Blomberg-Istrup
Autor: Herbert Stöwer
Istrup ist ein Ortsteil der Stadt Blomberg .
Istrup | |
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GND | http://d-nb.info/gnd/4109162-0 |
Teil von | Stadt Blomberg |
Wikipedia |
Geografische Lage
Die Bauerschaft Istrup besteht aus dem Ortskern mit der dazugehörigen Feldmark, einer nordöstlichen Erweiterung mit der Zweihöfe-Siedlung Holstenhöfen, den Einzelhöfen Riechemeier und Nassengrund sowie nach Osten aus Teilen der ausgegangenen Siedlung Nesse. In der Istruper Feldmark ist eine lang-, block- und kurzstreifige Aufteilung zu erkennen neben Block- und Kampfluren, die in der nordöstlichen Erweiterung vorherrschen.
Geschichte
Historische Entwicklung | |
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Gemeindefläche | 10,52 qkm (1961); 10,52 qkm (1968) |
Ehemaliges Amt | Amt Blomberg (bis 1879) |
Kirchengemeinde | Reelkirchen, teils Blomberg - Holstenhöfen, Nassengrund, Riechenberg (1875 und früher) |
Einwohnerzahl | 136 (1648*), 305 (1776), 781 (1939), 1198 (1950), 1261 (1968), 1486 (1991), 1593 (2001), 1599 (2004), 1614 (2007) |
Der älteste Siedlungskern ist in der Istruper Flur auszumachen. Hier ist nach dem Ortsnamen mit einer Besiedlung in sächsischer Zeit zu rechnen. Noch älter könnte allenfalls die ausgegangene Siedlung Nesse sein, zu der wohl eine Burg in der Hainbachniederung gehörte. Bei den Siedlungen bzw. Höfen Holstenhöfen und Riechemeier handelt es sich vermutlich um Rodungssiedlungen des 12. / 13. Jahrhunderts. Für Holstenhöfen ist Hagenrecht belegt. Nassengrund dagegen ist wohl erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts entstanden. Der neuzeitliche Ausbau führte im Übrigen in erster Linie zu einer Verdichtung und Erweiterung des Istruper Ortskerns.
In einer Urkunde des Jahres 1299 wird unter den Konsuln zu Blomberg ein Otto von lsincdorp genannt. Der Ort Ysinctorp wird um 1361 zum ersten Mal erwähnt. Auf dem Blomberger Lehnstag von 1411 erhielt Heinrich von Beghe einen Hof zu Ysentorpe und einen Kotten daselbst im Kirchspiel Reylekerken vom lippischen Landeshern zu Lehen. Einen anderen Hof zu Ysentorpe, das dazugehörige Land zum Spork und drei Echtwort »in dem Horn« (Hurn) empfing am gleichen Tage Godeking zu Blomberg. 1448 verpfändete der Landesherr Istruper Höfe, die bisher im Besitz der Familie von Bega waren, an Johann von Molenbeck. 1471 wurde Gerke Werpup von Bernhard VII. zur Lippe mit dem Hofe Isentorp gen. Kerkhoves Hof und mit dem Land zum Spork sowie Zubehör belehnt. Ab 1487 trug Bernhard VII. den Meierhof zu Isentorp dem Knappen Simon von der Lippe zu Lehen auf. Einen Hof zu Isentrup, der früher Lehen der Familie von Bega war, verkaufte Simon von der Lippe 1497 an seinen Bruder.
1391 veräußerte Knappe Bernd von Holthus einen Brief über den Paderborn lehnrührigen Zehnten zu Isentrop an die Gebrüder von Freismissen. 1443 überließ Martinus Faber das Zehntrecht an Johann von Molenbeck, über den Lemgoer Bürger Schotteler, Johann Eikmann und Priester Heinrich von der Lippe fiel es an das Kloster Blomberg. Von 1533 liegt eine Paderborner Lehnsurkunde über den Zehnten zu lssentorp für Erasmus von der Lippe vor.
In einer Urkunde Heinrichs V., Grafen von Sternberg, von 1376, in der er dem Rat und den Bürgern seiner Stadt Barntrup das Holz zu Heyntorp verkaufte, werden u.a. der Gisenhagen und Richenberg genannt. 1385 überließ der Graf von Sternberg dem edlen Burghard von Schöneberg das Lehen der von Brakel, u.a. den Gisenhagen und was sonst die Familie von Amelunxen von ihm gehabt habe. Mit dem Gysenhagen wurde 1500 die Familie von Donop von Paderborn belehnt. 1386 verschrieb Tileke von Hensentorpe eine Kornrente aus dem Hofe zum Richenberge an Hermann von der Borg. Heinrich und Mauritius, Grafen von Pyrmont, belehnten 1457 die Familie von Hensentorpe mit dem Zehnten und Gut am Rychenberg, nach der Familie von Hensentorpe fiel der Lehnbesitz 1518 an von Kerssenbrock.
