Dresel, Adolf (1795-1863): Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 26. September 2022, 13:18 Uhr

Seminarinspektor Adolf Dresel
Bild: Lippische Landesbibliothek, LPe 12

Adolf Dresel (* 23.3.1795 in Rheda; † 15.4.1863 in Göttingen) war Lehrer und Seminarinspektor am Detmolder Lehrerseminar.

GND http://d-nb.info/gnd/138553459

Es gibt derzeit zwei GND-Sätze

Andere Namen Hans Adolf; Heinrich Adolf

Der Vorname "Hans" aus der GND, aber ich habe dafür keinen Beleg finden können.

Geburtsdatum 23.3.1795
Geburtsort Rheda
Sterbedatum 15.4.1863
Sterbeort Göttingen
Bekannt als (Tätigkeitsfeld) Lehrer und Seminarinspektor
Lippe-Bezug
Beziehung zu Personen
Beziehung zu Institutionen
  • Lippisches Lehrerseminar
Wikipedia Kein Eintrag

Leben

Autor: Alfred Bergmann

Im Ausgange des achtzehnten Jahrhunderts lebte in der westfälischen Stadt Rheda (im Regierungsbezirk Minden) der Schullehrer Gottfried Dresel.[1] Dieser war am 16. April 1781 mit Dorothea Magdalena Blumen getraut worden. Aus dieser Ehe ging ein Sohn hervor, der am 31. März 1795 auf die Namen Heinrich Adolph getauft wurde.

Adolf Dresel erhielt die erste Schulbildung in seiner Vaterstadt und trat im Herbst 1809 (also im Alter von 14½ Jahren) als Zögling in das Lippische Schullehrer-Seminar zu Detmold ein. Drei Jahre später war der Kursus beendet, und Dresel wurde nun als Landschullehrer und Küsteradjunkt in Heiligenkirchen bei Detmold angestellt. Um jedoch in fortwährender Verbindung mit dem Seminar zu bleiben, musste er wöchentlich mehrmals nach Detmold kommen und daselbst Unterricht im Klavier- und Orgelspiel, in Gesang und Theorie der Musik erteilen. Nachdem er durch einige Jahre sein Amt zur Zufriedenheit seines Vorgesetzten und Gönners, des Generalsuperintendenten Weerth, verwaltet hatte, wurde er auf Staatskosten nach Cassel und Leipzig geschickt, um sich unter der Leitung Georg Christoph Grosheims und des Thomaskantors Friedrich Schneider im Fache der Tonkunst weiter auszubilden, und zugleich die Gelegenheit zu erhalten, mit dem Volksschulwesen in Kurhessen, Gotha und Sachsen vertraut zu werden. Auf diesem Wege machte er verschiedene, für seinen inneren Werdegang bedeutsame Bekanntschaften. So lernte er in Gotha den Buchhändler Rudolf Zacharias Becker, Verfasser des Mildheimischen Noth- und Hülfsbüchleins kennen, in Leipzig Ludwig Friedrich Gottlob Ernst Gedike, den Schöpfer der von der lateinischen Schule gelösten deutschen Bürgerschule. Insbesondere kam ihm zu Gute, dass er den Unterricht Christian Friedrich Dinters genießen und bei dem Manne in die Lehre gehen konnte, der, nachdem er zehn Jahre lang dem Seminar in Dresden-Friedrichstadt vorgestanden, ein Pfarramt in dem Dorfe Görnitz übernommen dort eine Art von Progymnasium oder höherer Bürgerschule eingerichtet hatte und nun als Seelsorger wie Förderer des Volksschulwesens die regste und einflussreichste Tätigkeit entfaltete.

Nach seiner Rückkehr in die Lippische Residenz wurde Dresel vorerst (unterm 3. April 1818) zum Lehrer der Musik und Gehilfslehrer an der Provinzialschule ernannt. Nebenher ging sein Musikunterricht am Seminar. Er bekam den Auftrag, nicht nur die Seminaristen, sondern auch die bereits angestellten Lehrer mit der Natorpschen Methode, den Gesangunterricht in den Schulen zu erteilen, bekannt zu machen. Außerdem wurde ihm die Beaufsichtigung und Förderung dieses Unterrichts in den Schulen zur Pflicht gemacht. Auf den, Jahr aus Jahr ein zu sämtlichen Kirchen und Schulen des Fürstentums unternommenen Revisionsreisen war er des Generalsuperintendenten ständiger Begleiter.

