Detmold-Berlebeck

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Autor: Herbert Stöwer

Berlebeck ist seit 1970 ein Ortsteil der Stadt Detmold .

Berlebeck
GND http://d-nb.info/gnd/4455127-7
Teil von Stadt Detmold
Wikipedia


Geschichte

Historische Entwicklung
Gemeindefläche 3,64 qkm (1961); 12,61 qkm (1990)
Ehemaliges Amt Amt Falkenberg, dann Amt Detmold, Vogtei Falkenberg (bis 1879)
Kirchengemeinde Heiligenkirchen (1875 und früher)
Einwohnerzahl 215 ohne Berggesellen (1609), 512 (1776), 1.275 (1939), 1.826 (1950), 2.031 (1968), 2.425 (1991), 2.458 (2000), 2.456 (2004), 2.446 (2006)

Falkenburg

Berlebeck liegt am Fuße der Falkenburg, die um 1194 mit Zustimmung des Paderborner Bischofs von den Edelherren zur Lippe im Forstbanngebiet gegründet worden ist. Die Falkenburg – als älteste Höhenburg der Lipper an der wichtigen Passstraße über die Gauseköte – diente als Klammer zwischen den Besitzungen der Lipper diesseits und jenseits des den Paderborner Bischöfen gehörenden Osnings. Die Eigentumsrechte führten zunächst zur Anerkennung des bischöflichen Mitbesitzes an der Burg. Der Paderborner Anteil hat aber wohl nicht lange Bestand gehabt. Während der Eversteiner Fehde (1404/1409) wurde Herzog Heinrich von Braunschweig auf der Falkenburg gefangengehalten. In der Soester Fehde (1447) hat die Burg gegen Kurköln als einziger fester Platz in Lippe der Belagerung durch böhmische Söldner standgehalten, wurde dann aber sechs Jahre später Opfer eines Brandes und verfiel im 16. Jahrhundert, nachdem sie 1460 teilweise wiederaufgebaut worden war. Schon 1493 wurde die Falkenburg als baufällig bezeichnet, und ein Aufbauversuch um 1582 wurde zugunsten von Burg Brake abgebrochen. Außerdem war die Falkenburg wegen des Ausbaus des Wasserschlosses Detmold im 15. / 16. Jahrhundert entbehrlich geworden. Der Amtssitz des Amts Falkenberg wurde nach Heiligenkirchen verlegt. Seit 2004 finden auf dem Falkenberg Ausgrabungen statt, die die Details der beeindruckenden Anlage mit einem Durchmesser von ca. 200 m freilegen sollen, um die erstaunlich gut erhaltenen Grundmauern sichern zu können.

Siedlung am Hahnberg

Nicht wesentlich älter als die Falkenburg ist nachweislich mindestens ein Teil der Bauernhöfe Berlebecks. Waldhufen am Hagenberg (heute Hahnberg) weisen auf eine Ansiedlung in der Zeit um 1200 hin und lassen vermuten, dass die Lipper von hier aus Siedlungspolitik zur Begründung der Landesherrschaft betrieben haben. Über diese Waldhufensiedlung hinaus, die sich bis zum Schling erstreckt, finden sich in Berlebeck Einzelhöfe mit geschlossenem Grundbesitz sowie eine neuzeitliche Streusiedlung am Stemberg. »Auf der Becke« unter der Falkenburg sind neben Blöcken und Kampen auch streifige Besitzaufteilungen vorhanden.

In den Heberegistern des Stifts auf dem Berge bei Herford werden seit dem 12. Jahrhundert zwei Häuser »to Bertelwic« erwähnt. Es ist möglich, aber nicht sicher, dass diese Eintragungen auf Berlebeck zu beziehen sind, das ursprünglich diesen Namen führte. Ebenso ist die Lokalisierung des Ortsnamens in einer Urkunde von 1246 nicht eindeutig, nach der der Paderborner Propst Otto auf alle seine Ansprüche und Rechte auf die Güter in Belerdewik verzichtete.