Im Osten Istrups liegt am Fuße der Flur »Alten Blomberg« das Nesserfeld, dessen Name wohl von einer mittelalterlichen Wüstung namens Nesse herrührt. Bereits ab 1248 ist ein Barthold von Netze als Zeuge urkundlich nachzuweisen. 1356 ist eine Kurie Netze, Kirchspiel Relinkerken, die paderbornisch Lehen war, 1361 der Zehnte über den Nesserhagen bezeugt. Nach den überlieferten Flurnamen könnte sich in Nesse eine Burg befunden haben. In landesherrlichen Rechnungen von ca. 1380 ist von »vanghenen uppe Nete« die Rede. Das Verzeichnis der Knicke, Gräben und Schlinge von 1502 nennt ein Schling »uppem voirde to Nessen«. Auf dem Dickenberg befand sich ein Wartturm. Die Höfe zu Holstenhöfen waren nachweislich im Mittelalter freie Hagengüter. 1586 verkaufte der Hagherr Koch den Hagen an Graf Simon VI. zur Lippe.
Nach Überlassung seines Hofes in der Stadt Blomberg an den Drosten von Kopf 1716/1717, sollte dieser für Philipp von Donop auf seinem Kampe, der »Nassegrund« genannt, ein Haus bauen. Das waren die Anfänge des Herrensitzes der Familie von Donop Nassengrund, der 1784 in den Besitz der Capaunschen Erben überging. Durch Heirat kam der Besitz 1791 an den Oberförster Johann Christian Paulsen. Nassengrund war lippisches Lehngut.
Bevölkerungsentwicklung, Wirtschaft
1786 zählte Clostermeier in seiner Landesbeschreibung in Istrup außer Riechemeier und Holstenhöfen 40 Kolonate. Eine schon vorhandene Schule, ein Schulmeister wird bereits 1645 genannt, hat er wohl versehentlich nicht erwähnt. Das Salbuch von 1668 teilt die damals vorhandenen 38 Kolonate in folgende Besitzerklassen ein: 6 Vollspänner, 3 Halbspänner, 7 Großkötter und 22 Kleinkötter.
1953/1964 wurde bei einer Fläche von 511 ha eine Flurbereinigung mit 240 Beteiligten durchgeführt. lm Iahre 1961 befanden sich in Istrup 34 nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten mit 145 Beschäftigten. Von 510 im Ort lebenden Erwerbspersonen waren 270 in der gewerblichen Produktion tätig. Neben zwei landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetrieben sind für das Jahr 2000 an handwerklichen Betrieben 1 Bäckerei, 1 Tischlerei und 1 Malerbetrieb zu erwähnen. Darüber hinaus sind in Istrup vorhanden: 1 Architekturbüro, 1 Büro für Orts- und Landespflege, 2 Seniorenbegegnungsstätten, 2 Tankstellen, 2 Bankfilialen, 1 Blumenhaus, 1 Gemischtwarengeschäft sowie Gaststätten. Nach 1950 sind insbesondere nördlich und östlich des Ortskerns Neubaugebiete entstanden.
Struktur
Eine selbstständige Kirchengemeinde Istrup-Wellentrup ist nach dem Bau der Kirche zum 1. April 1954 gebildet worden. Die zweite Pfarre in Reelkirchen wurde nach Istrup verlegt. Die »Freie Evangeliums-Christen-Gemeinde« besitzt ein Bethaus auf einem umgebauten ehemaligen Bauernhof.
Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten
- Fachwerkhäuser, u. a. ehem. Bückeburgisches Forsthaus mit schönem Torbogen von 1837
- Vereinshaus des Heimatvereins in Eigenleistung
- Ruine eines Wartturms der Stadt Blomberg auf dem Dickenberg
- Kreuzstein (Scheibenkreuz) im Hurn, urspr. Standort im Bereich »Alten Blomberg«, im Volksmund »Judenstein« genannt, ehem. Grenzstein des Blomberger Klosters
- Gut Nassengrund (1716), Wohnteil 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts erweitert (abgebrochen 1988), Geburtsort des Kartoffelzüchters Wilfried Paulsen (1828-1891) und des Schachmeisters Louis Paulsen (1833-1891).
Literatur
Alte Ansichten und Pläne
- Karte der Istruper Zehntländereíen, Stille, 1814 [SfAB].
- Flurkarte der Bauerschaft Istrup, Steneberg, ca. 1 : 2688, 1842 [StAD]
- Flurkarte der Bauerschaften Holstenhöfen und Riechenberg, Steneberg, ca. 1 : 2688, 1842 [StAD].
Ortsgeschichte
- Brennig, Hubertus: Ysinctorp – Istrup 1361 - 1961. Entwicklung und Gegenwartsbilanz des Dorfes, Istrup 1961. - 02-L 567
- (Quelle) Herbert Stöwer: Lippische Ortsgeschichte : Handbuch der Städte und Gemeinden des ehemaligen Kreises Detmold. - Lemgo: Landesverband Lippe, 2008. - 600 S. : zahlr. Ill., Kt. - ZXIU 101. -
Weblinks
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Quelle: Stöwer 2008
19.09.2024 angelegt