Grabbe, Christian Dietrich (1801-1836)

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Christian Dietrich Grabbe, Lithographie von Wilhelm Pero
Bild: Lippische Landesbibliothek, GA B 6
Christian Dietrich Grabbe, Bleistiftzeichnung von Theodor Hildebrandt, Mai 1835
Bild: Lippische Landesbibliothek, GA B 317

Christian Dietrich Grabbe (* 11. Dezember 1801 in Detmold; † 12. September 1836 ebenda) war ein dramatischer Autor und verdiente seinen Lebensunterhalt als Jurist und Militärauditeur in Detmold.

GND https://d-nb.info/gnd/118541102
Andere Namen
Geburtsdatum 11.12.1801
Geburtsort Detmold
Sterbedatum 12.9.1836
Sterbeort Detmold
Bekannt als (Tätigkeitsfeld) Dichter
Lippe-Bezug in Detmold geboren, aufgewachsen und die meiste Zeit gelebt
Beziehung zu Personen
Beziehung zu Institutionen
  • Gymnasium Leopoldinum Detmold als Schüler
Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Dietrich_Grabbe

Leben

Lebensbeschreibung von Julia Hiller von Gaertringen und Detlev Hellfaier (Fassung 2009)

Detmold 1801-1820

Christian Dietrich Grabbe wird am 11. Dezember 1801 als Sohn des Zuchthausverwalters Adolph Henrich Grabbe und seiner Ehefrau Dorothea, geborene Grüttemeier, in der väterlichen Dienstwohnung im Zuchthaus zu Detmold geboren (heute Bruchstraße 27). In Detmold verbringt er seine Schulzeit; im März 1820 besteht er das Abitur. Seine Lieblingsfächer sind Geschichte und Geographie, weniger die klassischen Sprachen. Er ist in früheren und späteren Jahren ein leidenschaftlicher Leser; er benutzt die fürstliche Bibliothek auf dem Schulhofe, erbittet sich aber auch wiederholt von den Eltern eigene Bücher, die stets über die Meyersche Hofbuchhandlung in Lemgo bezogen werden. Begeistert verfolgt er während der Schulzeit die Theateraufführungen im alten Detmolder Komödienhaus und versucht sich bereits an dramatischen Themen. Szenen aus Theodora und Erbprinz sollen später in die Tragödie Herzog Theodor von Gothland eingegangen sein. Zu seinen Gönnern in Detmold zählt neben dem Archivrat Clostermeier auch die Fürstin Pauline zur Lippe, die ihm zum Universitätsstudium ein Stipendium verleiht.

Leipzig 1820-1822

In Leipzig beginnt Grabbe ein Studium der Rechtswissenschaften, hört Vorlesungen über Lehnrecht, Prozessrecht, Naturrecht und Öffentliches Recht; gleichzeitig arbeitet er am Gothland, den er im Entwurf mit nach Leipzig genommen hat. Zu seinen Studienfreunden gehört sein späterer Frankfurter Verleger Georg Ferdinand Kettembeil. Das Abgangszeugnis der Leipziger Universität datiert vom 9. März 1822.

Berlin 1822-1823

Im April 1822 wechselt Grabbe an die Universität Berlin, um an der Wirkungsstätte Hegels und Savignys sein Jurastudium fortzusetzen. Ausschlaggebend war, in der preußischen Residenz den für seine literarischen Neigungen günstigeren Boden vorzufinden. In Berlin wird die schon begonnene, in Leipzig fortgeführte Tragödie Herzog Theodor von Gothland vollendet; innerhalb kürzester Zeit entsteht die Literaturkomödie Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung, werden die Trauerspiele Nannette und Maria und Marius und Sulla konzipiert. Aus der geistigen und kulturellen Szenerie schöpft der Dichter für seinen späteren literarischen Lebensweg vielfältige Anregungen: in einem literarischen Zirkel macht er die Bekanntschaft Heinrich Heines, Karl Köchys, Friedrich von Uechtritz’, Jurastudenten, die sich als Schriftsteller und Schauspieler versuchen. Über den Gothland, den Grabbe nach Dresden gesandt hatte, urteilt Ludwig Tieck wohlwollend und bescheinigt dem jungen Dichter eine „gewisse Genialität“; zu Scherz, Satire... äußert er sich nicht.

