Blomberg-Siebenhöfen
Autor: Herbert Stöwer
Siebenhöfen ist ein Ortsteil der Stadt Blomberg .
Siebenhöfen | |
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GND | |
Teil von | Stadt Blomberg |
Wikipedia |
Geschichte
Historische Entwicklung | |
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Gemeindefläche | 3,39 qkm (1961); 3,39 qkm (1968) |
Ehemaliges Amt | Amt Blomberg (bis 1879), Obersiebenhöfen zum Amt Schieder (1789-1879) |
Kirchengemeinde | Reelkirchen (1875 und früher) |
Einwohnerzahl | 52 (1648*), 235 (1776, incl. Höntrup), 121 (1939), 237 (1950), 86 (1968), 70 (1991), 93 (2001), 84 (2004), 89 (2007) |
Die Bauerschaft Siebenhöfen, die im Dreißigjährigen Krieg wegen der Existenz von sieben Höfen den heutigen Namen erhielt, bestand bis dahin aus den beiden Siedlungen Ebsdorf (Obersiebenhöfen: Höfe Beine, Bracht, Meyer) und Dolingsteich (Untersiebenhöfen: Höfe Bracht, Friedrich, von Ohle, Stork). Die Höfe liegen inmitten ihres geschlossenen Grundbesitzes. Als ältester Ortsteil dürfte der »-trup«-Ort Ebsdorf (Obersiebenhöfen) anzusprechen sein. Gerking hat eine Wüstung nördlich der B 1, gegenüber dem Wohnplatz Wilbasen, ermittelt, bei der er nicht sicher ist, ob sie als eigenständige Siedlung anzusehen oder mit dem spätmittelalterlichen Meierhof zu Wilbasen in Verbindung zu bringen ist.
In einer Urkunde von 1272 wird bereits ein Arnold von Ebbestorp genannt, der Richter in Lemgo war. 1355 wies Otto zur Lippe dem Wedekint d. J. von Vresmerzsen (Freismissen) zu seinem Blomberger Burglehen u. a. eine Geldrente aus zwei Höfen zu Ebbesdorp und »tom Hokeslo« an. Kornabgaben sowohl aus Ebbestorf als auch aus Dolingesdike, das in einer landesherrlichen Rechnung von 1394 als »Dolynngesdike« erstmalig genannt wird, gingen 1405/10 an Ermgard zur Lippe. 1430 besaß die Kapelle zu Wilbasen Land bei der »fryggen Eek«, bei dem Ebbestorper Wege und beim Dolingdyke. Der Landesherr verschrieb Ende des 15. und Anfang des 16. Iahrhunderts aus seinen Höfen zu Ebbestorp und Dolingsteich zahlreiche Geld- und Kornrenten, u.a. an die Kapelle zu Wilbasen.
Wilbasen
Im Corveyer Güterverzeichnis des Abts Erkenbert (1106-1128) wird ein Walpotessen aufgeführt. Es ist zweifelhaft, ob damit Wilbasen oder der Hof Walbaum in Brüntrup gemeint ist (s. unter Brüntrup). In der Zeit von 1036-1051 schenkte Bischof Rotho von Paderborn u. a. bischöfliche Zehnteinnahmen in Wilgodessun dem Kloster Abdinghof. 1146 bestätigte Papst Eugenius III. die Privilegien und Besitzungen des Klosters Abdinghof zu Paderborn u. a. auch den Besitz des Zehnten in Willebodesen, den dann 1271 Bernhard IV. zur Lippe durch Tausch gegen eine Manse in Barghusen (ausgegangene Siedlung bei Lemgo) erwarb. Das Gut »to Wilbodessen prope Blomenbergh« hatten um die Mitte des 14. Jahrhunderts Johann Kersten (oder de Odentorp) und Elizabeth Beringtorp von Abdinghof zu Lehen. Der Abt des Klosters Abdinghof überließ 1385 Hermann Clincken das Gut zu Wilbadessen als Lehen, das Elseke die Hensentorpsche bisher zur Leibzucht besessen hatte. Im 15. Iahrhundert war das Lehen zur Hälfte im Besitz der Waterbeckers. Der Landesherr belehnte 1411 und 1467 die Familie von Friesenhausen mit einem Hof zu Wilbasen. In einer Urkunde von 1429 wird die Hude zwischen Willebodessen und Maspe erwähnt. 1648 war der Hof auch im Besitz der Waterbeckers, die – wie bereits erwähnt – ein Abdinghofer Lehen besaßen.