Im Herbst des Jahres 1822 starb der zweite Seminarlehrer, Rüdiger (oder Röttger) Sprütten. Bereits unterm 27. November wurde Dresel zu dessen Nachfolger ernannt und bezog nun die mit dem Seminar verbundene Amtswohnung des Verstorbenen. Unterm 23. Mai 1834 trat er an die Stelle des Seminar-Inspektors Simon Ernst Moriz Krücke, seines Schwiegervaters. Neben dem genannten Gesangsunterricht und seiner Verwaltungstätigkeit hatte er 18-20 Stunden wöchentlich zu unterrichten. Neben seinem Amt förderte er das Musikleben auch außerhalb des Seminars. Er veranstaltete Oratorienkonzerte und leitete die Liedertafel; er war außerdem Organist im Hauptgottesdienst der reformierten Kirche. Sein Einkommen betrug 1842 600 Rtlr. nebst freier Wohnung und »freiem Brand« (10 Klafter Holz). Der Wert von Wohnung und Holz wurde auf 150 Rtlr veranschlagt; seine Nebeneinnahmen betrugen 125 Rtlr. Das ergibt ein Jahresgehalt von 875 Rtlr.[2]

Auf diesem Posten wirkte er, als er von einer Unterleibskrankheit befallen wurde, die seine Kraft lähmte und zu einem schmerzlichen Siechtum führte. Nach vergeblichem Kampfe gegen das hartnäckige Übel brach Dresel zusammen und sah sich genötigt, um seinen Abschied einzukommen. Dieser wurde ihm am 1. November 1857 bewilligt. Im Frühjahr 1863 begab er sich mit Frau und Tochter nach Göttingen, um sich einer Operation zu unterziehen. Dort ist er am 15. April gestorben.

Werk und Wirkung

Das Hauptfeld von Dresels langjähriger Arbeit war die Lehrerbildung. Eine große Zahl von lippischen Volksschullehrern hat er für ihren Beruf vorbereitet. Seine Vorbilder im Unterrichten und Erziehen waren, außer dem Generalsuperintendenten Weerth, Pestalozzi und Dinter. Aber auch Diesterweg, mit dem er später in brieflichem Austausch gestanden hat, verehrte er als einen Meister in dieser Kunst.

»In den Lehrstunden wurde kein Augenblick durch gleichgültige oder nutzlose Nebendinge vergeudet, sondern alle Kraft und Zeit für den vorliegenden Gegenstand verwendet, wobei er mit der größten Gründlichkeit verfuhr … Im Unterrichten zeichnete er sich durch Klarheit und die größte Bestimmtheit aus, und er verstand es, seinen Schülern auch den schwierigen, oft ferner liegenden Stoff zum klaren Bewußtsein zu bringen und zum Eigenthum ihres Geistes und, wo es darauf ankam, auch des Herzens zu machen. Er forderte für jede Stunde die gewissenhafteste Vorbereitung, was so weit ging, daß er das im Buche Gegebene mit der größten Genauigkeit wieder verlangte. … Mit gleicher Sorgfalt und Treue, mit der er für die Verstandesbildung seiner Zöglinge wirkte, strebte er auch für deren sittliche Bildung. Er beobachtete seine Schüler nicht nur in den Lehrstunden, sondern auch auf ihren Wohnstuben und in ihrem Verkehr unter einander, ja selbst auf ihren Spaziergängen, mit scharfem Blick, sodaß selten ein Fehltritt vorfallen mochte, der nicht zu seiner Kunde kam, und den er sodann nicht durch seinen gefürchteten, strengsittlichen Ernst gründlich zu beseitigen wußte. … Ueberhaupt behandelte er die jungen Leute, wenn auch mit Unparteilichkeit und Gerechtigkeit, doch mit entschiedener Strenge … Er prägte seinen Zöglingen den Grundsatz bis zur Unvergeßlichkeit ein, daß der Lehrer Nichts um des äußeren Gewinnes willen, sondern alles Gute, was seines Berufs ist, in aufrichtiger Liebe und Demuth um Gottes willen thun und den Lohn allein in dem Nutzen suchen und finden müsse, den der Herr durch ihn seinen Mitmenschen schafft … Das Wohl seiner Schüler lag ihm warm am Herzen, und an ihrem Wehe nahm er aufrichtigen Antheil. Manchem unbemittelten Seminaristen hat er durchgeholfen«.

