Grabbe, Adolf Heinrich (1755-1832): Unterschied zwischen den Versionen

Aus lippelex.de
Zur Navigation springen Zur Suche springen
 
Zeile 28: Zeile 28:
 
!Beziehung zu Personen
 
!Beziehung zu Personen
 
|
 
|
* Vater von Christian Dietrich Grabbe
+
* Vater des Dichters [[Grabbe, Christian Dietrich (1801-1836)|Christian Dietrich Grabbe]]
* verheiratet mit Dorothea Grabbe
+
* verheiratet mit [[Grabbe, Dorothea (1765-1850)|Dorothea geb. Grüttemeier]]
 
|-
 
|-
 
!Beziehung zu Institutionen
 
!Beziehung zu Institutionen

Aktuelle Version vom 26. September 2022, 13:39 Uhr

Adolf Heinrich Grabbe (* vor dem 5. März 1755 in Ahmsen (Bad Salzuflen); † 15. Dezember 1832 in Detmold) war Zuchthausverwalter in Detmold und Vater des Dichters Christian Dietrich Grabbe.

GND http://d-nb.info/gnd/11679898X
Andere Namen Adolf Henrich
Geburtsdatum vor dem 5.3.1755
Geburtsort Ahmsen (heute zu Bad Salzuflen)
Sterbedatum 15.12.1832
Sterbeort Detmold
Bekannt als (Tätigkeitsfeld) Zuchtmeister
Lippe-Bezug
Beziehung zu Personen
Beziehung zu Institutionen
Wikipedia Kein Eintrag

Leben

Autor: Alfred Bergmann

Jugend und erste Berufstätigkeit in Lemgo

Adolf Heinrich Grabbe stammte nicht aus Detmold, vielmehr aus der Stüh bei Ahmsen. Er war daselbst geboren als sechstes Kind der Eheleute Johann Friedrich Grabbe, der als Knecht bei einem gewissen Tasche diente, und Anna Marie Elisabeth Meyer. Seine Taufe ist unterm 5. März 1755 in die Register der evangelischen Münstergemeinde zu Herford eingetragen.

Über die Jugend Grabbes fehlen begreiflicherweise alle Nachrichten. Annehmen dürfen wir, dass er die Dorfschule besucht und nachher einer militärischen Dienstpflicht genügt hat.

Später taucht Grabbe in Lemgo auf, und von da an kennen wir seinen Weg, der einem beharrlichen Aufstieg gleichkommt, an der Hand urkundlicher Quellen verfolgen.

Im Jahr 1787, also in einem Alter von 22 Jahren, war Grabbe in den Dienst des Ratsapothekers Franz Konrad Krohn in Lemgo getreten, der zugleich preußischer Postmeister war. Bei ihm blieb er sieben Jahre. Sechs Jahre lang hat auch Dorothea Grüttemeier aus Hiddesen bei dem Apotheker gedient. Mit der verlobte er sich. Am 22. März 1793 erwarb er für sich und Dorothea, für die er, da sie eines herrschaftlichen eigenbehörigen Tochter war, einen Freischein vorlegen konnte, für zehn Reichstaler das Einkömmlingsrecht der Stadt Lemgo; hierauf stattete er den gewöhnlichen Bürgereid ab. Vier Wochen später, am 21. April 1793, wurden die beiden nach dem üblichen Aufgebot vom Pastor Clemen in der Kirche St. Nicolai zu Lemgo getraut. Um diese Zeit wird auch Grabbe in die Stadt gezogen sein. Nachzuweisen ist, dass er bis zum Jahr 1799 in der Tröger-Bauerschaft (6. Stadtbezirk) Nr. 74 mit noch einer Familie im Hause des Bürgers August Blankenburg zur Miete gewohnt hat.

