Detmold-Klüt
Autor: Herbert Stöwer
Klüt ist seit 1970 der Name eines Ortsteils der Stadt Detmold. Was heute so heißt, setzt sich zusammen aus den historischen Siedlungskernen Röhrentrup, Hellentrup (Manhenkerhöfe), Dehlentrup am Oetternbach und Klüt.
Klüt | |
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GND | http://d-nb.info/gnd/1103237284 |
Teil von | Stadt Detmold |
Wikipedia |
Geschichte
Historische Entwicklung | |
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Gemeindefläche | 5,47 qkm (1961); 5,47 qkm (1968) |
Ehemaliges Amt | Amt Detmold, Vogtei Heiden (bis 1823); Amt Lage, Vogtei Heiden (1823-1879) |
Kirchengemeinde | Heiden (1875 und früher) |
Einwohnerzahl | 113 (1609), 158 (1776), 641 (1939), 856 (1950), 880 (1968), 1.526 (1991), 1.678 (2000), 1.670 (2004), 1.690 (2006) |
Der heute bzw. seit 1970 so genannte Ortsteil »Klüt« besteht aus den alten Siedlungskernen Röhrentrup, Hellentrup (Manhenkerhöfe), Dehlentrup am Oetternbach und Klüt. Die Fluraufteilung zeigt Blöcke und Kämpe, in Klüt waldhufenähnliche Besitzstreifen.
Die Gebrüder de Wendt verpfändeten 1371 den Brüdern gen. Brewen den Alten Hagen, den Hof zu Dedelinctorp, den Hermann baute, den Brynchof, den Molenhof und den Fischteich zu Dedelinctorp, Leute und Gut mit allen Einkünften. 1389 verpfändete Ludike de Wendt sein Gut, das Brinkhaus, zu Dedelynctorpe an die Lemgoer Bürger Nolte Schwartze und Lefhard Schodekrome.
Mit dem Alten Hagen könnte Klüt gemeint sein, denn der Flurname »Alter Hagen« ist in Klüt überliefert. Im Schadenverzeichnis der Eversteiner Fehde von ca. 1409 wird auf mehreren Höfen in dem Clute bzw. Klute ein Schaden registriert. Klüt ist eine Waldhufensiedlung des 12./ 13. Jahrhunderts. Es ist denkbar, dass zunächst die Ortsbezeichnung »Alter Hagen« für Klüt gebräuchlich war, und zwar zur Abgrenzung gegenüber dem Neuen Hagen: Nienhagen. Die Familie von der Borch wurde 1490 und 1494 mit dem Kluetguyd im Kirchspiel Heiden und den Zehnten daselbst, 1509 mit Klutmansguyd und den Zehnten im Kirchspiel Heiden von der Abtei Herford belehnt. Nach dem Salbuch der Vogtei Heiden von 1535 dürfte es sich um Klüt handeln.
Älter als Klüt war Dehlentrup. Im Jahre 1439 verkaufte der Knappe Ekmann seinen von Everd Wedekind bebauten Hof zu Delentorp an Gosentorp. Bartold und Hermann Goissentorp statteten 1471 mit Zustimmung der Herforder Äbtissin einen Altar der Pusinnenkirche in Herford u. a. mit Kornrenten aus dem Hofe in Dehlentrup, Kirchspiel Heiden, aus. 1528 besaß die Familie de Wendt den Hof von Kynekordt, aus dem das Kloster St. Marien in Lemgo eine Kornabgabe erhielt.
Die Manhenker Höfe zu Dehlentrup hießen nach einem Salbuch von 1535 auch Hellentrup. 1484 veräußerte der Lemgoer Bürger Johan Bole an den Meier Cord to Rorentorppe seine Kottstätte in Helentorppe unterhalb von Röhrentrup zwischen dem Klosterhof und Jorden Henen Hof.
Etwa 1250 schenkte Graf Widekind VI. von Schwalenberg dem Kloster Marienmünster als Memorienstiftung eine Hufe am Wege von Lemgo nach Horn, »de Munsterhove« genannt, mit anliegenden Äckern »in der Cappen«. Es soll sich dabei um Ländereien am Mönkeberg bei Röhrentrup handeln. 1363 wird Rorinctorpe urkundlich zum ersten Mal erwähnt. Röhrentrup gehörte zunächst der Familie de Wendt, die einen Teil den Slingworm, dann den Gummern und 1447 der Lemgoer Familie Flörke zu Lehen gab. In der Lehnsbestätigung des Jordan von Gummern aus dem Jahr 1428 wird zum ersten Mal das »stenwerk to Rorinctorpe« erwähnt. Es handelt sich wohl um den ersten Hinweis auf das später als Burg bzw. Bauernburg bezeichnete zweistöckige steinerne Gebäude. Das später sogenannte Klostergut verkaufte die Familie de Wendt 1365 dem Kloster St. Marien in Lemgo. Beide Teile wurden durch die Gummern zu einem Meierhof vereinigt. Als Inhaber lippischer Lehen sind ferner zu nennen: Flörke, seit ca. 1410 mit dem Dom (Flurname in Dehlentrup überliefert) und Zubehör belehnt, Slingworm 1411 mit dem Rot bei Rorentorf, 1495 Dietrich von der Borch mit zwei Häusern zu Röhrentrup. Der Zehnt war paderbornisches Lehen, dessen Inhaber zunächst 1434 die von Friesenhausen waren.
