Horn-Bad Meinberg-Leopoldstal

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Autor: Herbert Stöwer

Leopoldstal ist seit 1970 ein Ortsteil der Stadt Horn-Bad Meinberg .

Leopoldstal
GND http://d-nb.info/gnd/4751796-7
Teil von Stadt Horn-Bad Meinberg
Wikipedia




Geschichte

Historische Entwicklung
Gemeindefläche 3,02 qkm (1961); 6,77 qkm (1968)
Ehemaliges Amt Amt Horn (bis 1879)
Kirchengemeinde Horn (1875 und früher)
Einwohnerzahl 241 (1807), 701 (1939), 1.128 (1950), 1.346 (1968), 1.725 (1991), 1.946 (2001), 1.998 (2004), 1.945 (2007)

Der Corveyer Abt Hermann übertrug 1253 Herbold von Amelunxen verschiedene früher anderweitig verpfändete, jetzt von ihm eingelöste Lehngüter u. a. Rodensike. Die Rodensieker Hufe, mit der seit 1481 der aus Horn ausgewiesene Hermann Trumpe belehnt war, gehörte wie die Wedderlage, der Steinweg, Duwarndsberg, Bangarden und die Küte zu den Hornschen Hovegütern (siehe auch Freivogteiregister von 1442). Auf seinem Lehnbesitz erbaute Trumpe um 1500 ein Haus, das im Weidebezirk der Horner Bürger gelegen, großes Missfallen erregte. Trumpe, dessen Tochter eine »bislepersche« (Beischläferin) Bernhards VII. war, konnte sich aber der vollen Gunst des Landesherrn erfreuen. Der Groll der Stadtbewohner Horns entlud sich 1544, als sich der Bürgermeister und Rat der Stadt zu einer Besprechung mit der vormundschaftlichen Regierung nach Detmold begeben hatten. Die Bürger zerstörten das Trumpesche Haus völlig. Landstände und Regierung waren zu scharfen Exekutionsmaßnahmen gegen die aufrührerische Stadt – wie Sperrung der Tore und Isolierung vom Handel – gezwungen. So musste die Stadt schließlich Abbitte tun und das Trumpesche Haus auf eigene Kosten wiederaufbauen. 1574 kaufte Graf Simon VI. den Hof und belehnte den Sekretär Johan von Rinteln damit. 1633 wurde das Gut in fünf Teile geteilt, wovon infolge Heirat Amtsschreiber Beckmann 3½, Johann Conrad von der Lippe 1½ Teile erhielt. Bald kaufte Präsident Adam Heinrich Kotzenberg, der 1674 vom Kaiser geadelt wurde, den gesamten Besitz und erhielt 1679/1683 adlige Freiheit und Landstandschaft sowie die niedere Gerichtsbarkeit. Er nannte sein Rothensiek auch Perlensiek.

1683 berichtete Kotzenberg, er habe in der Nähe eine Ziegelhütte, Töpferei und Gerberei angelegt und wolle noch weitere Leute ansiedeln. 1711 erwarb Oberst von Steding den Besitz. Er baute zu Rothensiek eine Kapelle, die aber 1777 schon wieder verfiel (siehe Flurname Kapellenbusch).

1781 kaufte die Rentkammer das Gut Rothensiek und schuf 15 neue Siedlerstätten, die mit den bereits vorhandenen 12 Kötterhäusern, wie Krug, Ziegelei, Töpferei, Gerberei u. a., zu einer neuen Bauerschaft zusammenwuchsen. 1782 wurden 10 weitere Häuser im Behmerschen Bangern erbaut und dann 9 auf dem Grund und Boden der Meierei Veldrom am Neuen Teich befindliche Häuser der zunächst Bangern genannten Bauerschaft hinzugefügt. Mithin waren es 1786 insgesamt 46 Wohnhäuser, jeweils mit einem Garten, dem nötigen Ackerland und der Hude ausgestattet. Die Ansiedlung wurde durch Vorschüsse, ermäßigten Preis der Baumaterialien und Freijahre gefördert. Leopold I. zur Lippe bestimmte 1789, dass der Ort nach ihm den Namen Leopoldstal führen sollte. Im selben Jahre übernahm Amtsrat Krücke das Gut Rothensiek in Erbpacht. Durch Heirat und Kauf kam es Ende des 19. Jahrhunderts in den Besitz der Familie Volland.