Die euphorischen Hoffnungen, die Grabbe an Berlin geknüpft hatte, erfüllen sich letztlich nicht, sein Studium lässt keinen Eifer erkennen, seine Versuche, an einem Theater als Schauspieler oder Dramaturg unterzukommen, schlagen fehl: Grund genug für den von Berlin enttäuschten Dichter, die Stadt zu verlassen und sich über Leipzig nach Dresden zu begeben, wo er alle Hoffnungen auf Tieck setzt.

Dresden 1823

Trotz Tiecks Unterstützung gelingt es Grabbe nicht, am Dresdner Theater dauerhaft Fuß zu fassen, im Gegenteil, Tieck ist über seine schauderhafte Aussprache entsetzt und von der Persönlichkeit des Detmolders eher abgestoßen. Grabbe nutzt den Aufenthalt in der Stadt an der Elbe, um an Marius und Sulla weiterzuarbeiten. Über Leipzig, Braunschweig und Hannover kehrt er in das geschmähte Detmold zurück, wo er Ende August 1823 eintrifft.

Detmold 1823-1834

Nach monatelangem Zaudern und ausschweifendem Müßiggang reicht Grabbe die erforderliche juristische Proberelation ein und besteht vor der fürstlichen Prüfungskommission im Juni 1824 die juristische Staatsprüfung; sie berechtigt ihn zur Ausübung einer Advokatur, die er auch unverzüglich aufnimmt. Versuche, in den Staatsdienst zu treten, scheitern vorerst, die Anregung seines väterlichen Freundes und Gönners, des Archivrats Christian Gottlieb Clostermeier, ihn als seinen Nachfolger zu bestellen, bleibt erfolglos. Durch Fürsprache des Regierungsrates Christian von Meien nimmt Grabbe seit 1826 zunächst vertretungsweise die Amtsgeschäfte des Auditeurs (=Militärrichter) wahr, die ihm vom Januar 1828 an hauptamtlich übertragen werden. Im Frühjahr 1827 ermuntert ihn sein ehemaliger Leipziger Kommilitone Kettembeil, mittlerweile Inhaber einer Frankfurter Verlagsbuchhandlung, sein dichterisches Schaffen wieder aufzunehmen, und bietet sich als sein Verleger an; im September erscheinen die beiden Bände der Dramatischen Dichtungen bei Kettembeil in Frankfurt am Main. In rascher Folge entstehen nun Don Juan und Faust (1828), Kaiser Friedrich Barbarossa (1829), Kaiser Heinrich (1830), Napoleon oder die hundert Tage (1831). Am 29. März 1829 wird Don Juan und Faust am Hoftheater in Detmold mit der Bühnenmusik von Albert Lortzing aufgeführt, der Komponist selbst spielt den Don Juan, seine Frau die Donna Anna; es bleibt die einzige Aufführung eines Grabbe-Stückes zu Lebzeiten des Dichters.

Die noch erhaltenen Ausleihjournale der Fürstlich Öffentlichen Bibliothek – heute Lippische Landesbibliothek – belegen eindringlich den großen Leseeifer und den weitgespannten Lektürekanon Grabbes, der alle seine Stoffquellen hieraus bezog. Damit ist er bis heute der prominenteste Benutzer der Detmolder Landesbibliothek.

Die häuslichen Verhältnisse des Dichters gestalten sich höchst unglücklich. Ein haltversprechendes Verlöbnis mit der Bürgerstochter Henriette Meyer wird aufgelöst, die im März 1833 geschlossene Ehe mit der zehn Jahre älteren Louise Christiane Clostermeier, Tochter des 1829 gestorbenen Archivrats, nimmt schnell einen unglücklichen Verlauf. Unregelmäßigkeiten und Nachlässigkeiten, hervorgerufen durch Desinteresse und die hoffnungslosen familiären Verhältnisse, lassen Grabbe am 14. September 1834 seinen Abschied nehmen; er verlässt Detmold und begibt sich nach Frankfurt am Main.