1582 behielten sich die Flörken die Benutzung der mit Wasser umgebenen Burg in Röhrentrup in Pest und anderen Krisenzeiten vor. Der Meierhof zu Röhrentrup (Nr. 1) war Schauplatz des bekannten Röhrentruper Vergleichs von 1617, der die Streitigkeiten zwischen der Landesherrschaft und der Stadt Lemgo beilegte. Der Meierhof zu Röhrentrup kam 1662 durch Heirat in den Besitz des Waldvogts Böger, der sich 1699 von allen Real- und Personallasten freikaufte. Von den Flörken erwarb er das Erb- und Eigentumsrecht. Als Lehen erhielt er den Paderborner Zehnt. 1815 gelangte der Hof in den Besitz der Familie Becker.
Bevölkerungsentwicklung, Wirtschaft
Dehlentrup bestand 1781 aus 14 Höfen: 1 Vollmeier, 7 Halbmeier, 2 Großkötter, 2 Mittelkötter und 2 Hoppenplöcker. An nichtlandwirtschaftlichen Tätigkeiten werden 1776 genannt: 1 Schneider, 1 Bauerrichter, 1 Schulmeister, 2 Tagelöhner und 7 Spinner. Bereits 1706 befand sich in Klüt eine zu Heiden gehörende Nebenschule. Die mit Jerxen gemeinsame Jerxer und Klüter Heide mit etwa 735 Scheffelsaat wurde 1831 unter den Berechtigten aufgeteilt.
Etwa seit dem Bau der alten Schule in Klüt im Jahre 1861 verlagerte sich der Schwerpunkt der Gemeinde mehr und mehr nach Klüt, was nach der Eingemeindung nach Detmold im Jahre 1970 zur Änderung des Ortsnamens führte. Die Gemeinde Dehlentrup hieß von nun an Klüt.
Im Jahr 1961 zählte man in der Gemeinde 25 nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten mit 76 Beschäftigten. 2004 waren folgende Betriebe ansässig: Gärtnereien, Kfz-Schlosserei, Bauschlosserei, Frisöre, lnstallatöre, Maler-Lackierer, Getränke-Großhandel, Gaststätten, Tischlerei.
Mit Wirkung vom 1. Januar 1915 wurde Dehlentrup mit Ausnahme von Röhrentrup und einigen anderen Kolonaten von der Kirchengemeinde Heiden nach Detmold-Land umgepfarrt. In den 1960er und 1970er Jahren entstanden die Siedlungen »Aachener Gebiet« und »Sonnenhang«, in jüngster Zeit »Am Klüter Bach«.
Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten
- »Bauernburg« des 15. Jahrhunderts und Fachwerkspeicher des 17. Jahrhunderts mit massivem Untergeschoss auf Gut Röhrentrup, ehem. Meierhof
- Backhaus von 1790 mit Rose und Stern sowie Inschrift vom Hof Brede, Dehlentrup Nr. 5, abgebaut 1966, im Westfälischen Freilichtmuseum Detmold 1971/72 wiederaufgebaut
- Bogenschießanlage
Literatur
Alte Ansichten und Pläne
- Flurkarte der Klüter und Dehlentruper Bauerschaft, Friemel, ca. 1 : 4500, 1728 (StAD).
Ortsgeschichte
- Dieckmann, Wilfried (Mitarb.) u.a.: Dehlentrup-Klüt in Wort und Bild - Von der Bauernschaft zum Detmolder Vorort, von den Anfängen bis zum Jahr 2000, Klüt 1999. -
- siehe auch Stiewe, 2002, S. 168-222; Hüls, 1974.
- (Quelle) Herbert Stöwer: Lippische Ortsgeschichte : Handbuch der Städte und Gemeinden des ehemaligen Kreises Detmold. - Lemgo: Landesverband Lippe, 2008. - 600 S. : zahlr. Ill., Kt. - ZXIU 101. - S. XXX
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Quelle: Stöwer 2008
27.09.2024 angelegt