Fechenbach-Fey, Irma (1885-1973)

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Irma Fechenbach-Fey (* 16. Oktober 1895 in Augsburg; † 11. Dezember 1973 in der Schweiz) war eine Krankenschwester, Kinderpflegerin, Ehefrau von Felix Fechenbach, und NS-Verfolgte.

GND http://d-nb.info/gnd/116425032 als Irma Fechenbach
Andere Namen
  • Epstein, Irma (Geburtsname)
  • Fey, Irma
Geburtsdatum 16.10.1895
Geburtsort Augsburg
Sterbedatum 11.12.1973
Sterbeort bei Dietikon (Schweiz)
Bekannt als (Tätigkeitsfeld)
Lippe-Bezug
Beziehung zu Personen

⚭ 26.9.1926 Fechenbach, Felix (1894-1933)

Beziehung zu Institutionen
Wikipedia Kein Eintrag

Leben

Irma wird 1895 in Augsburg geboren. Sie ist Tochter des jüdischen Rechtsanwalt und Justizrat Dr. Emil Epstein († 1925) und seiner Frau Elsa geb. Hoechstaedter († 1937). Ab September 1902 besucht sie in Augsburg die Volksschule, dann dort ab September 1907 bis August 1912 die A.B. von Stetten'sche höhere Mädchenschule. Anschließend verbringt sie Zeit in einem Mädchenpensionat in Brighton (England), etwa bis 1914.

Vom August 1915 bis Dezember dienst sie als freiwillige Kriegspflegerin in einem Reservelazarett in Augsburg; dann im ersten Halbjanr 1916 als Stationsschwester im Militärbeobachtungshospital in Troppau (heute Opava in Tschechien, damals zu Österreich-Ungarn), schließlich ab Juli 1916 als Krankenpflegerin ebenfalls in Troppau bis März 1917. Nach dem Krieg nutzt sie diese Erfahrungen für ihre Ausbildung zur Krankenschwester im jüdischen Krankenhaus in Berlin (etwa 1919/1920 bis 1922). 1917 erhielt sie das König-Ludwig Kreuz für Heimatverdienste während der Kriegszeit, 1921 die Silberne Ehrenmedaille des Roten Kreuzes in Wien. Bereits 1920 wird sie Mitglied der USPD in Berlin und des Internationalen Jugendbundes und engagiert sich bei den Kinderfreunden, der Kinder- und Jugendorganisation der SPD.

Vom 1. Januar 1922 bis Oktober 1924 übernimmt sie die Leitung des Kindertagesheims in Nowawes bei Berlin, bildet sich aber schon während der Berufstätigkeit weiter fort durch den Besuch einer Wohlfahrtsschule in Berlin. Im Juli 1924 besteht sie die Prüfung als Wohlfahrtspflegerin.

Im November 1925 tritt sie aus der jüdischen Religionsgemeinschaft aus. Am 6. September 1926 heiratet sie Felix Fechenbach, mit dem sie im September / Oktober des Jahres nach Palästina reist. Das Paar bekommt drei Kinder, der älteste Sohn Kurt wird im Mai 1927 geboren, die Tochter Lotti im September 1928. Als Ihr Mann im Oktober 1929 Redakteur der SPD-Tageszeitung Volksblatt wird, zieht die Familie nach Detmold. Irma setzt ihr Engagement bei den Kinderfreunden auch in Lippe fort. Im Januar 1931 wird Tochter Hanni geboren. 1932/33 wohnt das Paar in der Oesterhausstraße 6 in Detmold.

