Bad Meinberg (Stadt)
Autor: Herbert Stöwer
Bad Meinberg ist seit 1970 ein Ortsteil der Stadt Horn-Bad Meinberg .
Bad Meinberg | |
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GND | http://d-nb.info/gnd/1169351972 (als »Horn-Bad Meinberg-Bad Meinberg«) |
Teil von | Stadt Horn-Bad Meinberg |
Wikipedia |
Geschichte
Historische Entwicklung | |
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Gemeindefläche | 7,46 qkm (1969); 9,23 qkm (1990) |
Ehemaliges Amt | Amt Falkenberg (bis 1405), Amt Horn (1405-1879) |
Kirchengemeinde | Meinberg (1875 und früher) |
Einwohnerzahl | 321 (1609), 415 (1776), 1.855 (1939), 2.862 (1950), 3.765 (1970), 4.689 (2001), 4.602 (2004), 4.572 (2007) |
Bad Meinberg liegt verkehrsgünstig an der Bundesstraße 1, der ehemaligen Kölnischen Landstraße, einer alten und wichtigen überregionalen Verkehrsverbindung. Die Gemeinde bestand bis zur kommunalen Gebietsreform im Jahre 1970 aus den Dorfschaften Meinberg und Wilberg, wurde dann um den bis dahin zur Gemeinde Schönemark gehörenden Teil Wilbergs und den Oberschönhagener Ortsteil Fissenknick vergrößert.
Der ursprünglich Meinberger Ortsteil Wilberg ist eine Waldhufensiedlung, deren Entstehung etwa zwischen 1150 und 1250 anzusetzen ist. Meinberg selbst zeigte ebenfalls besonders im Ostteil der Gemarkung in den Bereichen Kohlenberg und Wagensegge eine Waldhufenaufteilung, an der viele Meinberger Höfe beteiligt waren. Auch Hagenrecht ist in Meinberg nachweisbar. Die Waldhufen in Meinberg dürften im 12./13. Iahrhundert entstanden sein. Neben jüngeren Kampfluren verbleibt darüber hinaus noch ein älterer Siedlungskern in Meinberg, der nach der Corveyer Überlieferung mindestens ins 10. Jahrhundert zurückzudatieren ist. Fissenknick ist dagegen eine neuzeitliche Ansiedlung des 16./17. Jahrhunderts.
Um 978 wird Meynburghun in den Traditionen erstmalig erwähnt. Die Edlen Ova und Bernhard schenkten ihren Besitz in Meinberg dem Kloster Corvey. Auch die späteren Güterverzeichnisse des Klosters Corvey aus dem 12. Jahrhundert (1106-1128) nennen den Haupthof Meginbergen mit den hinzugehörigen Höfen Billirbike, Burchusen, Valehusen, Smidissen sowie Korneinnahmen aus Horne, Marpe, Walpotessen, Altenthorf.
Um 1150 wird eine zur Paderborner Diözese gehörige Kirche in Meinberg genannt. Nach einer Urkunde von 1203 einigten sich Bernhard III., Bischof von Paderborn, und der Abt Wedekind von Corvey wegen des Schlosses Desenberg. Corvey wurde vom Bischof u. a. der von seinen Vorgängern verliehene Zehnt von 28 Mansen in Meinberg bestätigt. Abt Hermann von Corvey übertrug Herbold von Amelunxen 1253 verschiedene bisher anderweitig verpfändete Lehngüter, darunter eine Einnahme aus Meinberg. Das Kollationsrecht der Meinberger Pfarre nahm bis zur Reformation der Abt von Corvey für sich in Anspruch. 1315 wird erstmalig ein Pfarrer zu Meygenberge als Zeuge urkundlich erwähnt.
