits 1344 genannt. Mithin kann sich die Inschrift an der Außenwand des Schlosses, wonach Bernhard (V.) die Burg 1348 erbaut und vollendet haben soll, nicht auf den ersten Burgenbau in der Stadt beziehen, sondern einen späteren Ausbau ansprechen. Immerhin spiegeln die geringen Ausmaße des Gebäudes die zu jener Zeit üblichen geringeren Dimensionen beim Burgenbau der lippischen Edelherren wider. Die Burg Horn diente den Landesherrn als zeitweilige Residenz, nach dem Umbau von 1656/1659 als Witwensitz oder als Sitz für die Pfandherren und Amtsverwalter. Ein Vorwerk ist 1538 nachweisbar, 1566 wurde es zur herrschaftlichen Meierei vergrößert.

Der Burgmannensitz der Familie von Bose befand sich an der Ecke Kirchstraße/Heerstraße, in dem Bereich, der vor der Stadtgründung wohl zur Vorgängersiedlung Horn gehört hat – vergleichbar mit den freien Höfen bei der Kirche St. Johann in Lemgo. Die Familie von Bose verkaufte 1556 ihren Burghof an die Familie von Mengersen, die dort 1557-1559 ein neues Hauptgebäude errichtete. Später war der Hof im Besitz der Familien von Rübel, von Carlowitz, von Westphal und schließlich 1788 der Stadt, die dort Lehrerwohnungen baute. Horn besaß vermutlich seit dem 14./15. Jahrhundert bereits eine Rektorschule bzw. Lateinschule.

Stadtverwaltung

Die Stadtverwaltung ähnelt der der anderen alten lippischen Städte. Im Mittelalter führte der regierende oder sitzende Rat die Amtsgeschäfte. Es war ein 12-köpfiges Gremium, bestehend aus dem Bürgermeister, zwei Beisitzern, zwei Kämmerern und den Ratsherren. Gewählt wurde der regierende Rat jährlich vom abtretenden, aber weiter bestehenden alten Rat, der zusammen mit dem neuen Rat den Großen Rat bildete. Neben dem regierenden Rat gab es die sog. neue und alte Gemeinheit mit jeweils ebenfalls zwölf Mitgliedern, den Gemeindherren, die ein Einspruchsrecht bei der Ratswahl hatten. Die Mitgliederzahl wurde mit einer neuen Ratsverfassung im 17. Jahrhundert stufenweise bis auf die Hälfte herabgesetzt.

Für die Rechtsprechung gab es den zunächst vom Stadtherrn eingesetzten herrschaftlichen Stadtrichter, der zeitweilig mit dem städtischen Ratsgericht im Bereich der niederen Gerichtsbarkeit konkurrierte, bald aber der Stadt mehr und mehr verpflichtet war. Die Gogerichtsbarkeit mit ihrer Zuständigkeit für die städtische Feldmark hatte die Stadt von 1465 bis 1656 in Pfandbesitz, trat sie dann aber wieder an die Landesherrschaft ab. Dem Freigericht zum Falkenberg war Horn bis 1614 unterstellt. Im 16. Jahrhundert war Horn nächste Instanz für das Gericht der Königsfreien über die Dörfer Ottenhausen, Vinsebeck, Sandebeck, Bergheim und Himmighausen. Der weitere Instanzenzug führte über Lippstadt schließlich nach Dortmund. Das offene Jahrding für die fünf genannten Dörfer wurde nachweislich seit 1518 auf den Leynen oder vor dem Basbrocke oberhalb Vinsebeck gehalten. Dort erfolgte 1531 die Rechtsweisung, dass ein außerhalb des Gerichtsbezirks Wohnender vom Rat der betreffenden Stadt oder Bauerrichter des Dorfs zum Termin geladen werden sollte, und zwar zunächst nach dem Steinernen Kreuz vor Horn, dann nach Piepers Kamp (zwischen Horn und den Externsteinen), dann nach Bosentorp am Detmoldischen Weg und letztlich nach dem Turm auf dem Hundeslo vor Blomberg, wo der Beklagte dann schließlich nach dreimaligem Nichterscheinen für friedlos erklärt würde. Forwick nimmt an, dass das Freigericht über die fünf Dörfer, das später auch Gogericht genannt wird, ursprünglich schwalenbergisch war und im 14. Jahrhundert an Lippe gekommen ist. Es fällt auf, dass es sich bei den Tagungsorten teilweise um Standorte ausgegangener Ortschaften handelt, wie in den Fällen Bosentorp bei Fromhausen und Turm auf dem Hundeslo (Blomberger Wartturm auf dem Molkenberg bei Belle, zur Wüstung: Hardinctorp).

