Horn-Bad Meinberg-Heesten
Autor: Herbert Stöwer
Heesten ist seit 1970 ein Ortsteil der Stadt Horn-Bad Meinberg .
Heesten | |
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GND | Kein Eintrag |
Teil von | Stadt Horn-Bad Meinberg |
Wikipedia |
Geschichte
Historische Entwicklung | |
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Gemeindefläche | 5,51 qkm (1968) |
Ehemaliges Amt | Amt Horn (bis 1879) |
Kirchengemeinde | Horn (1875 und früher) |
Einwohnerzahl | 168 (1609), 152 (1776),194 (1939), 300 (1950),184 (1968), 175 (1991),160 (2001), 144 (2004), 142 (2007) |
Heesten besteht aus den Siedlungen Oberheesten, Niederheesten, Küte und Küterbrok. Niederheesten liegt am Bachlauf des Silberbachs, Oberheesten dagegen wird durch zahlreiche Quellen mit Wasser versorgt. Die nicht zusammengesetzten Ortsnamen Heesten wie auch Küte weisen auf ein hohes Alter der Siedlungen hin, älter als das der »-trup«- und »-hausen«-Siedlungen. In Niederheesten befand sich ursprünglich ein Einzelhof, der – wie die Parzellierung erkennen lässt – aufgeteilt worden ist. Nach Linde handelt es sich um die im Land-Schatzregister von 1507 unter »bynnen Hornne unnde Heystenn« genannten Hermann Scheper (Nr. 1) und Gosschalck (Nr. 2).
Wenn es zutrifft, dass das in der ältesten Corveyer Heberolle des frühen 11. Jahrhundert genannte »Hesdine« dieses Heesten meint, könnte es sich um den Haupthof oder Fronhof einer Corveyer Villikation mit zwölf abhängigen Bauern handeln. Nach dem Güterverzeichnis des Corveyer Abts Erkenbert (1107-1128) erhält das Kloster Corvey aus Heisten eine bestimmte Menge Korn und Geld, doch müssten einige Höfe abhanden gekommen sein, z. B. an die Familie von Brach oder durch Zerstörung, denn 1203 waren nur noch zehn Höfe vorhanden. Ein eingegangener Hof konnte 1984 durch eine Ausgrabung in Heesten ermittelt werden. Unter Abt Widukind (1189-1203) wurden acht lokale Vogteien von Gottschalk von Pyrmont u. a. »in Heisten« zurückerworben.
Bischof Bernhard von Paderborn bestätigte 1142 eine Schenkung Werners von Brach, nach der dem Kloster Gehrden u. a. eine Manse in Heisten übergeben wurde. Derselbe Werner von Brach schenkte 1173 dem Kloster Gehrden alle seine Güter, darunter auch Heesten. Bischof Bernhard III. von Paderborn beurkundete 1203, dass er sich mit dem Abt von Corvey wegen des Schlosses Desenberg geeinigt habe und dass er danach den bereits durch seinen Vorgänger dem Kloster verliehenen Zehnten über 60 Mansen, davon 10 in Hestene durch einen weiteren Zehnten zu ergänzen habe. Der erstere Zehnt sei zunächst noch im Besitz des Grafen Amelung von Paderborn, deswegen sollte Corvey bis zur Übertragung eine andere Getreideabgabe erhalten. Um 1260 wurden aber noch Nachkommen des Grafen Amelung damit belehnt. Nach Aussterben der Familie von Driburg im 15. Jahrhundert fiel der Zehnt größtenteils an das Paderborner Domkapitel.
1378 erhielt Konrad Bose als Burgmann zu Horn von den lippischen Edelherrn auf Lebenszeit den Zehnten zu Lütteken Heisten (Niederheesten), nachdem ihm bereits 1344 eine Kornabgabe aus dem Hof zu Hestene (Oberer Hof, später Höfe Nr. 3 und 4) als Burglehen zugesprochen worden war. 1393 verpfändete Simon III. den Hof zu »Lütteken Heisten« an Redeke de Monyke und seine Frau. 1411 belehnte Bernhard VI. zur Lippe Cord Bose mit dem Zehnten zu Großen-Heesten (Oberheesten) über vier Hufen. Bernhard VII. verschrieb 1491 Albert von Exterde, dem er seine natürliche Tochter Lyse zur Frau gegeben hatte, 500 Gfl. Brautschatz und verkaufte dafür den niederen und oberen Hof zu Heesten. Die Nachkommen aus dieser Ehe sollten den niederen Hof erblich behalten. Die Freivogteiregister vom Ende des 16. Jahrhunderts enthalten u.a. Mittwinterschatz zu Heisten.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg lagen in Heesten drei Kleinkötterstätten wüst. Im 15./16. Jahrhundert kamen sechs Straßenkötter als Neusiedler hinzu. Auch der später als Vollspännerhof bezeichnete Lükemeier (Nr. 5) erscheint als Ludeke to Heysten erstmalig 1516 im Landschatzregister.
