Blomberg-Reelkirchen
Autor: Herbert Stöwer
Reelkirchen ist ein Ortsteil der Stadt Blomberg .
Reelkirchen | |
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GND | |
Teil von | Stadt Blomberg |
Wikipedia |
Geografische Lage
Geschichte
Historische Entwicklung | |
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Gemeindefläche | 3,17 qkm (1961); 3,17 qkm (1968) |
Ehemaliges Amt | Amt Blomberg, dann Amt Schieder (1789-1879) |
Kirchengemeinde | Reelkirchen (1875 und früher) |
Einwohnerzahl | 75 (1648*), 242 (1776), 370 (1939), 619 (1950), 587 (1968), 790 (1991), 822 (2001), 824 (2004), 777 (2007) |
Die Siedlung und das Kirchspiel zu Reelkirchen sind sicherlich älter als ihre ersten Erwähnungen. Die Datierung der ersten Kirche 790 ins 10./11. Jahrhundert konnte bisher jedoch nicht archäologisch begründet, sondern ausschließlich aus historischen Gründen vermutet werden. Die Ausdehnung des Pfarrsprengels legt nahe, dass Teile des Cappeler Kirchspiels und der Bereich der späteren Stadt Blomberg ursprünglich zum Kirchspiel gehört haben. Schwierigkeiten bereitet die periphere Lage des Kirchorts in der Kirchengemeinde. Nicht anders ist die Lage bei den Kirchengemeinden Blomberg und Cappel. Die Fluraufteilung in Reelkirchen lässt Blöcke, Kämpe und Blockstreifen erkennen.
In einer Urkunde von 1194 tritt u. a. ein Hildeboldus de Reilegenkerken als Zeuge des Bischofs von Paderborn in einem Prozess gegen den Edelherrn Bernhard II. zur Lippe auf. Eine zum Archidiakonat Steinheim gehörige Kirche zu Relinkerke wird bereits 1231 genannt. In der Landesteilungsurkunde von 1344 und in einer weiteren Urkunde von 1366 ist von einem Amt zu Reelkirchen die Rede. Simon III. und Bernhard VI. zur Lippe fundierten 1398 einen Altar in der Wilbaser Kapelle mit Zustimmung des Kirchherrn zu Reelkirchen. Außer den Dechen war jeweils bei der Rechnungsabnahme der Wilbaser Kapelle der Kirchherr zu Reelkirchen anwesend. 1480 bestätigte die Priorin des Klosters St. Marien in Lemgo den Verkauf eines in der Böhmenzeit abgebrannten Hofes und einer Stätte hinter der Wehme zu Blomberg durch die Jungfrau Wirborn an den Kirchherrn Höcker zu Reelkirchen. Ein Streit über die Zuständigkeit und Einnahmen an der Wilbaser Kapelle zwischen den Kirchherrn zu Reelkirchen und zu Blomberg wurde 1480 vom Landesherrn entschieden. 1496 inkorporierte der Paderborner Bischof nach Weihung des Augustinerklosters zu Blomberg diesem Kloster neben der Blomberger Kirche die Liboriuskirche zu Reylenkerken samt Filialkirche zu Wilbasen und dazugehörige Benefizien. Das Patronatsrecht der Kirche zu Reelkirchen nahm zunächst der Paderborner Bischof für sich in Anspruch.
Die ältesten nachgewiesenen Lehnsinhaber von Gütern zu Reelkirchen sind Wegen, die vor den 1500 vom Paderborner Administrator belehnten Klingen Reelkirchen und Zubehör in Besitz gehabt haben. Nach der Familie von Klingen, die 1523 bereits ausgestorben war, belehnte der Paderborner Bischof die Familie von Mengersen. Sie umzog um 1550 den Meierhof mit einer Gräfte und begann damit den Bau des Wasserschlosses in Reelkirchen, nachdem zwei Kötter auf dem Mühlenbruch und eine Mühle dort weichen mussten. Zwischen 1617 und 1750 war das Schloss Reelkirchen im Besitz der pommerschen Familie von Bruchhausen, dann aber machten von Mengersen von ihrem Einlösungsrecht Gebrauch. Das Gut war lippisches und paderbornisches Lehen.