Mit Sicherheit ist Berlebeck in der Urkunde über die Landesteilung von 1344 gemeint. Die Grenzlinie für den Lippischen Wald, später Teutoburger Wald, verlief von der »Beke an to dem Honstene«. Ein Schatzregister von ca. 1390 nennt unter Kirchspiel Heiligenkirchen die Wohnplätze der Bauerschaft: Bertelwyk mit »up der Sprekerborch« und Beke. Bei der Sprekerborch (später Spreckenburg), die schon 1386 in einem landesherrlichen Register erwähnt wird, handelt es sich um den später zu Heiligenkirchen gehörenden Ortsteil Schling. 1386 werden ebenfalls genannt »Symone« und »Pusteke up der beke«. Rentregister von 1409/10 nennen noch zusätzlich Höfe auf dem Hagen (heute Hahnberg). 1471 ist der Name Bertelbeke erstmalig in einer Urkunde nachzuweisen. Sie bestätigt, dass die Bauerschaft einst sendfrei gegeben worden ist.

1493 trat der Müller Herman seine Mühle in Berlebeck für die Falkenburg ab, zu der auch bereits ein Vorwerk gehörte, später der Falkemeiersche Hof auf dem östlichen Sattel des Falkenberges. 1548 sind in Berlebeck »sliphutten« nachweisbar. An der Stelle einer Schleifmühle ist 1607/08 die Papiermühle (heute »Haus des Gastes«) errichtet worden. Der Eisenstein wurde in den Bokern und am Hellberg abgebaut und von dort zur Schmelzhütte gefahren. Im 17. /18. Jahrhundert sind in Berlebeck eine Eisenschmelze, ein Eisenhammer, eine Pulvermühle und die erwähnte Papiermühle nachweisbar.

Im Dreißigjährigen Krieg befand sich in Berlebeck eine Geschützgießerei. Als Folge des Krieges lagen 1652 sechs Höfe wüst: 1 Halbspänner, 1 Großkötter, 1 Dreispänner und 3 Mittelkötter.

Im 17. Jahrhundert wurde das um 1410 erstmalig erwähnte Freigericht zum Falkenberg aufgelöst, zu dessen Sprengel die Städte Detmold und Horn (bis 1614) sowie die Ämter Falkenberg und Horn und ursprünglich vielleicht auch die Königsfreien in Ottenhausen, Vinsebeck, Himmighausen, Sandebeck und Bergheim gehörten. Forwick nimmt an, dass das Freigericht über die fünf genannten Dörfer, das im 16. Jahrhundert auch als Gogericht bezeichnet wird, von den Schwalenbergern im 14. Iahrhundert an Lippe gefallen ist. Im 16. Jahrhundert tagte das Jahrding für die fünf genannten Dörfer auf den Leynen bzw. vor dem Basbrock oberhalb Vinsebeck. An Paderborn abgetreten wurden die lippischen Rechte erst 1607, als sie u.a. gegen das paderbornische grundherrliche Amt Barkhausen eingetauscht wurden. Es handelte sich bei dem Falkenberger Freistuhl Vielleicht, wie Hömberg vermutet, um den Nachfolger des Gerichts, das Detmold seinen Namen gegeben hat. Zuletzt ist das Freigericht im Berlebecker Krug abgehalten worden.


Bevölkerungsentwicklung, Wirtschaft

1782 werden in Berlebeck 71 Kolonate genannt, und zwar der als Vorwerk der Falkenburg erwähnte freie Falkemeiersche Hof (1797/ 1799 von der Rentkammer angekauft), 2 Großkötter, 6 Mittelkötter, 9 Kleinkötter, 53 Hoppenplöcker und Straíšenkötter.Weitere freie Stätten waren: die Pulvermühle, der Reuterkrug und das Schulhaus. Der Schulunterricht hat in Berlebeck schon im 17. Jahrhundert seinen Anfang genommen. Bei den handwerklichen Tätigkeiten dominierten 1776 die forstlichen Arbeiten mit 5 Köhlern, 3 Holzfällern, 5 Holzknechten, 1 Tücherknecht vor den Maurern mit 9 Personen, 7 sind Tagelöhner. In Berlebeck waren auch 2 Zimmerleute, 1 Tischler, 1 Steinhauer, 1 Schuster, 1 Spielmann, 1 Bauerrichter, 1 Musketier, 1 hannoverscher Soldat und 1 Lumpensammler angesiedelt. 39 Personen mussten ihren Lebensunterhalt mit Spinnen, 7 mit Betteln bestreiten. Beim Hasselholze soll sich eine kleine Glashütte befunden haben. 1870/ 1871 ist die Berlebecker Gemeinheit – Berlebecker Heide, Hahnberg und Hellberg im Schling – aufgeteilt worden.

Im 20. Jahrhundert

Seit 1900 gab es eine Straßenbahnverbindung nach Detmold, die 1954 durch Busverbindungen abgelöst wurde. Schon 1942 erfolgte die Stilllegung der 1903 bis Johannaberg verlängerten Strecke.