Von den Lehrern des Landes erwartete Dresel, dass sie sich in ihrem Berufe fortbildeten. Nach Weerths Tode nahm er die Schullehrer-Bibliothek in seine Amtswohnung und fertigte einen Katalog darüber an. Aus seiner Anregung entstanden verschiedene Lehrer-Lesevereine im Lande, die er mit geeigneten Büchern versah.

Mit besonderer Hingabe widmete sich Dresel ferner der Veredelung des Gesangs im lippischen Lande, sei es der Choralgesang in den Kirchen und Schulen, der gemischte Gesang in Oratorien, der vierstimmige Männergesang oder das einfache Volkslied. Im Seminar pflegte er diesen Zweig des Unterrichts mit Eifer, erteilte aber außerdem von Beginn seiner Wirksamkeit an den Singunterricht in der Oberklasse der Bürgerschule für Knaben und Mädchen, seit 1828 auch den Schülern aller Klassen des Gymnasium, seit 1830 auch den Schülerinnen der höheren Töchterschule. Aus diesen in Gemeinschaft mit den Seminaristen bildete er den ersten gemischten Chor, der sich unter seiner Pflege und Leitung nach und nach zu einem Singverein erweiterte. Durch ihn sind viele Oratorien öffentlich aufgeführt worden. Während einer Reihe von Jahren hat Dresel auch die lippischen Volksschullehrer alljährlich im Spätsommer zu einem Gesangsfeste in Detmold versammelt. Dadurch ist er der Begründer der »Liederfeste im Fürstentum Lippe« geworden.[3]

Auf dem Gebiete des Kirchengesanges fand Dresel ein Übel darin, dass viele schöne Lieder für manche Kirche ganz müßig im Gesangbuche standen, dass sie beim öffentlichen Gottesdienste nicht gesungen werden konnten, weil die dazu gehörigen Melodien nicht bekannt waren. Um diesem Missstand zu beseitigen, verfasste er für die Schulen ein dreistimmiges Choralbuch in Ziffern, das sämtliche Melodien des alten Gesangbuches enthielt. Zu dem, im Jahre 1828 erschienenen neuen Gesangbuche arbeitete er ein vierstimmig gesetztes, mit einfachen Zwischenspielen versehenes Choralbuch aus, und erreichte es, dass ein von ihm verfasstes, auf die einfachsten Tonarten zurückgeführtes Melodienbuch in Noten und Ziffern jedem Gesangbuch beigebunden werden musste. Die Lehrer wurden verpflichtet, in den Singstunden die Choräle nach diesem Melodiebuche einzuüben.

Der Anonymus der Sonntagspost, dem dieser Beitrag vornehmlich verpflichtet ist, schließt seinen, offensichtlich auf eine intime Kenntnis gegründeten Nachruf auf Dresel mit der folgenden Kennzeichnung von dessen Wesen:

»Ein strenger, sittlich religiöser Ernst, unverbrüchliche Wahrheitsliebe und Berufstreue bildeten die Grundzüge seines festen, durchaus ehrlichen Charakters, der schon durch seine stramme Körperhaltung, seine hohe, freie Stirn, sein klares Auge, so wie seine stets saubere, gewählte Kleidung den jungen Leuten zu imponiren wußte; noch mehr aber durch sein fortwährend gesetztes, ernstes Wesen, seinen Sinn für Pünktlichkeit, Ordnung und Gesetzmäßigkeit, seine eigene, gewissenhafte Vorbereitung auf die Lehrstunden, wobei er an sich dieselben Forderungen stellte, wie an seine Schüler, seinen musterhaft sittlichen Wandel, der weder in Mienen und Gebehrden, noch vielweniger in worten und Werken seinen Schülern je ein böses Beispiel gab, sondern stets Allem nachstrebte, was wahrhaftig ist, was ehrbar, was gerecht, was keusch, was lieblich ist und wohllautet, überhaupt jeder Tugend und allem Löblichen. Alles Unreine, Unanständige und Zweideutige war ihm tief verhaßt; wurde ein Seminarist einer schmutzigen Gesinnung oder eine unsittlichen That überführt, so war dessen Entfernung aus dem Seminar die unmittelbare Folge.«

Familie

Dresel ist zweimal verheiratet gewesen.