1326 ist von Fischteichen unter dem Kogelenberg (Kohlenberg) oberhalb der villa Mejenberge die Rede. Nach der Eversteiner Erbverbrüderung einigte man sich 1405 dahingehend, dass Meinberg von Falkenberg zu Horn kommen sollte. Der Zehnt zu Meinberg, den bereits eine landesherrliche Rechnung von 1386 nennt, wurde 1429 an Johan von Molenbeke verpfändet, wechselte mehrfach den Besitzer – darunter Bernd von Silixen, Kloster Möllenbeck und Kloster Blomberg – und wurde seit 1517 als lippisches Lehen von der Familie von Mengersen erhoben, die sich in Meinberg eine Zehntscheune baute (Mittelstraße neben dem jetzigen Lippischen Hof). 1438 verkaufte von Haxthausen die Glocke der verfallenen Schiederschen Kirche an Meinberg. In der Soester Fehde (1447) blieben die Kirchspiele Heiligenkirchen und Meinberg auf Bitten der Stadt Horn verschont.
Die Gebrüder von Quaditz verkauften nach einer Aufstellung von 1452 ihren Hof in Meinberg und zahlreiche Ländereien an Johann Besel. 1470 beschwerte sich Meier Lüdeke beim Pastor zu Meinberg, dass man ihm das Seinige mit Gewalt von des Pastors freien Kirchhofe genommen habe und dadurch den Kirchhof »entfriget«. Im 16. Jahrhundert ist ein Hof im Besitz der Familie de Wendt (früher Barkhausen), ein anderer im Besitz der Kirche zu Cappel nachzuweisen (bisher Kleyge, Bürger zu Blomberg). Als freie Hagengüter werden im 16. Jahrhundert bezeichnet die Pepperlingsbrede (-huve), Prassen Gut und das Lüdekenbrok. Hagenrichter des Hagens zu Meinberg war 1555 Erick Meyer to Meinberge.
Im ältesten Schatzregister wird um 1390 bereits ein Müller »to dem Wiltberge« genannt und ohne Angabe des Ortes Hinke Oldendorp, der aber wohl auch in Wilberg ansässig war. Die Notiz im Steuerregister ist die älteste bisher bekannte, leider nicht genau datierte Erwähnung Wilbergs, und zwar des Meinberger Teils mit seinen vier ältesten Höfen südlich der Werre. Der untere und jüngere Teil Wilbergs gehörte zum Amt und zunächst auch zum Kirchspiel Detmold.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde Meinberg durch Kriegseinwirkungen und die Pest 1636 arg mitgenommen, das beweisen die 1652 wüstliegenden Kolonate: 1 Großkötter, 1 Mittelkötter, 12 Kleinkötter, zu Wilberg: 1 Kleinkötter. An den Siebenjährigen Krieg erinnert der Flurname Schanzenberg, weil sich hier englische Truppen unter Marschall Granby verschanzten, während die Franzosen 1761 Horn belagerten.
Heilbrunnen
1676 machte Cunaeus (Andreas von Keil) zuerst auf die Heilwirkung der Meinberger Quellen aufmerksam. Nach zwei Jahren gab es in Meinberg einen in Stein gefassten Brunnen. 1736 wurden die Quellen aufgeräumt und gefasst. Leutnant Jacobi schlug 1739/40 vor, sie durch Bohrung ertragreicher zu gestalten. Graf Simon August zur Lippe ließ 1762 das Wasser von dem Landphysikus Dr. Trampel untersuchen. Fünf Jahre später nahm bereits der »Curort« seinen Badebetrieb auf. Unter Aufsicht des Oberförsters Feige wurde 1768 der Kurpark angelegt. Die Bedeutung des Kurorts Meinberg basierte auf dem Moor, der trockenen Kohlensäure aus der größten balneologisch genutzten Kohlensäurequelle und dem Mineralwasser. Um 1780 entdeckte man eine Schwefelquelle, deren volle medizinische Anerkennung aber erst 1820 begann. Alle auf dem Brunnenplatz befindlichen Häuser waren der Amtsjurisdiktion nicht unterworfen.