Bertold de Lippia verkaufte 1335 seine Bovenmolen bei der villa dicta Cuthe an die Gemahlin Simons I. zur Lippe Adelheid. Bei der Teilung der Herrschaft Schwalenberg zwischen Bernhard V. und Simon III. zur Lippe im Iahre 1361 wurde festgelegt, dass alles Recht, das sie zu der Küte haben, zur Oldenburg gehören sollte. In der Küte befanden sich nach einem Verzeichnis von 1481 Hornsche Hovegüter. Simon von der Lippe trug 1491 von Corvey die halbe Kuethe zu Lehen. Das Freivogteiregister von 1442 bezeichnet »de hoffe tor Küte« als zur Hälfte zu Corvey und je ein Viertel zu Schwalenberg und Lippe gehörig.
1596 beschwerten sich die Bewohner Heestens über Asmus von der Lippe, weil er viel Land und Vieh aufkaufe, um sich eine Junkerei anzulegen (Hof Röwe). Als lippischer Hofjunker erhielt er 1613 die Freiheit von Schatzung und Dienst auf Lebenszeit. 1629 erwarb der spätere Drost Georg Wilhelm von Rübel gen. von Biberach die Besitzung (gen. Hausmannshof), und sein Sohn erhielt 1656 ein neues Freiheitsprivileg und die Anerkennung als sattelfreier Hof. 1728 wurde Raab von Rübel wegen Küterbrock, das eigentlich nur adlige Freiheit besaß, zum Landstand verpflichtet. Durch die Erbtochter kam das Gut in den Besitz des Herrn von Juden zu Borgholzhausen, dann an den Kammerherrn von Delwig (1785), später an von Heyden (1799).
Bevölkerungsentwicklung, Wirtschaft
1782 sind in Heesten 20 Kolonate vorhanden: 7 Halbmeier, 2 Großkötter, 1 Mittelkötter, 1 Kleinkötter, 9 Hoppenplöcker und Straßenkötter. Auf dem Ziegenberg befand sich im Gehölz von Petringmeier (Nr. 3) ein 1889 noch 4 m hoher Wartturm der Stadt Horn. In Niederheesten wurde um 1600 eine Kornmühle gebaut. Ein Schulmeister ist um 1645 nachzuweisen. Unterricht ist ab 1660 kontinuierlich erteilt worden bis 1967. 1776 waren in Heesten 1 Schneider und 1 Dorfwächter tätig.
Die Aufteilung der gemeinschaftlichen Flächen (Gemeinheiten) erfolgte 1818 – Heester Knick ca. 48½ Schfls. – und 1851 – Küterbroker Ellern ca. 30 Schfls. Zwischen 1953 und 1965 wurde unter 52 Beteiligten eine Flurbereinigung auf einer Fläche von 572 ha durchgeführt.
Auf dem Zenit der Wanderarbeit im Jahre 1905 war der Anteil der Wanderarbeiter an der männlichen Bevölkerung in Heesten mit 6,19% gering. Von 98 Erwerbspersonen waren 1961 mehr als die Hälfte – 57 Personen – in der Land- bzw. Forstwirtschaft beschäftigt. Im selben Jahr werden 8 nichtlandwirtschaftliche Betriebe mit 42 Beschäftigten geführt. Zu erwähnen ist das Bitumen-Mischwerk und eine Tischlerei. 1998 gab es von 4 ländwirtschaftlichen Betrieben noch 2 im Haupterwerb.
Einer Feuersbrunst fielen im Jahre 1841 sechs Häuser zum Opfer. 1920 wurde der bis dahin selbstständige Gutsbezirk Küterbrock nach Heesten eingemeindet. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden Neubauten auf den Hofanlagen an der Heestener Straße und An der Kiffe.
Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten
- Landesgrenzsteine
- Ruine des Heester Wartturms auf dem Ziegenberg
- Fachwerkhäuser
- Dorflinde (Lindenfest).
Literatur
Alte Ansichten und Pläne
- Kartenskizze zur Klärung eines Rechtstreites wegen Nutzung des Wasserlaufs zwischen den Höfen Gülicher Nr. 6 und Meier Nr. 8 in Heesten von 1592 [StAD].
- Kartenskizze zur Klärung eines Rechtsstreits wegen der Stoppelhude des Guts Rothensiek beim »Heister Knick« (Oberheesten - Rothensiek - Küterbrock - Wintrup), Flurskizze mit Heester Wartturm, farbige Federzeichnung, 1697 [StAD].
Ortsgeschichte
- Linde, Roland: Heesten – Corveyer Grundherrschaft und »reiches Dorf«. – In: Stadtgeschichte Horn 1248/1998, hrsg. von Jens Buchner, Horn-Bad Meinberg 1997, S. 124-149.
siehe auch Isermann, 1890/1977, u. a. S. 215-217.
- (Quelle) Herbert Stöwer: Lippische Ortsgeschichte : Handbuch der Städte und Gemeinden des ehemaligen Kreises Detmold. - Lemgo: Landesverband Lippe, 2008. - 600 S. : zahlr. Ill., Kt. - ZXIU 101. - S. XXX
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3.10.2024 angelegt