Blomberg-Großenmarpe
Autor: Herbert Stöwer
Großenmarpe ist ein Ortsteil der Stadt Blomberg .
Großenmarpe | |
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GND | http://d-nb.info/gnd/103434949X |
Teil von | Stadt Blomberg |
Wikipedia |
Geografische Lage
Geschichte
Historische Entwicklung | |
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Gemeindefläche | 9,31 qkm (1961); 9,31 qkm (1968) |
Ehemaliges Amt | Amt Blomberg (bis 1879) |
Kirchengemeinde | Cappel (1875 und früher) |
Einwohnerzahl | 126 (1648*), 364 (1776), 584 (1939), 1008 (1950), 745 (1968), 1058 (1991), 1334 (2001), 1294 (2004), 1303 (2007) |
Die Großenmarper Flur umfasst neben der Marper Flur zwei Wüstungsfluren, und zwar Sulinctorp (Süntrup) und Teile von Hensentrup (Hestrup). Der Ortsname Marpe leitet sich von dem Gewässer Marpe ab. Er gehört zur ältesten Ortsnamensschicht. Ihm folgen die beiden »-trup«-Orte. Süntrup und Hestrup kommen schon im ältesten lippischen Landschatzregister von 1467 nicht mehr vor.
Die Siedlungen sind offenbar im 14. bzw. 15. Jahrhundert verlassen oder zerstört worden. Die beiden Wüstungsfluren liegen im Südosten bzw. Osten der Gemarkung. Hestrup ist Anfang des 19. Jahrhunderts von Großenmarpe aus (Brand Nr. 13) wiederbesiedelt worden. Vielleicht hat die Vergrößerung der Feldflur zur Änderung des Namens von Marpe in Großenmarpe geführt. Insbesondere die Marper Flur zeigte bis zur Flurbereinigung eine streifenförmige Aufteilung und Streulage der Grundstücke, die teilweise Hofteilungen vermuten lässt. Aber auch geschlossener Besitz ist festzustellen, z. B. beim Meierhof.
Die ältesten Heberollen der Abtei Herford aus dem 12. und 13. Jahrhundert nennen bereits Marper Höfe. Marpe ist ebenfalls in dem Güterverzeichnis des Klosters Corvey aus der Zeit des Amts Erkenbert (1106-1128) als zur Corveyer Villikation Meinberg gehörig bezeugt. In einer Corveyer Urkunde von 1252 wird auch ein Zeuge Albert von Marepe genannt. Während man über den Corveyer Besitz später nichts mehr ermitteln kann, lassen sich die Herforder Höfe auch in den Lehnbüchern der Abtei aus dem 14. bis 16. Jahrhundert nachweisen. Es handelt sich um zwei Höfe und einen Kotten in Großenmarpe und die Kurie »tom Brinke to Marpe« (nach Brannolte: Watermann Nr. 33 und Hagedorn Nr. 27). Das Lehen wechselte häufig seinen Besitzer, blieb aber überwiegend in den Händen Lemgoer Bürger, darunter die Familie de Marpe. Im Lehnbuch der Äbtissin Liutgard von 1334- 1360 wird erstmalig Groten Marpe genannt. 1363 tauschte die Herforder Äbtissin das ihr gehörige Amt Marppe in der Pfarrei Cappelen beim lippischen Landesherrn gegen das Amt Byst ein.
Nach einem Register von ca. 1361 gehörte Großenmarpe bereits zum Amt Blomberg. Rixe von Dalwich verkaufte 1402 u. a. auch Leute in Marpe an Simon III. und Bernhard VI. zur Lippe. Der Zehnte zu Großenmarpe, den die Ritter de Wendt von den Sternberger Grafen besaßen, wurde 1403 den Junkern Simon III. und Bernhard VI. zur Lippe aufgelassen. 1448 wurde der Zehnt an die Familie von Molenbeck verpfändet. Johann von Molenbeck trat die Urkunden über Großenmarpe 1465 an die Familie von Kerssenbrock ab. Korngefälle zu Marpe gehörten 1472 auch zu den ererbten Gütern der Familie von Donop. 1481 schenkten Johann Gosschalk sen. und jun., Priester, dem Kloster Blomberg zwei Höfe zu Großenmarpe.
Aus Urkunden von 1487 und 1507 geht hervor, dass Großenmarper Bauern zwei Höfe zu Hensentrup, das wüst geworden war, in Besitz hatten. Mit einer Kurie in Sulinctorpe wurde in der Zeit von 1324 bis 1360 Alradus de Busche von der Herforder Äbtissin belehnt, zwischen 1467 und 1497 Lubbertus de Went, 1470 Bruno de Donepe. Mit den übrigen Wendtschen Gütern wird Sulinctorp (später Süntrup) an den lippischen Landesherrn gefallen sein. Als Grundbesitzer ist später die Familie von Exterde nachzuweisen.