Nach Piderit soll Judit, geb. Gräfin zu Hoya und Gemahlin Simons III., gegen Ende des 14. Jahrhunderts wegen einer schweren Krankheit ihres Mannes eine der Hl. Jungfrau Maria geweihte Kapelle zu Wilbasen gestiftet haben. Nachweislich fundierten Simon III. und Bernhard VI. zur Lippe 1398 mit Zustimmung des Kirchherrn zu Reelkirchen einen Altar in der Kapelle zu Wilbasen und statteten ihn mit Grundbesitz aus. 1400 wurde der Bruder Cord von Geseke mit dem Altar in der Kirche zu Wilbasen belehnt. Er versprach, nach dem Tode des jetzigen Klausners Widekind sein Amt treu zu verwalten. 1430 war eine Neuweihe der Wilbaser Kapelle erforderlich, weil Simon IV. im Kirchenbann gestorben war und dort seine letzte Ruhestätte gefunden hatte. Aus einem Register dieser Zeit geht hervor, dass der Grundbesitz der Kapelle bereits beträchtlich angewachsen war, u. a. durch Schenkungen des Landesherrn, der Familien von Donop, Ekmann, von Lasterhausen und dann auch der Familie von Friesenhausen. In der Wilbaser Kapelle befand sich außer der landesherrlichen Gruft des 15. Iahrhunderts eine Grablege der Familien von Gropendorf, von Donop und von Friesenhausen. 1495 trat Bernhard VII. zur Lippe Wilbasen und Zubehör dem 1468 gegründeten Kloster zu Blomberg ab. Im selben Jahre bestätigte der Paderborner Bischof Simon die Übergabe der Lehen zu Wilbasen (seines Bruders Bernhard VII. zur Lippe, von Donop, von Sander, Eichmann) sowie die Rechte des Kirchherrn zu Reelkirchen an Wilbasen. 1496 wurde das Kirchspiel Reelkirchen mit seiner Filiale Wilbasen durch den Paderborner Bischof dem Kloster Blomberg inkorporiert. Die Kapelle zu Wilbasen, die eine mittellalterliche Marien-Wallfahrtsstätte war, verfiel nach der Reformationszeit zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Die Lage der im 18. Jahrhundert noch vorhandenen Ruine, die 1708 für den Wegebau weiter zerstört worden war, ist aus der Friemelschen Karte der Blomberger Feldmark von 1750 ersichtlich.
Bei der Wilbaser Kapelle befand sich nachweislich 1448 ein Freigericht (unter der »Freien Eiche«), zu dessen Sprengel das Amt und die Stadt Blomberg sowie der östliche Teil der Grafschaft Schwalenberg gehörten, ursprünglich auch die Städte Steinheim, Schwalenberg und Lügde. Bis in die Neuzeit war es als Nachfolger des Grafengerichts für den Wethigau von erheblicher Bedeutung. Bis zum 17. Iahrhundert fand das Freigericht entweder unter der sog. Freien Eiche hinter Storks Hof oder bei Unwetter im Blomberger Rathaus statt. Graf Otto zu Lippe-Brake verbot allerdings seinen Untertanen, bei diesem Gericht Recht zu suchen. Mit dem Freigericht ist wohl der heute noch als Pferdemarkt bekannte Wilbaser Markt in Zusammenhang zu bringen.
Bevölkerungsentwicklung, Wirtschaft
1790 befanden sich nach der Donopschen Landesbeschreibung zu Niedersiebenhöfen und Wilbasen 3, zu Obersiebenhöfen 5 Kolonate, vorwiegend Vollmeierhöfe.
Bei der Neuaufteilung der Ämter Blomberg und Schieder im Jahre 1789 wurde die Grenzlinie durch Siebenhöfen gezogen: Obersiebenhöfen kam zum neuen Amt Schieder, Untersiebenhöfen mit Maspe zum Amt Blomberg. 1843 erfolgte die Teilung der Südsiebenhöfer Gemeinheit. Der Ortsteil Untersiebenhöfen wurde 1926 von Maspe wieder abgetrennt und mit den anderen Teilen Siebenhöfens vereinigt. 1961 befanden sich in Siebenhöfen 3 nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten mit 5 Beschäftigten. Von 69 im Ort lebenden Erwerbspersonen waren 50 in der Land- bzw. Forstwirtschaft tätig. Im Jahre 2000 existierten noch 2 Bauernhöfe als Vollerwerbsbetriebe.
Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten
- Reste der im 17./ 18. Jahrhundert verfallenen, 1708 teilw. abgebrochenen Wallfahrtskapelle in Wilbasen vom Ende des 14. Jahrhunderts: Gewölberippen und Gewölbeschlussstein mit dem Agnus Dei zunächst an der Scheune des Meierhofs eingemauert, heute in der Kirche zu Reelkirchen, Madonna (spätgotische Holzskulptur) aus der Kapelle, jetzt im Lippischen Landesmuseum Detmold
- Fachwerkhäuser
- Wilbaser Markt (Traditionsjahrmarkt, erstmalig erw. 1500).
Literatur
Alte Ansichten und Pläne
- Flurkarte von Siebenhöfen, Overbeck, ca. 1 : 3840, 1817, desgl. von Altenbernd, ca. 1 : 1920, 1878 [StAD].
- Blomberger Feldmark, Karte der Blomberger Vorwerksländerei und Zehntländerei in der Blomberger Feldmark, Friemel, 1750 [StAB, Foto StAD].
- Maspe, Flurkarte der Bauerschaft Maspe, Steneberg, ca. 1 : 2688, 1841 /42 [StAD].
- Wilbasen, Madonna aus der Kapelle in Wilbasen, Bleistiftzeichnung von Emil Zeiß, 1881 [LLM], - s. Meier / Scheef/ Stiewe, 2001, WV 887.
Ortsgeschichte
- Besselmann, Karl-Ferdinand: Stätten des Heils – Westfälische Wallfahrtsorte des Mittelalters, Münster 1998, S. 95 -99.
- Brakemeier, Heinz; Kracht, Heinz: Die Donopdörfer und ihre Nebenorte, Lemgo 1995.
- Riemann, Helmuth: Wilbasen, Mskr. [StAD].
- (Quelle) Herbert Stöwer: Lippische Ortsgeschichte : Handbuch der Städte und Gemeinden des ehemaligen Kreises Detmold. - Lemgo: Landesverband Lippe, 2008. - 600 S. : zahlr. Ill., Kt. - ZXIU 101. - S. XXX
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