Bernhard II., zur Lippe, Herr (ca 1140-1224)
Bernhard II. Edler Herr zur Lippe (* ca 1140 auf Burg Lipperode; † 30. April 1224 in Selburg an der Düna) war Herr der Herrschaften Lippe und Rheda, Bischof von Semgallen, Abt von Dünamünde.
GND | http://d-nb.info/gnd/118656384 |
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Andere Namen | |
Geburtsdatum | ca 1140 |
Geburtsort | Lipperode |
Sterbedatum | 30.4.1224 |
Sterbeort | Selburg |
Familienzugehörigkeit | Lippe, Familie, 11. Jahrhundert- |
Bekannt als |
|
Ehepartner von: | Heilwig, von Are-Hochstaden (1150-1196) |
Wikipedia | https://de.wikipedia.org/wiki/Bernhard_II._(Lippe) |
Leben
Bernhard II. wird seit 1170 urkundlich erwähnt. Er ist von 1170 (LR 1.75) bis 1197 (LR 1.124 – zugleich letzte erhaltene Urkunde Bernhards II.) als Edler Herr zur Lippe urkundlich nachweisbar. Nach 1197 trat er dem Zisterzienserorden bei. Als Mönch in Marienfeld erstmals erwähnt (LR NF 1201.06.18), kurz nach 1211 Abt des Klosters Dünamünde bei Riga (LR 4.3260f.), 1218 Gründungsbischof von Semgallen mit Sitz in Selburg (LR 1.149f.). Er stirbt am 30.4.1224 im Kloster Dünamünde (nach LR 1.173).
Er heiratet 1168 eine Gräfin Heilwig von Are-Hochstaden und hatte mit ihr 11 Kinder.
Ausführliche Lebensbeschreibung
Geboren vermutlich um 1140 auf der väterlichen Burg Lipperode als Sohn des Edelherrn Hermanns I. zur Lippe. Die Mutter war eine westfälische Fürstentochter, wahrscheinlich die Schweseter Ederwins von Freckenhorst. Da er der zweite Sohn war, bestimmten ihn seine Eltern für den geistlichen Stand. Eine erste Ausbildung erhielt er auf der Domschule in Hildesheim. Nach dem Tod des Bruders wurde er an den Hof zurückgerufen. Er war Knappe bei Heinrich dem Löwen. Auf der väterlichen Burg in Lipperode wurde er zum Ritter geschlagen.
Schon 1166 war Bernhard Teil des Feldzugs Heinrichs des Löwen gegen Erzbischof Wichmann von Magdeburg und dessen Verbündete. 1179 schlug Bernhard den Grafen Simon von Tecklenburg und verwüstete die Gegend um Soest. Dafür muss er ein Lehen abgeben, dass er am 25.3.1186 wieder zurück erhält. Er gründete die Städte Lippstadt und Lemgo.
Er gründete in Gemeinschaft mit Widukind von Rheda, Ludger von Woldenburg und anderen mit Zustimmung des Bischofs Hermann II. von Münster im Jahr 1185 das Kloster Marienfeld.
Er war seit etwa 1170 verheiratet mit Heilwig Gräfin von Ahr, Tochter des Grafen Ulrich von Ahr. Aus der Ehe ging elf Kinder hervor.
- Hermann II. (regierte 1197-1229), verheiratet mit Oda von Tecklenburg
- Otto, Domprobst von Utrect und dann Bischof von Utrecht (1215-1227)
- Bernhard, Propst zu Emmerich, dann Bischof von Paderborn von 1228-1247
- Dietrich, Propst zu Deventer (gestorben 1227)
- Gerhard, Erzbischof zu Bremen
- Hedelinde, Aebtissin zu Bassum
- Gertrud, gelehrte Äbtissin zu Herford
- Kunigunde, Äbtissin zu Elten im Cleveschen
- Heilwig, vermählt mit Graf Gottfried von Ziegenhain,
- Beatrix, vermählt mit Graf Heidenreich von Lauterberg am Harz
In den 1190er Jahren begann Bernhard an Gicht zu leiden. 1191 unterstützte er noch einmal Heinrich den Löwen. 1197 (?) gab er die Herrschaft ab und beschloss, als Mönch in das Kloster Marienfeld einzutreten. Vorher zog er auf einen Kreuzzug gegen die heidnischen Livländer und nahm am 24.7.1198 am Kampf bei Riga teil. Dann trat er in das Kloster Marienfeld als Mönch ein. Im Jahr 1211 wechselte er zu den Zisterziensern nach Dünamünde, nachdem er vorher zum Priester geweiht worden war. Als Priester nahm er am Feldzug der Liven und Letten gegen die Esten teil. Im Auftrag des Papstes übersah er die Teilung des eroberten Landes. Dann kehrte er nach Deutschland zurück, um neue Soldaten zu sammeln. Im Sommer 1217, nach seiner Weihe zum Bischof durch seinen Sohn Otto (Bischof von Utrecht), wählte er Selburg an der Düna als Bischofssitz.
Als Russen und Litauer einfielen, suchte Bernhard noch einmal Unterstützung in der westfälischen Heimat und kehrte anschließend in sein Bistum zurück. Dort gelang es ihm um 1224, die Esten vernichtend zu schlagen. Er starb Ende April 1224 auf seinem Bischofssitz und erlebte Ende August 1224 die Einnahme der von Russen gehaltenen Festung Dorpat nicht mehr. Er ist im Kloster Dünamünde begraben, das Kloster wurde im Jahr 1228 zerstört.
Literatur
- Lippische Bibliographie 253. 297. 873-876, 946, 1058-1061, II 9890, 10047-10074. Siehe auch Literatur zum Lippiflorium.
