Eschenburg, Wilhelm Arnold (1778-1861)

Aus lippelex.de
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Wilhelm Arnold Eschenburg (* 15. September 1778 in Braunschweig; † 11. August 1861 in Detmold) war Jurist und Regierungspräsident im Fürstentum Lippe.

GND http://d-nb.info/gnd/10412153X
Andere Namen
Geburtsdatum 15.9.1778
Geburtsort Braunschweig
Sterbedatum 11.8.1861
Sterbeort Detmold
Bekannt als (Tätigkeitsfeld) Verwaltungsjurist, Regierungspräsident
Lippe-Bezug
Beziehung zu Personen
Beziehung zu Institutionen
Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Arnold_Eschenburg

Leben

Die Familie Eschenburg stammt ursprünglich aus Lübeck, ein Zweig war seit der Mitte des 18. Jahrhunderts in Braunschweig ansässig.

Wilhelm Arnold Eschenburg wurde am 15.9.1778 in Braunschweig als Sohn des Gelehrten und Shakespeare-Übersetzers Johann Joachim Eschenburg geboren. Er studierte 1797-1800 Jura in Göttingen., u.a. bei Johann Stephan Pütter.

Mit 22 Jahren wurde Eschenburg in Braunschweig zur Advokatur zugelassen. 1805 trat er als Geheimsekretär des regierenden Herzogs Carl Wilhelm Ferdinand in den Staatsdienst und wurde bald zum Hofrat ernannt. 1806 begleitete er den Herzog auf eine diplomatische Mission an den russischen Zarenhof in St. Petersburg. Im Herbst des Jahres war der Herzog Oberbefehlshaber der preußischen Armee gegen Napoleon, und Eschenburg begleitete ihn ins Heerlager. Der Herzog starb nach schwerer Verwundung nach der preußischen Niederlage bei Auerstädt im November 1806.

Mit dem Anschluss des Herzogtums Braunschweigs an das Königreich Westfalen trat Eschenburg in dessen Dienst und wurde zum Generalsekretär des Okerdepartements mit Sitz in Braunschweig. Er blieb jedoch dem braunschweigischen Haus gegenüber loyal. Nach der Niederlage Napoleons berief der Herzog Eschenburg zum Mitglied des Geheimen Rats-Kollegiums, d.h. des braunschweigischen Staatsministeriums. Gleichzeitig war er Präsident des Ober-Sanitätskollegiums und zuständig für die Verbesserung des Gesundheitswesens. Für seine Verdienste darum wurde er am 30.3.1822 zum Ehrenmitglied des von dem Salzufler Apotheker geführten Apothekerverein im nördlichen Deutschland ernannt.

Wegen des erratischen Regierungsstils des Herzogs trat Eschenburg von seinem Regierungsamt zurück. Im April 1829 wird er vom lippischen Fürsten Leopold II. zum Direktor der Rentkammer ernannt (=Finanzminister); seinen Dienst trat er am 1. Juni 1829 an. Am 11. Juni 1832 wird er zum Regierungs- und Kammerpräsident ernannt und bleibt in dieser Funktion weitere 16 Jahre lang.

Wirken als Regierungspräsident in Lippe

Eschenburg ist verantwortlich für die erste (konservative) lippische Verfassung vom Juli 1836. Er sorgte im gleichen Jahr für die Beteiligung Lippes am Gemeinschaftlichen Oberappellationsgericht in Wolfenbüttel, das nun auch für Strafsachen (vorher nur für bürgeriche Rechtsstreitigkeiten) als dritte Instanz eingesetzt war. 1843 wurde in Lippe das braunschweigische Kriminalgesetzbuch (mit einigen lippischen Anpassungen) als einheitliches Strafrecht erlassen. Zugleich wurde die lippische Strafgerichtsbarkeit reformiert.

In mehreren Schritten sorgte Eschenburg für die Modernisierung des Steuerrechts und die Reform der Ablösungsgesetzgebung in Lippe. 1841 erreichte Eschenburg nach längeren Verhandlungen in Berlin den Anschluss Lippes an den Deutschen Zollverein. König Friedrich Wilhelm von Preußen ehrte Eschenburg aus diesem Anlass mit der Verleihung des Roten Adlerordens II. Klasse.

Als am 8. März 1848 Stadtdeputierte und Magistrat der Residenz Detmold von Fürst Leopold in einer Petition forderten, Mitglieder der Regierung dürften nicht zugleich der Fürstlichen Kammer angehören, erklärte Eschenburg, dass er diese Trennung befürworte, und wurde vom Direktorium der Kammer entbunden. Am gleichen Tag unterzeichnete Eschenburg die Verordnung zur Freiheit der Presse in Lippe. Am Tag darauf bat er, fast 70jährig, um Entlassung aus dem Staatsdienst, da er nicht mehr geneigt war, sich den politischen, revolutionären Entwicklungen anzupassen. Sie wird ihm am 13. März gewährt „mit aufrichtiger Bezeugung Unseres Dankes für die Uns bisher mit Treue und Eifer bewiesenen Dienste“, wie es in der Entlassungsurkunde heißt.[1] Eschenburgs Nachfolger als Regierungspräsident wurde Moritz Leopold Petri.

Eschenburg verlebte den Ruhestand in seiner Wahlheimat Detmold. Er war seit 1818 mit der damals 19jährigen Elisabeth von Strombeck aus Braunschweig verheiratet. Das Paar hatte 10 Kinder; drei davon starben im frühen Kindesalter. Zwei Söhne wanderten nach Amerika aus, die beiden anderen blieben in Lippe: August (Jurist) und Arnold (Mediziner). Zwei Töchter Eschenburgs heirateten lippische Juristen, die Brüder Fritz und Otto Preuß.


Literatur

  • Ferdinand Spehr: „Eschenburg, Wilhelm Arnold“. -In: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 347–348.
https://de.wikisource.org/wiki/ADB:Eschenburg,_Wilhelm_Arnold
  • Wilhelm Arnold Eschenburg (1778-1861) : Lippischer Regierungspräsident. - In: Menschen vom lippischen Boden : Lebensbilder / hg. von Max Staercke. - Detmold : Meyer, 1936. - S. 165-167.
https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/content/pageview/6432326


Weblinks

Status der Seite

Quelle: Menschen ... 1936

11.09.2022 angelegt

Fußnoten

  1. Zitiert nach Menschen ... 1936, S. 167.