Stadtbefestigung

Die Stadtbefestigung, bestehend aus der Stadtmauer, Wall und Graben, mit den drei Stadttoren (Oberes Tor, Niederes Tor, Nordtor) sowie den mindestens vier Wehrtürmen (Malzdarre, Schützenstall, Windmühle und Roden Turm) hat den Fehden im 15. Jahrhundert erfolgreich widerstehen können, so auch einer dreiwöchigen Belagerung in der Eversteiner Fehde 1407. In der Soester Fehde hat sich die Stadt 1447 freikaufen und Schonung auch für die Kirchspiele Heiligenkirchen und Meinberg erreichen können. Im Siebenjährigen Krieg (1761) gelang es nicht, die Stadt einzunehmen, trotz achtstündiger Belagerung durch die Franzosen. Die – inzwischen vier – Stadttore und die Wehrtürme mit Ausnahme der sog. Malzdarre wurden im 19. Jahrhundert abgebrochen. Im Dreißigjährigen Krieg (1628) war das Neue Tor angelegt worden. Auch die Warttürme sind nicht mehr vorhanden. Sie befanden sich – soweit bisher bekannt – auf dem Ziegenberg bei Heesten, auf dem Kohlenberg bei Meinberg und vielleicht beim Stukenbaum.

Feuersbrünste

Schwerwiegend waren die Feuersbrünste. Wir wissen von einem schweren Brand, dem im Jahre 1462 26 Häuser zum Opfer fielen. Im Jahre 1730 wurden durch einen Brand 11 Häuser zerstört. Weitaus schlimmer war jedoch ein Brand im Jahre 1864, bei dem 54 Häuser vernichtet wurden, u. a. das in der Renaissancezeit erbaute Rathaus mit dem größten Teil des Stadtarchivs sowie das Kalandshaus der Kalandsbrüderschaft, die in Horn im 15. Jahrhundert nachzuweisen ist. Nach dem Brand wurde nicht nur der Marktplatz auf die heutige Größe erweitert, sondern es wurden auch in der Straßenführung bei der Stadtkirche leichte Veränderungen vorgenommen.


Bevölkerungsentwicklung, Wirtschaft

Die günstige Verkehrslage an der Kölnischen Landstraße und auch an Straßen nach Lemgo und Detmold hat sicherlich zur Folge gehabt, dass der Handel und die Kaufmannschaft im Mittelalter in Horn eine gewisse Rolle gespielt haben. Die ältere Überlieferung des Stadtarchivs in Horn hätte in dieser Frage sicher weitere Informationen liefern können, wenn sie den Brand von 1864 unbeschadet überlebt hätte. 1583 erhielt die Stadt das Recht, vier Vieh- und Jahrmärkte abzuhalten. 1511 ist von den beiden freien »Kermisse(n)« die Rede. Dennoch ist unverkennbar, dass es den Lippern bei der Stadtgründung in erster Linie darum ging, den Ausbau der Landesherrschaft zu sichern und zu befördern und nicht Handel zu treiben.

In der Neuzeit hatten die Handwerker, die im Rat stark vertreten waren, ein besonderes Gewicht. Besonders privilegiert waren die Schuster schon seit 1329. In der Gewerbetabelle von 1788 standen die Schuhmacher mit 26 Personen bei den handwerklichen Berufen an erster Stelle, jedoch nächst den Tagelöhnern mit 43 Personen. Es folgten die Spinner mit 25, die Bäcker mit 21, die Schmiede mit 16, die Leineweber mit 12, die Schneider mit 11 und die Kaufleute mit 10 Personen. Zwischen 5 bis 9 Personen waren beschäftigt als Tischler (7), Maurer (7), Gastwirte (6), Kärrner (5), Weißgerber (5) und Branntweinbrenner (5). An besonderen Tätigkeiten sind noch zu nennen: 2 Wundärzte, 1 Apotheker, 1 Tabaksfabrikant, 1 Buchbinder, 1 Schreiber und 1 Musikant. Die Apotheke an der Mittelstraße bestand seit 1739.