- Bernhard II. (1140-1224) : Edler Herr zur Lippe - In: Menschen vom lippischen Boden : Lebensbilder / hg. von Max Staercke. - Detmold : Meyer, 1936. - S. 17-19.
- Reineke, Augustinus: Die Edlen Herren zur Lippe : Bernhard II., der Begünder Lippstadts ; mit 1 Stammtafel. - In: Katholische Kirche in Lippe : 783 – 1983. - Paderborn, 1983. - S. 27 – 34.
- L 2878
- Brandt, Hans Jürgen; Hengst, Karl: Bernhard zur Lippe OCist (1217 - 1224) : Bernardus de Lippia, episcopus Lealensis, Livoniensis aut Selonensis. - In: Die Weihbischöfe in Paderborn / Hans Jürgen Brandt ; Karl Hengst. - Paderborn, 1986. - S. 2 - 6 : Ill.
- IONP 102
- Scholz, Klaus: Bernhard II. zur Lippe. - In: Heimatblätter / Lippstadt. - 66 (1986), S. 45 - 55 : Ill.
- LZ 127.4(66)
- Scholz, Klaus: Bernhard II. zur Lippe. - In: Westfälische Lebensbilder. - Bd. 14. - Münster, 1987. - S. 1 - 37 : Ill.
- Leidinger, Paul: Bernhard II. zur Lippe, Heinrich der Löwe und Barbarossa in den Jahren 1181 – 1184. - In: Ecclesia monasteriensis / hrsg. von Reimund Haas. - Münster, 1992. - S. 23 - 43 : Ill.
- LZ 237.4-2027
- Bernhard II., Edelherr zur Lippe, Zisterzienser, Bischof von Semgallen : * um 1140, + 30. 4. 1224. - In: Deutsche biographische Enzyklopädie : (DBE) / hrsg. von Walther Killy ... - Bd. 1. - München, 1995. - S. 465
- Heydenreich, Heinz-Gerhard: Bernhard II. - Landesherr, Mönch, Abt und Bischof, 1140 – 1224 : eine Untersuchung über sein Wirken in Westfalen-Lippe, Niedersachsen und im Baltikum. – Bielefeld, 1995. - 18, [44] S. : zahlr. Kt., Ill. + 1 Beil.
- 14 L 5170
- Heydenreich, Heinz-Gerhard: Edelherr Bernhard II. zur Lippe und das Baltikum : (*1140, regiert 1168-1196, +1224). – In: Heimatland Lippe 90 (1997).
- Teil 1, S. 186 - 195. http://s2w.hbz-nrw.de/llb/periodical/pageview/6125694
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- Wiersing, Erhard: Vormoderne Lebensformen : als Thema und Herausforderung der Lebenslauf- und Biographieforschung am Beispiel des Edelherrn Bernhard zur Lippe (1140 - 1224). - In: Bios : Zeitschrift für Biographieforschung, oral history und Lebensverlaufsanalysen. - 10 (1997),2, S. [161] – 182
- LZ 237.4-2267
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- Bender, Wolfgang: Bernhard II. zur Lippe. Städtegründer, Bischof, Schwertmissionar. – Lemgo : Landesverband Lippe, 2007. - 42 S. : Ill., Kt.
- 18 L 7193
- Poelchau, Lore: Bernhard II. zur Lippe, Abt von Dünamünde 1211 – 1218. - In: Westfalen und das Baltikum 1200 bis 2000 : 8. Juni - 26. August 2007, Emschertal-Museum Herne, Städtische Galerie im Schlosspark Strünkede / [Hrsg. Stadt Herne - Der Oberbürgermeister. Verantw. für den Inhalt Alexander von Knorre und Wolfgang Kessler. Autoren Wolfgang Kessler ...]. - Herne, 2007. - S. 15 - 29 : Ill., graph. Darst., Kt. - (¬Das Emschertal-Museum ; 90)
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- Darin:
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- Kempkens, Holger: Bernhard II. zur Lippe und die Architektur der Abteikirche Marienfeld. S. [103] – 124.
- Wiersing, Erhard: Ein Mensch im Wandel seiner Rollen : zur Darstellung mittelalterlicher Personalität am Beispiel des Edelherrn Bernhard II. zur Lippe. S. [17] – 32
- Bender, Wolfgang: Bernhard II. zur Lippe und die Mission in Livland. S. [147] - 168
- Kļaviņš, Kaspars: Bernhard II. zur Lippe und die Rezeption Livlands in den Wundergeschichten des Caesarius von Heisterbach. – In: Credo : Christianisierung Europas im Mittelalter ; [26. Juli bis 3. November 2013 ; eine Ausstellung im Erzbischöflichen Diözesanmuseum, im Museum in der Kaiserpfalz und in der Städtischen Galerie Am Abdinghof zu Paderborn ; Katalog in zwei Teilbänden] / hrsg. von Christoph Stiegemann ... [Veranst. Gemeinnützige Ausstellungsgesellschaft Paderborn mbH]. - Petersberg : Imhof. - Bd. 2. Katalog. - S. 647 - 648 : Ill.
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- Wolf, Manfred: Edelherr Bernhard II. zur Lippe. - In: Latvijas Vestures Instituta Zurnals , 2 (2015) S. 5-16. - http://opac.regesta-imperii.de/id/2512724
- Becker, Claudia: "Auf den erreichbaren Vortheil bedacht." - Bernhard II. zur Lippe und Livland. - In: Die Westfälischen Wurzeln der gesellschaftlichen und staatlichen Entwicklung des Baltikums : Spuren und Verknüpfungen : Symposium in Lippstadt, 4. Juni 2016. - Lippstadt, 2019. - Seite 30-43 : 5 Illustrationen
- 18 L 10139
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Quelle: Lippische Bibliographie, Menschen, Linde
29.4.2021 angelegt