1935 wurde der Ortsteil Schling (früher Spreckenburg) nach Heiligenkirchen umgemeindet. Bei den schweren Kampfhandlungen am Ende des Zweiten Weltkrieges sind am Hahnberg zahlreiche Häuser zerstört worden. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat sich die Einwohnerzahl nahezu verdoppelt. Das führte insbesondere zur Verdichtung der Siedlungen in den Bereichen des Stemberges, Hahnberges und des Dorfes unterhalb der Falkenburg. Mit der Aufteilung der Forstbezirke erhielt Berlebeck einen erheblichen Flächenzuwachs. 1948 ist die Firma Weidmüller in Berlebeck gegründet worden, heute eine Weltfirma und Zulieferer für die Elektroindustrie. 1961 waren in Berlebeck in 85 nichtlandwirtschaftlichen Arbeitsstätten 681 Personen beschäftigt. Von den im Ort ansässigen 969 Erwerbspersonen waren 505 im produzierenden Gewerbe tätig. 1996 existierten noch fünf landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe.

Nach dem Bau einer ev.-ref. Kirche im Jahre 1954 wurde Berlebeck 1969 als selbstständige Kirchengemeinde von Heiligenkirchen abgetrennt. Neben der evangelischen Kirche ist im Ort die katholische Kirche »Allerheiligen« vorhanden.


Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten

  • Ruine der aus Haupt- und Vorburg bestehenden Falkenburg (Ausgrabungen)
  • Fachwerkhäuser
  • Adlerwarte auf der sog. Kelle (artenreichste Greifvogelwarte Europas seit 1939 in Berlebeck, Freiflug)
  • der mit Steinen markierte Hirschsprung unter der Falkenburg nahe der Straße zur Gauseköte
  • Landschaftsschutzgebiet Hohe Warte (Hahnberg)
  • Naturschutzstation auf dem Rolfschen Hof (Umweltbildungsstätte des NABU Detmold seit 2005)
  • Berlebecker Quellen - Detmolder Wasserwerk
  • Haus des Gastes (alte Papiermühle)
  • Studienseminar für das Lehramt für die Sekundarstufe (frühere Schule)
  • Auszeichnung als Gold- bzw. Silberdorf bei Wettbewerben »Unser Dorf soll schöner werden, unser Dorf hat Zukunft« (seit 1993)


Literatur

Alte Ansichten und Pläne

  • Grundriss und Ansicht der Ruine Falkenburg mit dem Kolonat Falkemeier. Farbige Zeichnung von J. L. Knoch, 1786 [LLB].
  • Flurkarte des Falkemeierschen Hofes, ca. 1 : 3500, 1797 [StAD].
  • Berlebeck und Umgebung, Zeichnungen und Aquarelle vom Hirschsprung, von der Oberförsterei, von Johannaberg, Fachwerkhäusern, Inschriften, den Berlebecker Quellen und der Falkenburg von Emil Zeiß [LLB, LLM, Privatbesitz, siehe Meier/Scheef/ Stiewe, 2001, WV 173 - 189, 339 -341.

Ortsgeschichte

  • Klöpper, Heinz; Laue, Eberhard: Alt-Berlebeck : von der Bauerschaft bis zur Sommerfrische. Detmold-Berlebeck 1986. - ZXSB 133
  • Hüppe, Karl-Heinz (Mitarb.): Von Bertelwyk bis Berlebeck : Wanderung durch die Geschichte eines Dorfes, Lage 1969. - ZXSB 131
  • Wendt, Hermann: Das ehemalige Amt Falkenberg - Geschichte der Gemeinden Berlebeck, Fromhausen, Heiligenkirchen, Holzhausen, Hornoldendorf, Oesterholz-Haustenbeck. - Lemgo 1965.
  • Stellpflug, Margit: Siedlungs- und Dorfgeschichte der Bauernschaft Berlebeck, Detmold 1955, Mskr. [StAD].


  • (Quelle) Herbert Stöwer: Lippische Ortsgeschichte : Handbuch der Städte und Gemeinden des ehemaligen Kreises Detmold. - Lemgo: Landesverband Lippe, 2008. - 600 S. : zahlr. Ill., Kt. - ZXIU 101. - S. XXX

Weblinks

Status der Seite

Quelle: Stöwer 2008

26.09.2024 angelegt

Fußnoten