Nach der von Donopschen Landesbeschreibung von 1790 befanden sich in der Stadt: die herrschaftliche Burg, ein Amtshaus, der adlig freie von Kotzenbergsche, jetzt Neuburgsche Hof, eine Pfarrkirche, ein Rathaus, ein seit 1339 bestehendes herrschaftliches Armenhaus, ein anderes als Stiftung der Familie von Mengersen und 263 Wohnhäuser. Es waren auch drei Mühlen vorhanden: die Obermühle, die Niedermühle und die Stuckenmühle. 1386 wird bereits ein »molner tho Horne« erwähnt.

Nach Clostermeier war die Stadtschule 1786 mit einem Rektor, Kantor, Präzeptor, Küster und Schulmeister besetzt. Zum Kirchspiel gehörten 1786 die Dörfer Nieder- und Oberheesten, Bellenberg, Vahlhausen, Veldrom, die Alt- und Neuwohner von Rothensiek, Bangern und am Velmerstot und die dortigen Mühlen, Gut Küterbrock und Holzhausen von der Vogtei Falkenberg. Aus dem Petringmeierschen Hofbuch (Heesten) wissen wir, dass, als der Kirchturm in Horn 1819 durch einen Blitz angezündet worden war, das Holz verbrannt und die Glocken heruntergefallen waren, drei neue Glocken beim Steinern Kreuz vor dem Stukenfelde gegossen worden sind. Die drei Kirchenglocken weisen mit Inschriften und den Jahreszahlen 1819/1820 auf dieses Ereignis hin.

Im Zuge der Gemeinheitsteilungen wurden 1862 ca. 452 Schfls. aufgeteilt. Vor 1863 befanden sich nur sechs Häuser außerhalb der Stadtmauer: die städtische Ziegelei, Stellmacher Krome, Weißgerber Stecker (die frühere Ölmühle) und die drei genannten Mühlen. Während die Stadttore und die restlichen Mauertürme abgerissen wurden, begann die Neuansiedlung außerhalb der Stadtmauer recht zögerlich. Auch die industrielle Entwicklung setzte verhältnismäßig spät ein. Der 1895 erreichte Bahnanschluss lag mit dem Bahnhof Horn-Bad Meinberg zwischen Horn und Meinberg. Nach dem Ersten Weltkrieg kam die industrielle Entwicklung in Gang, insbesondere mit Werken der Holzindustrie – wie z. B. das Sperr- und Faserplattenwerk Gebr. Künnemeyer im Jahre 1932 (vorher seit 1926 in Detmold), 1958 in Hornitex umbenannt, seit 2006 vom portugiesischen Konzern Sonae Indústria übernommen – aber auch in anderen Bereichen, wie z. B. eine weltweit liefernde Firma für rettungstechnische Ausrüstungen. Der Anteil der Wanderarbeit lag 1905 in Horn bei fast 8% der männlichen Bevölkerung.

Die inzwischen eingestellte elektrische Straßenbahn der Linie Paderborn-Detmold, die über Horn führte, sorgte für eine leichtere Erreichbarkeit Horns seit 1912 ab Paderborn bzw. Schlangen über die Kleine Egge durch die Felsgruppe der Externsteine, seit 1920 ab Detmold, bis sie durch den modernen Kraftverkehr entbehrlich wurde. Davon profitierten die außerhalb des Wohnorts arbeitenden Pendler, aber auch der Fremdenverkehr, der die Entwicklung zum Luftkurort förderte. In Horn befanden sich 1961 318 nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten mit 2.932 Beschäftigten. 1980/1981 ist ein neues Baugebiet für Gewerbe- und Industrieansiedlungen im Bereich Nordfeld/ Im Stahle an der Wilberger Straße erschlossen worden. Etwa zur gleichen Zeit wurde der 1983 freigegebene Hessenring gebaut, der nun ein Umfahren der Altstadt erlaubte. Den größten Anteil am verarbeitenden Gewerbe stellte in Horn-Bad Meinberg 1985/86 die Holzindustrie mit 61,8%. Mit weitem Abstand folgte das Baugewerbe mit 13,7%.