Bevölkerungsentwicklung, Wirtschaft
Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten
Nach der Donopschen Landesbeschreibung von 1790 bestand Reelkirchen neben dem adligen landtagsfähigen Hof, der Pfarrkirche, dem Prediger- und Küsterhaus (Schule) aus 26 kontributionspflichtigen Kolonaten. Der Saure Krug war herrschaftlich. Die Populationstabelle von 1766 unterscheidet 6 Großkötter, 8 Kleinkötter und 12 Hoppenplöcker und erwähnt den Küster. Das Salbuch von 1668 verzeichnet 21 Kolonate, und zwar 7 Großkötter, 6 Mittelkötter und 8 Kleinkötter. Die Ablösung der Hudeberechtigungen erfolgte 1857/1861 durch Aufteilung von Gemeinheitsflächen. 1951 /1963 wurden 272 ha Grundbesitz flurbereinigt. Beteiligt waren 131 Personen.
1961 befanden sich in Reelkirchen 7 nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten mit 12 Beschäftigten. Von 270 im Ort lebenden Erwerbspersonen waren 116 im produzierenden Gewerbe tätig. Im Iahre 2000 gab es in der Gemeinde neben 2 Landwirtschaftsbetrieben, 1 Möbelfabrik, 1 Zimmerei und 1 Elektrobetrieb. 1919 wurde das bis dahin selbstständige Rittergut Reelkirchen in die Gemeinde Reelkirchen eingegliedert. Nach 1950 hat der Dorfkern durch Neuansiedlung eine wesentliche Erweiterung erfahren.
Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten
- Spätromanische Dorfkirche (1. Hälfte des 13. Jahrhunderts, ältere Vorgänger ergraben) mit Westturm, erweitert 1665, nördliches Portal am Langhaus mit Tympanon (Darstellung eines Bischofs, Schutzpatron Hl. Liborius)
- auf dem Kirchhof alte mächtige Linde aus zusammengewachsenen Einzelbäumen (Naturdenkmal)
- »Wasserburg«, Adelssitz der von Mengersen, mit Torhaus, Inschrift der abgebrochenen Scheune von 1550, spätbarockes Herrenhaus in verputztem Fachwerk (1755)
- Fachwerkhäuser, u. a. Hof Brunsiek (1616)
Literatur
Alte Ansichten und Pläne
- Flurkarte der Bauerschaften Herrentrup und Reelkirchen, Overbeck, ca. 1 : 3840, 1817 [StAD].
- Wasserburg, Nordportal der Kirche, Bauinschrift von 1550, Bleistift- und Tuschzeichnungen von Emil Zeiß, 1879/1880 [LLB, LLM], - siehe Meier/Scheef/Stiewe, 2001, WV 675 - 677.
Ortsgeschichte
- Liedtke, Hans: Jüdische Friedhöfe in Schieder-Schwalenberg, u. a. auch Die Grabsteine in Reelkirchen. In: Heimatland Lippe 91 (1998), S. 310. - https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/6140544
- 800 Jahre Reelkirchen 1194-1994, hrsg. vom Dorfausschuss Reelkirchen, Blomberg 1994.
- Brennig, Hubertus: Die Kirche zu Reelkirchen und ihre Geschichte, Detmold 1988.
- Isenberg, Gabriele: Die Ausgrabung in der ev.-ref. Pfarrkirche in Reelkirchen, Kreis Lippe. In: Lippische Mitteilungen 48 (1979), S. 44-54. - https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/5754161
- Plöger, Heinrich; Plöger, Berta: Reelkirchen, Geschichte eines lippischen Kirchdorfes. - Reelkirchen 1967.
- Kirchengemeinde Reelkirchen. In: Die Kulturgeschichte der Kirchengemeinden der Klasse Blomberg, Detmold 1950, S. 45-48.
- siehe auch Dallmann, 2000, S. 252-255.
- (Quelle) Herbert Stöwer: Lippische Ortsgeschichte : Handbuch der Städte und Gemeinden des ehemaligen Kreises Detmold. - Lemgo: Landesverband Lippe, 2008. - 600 S. : zahlr. Ill., Kt. - ZXIU 101. - S. XXX
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Quelle: Stöwer 2008
19.09.2024 angelegt