Der Name des Ortes wurde erst 1903 von »Meinberg« zu »Bad Meinberg« geändert.
Bevölkerungsentwicklung, Wirtschaft
Neben dem Prediger-, Küsterhaus und dem freien Curtius-Krug nennt das Salbuch von 1782 63 Kolonate: 3 Halbspänner, 5 Großkötter, 10 Mittelkötter, 6 Kleinkötter und 39 Hoppenplöcker, Straßenkötter bzw. Neuwohner. 1776 gab es in Meinberg an nichtbäuerlichen Tätigkeiten: 3 Schreiner, 3 Schneider, 2 Schmiede, 2 Zimmerleute und 1 Schuster. Nach der Clostermeierschen Landesbeschreibung von 1786 existierte in Meinberg bereits eine Schule. Als vom Amtszwang befreit werden das Trampelsche und das Helwingsche Haus genannt. 1857/1858 erfolgte die Aufteilung des gemeinschaftlichen Besitzes (Meinberger Gemeinheit und Kirchenholz) in einer Größe von fast 170 Scheffelsaat.
1961 waren 327 nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten mit 1.738 Beschäftigten vorhanden. Es handelt sich um Kur-, Gewerbe- und Handwerksbetriebe. Die Landwirtschaftsbetriebe haben inzwischen ihre Tätigkeit vom Vollerwerb auf Nebenerwerb umgestellt. Das ehemalige Bauerndorf hatte sich zu einem Kurort entwickelt. 1903 wurde dem Kurort die Bezeichnung Bad verliehen. Seit 1908 bestand eine Aktiengesellschaft für das Bad, die als Lippische Staatsbad AG 1933 aufgelöst wurde. Damit entstand das Lippische Staatsbad Meinberg.
Der Domanialbezirk Bad Meinberg wurde 1919 mit dem Gemeindebezirk vereinigt. Die Badeverwaltung fiel nach dem Zweiten Weltkrieg an den Landesverband Lippe, der eine rege Bautätigkeit entfaltete. 1996 erfolgte die Umwandlung des Bades in die Staatsbad Meinberg GmbH.
In der Zeit von 1924-1951 war Meinberg durch eine Straßenbahnlinie mit Horn verbunden.
Einen großen Aufschwung erlebte Meinberg im 19. und 20. Jahrhundert. Während man 1899 noch 931 Kurgäste zählte, waren es 1949 bereits 7.500 und 1965: 32.403. Die höchste Gästezahl erreichte Meinberg 1991 mit 37.716 Kurgästen. Mit dem Aufstieg Meinbergs als Kurort parallel erfolgte 1928 die Anlegung des Berggartens, 1953/1955 des Seeparks durch Aufstauung der Werre, 1962/65 des Silvaticums in einer Größe von 40 ha. Dann setzte eine rückläufige Entwicklung ein. Bis 2002 hatte sich die Zahl der Kurgäste um mehr als ein Drittel verringert. Neu hinzugekommen ist die Behandlung von Tinnitus-Erkrankungen. Es gibt auch Bestrebungen, sich der ganzheitlichen Medizin und neuen Heilmethoden mehr zuzuwenden.
In Bad Meinberg befinden sich außer der ev. Kirche eine kath. Christus-Königs-Kirche sowie Gotteshäuser der Freikirchen. Die Bewohner der zum Amt Detmold gehörenden Ortsteile Fissenknick (Oberschönhagen) und Wilberg (Schönemark) wurden 1778 von Detmold nach Meinberg umgepfarrt. Seit der kommunalen Neugliederung im Jahre 1970 gehören Fissenknick (bisher Oberschönhagen) und der bis dahin zu Schönemark gehörende Teil von Wilberg zu Bad Meinberg, wo sie – wie die früher selbstständigen politischen Gemeinden – eigene Ortsteile innerhalb der Stadt Horn-Bad Meinberg bilden.
Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten
- Romanische Dorfkirche (1882 und 1927 erweitert)
- Wartturmruine auf dem Kohlenberg (259 m)
- Badeort insbesondere für Tinnitus-, Rheuma-, Herz- und Kreislauferkrankungen, mit modernem Bewegungszentrum (1973)
- Kurpark (1768 als spätbarocke Anlage entstanden, 1785 umgestaltet, seit 1820 englische Form) mit Brunnentempel von 1841/42 und barockem Logierhaus der lippischen Fürsten von 1770
- Bergkurgarten
- Silvaticum (1962/1965), mit Bäumen aller Kontinente in ihren natürlichen Pflanzengesellschaften
- Denkmal »Fürstin Pauline auf einer Parkbank«
- Aura-Zentrum (Blindenkurheim seit 1964)
- Gerontopsychiatrische Tagesklinik des Gemeindepsychiatrischen Zentrums (GPZ) seit 2006
- Kurhäuser (ehemalige Logierhäuser) Stern (1769-1773) und Rose (1775) als zweistöckige Fachwerkbauten
- Yoga-Seminarhaus (2003) des »Yoga Vidya e.V.«
- Senioren-Uni seit 2006 (Europäisches Zentrum für universitäre Studien der Senioren • EZUS)
- Fachwerkhäuser in Wilberg unter Denkmalschutz
- Neugeschaffener Dorfplatz mit Gedenkstein zur 600-Jahr-Feier
- Fachwerkspeicher mit Steinuntergeschoss von 1828 auf dem Hof Erich (Nr. 1), 1964 abgebrochen
- Fissenknicker Windmühle/ 1847 erbaut, 1901 ausgebrannt, dann wiederhergestellt
Literatur
Alte Ansichten und Pläne
Kurpark von Bad Meinberg, Kupferstich von A. A. Beck, Braunschweig 1775 [StAD], - siehe Wiedergabe in Originalgröße, in: Stöwer, 1983, Nr. 37. Grundriss und Prospekt des Bades Meinberg, Kupferstich von 1778 [Privatbesitz], – siehe Wiedergabe in Originalgröße, in: Stöwer, 1983, Nr. 36. Allee im Kurpark Bad Meinberg, Bleistiftzeichnung, 1855, und Glockeninschrift der Glocke (vor 1400), Tuschzeichnung, 1873, von Emil Zeiß (StAD, LLB), – siehe Meier/Scheef /Stiewe, 2001, WV 78 und 79.
Weitere Ansichten und Pläne bei Nohl, 1967, u. a. Einband, S. 21, 24, 27, 55 und 59.
Ortsgeschichte
- Diekmann, Wolfgang (Hrsg.): 100 Jahre Bad: Bad Meinberg – Jubiläum für einen Jungbrunnen. Mit Beiträgen von Lothar Albertin u. a., Horn-Bad Meinberg 2003.
- Wilberg, Günther: 600 Jahre Wilberg 1392-1992, Festausgabe, Wilberg 1994.
- 225 Jahre »Curort« Bad Meinberg. In: Heimatland Lippe 85 (1992), Nr. 7/8. - https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/5971782
- Dörenmeyer, Walter: Die Kurparkanlagen in Bad Meinberg. – In: Heimatland Lippe 78 (1985), S. 134-141.
- 1000 Jahre Meinberg. In: Heimatland Lippe 71 (1978), Nr. 5. - https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/5892101
- Nohl, Günther: Berichte vom Meinberger Brunnen im Land Lippe, Bad Meinberg 1967.
s. auch Isermann, 1890/ 1977, u. a. S. 205-211.
- (Quelle) Herbert Stöwer: Lippische Ortsgeschichte : Handbuch der Städte und Gemeinden des ehemaligen Kreises Detmold. - Lemgo: Landesverband Lippe, 2008. - 600 S. : zahlr. Ill., Kt. - ZXIU 101. - S. XXX
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