Wegen der Erweiterung des Senne-Truppenübungsplatzes mussten die Haustenbecker ihr Dorf verlassen. Sie wurden 1939 zu einem Teil auf der Moorlage angesiedelt. Die für die Landwirtschaft so wichtige Flurbereinigung erfolgte 1954/62. Sie betraf ca. 1.154 ha Grundbesitz und 1.003 Eigentümer. Das führte zu einer Verlagerung der Betriebe vom Stadtkern in die Feldmark, wo sie nun inmitten oder in der Nähe ihres arrondierten Besitzes wirtschaftlicher arbeiten konnten.

Entwicklung seit der Verwaltungsreform

Zum 1. Januar 1970 wurden im Zuge der Verwaltungsreform 13 lippische Gemeinden und die Gemeinde Kempenfeldrom aus dem Kreis Höxter zur Stadt Bad Meinberg-Horn zusammengeschlossen. Bereits am 10. September 1970 änderte die Stadt den Namen in Horn-Bad Meinberg. Die Gemeindefläche vergrößerte sich dadurch etwa auf das 5fache. Ein neues Gewerbegebiet entstand »Am Hessenring«, neue Wohngebiete z. B. »Am Potthof« und »Am Püngelsberg«. 1990 erhielt die Bundesstraße 1 eine neue Trasse durch das Zangenbachtal, was eine erhebliche Entlastung vom Durchgangsverkehr bedeutete.

Sowohl bei der gegenwärtigen Planung eines Interkommunalen Gewerbegebietes in Südlippe als auch des Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzeptes (ILEK) ist die Stadt Horn-Bad Meinberg federführend. Neben der ev.-ref. Stadtkirche ist in Horn auch eine seit 1981 selbstständige katholische Pfarrei vorhanden. Die katholische Heilig-Kreuz-Kapelle wurde 1935 gebaut und 1958 zur Kirche erweitert. Auch die ev. Freikirchen und die Neuapostolische Gemeinde besitzen Gotteshäuser. Im Ausbildungssektor reicht das Angebot von der Grundschule bis zum Gymnasium.



Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten

  • Burg Horn: spätmittelalterliches »steinernes Haus« mit Inschrift von 1348, barocke Erweiterung 1659, u. a. Turm mit barockem Treppenhaus und Portal von 1659, bei Restaurierung um 1990 wieder auf alte Höhe aufgemauert (seit 1968 städtisch), darin Burgmuseum, Themen: Geschichte des Museums, der Burg, der Stadt Horn und der Externsteine (siehe unter Holzhausen-Externsteine), unter den Ausstellungsstücken: Zweihandschwerter der Zeit um 1600 und Kettenhemden (15. Jahrhundert) der »Schlachtschwertierer«, dem Traditionsrott des Hornschen Schützenvereins, Kunstwerke der Horner Brüder Karl und Robert Henkel, u. a. »Horner Lachsfang von 1643«
  • Burgscheune von 1744 (ursprünglich zum Vorwerk der Burg gehörig und für kulturelle Veranstaltungen saniert)
  • Historischer Stadtkern nach lippischem Drei-Straßen-Schema
  • Stadtkirche St. Johann, spätgotische Hallenkirche (15. Jahrhundert) mit romanischem Turm
  • Reste der Stadtmauer
  • Stadtturm (von ca. 1500, die sog. Malzdarre, heute Eulenturm genannt) mit eingemauertem Renaissancewappen der Stadt (früher Rathaus vor dem Brand von 1864)
  • Marktplatz mit neugotischem Rathaus (1866)
  • Denkmal für Franz Hausmann († 1877), Reichstags- und Landtagsabgeordneter, »Dem treuen Vorkämpfer für Volksrechte«
  • Pfeifenkump (1860, Wasserversorgung vom Bornsberg seit 1546)
  • Fachwerkhäuser (seit 16. Jahrhundert) und Steinbauten, u. a. Hotel Vialon (Spätrenaissance 1616/1618, mit Barockportal von 1679/80, früher Adelshof von Kotzenberg)
  • Behmersches Haus (Barock 1756/1759, 1780 Amtshaus, 1879 erweitert, Amtsgericht, ab 1969 Stadtverwaltung, Mittelstraße)
  • Haus von Vizekanzler Johann von Rintelen (1563/1579, in der Mittelstraße)
  • Synagoge und Schulhaus (Burgstraße 29, 29a)
  • Obere Mühle am Wall, an der Wiembecke (seit 1467)
  • Brücke über die Wiembecke von 1876, jetzt im LWL-Freilichtmuseum in Detmold
  • Steinkreuz mit Wappen der Familie von der Lippe (östl. der Stadt: »Unterm Gericht« beim Stukenfeld, ursprünglich auf Anhöhe links der Straße nach Heesten, 1893 versetzt)
  • Stadtsiegel des 13. Jahrhunderts mit Inschrift: + SIGILLUM OPPIDANORUM IN HORNE
  • Stadtpfeifer-Fest im Sommer und Kläschenmarkt im November
  • Naturschutzgebiet Externsteine (Bärenstein 318 m, Wiembecketal und Knickenhagen 316 m) mit dem Natur- und Kulturdenkmal Externsteine, Kreuzabnahmerelief (s. unter Holzhausen-Externsteine)
  • Hermann-Löns-Stein
  • Partnerstädte: Villedieu-les-Poêles (Frankreich), Bad Kudowa (Polen)