Frankfurt am Main 1834

In Frankfurt kommt es mit seinem Verleger Kettembeil wegen der in Arbeit befindlichen Tragödie Hannibal alsbald zum endgültigen Zerwürfnis. Grabbe lernt dort den jungdeutschen Schriftsteller Eduard Duller kennen, der vier Jahre später sein erster Biograph wird. Von der Main-Metropole aus nimmt er mit Karl Immermann in Düsseldorf Verbindung auf; Logis und bescheidene Verdienstmöglichkeiten werden ihm von diesem in Aussicht gestellt. Grabbe bricht im Dezember 1834 nach Düsseldorf auf.

Düsseldorf 1834-1836

Im Einvernehmen mit Immermann und mit dessen freundschaftlicher Förderung fasst Grabbe in Düsseldorf als Theater- und Literaturrezensent für verschiedene Blätter (Hermann, Düsseldorfer Fremdenblatt) in bescheidenem Maße Fuß, ferner verfasst er eine Abhandlung über das Düsseldorfer Theater. Fieberhaft schreibt er an der Tragödie Hannibal und an dem dramatischen Märchen Aschenbrödel; beide erscheinen zusammen mit der Arbeit Das Theater zu Düsseldorf mit Rückblicken auf die übrige deutsche Bühne 1835 bei Schreiner in Düsseldorf. Der Dichter trägt sich mit dem Plan weiterer großartiger dramatischer Bearbeitungen, von denen erste Szenenentwürfe niedergelegt werden (Hermannsschlacht, Christus, Lustspiel Eulenspiegel). Mit dem Komponisten Norbert Burgmüller schließt er Freundschaft, für ihn verfasst er den parodistischen Operntext Der Cid; im Frühjahr 1836 ist die mehrfach umgearbeitete Hermannsschlacht vollendet. Zur gleichen Zeit enden die persönlichen Beziehungen zu Immermann aus Anlass einer herben Kritik Grabbes an den Leistungen des von dem Düsseldorfer Freund geleiteten Stadttheaters.

Der gesundheitliche und der labile Allgemeinzustand verschlechtern sich rasch, so dass er beschließt, in die unglückselige lippische Residenz zurückzukehren. Mit finanzieller Unterstützung seines wohl einzigen Detmolder Freundes, des Kanzleirates Moritz Leopold Petri, kehrt er am 26. 1836 nach Detmold zurück.

Detmold 1836

Im Hotel Stadt Frankfurt findet Grabbe Unterkunft; erst im Juli verschafft er sich mit Polizeibegleitung Zutritt in das von seiner Frau bewohnte Clostermeiersche Haus, wo er alsbald bettlägerig wird. Trotz eindringlicher Vorhaltungen Petris wird er von Louise Christiane Grabbe geschmäht, die wiederholt Grabbes Mutter den Zugang zu deren sterbendem Sohn verwehrt. Am 12. September 1836, gegen 15 Uhr, stirbt Grabbe im Haus Unter der Wehme in Anwesenheit seiner Mutter an Rückenmarkschwindsucht und allgemeiner Auszehrung. Vier Tage später findet er seine letzte Ruhe auf dem Weinberg-Friedhof in Detmold.

»Ein Häuflein von etwa fünfzehn bis zwanzig jungen Männern folgten dem Sarge; von den Notabilitäten der Residenz erschien keiner.«

Werke

Die Werke Grabbes sind im Text der Akademie-Ausgabe online im Grabbe-Portal zugänglich: www.grabbe-portal.de

Literatur

Die Forschungsliteratur über Grabbe ist zusammengetragen in der Grabbe-Bibliographie.

  • Grabbe-Bibliographie / Alfred Bergman. Amsterdam : Rodopi, 1973
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:51:1-19574

Die jüngeren Jahre sind in den Jahresbibliographien im Grabbe-Jahrbuch veröffentlicht, aufgelistet hier.

https://www.llb-detmold.de/sammlungen/literaturarchiv/grabbe-archiv/bibliographie/

Weblinks

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Quelle: LLB

22.03.2022 angelegt

Fußnoten