Mit dem Anfang des folgenden Jahres 1794 kam Grabbe als Fußbote zur Königlich Preußischen Post und trug nun, wiederum sieben Jahre lang, zweimal wöchentlich das Felleisen von Lemgo über Herford nach Bielefeld und von dort über Detmold nach Lemgo zurück. Dabei erwarb er sich die volle Zufriedenheit seiner Vorgesetzten. Als er seinen Dienst aufgab, bescheinigte ihm Krohn, dass er sich stets treu, mäßig und ordentlich betragen habe. Nüchtern und gut nannte auch der Detmolder Postmeister Keyser Grabbes Haltung, und der Postmeister in Bielefeld bekannte, dass er seinen Dienst mit aller gehörigen Ordnung zur Zufriedenheit aller seiner Vorgesetzten wahrgenommen, sich auch bei seinem jedesmaligen Aufenthalte in der Stadt äußerst sittsam und honett betragen habe, „so daß man ihm dieserhalb das allerbeste Zeugniß zu geben nicht refusieren“ könne.

Zuchtmeister in Detmold

Diese Zeugnisse benötigte Grabbe für seine Bewerbung um den freigewordenen Posten eines Zuchtmeisters in Detmold. Sie fällt in den Frühling des Jahres 1801 und war erfolgreich. Grabbe siedelte also nach der Residenz über. Unterm 30. Mai konnte der Archivar Clostermeier, der im Nebenamt zweiter Zuchthaus-Commissarius war, der Regierung melden, dass Grabbe seit der vorigen Woche sein Logis bewohne. Am 1. Juni wurde Grabbe in seinen schwierigen und verantwortungsvollen Dienst eingeführt. Zu seiner Kaution hatte er Schuldverschreibungen über 450 Rtlr. in Konventionsmünze hinterlegen können.

Am 11. Dezember 1801 wurde ihm, nach achtjähriger Ehe und als einziges Kind dieser Verbindung, ein Sohn geboren, der am 26. desselben Monats lutherisch getauft wurde und dabei die Namen Dietrich Christian erhielt.

Zu dem Posten eines Zuchtmeisters, den Grabbe bis zu seinem Tode behalten hat, kam 1804 ein zweiter. In diesem Jahr wurde in Detmold eine Leihbank begründet, von der Geldbedürftige auf Pfänder Geld gegen billige Zinsen erhalten konnten. Zum Verwalter dieses Instituts, das ins Zuchthaus gelegt wurde, wurde auf Clostermeiers Vorschlag Grabbe bestellt.

Nachdem Adolph Heinrich Grabbe in sein 68. Lebensjahr eingetreten war, erkrankte er, und am 15. Dezember 1832, während der Sohn schlief, starb er. Das Kirchenbuch nennt als Todesursache die Wassersucht. Dies aber braucht nicht die wahre zu treffen, da es sich vielmehr um eine Nebenerscheinung handeln kann. Sein Grab findet sich auf dem alten Friedhof an der Weinberg-Straße in Detmold.

Persönlichkeit

Unterm 17. Dezember zeigte Kammerrat Führer, der Nachfolger Clostermeiers, der Regierung den Todesfall an:

„Der Zuchtmeister Grabbe ist nach einem langen Krankenlager am Sonnabend Abend 10 Uhr gestorben. Ich bedaure den Verlust dieses durch langjährige Dienstführung mit seinen Geschäften sehr vertrauten Dieners umso mehr, als ich ihm das Zeugniß schuldig bin, daß ich während meiner Anstellung als Zuchthauscommissarius Ursache gehabt habe, mit ihm in jeder Hinsicht vollkommen zufrieden zu seyn. Ich werde mich freuen, wenn er einen ihn völlig ersetzenden Nachfolger erhält“.

Das war umso schwieriger, als Grabbe, in der festen Hoffnung auf Wiederherstellung, die Zuordnung eines Gehilfen abgelehnt hatte.