  1. Am 7. April 1822 verband er sich mit Karoline Siebert aus Mengsberg. Diese starb am 10. Juni 1827 im Alter von 32 Jahren. Kinder:
    1. Ferdinand Gottfried Werner, * 5.2. 1823.
    2. Otto Friedrich Georg Wilhelm Karl, * 21.9.1824, † 5.1.1881 in Columbus (USA).
    3. Henriette Katharine, * 17.8.1826, † 4.5.1827.
  2. Am 30. September 1828 ging er eine zweite Ehe mit Sophie, einer Tochter des Schulrats Krücke, ein. Kinder:
    1. Emma Marie Louise Friederike Henriette, * 16.3.1830.
    2. Charlotte Agathe Johanne Marie Wilhelmine, * 29. Aug. 1832.
    3. Lina, * 27. April 1834, gest. 28. März 1836.
    4. Friedrich Wilhelm August, * 21.1.1836, † 20. Sept. 1836.
    5. Hermann August Karl, * 30.5.1838, † 23.2.1843.
    6. Helene Antoinette, * 27.2.1842, verheiratet mit dem Pastor Theodor Krücke.
    7. Werner Otto Ferdinand, * 19.3.1845.

Werke

Selbständige Veröffentlichungen

  • Choral-Melodien in drei Stimmen, für die Gesangbücher der reformirten Gemeinden im Fürstenthum Lippe : zunächst für den Schulgebrauch. - Lemgo : Meyer, 1819. - XVI, 128 S.
02-FP 641 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:51:1-7750
  • Choral-Buch, zunächst für die evangelischen Kirchen im Fürstenthum Lippe. - Hannover : Nagel, 1834. - VIII, 83 S. : Noten
02-LV 38.4°
  • Sendschreiben an einen Freund über den jetzt von so manchen Seiten her verlangten rhytmischen und schnellern Choral-Gesang in den protestantischen Kirchen. - Detmold : Meyer, 1848. - 46 S.
02-Mus-b 44
  • Rudolph Brandes : eine Beschreibung des am 18. October 1848 gefeierten Festes der Einweihung des ihm errichteten Denkmals. - Detmold : Meyer, 1849. - 38 S. : Ill.
02-LC 45 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:51:1-218
  • Die Fürstin Pauline zur Lippe und der General-Superintendent Weerth : Erinnerungsblätter. - Lemgo & Detmold : Meyer, 1859. - VI, 72 S.
02-LC 64 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:51:1-1889
  • Dreissig Choräle für vier Männerstimmen : zunächst für die Lehrer-Conferenzen, Liedertafeln und andere Männer-Gesangsvereine im Fürstentum Lippe. - Detmold : Meyer, 1839. - 32 S. : Noten
02-LV 39 https://imslp.org/wiki/30_Chor%C3%A4le_f%C3%BCr_4_M%C3%A4nnerstimmen_(Dresel%2C_Hans_Adolf)
  • Heinemann, Patrick (Hg.): Choralsätze : für Posaunenquartett. - [Partitur]. - [Berlin] : PH-Musics, 2009. - 30 S. : Noten. - (Musik aus Lippe ; 2)
NT 231 DresHA 1

Beiträge

  • Das Liederfest im Fürstenthum Lippe. In: Lippisches Magazin 1 (1835/36) 18, Sp. 277-278 und 19, Sp. 297-298
https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/2093376
https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/1477505
  • Musicalisches. In: Lippisches Magazin 2 (1836/37) 19, Sp. 300-304
https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/1629715

Literatur

  • Lippische Bibliographie I 848, 1104
  • A. Dresel (Nachruf). - In: Beilage zur No. 22 der Sonntagspost (1865) vom 31.5., S. 95-98.
https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/4633441
  • Wilhelm Burre: Das Lippische Lehrer-Seminar. - Detmold : Meyer, 1925.
https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/content/pageview/8314936

Weblinks

Status der Seite

Quelle: Alfred Bergmann, "Heinrich Adolph Dresel". Typoskript im Nachlass, Slg 12 Nr. 888, I.

2.3.2021 angelegt

Fußnoten

  1. Nach Weerths genealogischer Sammlung: Peter Gottfried Dresel, starb im Alter von 80 Jahren und 2 Monaten am 1.2.1830 in Rheda.
  2. Der Abschnitt von "Neben dem genannten Gesangsunterricht" bis zum Fußnotenzeichen ist eine textliche Ergänzung der Redaktion, Fakten stammen aus Burre 1925.
  3. Zu den Liederfesten vgl. Schramm 2021, S. 344ff. über die erste Liedertafel in Detmold https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/content/pageview/8850538.