Das Gut mit der ehemaligen Ziegelei und einige andere Leopoldstaler Stätten gehörten bis zur Justizreform im Jahre 1879 zum sog. Gografenamt des Amts Horn. 1862 wurde eine Gemeinheitsfläche von ca. 152 Schfls. (»Die mittlere Weide«) unter den Berechtigten aufgeteilt.

Seit dem Bau der Eisenbahnlinie Detmold-Altenbeken 1892/95 hat Leopoldstal Eisenbahnanschluss. Damit begann die Geschichte des Fremden- und Luftkurorts. Darüber hinaus entwickelte sich die gewerbliche Wirtschaft. 1961 befanden sich in Leopoldstal 59 nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten mit 371 Beschäftigten. Besonders zu erwähnen sind die Möbelfabrik Brandt, die inzwischen ihren Betrieb einstellen musste, und die Wäschefabrik Weber sowie alteingesessene Handwerksbetriebe.

1957 wurde die dritte Pfarrstelle von Horn nach Leopoldstal verlegt, zu der auch Heesten und Veldrom, ferner seit 1970 Kempenfeldrom gehören. Der Gottesdienst wurde zunächst im 1955/1956 gebauten Gemeindehaus abgehalten. Seit 1962 besitzt die Gemeinde auch einen Glockenturm. 1964 wurde der Grundstein zu einer eigenen ev.-ref. Kapelle gelegt. Seit 1988 ist Leopoldstal selbstständige Kirchengemeinde.


Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten

  • Gut Rothensiek (heute Seminarhotel), Torhaus, Torbogen mit Wappen und Inschrift von 1687
  • Fachwerkhäuser
  • Velmerstot (468 m) und Silberbachtal mit Silbermühle (seit ca. 1710-1927 Kornmühle, Gaststätte seit 1895)
  • Herrenmühle (Anfang 16. Jahrhundert) und archäologisches Bodendenkmal Schleifmühle (eine von mindestens vier um 1762 im Silberbachtal vorhandenen Schleifmühlen)
  • Mehrzweckhalle


Literatur

Alte Ansichten und Pläne

  • Flurskizze zur Klärung eines Rechtsstreites wegen der Stoppelhude des Guts Rothensiek von 1697, Raum: Oberheesten – Rothensiek - Küterbrok - Wintrup, mit Heester Warttum der Stadt Horn, farbige Federzeichnung, 1697 [StAD], - siehe Abb. in: Rohlfs, 1989, S. 9.

Ortsgeschichte

  • Franzen, Siegfried: Eine Kirchengemeinde entsteht – die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Leopoldstal, Herzogenrath 2003.
  • Begemann, Kurt; Rohlfs, Kurt: Die Entstehung Leopoldstals. In: Heimatland Lippe 96 (2003), S. 77-80. - https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/6375077
  • Rohlfs, Kurt: Leopoldstal: Bauerschaft, Arbeitersiedlung, Stadtteil von Horn-Bad Meinberg. In: Stadtgeschichte Horn 1248-1998, hrsg. von Jens Buchner, Horn-Bad Meinberg 1997, S. 150-169.
  • Rohlfs, Kurt: Leopoldstal – von Bangern bis zur Großgemeinde, 1789- 1989. Mit Fotos von Karl Kuhlemann, Detmold 1989.
  • Schierholz, Erika: Die Mühlen am Silberbach. In: Heimatland Lippe 79 (1986), S. 202-210. - https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/5921103


siehe auch Isermann, 1890/1977, u. a. S. 217-220.


  • (Quelle) Herbert Stöwer: Lippische Ortsgeschichte : Handbuch der Städte und Gemeinden des ehemaligen Kreises Detmold. - Lemgo: Landesverband Lippe, 2008. - 600 S. : zahlr. Ill., Kt. - ZXIU 101. - S. XXX

Weblinks

Status der Seite

Quelle: Stöwer 2008

7.10.2024 angelegt

Fußnoten