Dass Grabbe, der in seinem Beruf sich so bewährt hatte, auch als Mensch in hohem Maße Achtung und Sympathie verdiene, darin sind sich alle Zeugen einig. Einen „stillen Ehrenmann“ nennt ihn Eduard Duller. Der „brave Vater“, „dessen ehrliches freundliches Gesicht, dessen breite, untersetzte Figur ich noch jetzt im Geiste vor mir sehe“, das ist die Erinnerung, die sich Freiligrath an ihn bewahrt hat. Ziegler ergänzt die bereits mitgeteilte Beschreibung seiner äußeren Erscheinung, indem er den Zuchtmeister nach seinem Wesen als einen „friedlichen, gelassenen Mann“ schildert, als

„einen der Menschen, welche freundlich mit Allem zufrieden scheinen und lächelnd alles Widerstrebende behandeln, aber bei aller Weichheit doch innerlich consequent ihre Ziele und Vorsätze befolgen. Seinem Stande nach hatte er freilich keine höhere Bildung gewonnen, er trug aber nichts desto weniger vor geistiger Cultur eine große Achtung in sich und las am Abend, wenn er bei seiner Frau im Sorgestuhl saß, ein gutes Buch, das für ihn paßte oder die Zeitung mit Nutzen und Vergnügen, wußte auch über das Detmolder Leben und dessen Neuigkeiten, freilich sehr vorsichtig und im Stillen, vernünftige Betrachtungen anzustellen.“

Wollte man daraus, wie es Carl Anton Piper getan hat, den Schluss ziehen, als sei Grabbe einer jener „mehr passiven Naturen“ gewesen, die „das Regiment im Hause an die Frau abtreten“, so würde dies höchstens auf sein Verhältnis zu dem einzigen Sohn zutreffen, in dessen Erziehung man die kraftvoll führende väterliche Hand vermissen kann. Im übrigen ist es eine Vorstellung, die mit seinem Lebensgange und einundreißigjährigem Zuchtmeisterberufe nicht in Einklang zu bringen wäre. Vielmehr scheinen alle Umstände darauf hinzudeuten, dass Adolph Heinrich Grabbe über ein Gutteil praktischer Lebensklugheit verfügte, die ihn davor bewahrte, vor allem der nicht immer bequemen Gattin gegenüber seinen Widerstand in Kleinigkeiten zu verzetteln, wofür er aber in allen wesentlichen Angelegenheiten, hinter der im Gefühle der Überlegenheit lächelnden Maske der Gefügigkeit und Nachgiebigkeit doch, die Dinge still und bedachtsam lenkend, seinen unbeirrbaren Willen immer durchzusetzen wusste. Etwas anderes mochte dazu gesellt sein: ein demütiges und gläubiges Vertrauen auf die Lenkung seiner Geschicke durch eine allgütige Vorsehung, wie denn die Berichte an den Sohn schlicht-kirchlichen Sinn und einfache Frömmigkeit verraten.

In Art des Überkreuzverhältnisses scheint die seelische Bindung zwischen dem Sohn und der Mutter die innigere gewesen zu sein. Dass dies jedoch nicht dazu geführt hat, dass der Dichter seinem Vater kühl oder gar fremd gegenübergestanden hätte, zeigt eine Stelle in Grabbes Brief an Immermann vom 10.12.1834, aus der man ersieht, wie den einsam fern der Heimat Lebenden eine tiefe Sehnsucht nach dem „toten guten Vater“ überfallen hat, so dass er den Abgeschiedenen in seinen mitternächtigen Träumen heraufbeschwört, um Zwiesprache mit ihm zu halten. Und außer Petri und Immermann sei er der einzige Freund, der noch komme.


Literatur

  • Alfred Bergmann, die Vorfahren Christian Dietrich Grabbes, nebst ergänzenden Mitteilungen von Helmuth Riemann. Detmold : Meyer, 1937, S. 61ff.
https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:51:1-22968

Weblinks

Status der Seite

Quelle: Alfred Bergmann, "Adolf Henrich Grabbe". Typoskript im Nachlass, Slg 12 Nr. 888.

26.09.2022 angelegt

Fußnoten