Die Hestruper Flur ist teils an Selbeck, teils an Sommersell gefallen, und den Rest hatten Großenmarper Bauern in Meierstatt (vgl. Urkunde von 1494). Bei den urkundlichen Erwähnungen ist nicht immer sicher, ob es sich um dieses Hestrup handelt. 1411 erfolgte eine Belehnung eines Lemgoer Bürgers Menke Tylhere mit einem Hof zu Hessentrup im Kirchspiel Bega durch den lippischen Landesherrn. U. a. mit dem Zehnten und Gut am Richenberge, mit vier Hufen zu Hessentorpe und drei zehntfreien Hufen daselbst belehnten Heinrich und Mauritius, Grafen von Pyrmont, 1457 Tyleke von Hensentorpe. Seit 1518 ist die Familie von Kerssenbrock Lehnsinhaber der Hestruper Hufen. Wegen der Flurnamen Kirchhof und Mohlenbreite vermutet Brannolte in Hestrup sowohl eine Kapelle als auch eine Mühle. Nach einer 1832 niedergeschriebenen mündlichen Überlieferung soll auf der sogenannten Leimke vor alten Zeiten ein Dorf gestanden haben, das Hensentrup geheilšen hat. Es sei abgebrannt und nicht wieder aufgebaut worden. Der Adelshof der von Hensentrup sollte bei Kinkeljohanns Born gestanden haben, wo sich noch 1750 Rudera (Mauerreste) gefunden haben, die aber auch von einer Kapelle herrühren könnten. Seit 1810 ist Hestrup wieder besiedelt.
In Großenmarpe befand sich die der Jungfrau Maria geweihte, zur Cappeler Kirche gehörige Kapelle, die 1906/07 wegen Baufälligkeit abgebrochen wurde. Über der südlichen Eingangstür war die Jahreszahl 1473 zu lesen. 1881 war die Kapelle schon sehr baufällig. Außerdem war nach Preuß »unter der Tünche alte Wandmalerei zum Vorschein gekommen«, »die an den drei Chorwänden noch die zwölf Apostel und einen Christuskopf, daneben aber auch ein gemaltes Ornament mit Fischblasenmuster erkennen lässt«.
Bevölkerungsentwicklung, Wirtschaft
Das Salbuch von 1668 führt 40 Kolonate folgender Besitzerklassen auf: 11 Vollspänner, 1 Halbspänner, 10 Großkötter, 2 Mittelkötter und 16 Kleinkötter. Die Populationstabelle von 1766 nennt in Groíšenmarpe: 5 Vollmeier, 7 Dreiviertelmeier, 6 Groíškötter, 4 Kleinkötter, 23 Hoppenplöcker, 1 Schulmeister und 1 Schäfer. 1776 wurden 8 Holland- und 3 Ostfrieslandgänger registriert. Unterrichtet wird in Großenmarpe seit Beginn des 17. Jahrhunderts. Eine Mühle ist seit 1494 nachweisbar, zwei Krüge seit dem 16. Jahrhundert.
Die Gemeinheitsteilungen – Großenmarper Gemeinheit, Süntruper Holz und Stallberg – sind 1853 / 1867 durchgeführt worden. Flurbereinigungen erfolgten nach dem Zweiten Weltkrieg 1949/1966 über eine Fläche von 852 ha unter 200 Beteiligten. 1961 befanden sich in Großenmarpe 32 nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten mit 140 Beschäftigten. Von 376 im Ort ansässigen Erwerbspersonen waren 160 in der Land- bzw. Forstwirtschaft tätig. Nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Vereinigung mit Blomberg im Jahre 1970 waren etwa 50 neue Eigenheime entstanden, insbesondere »Auf dem Teger«. 1999 war das im Zusammenhang mit der Umgehungsstraße L758n durchgeführte Flurbereinigungsverfahren Großenmarpe II abgeschlossen. Im Jahr 2000 waren noch zwölf Höfe im landwirtschaftlichen Vollerwerb, vier als Nebenerwerbsbetriebe tätig.
Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten
- Glockenturm von 1906, erbaut anstelle der abgebrochenen spätgotischen Kapelle
- Fachwerkhäuser
- Hausinschriften
- Marpequelle
- Naturdenkmal ehemaliger Steinbruch »Morgenstern«
- Erster Platz im Kreiswettbewerb »Unser Dorf soll schöner werden« (1991), Silber im Landeswettbewerb
- Betreuungspatenschaften und zahlreiche Vereinsaktivitäten im Grünbereiche (z. B. Dorfteich)
- Windräder am Püllenberg
Literatur
Alte Ansichten und Pläne
- Flurkarte der Bauerschaft Großenmarpe, Amt Blomberg, Ebeling, ca. 1 : 2688, 1845 /46 [StAD].
- Torbögen und Hausinschriften vom Krug und Großenmarpe Nr. 1 1, Bleistift- und Tuschzeichnungen von Emil Zeilš, 1874 [LLM, LLB], - s. Meier/Scheef/ Stiewe, 2001, WV 353-355.
- Die Kapelle in Großenmarpe, Federzeichnung von Carl Dewitz, 1880 [LLB].
Ortsgeschichte
- Brannolte, Friedrich: Großenmarpe : eine Dorfgeschichte vom Anfang bis zur Gegenwart, überarb. von Wilhelm Grimm, als Mskr. vervielfältigt, Blomberg : Stadtverwaltung 1971. - ZXSG 121
- (Quelle) Herbert Stöwer: Lippische Ortsgeschichte : Handbuch der Städte und Gemeinden des ehemaligen Kreises Detmold. - Lemgo: Landesverband Lippe, 2008. - 600 S. : zahlr. Ill., Kt. - ZXIU 101. - S. XXX
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