Noch vor der Reichstagswahl am 5. März 1933, der den Nazis den Wahlerfolg bringt, flieht Irma mit den Kindern zu ihrer Mutter nach Augsburg (der Vater war 1925 gestorben). Nachdem ihr Mann in Detmold am 11. März in »Schutzhaft« genommen wird, reist Irma im April 1933 in die Schweiz aus, zunächst ohne die Kinder, die im Mai (Lotti, Hanni) und August/September (Kurt) nachkommen können. Im August wird ihr Mann während der Haft auf einem Transport ermordet. Im September nimmt Irma Wohnsitz in Sankt Gallen, mit einer befristeten Aufenthaltserlaubnis, die regelmäßig erneuert werden muss. Am 2. Dezember 1939 wird ihr die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Nach Kriegsende kann sie am 2. Juni 1946 mit ihren Töchtern in die USA auswandern, wohnt zunächst in Hempstaed, NY, dann von 1947-1952 in Haverford, PA. Ihren Lebensunterhalt verdient sie als Hausangestellte. Am 8. Juli 1948 lässt sie ihren Nachnamen in »Fey« ändern. Sie bemüht sie sich um die amerikanische Staatsbürgerschaft, die sie am 10. Januar 1955 erhält. Gleichzeitig stellt sie auch im April 1951 in Detmold einen Antrag auf Anerkennung als Politisch Verfolgte. Am 3. November 1953 erhält sie die deutsche Staatsbürgerschaft zurück.

Schon 1947 war Irma einer Quäkergemeinschaft beigetreten. Nach ihrem Umzug 1960 nach Williamsburg, VA, wird sie Mitglied der Unitarischen Kirche. In Deutschland wird bis 1965 ihr Verfahren zur Entschädigung und Wiedergutmachung beendet.

Ab 1965 wohnt Irma wieder in der Schweiz, in Dietikon (Kanton Zürich). Sie beginnt den Doppelnamen »Fechenbach-Fey« zu führen und tritt einer Quäker-Gemeinde bei.

Am 25. August 1973 erlebt sie die Enthüllung des Gedenksteins für Felix Fechenbach im Kleinberger Wald bei Scherfede. Am 11. Dezember 1973 stirbt Irma Fechenbach-Fey an den Folgen eines Fahrradunfalls und wird auf dem Friedhof in Dietikon in der Schweiz bestattet.

Werke

nach Westfälisches Autorenlexikon

Beiträge

  • Schulfürsorge, wie sie ist und wie sie sein soll. - In: Arbeiterwohlfahrt 2, 1927, 23, S. 723-726
  • Ein Ferienheim ohne Anstaltscharakter. In: Arbeiterwohlfahrt 8, 1933, 6, S. 185-187.



Literatur

  • Irma Fechenbach: Emanzipation, Engagement, Exil ; 1895 - 1973. - Würzburg: Akad. Frankenwarte [u.a.], 1997. - 32 S. : Ill. - 02-18 L 6013
  • Bodin, Nathalie: Das Engagement einer deutschen Sozialistin für die Arbeiterkinder: Irma Fechenbach-Fey (1895 - 1973). - Poitiers, 1996. - 68, XI Bl. : Ill.. - 14 L 8654
  • Ingrid Schäfer: Irma Fechenbach-Fey. Lebensbild einer jüdischen Sozialistin, in: S. Klocke-Daffa, I. Geiss: Felix Fechenbach, 1894-1933, Journalist, Schriftsteller, Pazifist. Symposium zum 100. Geburtstag, 28. und 29. Januar 1994 in Detmold. Detmold: Institut für Lippische Landeskunde 1994, S. 100-117. - ZXWF 108
  • Schäfer, Ingrid: Irma Fechenbach-Fey geb. Epstein, 1895 - 1973. : Jüdin - Sozialistin - Emigrantin ; Ausstellung vom 16.10 bis 17.11.1995. - In: Nationalsozialismus in Detmold / hrsg. von der Stadt Detmold. Bearb. von Hermann Niebuhr. - Bielefeld, 1998. - (Sonderveröffentlichungen des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins für das Land Lippe ; 50). - S. [857]-864 : Ill. - ZXJI 124
  • Schäfer, Ingrid: Irma Fechenbach-Fey : Jüdin, Sozialistin, Emigrantin 1895 - 1973. - 1. Aufl. - Lemgo : Landesverband Lippe, 2003. - 440 S. : Ill., Kt. - (Lippische Studien ; 19). - ZXWF 110


Weblinks

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Quelle: Schäfer 2003

28.8.2024 angelegt

Fußnoten