Literatur

Alte Ansichten und Pläne

  • Ansicht der Stadt Horn, Kupferstich, Elias van Lennep, ca. 1663 [SchlD], - s. Wiedergabe in Originalgröße, in: Stöwer, 1983, Nr. 18.
  • Ansicht der Burg, Kupferstich, Elias van Lennep, ca. 1663 [LLB], ~ s. Wiedergabe in Originalgröße, in: Stöwer 1983, Nr. 19.
  • Ansicht der Stadt Horn von der Ostseite, umgeben von sechs Teilansichten: Externsteine von der Teichseite, Horn von der Westseite, Externsteine von vorn, Rathaus, Blanks Hof, Kirche, Lithographie von A. Müller, ca. 1860 [LLB].
  • Ansicht der Stadt Horn vor dem Brand (1864), Zeichnungen und Aquarelle von Emil Zeiß (LLM, Privatbesitz), ~ s. Meier/Scheef/Stiewe, 2001, WV444-448, dabei Vorlage für die vorgenannte Lithographie von A. Müller
  • Gebäude, Inschriften, Personen u. a. Zeichnungen und Aquarelle, 1852- 1905, von Emil Zeiß [LLB, LLM, Privatbesitz], - s. Meier / Scheef / Stiewe, 2001, WV 449-485.
  • Turm auf der Stadtmauer am Neuen Tor, sog. Malzdarre, farbige Zeichnung von Hugo von Donop, 1873 [LLB].
  • Karte der Meiereien Horn und Veldrom, Heimburg, ca. 1 : 16000, 1775 [StAD].
  • Karte der Horner Feldmark, Steneberg, 1 : 2688, 1840/1841 [StAD].

Ortsgeschichte

  • 750 Jahre Stadt Horn. – In: Heimatland Lippe 91 (1998), Nr. 6/7. - https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/6140362
  • Buchner, Jens (Hrsg.): Stadtgeschichte Horn 1248-1998, Horn-Bad Meinberg 1997.
  • Vennefrohne, Hans: Der große Brand in Horn 1864 und seine Folgen, Horn-Bad Meinberg 1994 (Schriften des Heimatvereins Horn 2).
  • Ihl, Heinrich: Die Münzpprägung der Edelherrn zur Lippe – Münzstätte Horn, Lemgo 1995.

Springhorn, Rainer: Horn-Bad Meinberg. In: Lippe - Landeskunde NRW, hrg. von Wilhelm Rinne, Paderborn 1993, S. 273-279.

  • Vennefrohne, Hans (Bearb.): Bürgerbuch der Stadt Horn 1673-1876, Horn-Bad Meinberg 1992.
  • Hausmann, Dietrich: Die Verwaltung der Stadt Horn 1600-1750, Mskr. Detmold 1946/1949 [StAD].
  • Flaskamp, Franz: Die Hausinschriften der Stadt Horn, mit ortsgeschichtlicher Einleitung. – In: Lippische Mitteilungen 20 (1951), S. 63-86. - https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/3227120

Siehe auch Isermann, 1890/1977.


  • (Quelle) Herbert Stöwer: Lippische Ortsgeschichte : Handbuch der Städte und Gemeinden des ehemaligen Kreises Detmold. - Lemgo: Landesverband Lippe, 2008. - 600 S. : zahlr. Ill., Kt. - ZXIU 101. - S. XXX

Weblinks

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Quelle: Stöwer 2008

3.10.2024 angelegt

Fußnoten